@scusi:
Habe keine Lust, die ganze Diskussion jetzt erneut aufzurollen. Aber an zwei Punkten möchte ich doch noch einmal ganz vehement widersprechen:
1. Der Zusammenhang Doktortitel-Verteidungsminister ist ganz klar gegeben. Eine schon fast schizophren anmutenden Aufspaltung der Persönlichkeit der Person Guttenberg ist vollkommener Unfug, denn er hat - wie jeder andere auch - nur eine einzige. Und ganz nebenbei: jedem kleinen Beamten/Soldaten wird aufgebürdet, dass er mit massiven dienstrechtlichen Konsequenzen zu rechnen hat, wenn er sich privat falsch verhält. Das kann dann auch für die politischen Spitzen ohne Weiteres genauso gelten.
2. Dass das Scheinargument, nämlich dass es wichtigere Sachen gäbe, um die man sich kümmern sollte, auch Unfug ist, steht für mich außer Frage! So gesehen gibt es für 99,9 % aller Temen immer eine noch wichtigere Sache. Demnach brauchen wir uns nur noch über Leben oder Tod unterhalten. Dass auch gerade die Vorgänge um seine Doktorarbeit so immens hohe Wellen geschlagen haben, hat er sich zum Großteil auch ganz alleine zuzuschreiben. Er bastelt bereits seit geraumer Zeit unter Zuhilfenahme weiter Teile der Medien (Bild, Bunte, Kerner etc.) an der "Lichtgestalt" zu Guttenberg. Hat ja alles so gut funktioniert, dass anscheinend ganz vielen Mitbürgerinnen und Mitbürgern der äußere Schein der "Marke Guttenberg" schon viel wichtiger war, als deren Inhalt (so überhaupt in ausreichendem Maße vorhanden). Wer selbst so massiv am guten Bild mitbastelt, darf sich nicht wundern, wenn es ihm im negativen Sinne genauso heftig auf die Füße fällt. Im Übrigen hat er doch sehr mit seiner Gradlinigkeit und seinem an Werten orientierten Adelsstand kokettiert. Auch daran musste er sich letztlich messen lassen.
Abseits davon:
Der Rücktritt war überfällig und selbst aus parteitaktischer, politischer Sicht zu spät.
Guttenberg hat bei seiner ersten Pressekonferenz, als er alles noch als "abstrus" abgetan hat, den Moment verpasst, die "Hosen herunter zu lassen".
Das hätte ihm möglicherweise sein Amt erhalten. So hat er aber mit seiner Salamitaktik, also immer nur das zuzugeben, was eh schon nicht mehr geleugnet werden konnte, sein eigenes Grab geschauftelt.
edit:
@ tj möcht nicht wissen für was der wissenschaftliche Dienst noch so alles mißbraucht wird, ist doch wie überall, wenn man sich arbeit ersparen kann, dann tut man das, wie mit "ich kenn einen der weiß in welchem Buch es steht und der kennt einen der weiß wos im buch steht" usw.
Wenn du so argumentierst, dann öffnest du doch jeglicher Gaunerei Tür und Tor und stellst generell einen "Persilschein" aus. Ein persönliches Unrecht wird nicht dadurch besser, in dem es vielleicht andere gibt, die genau das gleiche getan haben, aber dabei nicht erwischt wurden. Es muss nur für andere das gleiche Recht gelten.
Und wenn ich das wiederum umdrehe, kann das auch für zu Guttenberg nur heißen, wenn er Offizier an einer Bundeswehrhochschule gewesen wäre und hätte genau das gleiche getan, wäre er schon längst aus dem Dienst entfernt worden.