Thema: Karstadt-Schliessung in Kaiserslautern
„Todesstoß für die Innenstadt"
Die am Dienstag angekündigte Schließung der Kaiserslauterer Karstadt-Filiale zum 31. März 2010, durch die rund 190 Menschen arbeitslos zu werden drohen, erregt die Menschen in der Region sehr nachdrücklich.
(...) Die Schließung von Karstadt ist der Todesstoß für die Lauterer Innenstadt. Kaum noch ein Grund, nicht auf die grüne Wiese auszuweichen.
Für die Mitarbeiter wird es schwer werden, in der Region eine neue Anstellung zu finden. Eine Region, in der Traditionsunternehmen schließen oder knapp überleben. In der Großbäckereien ihre Filialen mit Lehrlingen und 400-Euro-Kräften betreiben. Supermärkte beschäftigen „Praktikanten" und Halbtagskräfte und die arbeiten bis in den späten Abend. Große Unternehmen arbeiten lieber mit Personalleasingfirmen zusammen, anstatt Fachpersonal einzustellen.
Und wir als Verbraucher unterstützen diese Personalpolitik mit unserem Kaufverhalten. Karstadt hatte auch den meisten Umsatz, wenn es Prozente beim Vorteilskauf gab. Diese Prozente muss man sich ab April 2010 wohl an anderer Stelle holen.
Zuvor darf man sich beim Ausverkauf, am besten an einem Adventssonntag, noch sein Schnäppchen sichern. Quelle lässt grüßen.
Michael Krier, Hirschhorn
„Verantwortungslose
Ungeheuerlichkeit"
Mit Entsetzen musste ich (...) hören und lesen, dass die Filiale zum 31.März 2010 schließen wird. Diese Vorgehensweise ist eine verantwortungslose Ungeheuerlichkeit, aus der die bodenlose Profitgier einzelner Konzern-Bosse und die Rücksichtslosigkeit gegenüber Karstadt-Mitarbeitern klar hervorgehen.
Die Schließung des letzten Kaufhauses in Kaiserslautern bedeutet für die Bürgerinnen und Kunden dieser Stadt einen enormen Verlust!
Mit einem Kaufhaus wie Karstadt, wo man Einkäufe wie Schmuck über Unterwäsche, Kleidung, Schreibwaren, Spielsachen, Kurzwaren bis hin zu elektronischen Geräten alles unter einem Dach erledigen kann, trägt ein Konzernvorstand auch Verantwortung gegenüber den Einwohnern einer Stadt.
Wo bitte kann zum Beispiel ein älterer Mitbürger, dem es nicht möglich ist nach Saarbrücken oder Mannheim zu fahren, Einkäufe dieser Art dann noch erledigen? Wie stellen sich der Einzelhandel und die Stadt nach der Schließung der Filiale nach außen dar?
Erschwerend hinzu kommt, dass es für die meisten Mitarbeiter nahezu aussichtslos ist in Kaiserslautern einen anderen Arbeitsplatz zu finden. Pia Armbrust, Kaiserslautern
„Geschockt, traurig
und wütend"
Geschockt, traurig und zum Schluss wütend las ich von der geplanten Schließung des Kaufhauses Karstadt.
Sobald sich alle Menschen emotional gefasst haben, sollten wir alle über Alternativen nachdenken.
Wer braucht wen? Eine Konzernführung, die wie in diesem Fall das Aus für Karstadt Kaiserslautern beschließt, brauchen wir sicherlich nicht.
Wer ist wir? Wir, das sind alle Lauterer. (...) Es sind die Beschäftigten, Kunden, es sind Kaiserslauterns politisch Verantwortliche. Wir alle wissen, dass unsere Stadt (und darum geht es auch) ohne ein Kaufhaus in ein Dorf (einkaufstechnisch gesehen) verwandelt würde. Der übrige Einzelhandel möge mir den Begriff Dorf bitte verzeihen, alle Geschäfte und Dienstleistungen sorgen natürlich für die Attraktivität einer Stadt.
Vielleicht sollten wir mal gesellschaftlich darüber nachdenken, Arbeit zu finanzieren und nicht die Arbeitsplatzlosigkeit der Betroffenen.
Wir brauchen diesen Konzern nicht, um ein qualitativ gutes und attraktives Kaufhaus in Kaiserslautern zu betreiben. Wir haben die Kompetenz hier mitten unter uns, es sind die Frauen und Männer bei Karstadt. Lassen wir nicht zu, dass sie trotz ihres erfolgreichen Arbeitens bald in die Einkommenswüste geschickt werden.
Wie wäre es denn, wenn sich alle Beschäftigten (...) und eventuell auch interessierte Bürger zusammenschließen um eine Konsumgenossenschaft (Infos bei Wikipedia) zu gründen? Unser Rechtssystem gibt uns diese Möglichkeit, wir müssen es nur für unsere Zwecke nutzen. Sicherlich finden wir in unserem Kaiserslautern juristisch gebildete Menschen, die uns bei der Gründung dieser Konsumgenossenschaft mit ihrem Wissen unterstützen. Wir können also, ohne die Revolution ausrufen zu müssen, unser gutes Recht nutzen, um uns von Konzernentscheidungen zu emanzipieren.
Damit es gelingt, brauchen wir sicherlich die Unterstützung von vielen auch die von Stadt und Land. Doch wäre es nicht der Mühe wert, es wenigstens mal zu versuchen? Wo steht geschrieben, dass wir uns immer wieder von diesen so genannten Konzernlenkern über den Tisch ziehen lassen müssen? (...)
Ich behaupte nicht, dass es leicht sein wird. Doch es wird sicherlich leichter sein, als sich dem Schicksal der Arbeitsplatzlosigkeit oder der Ohnmacht zu ergeben. (...)
Ob ein solches neues Kaufhaus profitabel wirtschaften kann? Selbstverständlich wird es das, denn es hat sich nicht nur selbst getragen, es hat auch noch die Konzernspitze gefüttert. (...)
Das müsste auch unserem Oberbürgermeister und unserem Stadtrat gefallen. Die Kompetenzen sind vorhanden. (...)
Genoveva Brandenburger,
Kaiserslautern
„Kämpfen wir
gemeinsam"
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, kämpfen wir gemeinsam um Karstadt, gegen den Abbau der Arbeitsplätze durch das Kapital, gegen den Verlust von Daseinsvorsorge, durch die Schließung des letzten Kaufhauses in Kaiserslautern, gegen die Verödung der Innenstadt.
Wenn alle Verantwortlichen gemeinsam handeln, könnten 10.000 demonstrieren. Eine Illusion? Nein. Der Oberbürgermeister kommt an der Spitze mit allen städtischen Beschäftigten, der Landesvater weist seine in der Stadt beschäftigten Landesbediensteten zur Teilnahme an, die Gewerkschaften fordern ihre Mitglieder zur Teilnahme auf und die Betriebe schicken Abordnungen oder ihre Kurzarbeiter. Die Kirchen fordern von der Kanzel zur Teilnahme auf, die Schulen kommen mit den Lehrern und Schülern. Die Erzieherinnen kommen mit den Kindern und die Betriebe der Stadt mit ihren Beschäftigten und Fahrzeugen, die Universität mit den Professoren und Studenten. Der Einzelhandel schließt und kommt mit den Besitzern, Geschäftsführern und Beschäftigten. Der FCK kommt mit seinen Angestellten, für deren Vergütungen er vom Steuerzahler einen Mietnachlass wünscht.
Illusion? Dann bleibt jeder vor dem Fernseher im Sessel sitzen und träumt weiter von den Demonstrierenden in Frankreich, Italien und Spanien. (...)
Bürgerinnen und Bürger, steht endlich auf und kämpft. Alle. Für Karstadt, für die Beschäftigten, für Kaiserslautern, für die Westpfalz. Vorgestern Pfaff, gestern Coca-Cola, heute Karstadt. Und morgen?
Ralf Schmutzler, Kaiserslautern
„Dann fährt man
halt woanders hin"
(...) Die Schließung ist meiner Meinung nach beschlossene Sache. Denken die Herren, dass ihr Aufstand noch eine Kehrtwende herbeiführt und irgend jemand zum Umdenken bewegt? Mit Sicherheit nicht.
Mensch Leute, das Leben geht weiter, mit oder ohne Karstadt. Dann fährt man halt wieder wie früher und/oder eh und je nach Saarbrücken oder Mannheim.
(...) Leider kann ich auch den momentanen „Superumsatz" und den massenhaften Kundenansturm nicht verstehen. Jahrelang war abends nach 17.30 Uhr außer vereinzelten Verkäufern, die sich rege miteinander unterhielten und sich eigentlich nicht wirklich um die Kundschaft bemühten, weit und breit keine Kundschaft zu sehen.
Mir scheint, dass die vermeintlichen jetzigen Kunden in Wirklichkeit nur Schnäppchenjäger sind, die schon mal vorab nachschauen wollen, was es in naher Zukunft abzustauben gibt. Mit Solidarität hat das eigentlich nichts zu tun. Heutzutage steht sich doch jeder selbst am nächsten und schaut, dass er alles „abgreifen" kann, was nicht niet- und nagelfest ist. Warum soll das hier anders sein? (...)
Martina Anctil, Kaiserslautern
DICKR
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Pfälzische Volkszeitung
Ausgabe: Nr.282
Datum: Freitag, den 04. Dezember 2009
Seite: Nr.25
"Deep-Link"-Referenznummer: '5801828'
Präsentiert durch DIE RHEINPFALZ Web:digiPaper