Karstadt / Neues Einkaufszentrum

Schöne Scheiße...
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Karstadt-Mitarbeiter enttäuscht
Die Karstadt-Mitarbeiter fühlen sich nach den Worten des Betriebsratsvorsitzenden Heinrich Hermann betrogen. Noch vor drei Wochen habe die Konzernleitung gesagt, die Schließung der Kaiserslauterer Karstadt-Filiale stehe nicht zur Debatte. Am vergangenen Wochenende habe Karstadt das beste Geschäftsergebnis gemacht, das jemals an einem verkaufsoffenen Sonntag erzielt wurde. Zur Zeit werden die 180 Mitarbeiter von einem Karstadt-Vorstandsmitglied über die bevorstehende Schließung am 31.März kommenden Jahres informiert.
Quelle
 
Sehr schlecht für die Stadt und für alle Betroffenen in Kaiserslautern aber irgendwo auch verständlich aus Sicht von Karstadt. Die Stadt leidet natürlich darunter, ob sich ein Nachmieter finden lässt kann auch eher bezweifelt werden, womit ein weiteres Stadt Innenstadt sterben wird.

Über die Art und Weise lässt sich dann aber scheinbar doch trefflich streiten.
 
Das ist schon ein harter Schlag! Vor 3 Wochen noch voller Hoffnung und jetzt diese Entscheidung. Die Mitarbeiter fühlen sich zurecht verarscht! Die ganzen zu Geständnisse die gemacht wurden, alles für die Katz!



Wie RC schon sagte, mit dem Karstadt stirbt ein ein großer Bestandteil der Fußgängerzone und der Stadt selbst!
 
Sehr schlecht für die Stadt und für alle Betroffenen in Kaiserslautern aber irgendwo auch verständlich aus Sicht von Karstadt. Die Stadt leidet natürlich darunter, ob sich ein Nachmieter finden lässt kann auch eher bezweifelt werden, womit ein weiteres Stadt Innenstadt sterben wird.
Über die Art und Weise lässt sich dann aber scheinbar doch trefflich streiten.


für die stadt eine Bankrotterklärung - schade. Macht eben ein neuer KIK auf und die Parkplätze werden erweitert. Strategisch für die Stadt ein schuß ins Knie, denn potentielle Shopper wandern ab.

Schad eigentlich.
 
hab es eben bei radio salü gehört,hat mich echt getroffen!

jetzt ist ja kaum mehr was los in kaiserslautern.im moment kommts es ja echt knüppeldick für die westpfalz.

komisch vor paar wochen wurden doch einige standorte genannt ,die geschlossen werden,aber da war KL nicht dabei,da hatte ich mich noch gefreut und jetzt sowas....
 
Wenn Karstadt jetzt geschlossen wird! muß die Stadt eine andere Kaufhauskette finden die sich in der Stadt nieder lassen will und das Kaufhaus von Karstadt übernehmen will. Denn sonst stirbt die Innenstadt von Kaiserslautern langsam aus!
 
Wenn Karstadt jetzt geschlossen wird! muß die Stadt eine andere Kaufhauskette finden die sich in der Stadt nieder lassen will und das Kaufhaus von Karstadt übernehmen will. Denn sonst stirbt die Innenstadt von Kaiserslautern langsam aus!


achwas dann kommt eben ein "1€ Megastore" hin, die lauterer innenstadt ist inzwischen sowas von unattraktiv geworden (1€ läden,handygeschäfte etc), dass ich meine einkäufe mit der praktischen s-bahn verbindung in "LU-OST" erledige
 
Kaufhäuser wie Karstadt haben in den Innenstädten keine Chance mehr. In KL war noch der Vorteil des Parkhauses ansonsten wäre dort schon längst der Ofen aus. Wundere mich, daß C&A noch in der Eisenbahnstraße ist. Dort isses ja genauso unmöglich mit den Parkplätzen.
 
Da bleibt doch eigentlich nichts mehr in Kaiserslautern - oder?



Vor vielen Jahren hat Wertheim dicht gemacht, danach Hertie und jetzt Karstadt.

Eine Innenstadt ganz ohne großes Warenhaus ist an und für sich gar nicht vorstellbar.



Ganz unabhängig davon empfinde ich großes Bedauern für die dortigen Beschäftigten. Wo sind denn die Alternativen für ihre weiter berufliche Zukunft?
 
Ganz unabhängig davon empfinde ich großes Bedauern für die dortigen Beschäftigten. Wo sind denn die Alternativen für ihre weiter berufliche Zukunft?


In Kaiserslautern auf keinen Fall! KL ist was das angeht Tod! Die einzige Chance die jetzt noch da wäre, ist das ein Kaufhof hierher kommt! Wenn das nicht passiert, wird es verdammt schwierig hier in KL was zu finden. Vorallem weil sich 180 Personen sicherlich auf die wenigen Stellen bewerben die es hier in KL gibt!
 
Ohne Karstadt ist die Innenstadt ja nix mehr
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Sehr sehr schade. Da hat man eigtl, ausser Lebensmitteln halt, alles gekriegt was man so wollte und brauchte.

Könnt mir aber vorstellen, dass das für eine Galeria Kaufhof interessant wäre. Oder eben als großes Kaufhaus mit verschiedenen Läden drin (Starbucks z.b.). Nur wer baut um? Und wie lange wird das Gebäude leer stehen?

Sehr sehr schade..
 
Karstadt schließt bundesweit 13 Filialen

Aus für Kaiserslautern gestern offiziell bestätigt - Bei den Mitarbeitern in der Westpfalz herrschen Trauer, Wut und Fassungslosigkeit



ESSEN/Kaiserslautern (rtr/ita). Der insolvente Warenhauskonzern Karstadt schließt bis zum Frühjahr 13 Filialen, darunter die in Kaiserslautern. Davon sind knapp 1200 Mitarbeiter betroffen.



Für die restlichen 120 Kaufhäuser - davon 86 Warenhäuser, 26 Sporthäuser und acht Schnäppchencenter, darunter das in Ludwigshafen, - mit mehr als 25.000 Mitarbeitern soll über einen Insolvenzplan im nächsten Jahr ein Käufer gefunden werden. Das teilte Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg gestern mit.



Durch Zugeständnisse der Vermieter, die in Verhandlungskreisen auf bis zu 160 Millionen Euro beziffert wurden, seien einige Filialen gerettet worden. Mit den Vermietern war wochenlang verhandelt worden. Die Beschäftigten, Lieferanten und Dienstleister hatten ebenfalls Beiträge zur Sanierung geleistet.



Ursprünglich standen 17 Filialen zur Disposition. Die Schließung von sechs davon hatte die Insolvenzverwaltung bereits vor drei Wochen verkündet. „Durch die Sanierungsbeiträge der Gläubigergruppen können wir einige Filialen weiterführen, die ursprünglich auf unserer Prüfliste standen', erläuterte Görgs Warenhausbeauftragter Rolf Weidmann. Die drei Premium-Warenhäuser in Berlin (KaDeWe), München (Oberpollinger) und Hamburg (Alsterhaus) - die der Ex-Chef des Mutterkonzerns Arcandor, Karl-Gerhard Eick, noch zur Disposition gestellt hatte - sollen nun fester Bestandteil des Karstadt-Konzepts bleiben.



Von den Standorten Kaiserslautern und Ludwigsburg zieht sich Karstadt dagegen völlig zurück. In zehn weiteren Städten, in denen der Konzern mehrere Läden unterhält, etwa in Hanau, werden bis März Karstadt-Häuser oder deren Ableger geschlossen. In Kaiserslautern bestimmten gestern Trauer, Wut und Fassungslosigkeit die Gefühle der 180 Mitarbeiter. Sie waren am Morgen von der Unternehmensleitung über die Schließung ihrer Filiale zum 31. März 2010 informiert worden. Begründet worden sei das Aus für das Haus am Fackelrondell nicht. Betriebsratsvorsitzender Hermann Heinrich fasste anschließend zusammen: „Der wahre Grund wurde uns nicht gesagt." Die Konzernleitung habe die Lauterer Mitarbeiter in den letzten Jahren „nach Strich und Faden belogen", indem immer wieder betont worden sei, der Standort in der Westpfalz sei nicht gefährdet.



Geschäftsführer Michael Sauter sprach von „einem hochdramatischen Tag". Es gebe kaum einen Mitarbeiter, dessen Existenz nicht von Karstadt abhänge: „Ich trage tiefe Sorge für meine Belegschaft." Unter den Beschäftigten spielten sich dramatische Szenen ab, das Rote Kreuz musste wegen Zusammenbrüchen mehrere Einsätze fahren.



LISMANO



Quelle:

Verlag: DIE RHEINPFALZ

Publikation: Pfälzische Volkszeitung

Ausgabe: Nr.280

Datum: Mittwoch, den 02. Dezember 2009

Seite: Nr.4

"Deep-Link"-Referenznummer: '5791851'

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„Wir wurden nach Strich und Faden belogen und betrogen"

Die Karstadt-Schließung ist seit gestern Morgen traurige Gewissheit. Die Konzernleitung verkündete hinter verschlossenen Türen am Fackelrondell das Aus der Filiale Kaiserslautern zum 31. März 2010. Gestern blieb das Haus geschlossen, die Mitarbeiter rangen um Fassung.



Von Marita Gies



„Mir fehlen die Worte", sagte ein bleicher, sichtlich um Selbstbeherrschung ringender Geschäftsführer. Michael Sauter nannte den gestrigen Dienstag, als die Konzernleitung der Belegschaft das Ende ihrer Filiale ankündigte, einen „hochdramatischen Tag".



Der Betriebsratsvorsitzende Hermann Heinrich fand deutliche Worte in Richtung Konzern: „Wir wurden von der Unternehmensleitung nach Strich und Faden belogen und betrogen. Das Geschäftsgebahren bestand aus Lüge, Betrug und Hintergehen." Bis vor etwa drei Wochen habe die Zentrale den Lauterern erklärt, ihr Standort werde weiterentwickelt, Kaiserslautern sei nicht von Schließung bedroht. Zum ersten Mal, so Heinrich, sei am 18. November gesagt worden, man habe schon vor zwei Jahren erkannt, dass es für die Kaiserslauterer Filiale keine Zukunft gebe. Der „wahre Grund" für die Schließung sei auch gestern Morgen nicht gesagt worden, konstatierte er.



Heinrich, der am Montag noch zusammen mit Geschäftsführer Sauter nach Essen zur Konzernleitung gereist war und retten wollte, sollte es noch etwas zu retten geben, rechnete vor: 30 Jahre habe das Lauterer Haus Millionen von Gewinnen geschrieben, es seien hunderttausende von Euro investiert worden, nur um jetzt doch vor dem Ende zu stehen.



Heinrich kündigte für Donnerstag, 3. Dezember, 9 Uhr, eine öffentliche Mitarbeiterversammlung auf dem Vorplatz an. Man wolle mit „den Menschen, die uns unterstützen, reden"; mit Stadtverwaltung, Kunden, anderen Betroffenen, wie den Opel-Mitarbeitern.



Thomas Schulz, Pressesprecher des Insolvenzverwalters Görg, erklärte, Kaiserslautern müsse „nach gründlicher Prüfung der Wirtschaftlichkeit" aufgegeben werden. Betroffen seien am Fackelrondell 191 Mitarbeiter inklusive Gastronomie. Für die Schließung habe es „ein Bündel von Gründen" gegeben. Nicht allein die Zahlen der Vergangenheit seien angeschaut worden, auch die wirtschaftlichen Perspektiven. Verhandlungen mit dem Vermieter hätten zudem dazu geführt, dass „eine Fortführung nicht darstellbar" gewesen sei. Lokal seite 3 , Wirtschaft



REDZIMH



Quelle:

Verlag: DIE RHEINPFALZ

Publikation: Pfälzische Volkszeitung

Ausgabe: Nr.280

Datum: Mittwoch, den 02. Dezember 2009

Seite: Nr.15

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Zur Sache: Reaktionen auf Karstadt-Schließung



Oberbürgermeister Klaus Weichel bezeichnete die Karstadt-Schließung als herben Schlag für die Stadtentwicklung. Das Kaufhaus sei ein Frequenzbringer für Kaiserslautern, habe mehr Umsatz gebracht als an Kaufkraft in der Stadt selbst vorhanden sei. „Wir brauchen hier ein Kaufhaus", folgerte Weichel. Die städtebauliche Entwicklung rund ums Fackelrondell sei seit Jahren im Gange, müsse weiterbetrieben werden. Die Immobilie gehöre einem Fonds, unklar sei noch, an wen sie verkauft werde. Die Situation der Mitarbeiter gehe ihm unter die Haut, so der OB, der ihre Lage mit denen von Opel, Coca-Cola oder Pfaff verglich.



„Skandalös und unverantwortlich gegenüber den Mitarbeitern" nannte Landtagsabgeordnete Ruth Leppla die Schließung. Den Beschäftigten werde die Existenzgrundlage entzogen „und das in einer Region, die keine Alternativen zu bieten hat". Für Kaiserslautern als Oberzentrum sei es zudem ein Unding, kein Kaufhaus mehr zu haben.



Hans-Joachim Omlor, Chef der Arbeitsagentur, ist total enttäuscht. „Ein Schlag für die Mitarbeiter, jetzt gehen erst mal 190 Arbeitsplätze verloren", sagte Omlor. Der Einzelhandel sei im Agenturbezirk die größte Einzelbranche mit 8000 Beschäftigten, in einer so großen Branche böten sich auch alternative Beschäftigungen. In der stark von Frauen geprägten Branche herrsche eine größere Fluktuation. Eine gut ausgebildete Fachverkäuferin habe durchaus Chancen, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Wichtig sei jetzt die schnelle Vermittlung, um eine nahtlose Weiterbeschäftigung zu sichern. Dabei könnten auch Qualifizierungs- und Schulungsmaßnahmen helfen.



Der Einzelhandel bedauere die Schließung, sagte Matthias Pallmann, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes. Kaiserslautern habe eine Vielzahl von Geschäften auf der grünen Wiese, das sei in Deutschland beispiellos. In den letzten Jahren habe die City einen Frequenzverlust von 30 Prozent verzeichnen müssen. Karstadt und Quelle seien sicher kein Lauterer Problem, „aber bei besseren Rahmenbedingungen hätte Karstadt hier vielleicht eine Chance gehabt", sagte Pallmann. Alles, was in die Immobilie kommt, müsse nachhaltig sein. Ein Einkaufszentrum oder eine Mall sehe der Einzelhandel kritisch. Erfahrungen in anderen Städten zeigten, dass darunter andere Ecken in der Innenstadt leiden.



Walter Scherer von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft sieht in der Schließung eine Katastrophe für die Mitarbeiter, den Wirtschaftsstandort und Kaiserslautern als Einkaufsstadt. Bestreben müsse sein, dass die Immobilie nicht ein Jahr lang leer stehe. „Am besten wäre wieder ein Kaufhaus, ein Einkaufszentrum mit Maß wäre auch eine Option", sagte Scherer. Die Stadt habe ein Einzugsgebiet von 500.000 Menschen, Karstadt sei das einzige Kaufhaus, „es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn nicht bald eine Nachfolgenutzung gefunden wird". (dür/ita)



REDZIMH



Quelle:

Verlag: DIE RHEINPFALZ

Publikation: Pfälzische Volkszeitung

Ausgabe: Nr.280

Datum: Mittwoch, den 02. Dezember 2009

Seite: Nr.15

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„Ich mache weiter, bis ich zusammenbreche"

Wut, Trauer, Tränen, Fassungslosigkeit, Mutlosigkeit: Alle negativen Gemütsbewegungen waren gestern in den Gesichtern der Karstadt-Mitarbeiter zu lesen. Vor den Türen des Warenhauses spielten sich menschliche Dramen ab. Die Nachricht von der Schließung ihrer Filiale zeichnete die Mienen der Mitarbeiter. Gespräche und Beobachtungen.



Von Marita Gies



Um 9 Uhr geht die Unternehmensbombe hoch, der klitzekleine Hoffnungsfunke auf eine Rettung in letzter Minute erlischt erbarmungslos. Die Ahnung ist Wirklichkeit geworden: Am 31. März 2010 ist Feierabend. Feierabend für das Kaufhaus Karstadt im Herzen der Stadt, Feierabend für etwa 190 Mitarbeiter, deren finanzielle Existenz nicht von ihrem Job zu trennen ist. Am Boden zerstört ringen sie um Fassung und kämpfen - Taschentücher in den Händen - mit den Tränen.



Am ehesten lassen sich die ergreifenden Gefühle der Beschäftigten damit beschreiben, dass das Rote Kreuz mehrfach ins Haus kommen muss. „Wir hatten mehrere Zusammenbrüche", erklärt Karstadt-Geschäftsführer Michael Sauter die Einsätze der Rettungskräfte. Noch bis in den Nachmittag hinein hat ein Rettungswagen vor dem Eingang Position bezogen, ein Notfallseelsorger der Kirche steht den ganzen Tag auf Abruf bereit.



Als sich die Türen des Hauses nach der Informationsveranstaltung öffnen, als die Belegschaft die niederschmetternde Nachricht vom Ende ihres Arbeitgebers erfahren hat, wird eine Pause gemacht. Aus der Unterführung, in der sich ein unterirdischer Diensteingang ins Karstadt befindet, strömen die Mitarbeiter an die frische Luft. Arm in Arm, bleich, mit roten Augen, kraftlos und in Tränen aufgelöst stellen sie sich den unverrückbaren Tatsachen. Ein Passant kann sich angesichts des geballten Elends die Worte nicht verkneifen: „Jetzt ist die Mafia offiziell angekommen."



Eine Mitarbeiterin proklamiert - offenbar die bitteren Worte zur Schließung noch in den Ohren: „Wir sind keine Sachen. Wir sind Menschen, mit Familien, mit Kindern. Wir sind keine Dollarzeichen, wir sind keine Eurozeichen." Sie gehört dem Unternehmen seit 25 Jahren an, wie auch eine andere Frau, die nun zusammen mit ihrem Mann und ihrer jüngeren Tochter, die beide ebenfalls bei Karstadt beschäftigt sind, ihrer Arbeitslosigkeit ins Auge sehen muss. Die älteste Tochter steht schon auf der Straße, die jüngere hat im September eine Ausbildung bei Karstadt begonnen. „Sie ist noch in der Probezeit", sagt ihre Mutter, die damit rechnet, dass ihre Jüngste ganz schnell aus Karstadt-Diensten entlassen wird. „Schicksale interessieren da oben nicht", zieht sie ihr herbes Fazit. In einem Nachsatz formuliert sie mit festen Worten: „Wir sind soweit gesund, wir packen das."



Viele junge Frauen liegen sich weinend in den Armen, stützen und streicheln sich. Karstadt war für sie wie eine Familie, sagen sie. Viele von ihnen sind dort seit dem 5. Mai 1977 beschäftigt, als das Kaufhaus am Fackelrondell öffnete. „Kaiserslautern ist ein Bauernopfer", erklären sie sich die Schließung.



Zorn macht sich ebenfalls breit. „Wut" empfindet sie, sagt eine Frau, ebenfalls seit 25 Jahren Verkäuferin. Sie hat ein Haus abzuzahlen. „Wir haben gemacht und getan und das ist der Dank." Gallenbitter stößt sie noch ein „Frohe Weihnachten" aus. Gern ist sie zur Arbeit gegangen, will nun dennoch bis zum Schluss an ihrem Platz stehen: „Ich mache weiter, bis ich zusammenbreche", erklärt sie mit Trotz in der Stimme. Eine Kollegin fügt an: „Man kommt wegen den Kollegen, ihnen kann man das nicht antun. Die Firma ist mir egal." Allen ist klar: „In Kaiserslautern findet man nichts." Schon gar nichts mit ordentlicher Bezahlung.



Sie haben schon auf Vieles verzichtet, damit ihr Unternehmen gerettet werden kann. Auch aufs Weihnachtsgeld. Zwei Verkäuferinnen, eine von ihnen - wie weitere Kolleginnen - alleinerziehend, haben schon ihr Auto verkauft, weil sie es sich nicht mehr leisten können. Geholfen hat es nichts. Im Gegenteil. Sie fühlen sich vom Konzern verschaukelt. „Immer hieß es: Ihr braucht euch keine Gedanken zu machen. Ihr seid die beste Filiale im Südwesten."



Der Betriebsratsvorsitzende Hermann Heinrich spricht am Nachmittag noch von herzzerreißenden Szenen, die sich unter den Mitarbeitern abspielen. Nach der offiziellen Hiobsbotschaft hat er eine Mitarbeiterversammlung einberufen. Sie beginnt gegen 11 Uhr. Bis zum Geschäftsschluss sitzt die Belegschaft zusammen, beredet zunächst Formalien, diskutiert dann miteinander, lässt Druck ab und tröstet sich gegenseitig. Heinrich spricht von einer Stimmung wie „bei einem Beerdigungsessen".



„Morgen wird ein ganz normaler Geschäftstag", kündigt der Betriebsratsvorsitzende an. Er hat den Leuten Mut zugesprochen: „Ihr habt nichts falsch gemacht. Geht stolz und selbstbewusst in den Laden. Lasst die Kunden euren Frust nicht spüren." Heinrich sieht jedoch die Depression schon kommen: „Wenn die Waren ausgehen, wenn die Rabattschlachten beginnen und die ersten Kündigungen kommen."



GIESM



Quelle:

Verlag: DIE RHEINPFALZ

Publikation: Pfälzische Volkszeitung

Ausgabe: Nr.280

Datum: Mittwoch, den 02. Dezember 2009

Seite: Nr.17

"Deep-Link"-Referenznummer: '5792271'

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Kaufhäuser wie Karstadt haben in den Innenstädten keine Chance mehr. In KL war noch der Vorteil des Parkhauses ansonsten wäre dort schon längst der Ofen aus. Wundere mich, daß C&A noch in der Eisenbahnstraße ist. Dort isses ja genauso unmöglich mit den Parkplätzen.
Joa, leider hält es ja immer mehr Einzug, dass man direkt vor der Tür parken muss, ansonsten geht man da nicht einkaufen. Schade, schließlich gibt es ja in der Lautrer Innenstadt genug Parkhäuser, die allesamt auch nicht übermäßig viel kosten. Aber da muss man ja paar Schritte laufen, bis man am gewünschten Geschäft ist.
 
„Ich mache weiter, bis ich zusammenbreche"
Wut, Trauer, Tränen, Fassungslosigkeit, Mutlosigkeit: Alle negativen Gemütsbewegungen waren gestern in den Gesichtern der Karstadt-Mitarbeiter zu lesen. Vor den Türen des Warenhauses spielten sich menschliche Dramen ab. Die Nachricht von der Schließung ihrer Filiale zeichnete die Mienen der Mitarbeiter. Gespräche und Beobachtungen.


Beinharter Bericht.

Tut mir echt leid um die Leute.
 
ja das sind beinharte berichte!

die einen sehr betroffen machen.



Die Stadt Kaiserslautern sollte vielleicht darauf verzichten Parkgebühren zu erheben. Das würde die Innenstadt vielleicht auch wieder füllen.

Hier in Homburg ist das parken in dem Saar-Pfalz-Center die erste 1 1/2 Stunden kostenlos. Vielleicht sollte das die Stadt Kaiserslautern in den Parkhäusern auch anbieten, um die Innenstadt attraktiver zu gestalten!
 
Sehr, sehr bitter. Sowohl für die Beschäftigten von Karstadt als aber auch für die anderen Geschäfte in der Innenstadt, die nun geringer frequentiert werden wird.
 
Sehr, sehr bitter. Sowohl für die Beschäftigten von Karstadt als aber auch für die anderen Geschäfte in der Innenstadt, die nun geringer frequentiert werden wird.


Andererseits, gibt es im Raum Kaiserslautern sonst groß Einkaufsmöglichkeiten? Und die Leute müssen nun in den kleinen Geschäfte, wenn es keinen großen Laden mehr gibt.
 
Andererseits, gibt es im Raum Kaiserslautern sonst groß Einkaufsmöglichkeiten? Und die Leute müssen nun in den kleinen Geschäfte, wenn es keinen großen Laden mehr gibt.


Das Problem in KL ist einfach, das es keine vernünftigen Geschäfte gibt. Es sind zwar kleine Geschäfte da, aber deren Angebot ähnelt sich dann doch zu sehr so dass Leute den Weg auf sich nehmen und in die größeren Städte mit besseren Einkaufsmöglichkeiten und Auswahl fahren!
 
Andererseits, gibt es im Raum Kaiserslautern sonst groß Einkaufsmöglichkeiten? Und die Leute müssen nun in den kleinen Geschäfte, wenn es keinen großen Laden mehr gibt.


Tja aber die Lautrer Innenstadt hat auf den ersten Blick aber nicht das beste Angebot.

Wir haben nen C&A, H&M, Esprit-Store, Müller, Thalia außerhalb nen Media Markt. Ansonsten gibts Handyläden, 1€-Shops, 2-3 Spielwarenläden für kleinere Kinder, ein paar Asiaten und Obstläden. Wenn ich groß einkaufen gehen will geh ich nicht nach Laudern sondern inzwischen nach Mannheim oder Karlsruhe.
 
Ich finds auch traurig, aber ich denke, eine Nachnutzung wird sich schon finden lassen. Ich denke nicht, dass der Komplex abgerissen werden muss. Was den Standort von den andren geschlossenen Häusern unterscheidet: Im Umkreis von 30 km dürfte dies das einzige Warenhaus seiner Art sein, von Rockenhausen bis PS... Jemand wie Galeria Kaufhof müsste nur kommen und sich ins gemachte Nest setzen.

Der Karstadt wurde und wird vor allem als Anziehungsmagnet für Kunden von außerhalb benötigt, grundsätzlich hatte er aber doch nichts, was es nicht in einem km Umkreis (bzw. Halbkreis nach Süden) auch in anderen Geschäften zu kaufen gibt.

Ein Hauptproblem für die Innenstadt ist sicher dieses verrückte Gewerbegebiet West, in dem überwiegend nur verkauft wird, sowie mit Abstrichen auch der Real im Osten mit seinen Einzelhandelsflächen.

Angesichts dessen hat sich die Innenstadt doch ganz wacker geschlagen. neben den von den Voropstern erwähnten Geschäften gibt es z.B. noch einen großen P&C, S.Oliver, Jack Wolfskin, Müller...und in der Fackelstraße/Riesenstraße noch einige Geschäfte für die Frau...

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Teilweise regt mich aber auf, dass einige Immobilieneigentümer sich ihre Mieten auszuwürfeln scheinen, mit bescheuerten Konsequenzen:



-So steht das granitverkleidete Nobel-Geschäftshaus am Eingang der Schneiderstraße seit Jahren überwiegend leer, kein Geschäft überlebte da länger als wenige Wochen...



-Was macht seit neuestem dieser 1 Euro-Shop in der Premium-Geschäftslage Fackelstraße, eingeklemmt zwischen gehobenen Geschäften und d&m? Nicht dass der Laden an der Rolltreppe schon genug wäre... Es hätte bestimmt ein gutes Dutzend höherwertigerer Geschäfte in der City gegeben, die für die doppelte Miete, die der wahrscheinlich zahlt, da sofort eingezogen wären... Nein stattdessen musste es natürlich der Euro-Shop sein, der ist ja schneller drin...und zieht die ganze Straße nach unten.
 
Oh Mann Doc, die Berichte waren schon harter Tobak. Aber Deine Eindrücke der Situation... unglaublich...



Echt sehr traurig für die ganzen Leute rund um den Karstadt.



Gibt es eigentlich absolut keine Chance mehr für KL? Oder könnte ein Entgegenkommen des Vermieters noch was bewirken?
 
Ich glaube, hier wurde das Personal geopfert. Solche Haie sehen in einer Insolvenz die Chance, die Personalkosten noch mehr zu drücken. Wie schon einer meiner Vorredner sagte: Ein anderer Anbieter würde sich wohl liebend gern ins gemachte Nest setzen.



Mein Verdacht: Ein anderes KAufhaus dieses Firmenkonsortiums kommt. Und stellt viele wieder ein, zu 20% niedrigeren Löhnen.



Dazu fällt mir ein, was Klaus Lage vor fast dreissig Jahren schrieb:



"Monopoly, und wir sind nur die Randfiguren, in einem schlechten Spiel".



Wir werden es erleben, das die Pfeifen in Nadelnstreifen vor dem Mob um ihr Leben rennen müssen. In Frankreich hätten die keine ruhige Minute mehr.
 
Oh man Doc... ihr wart gestern die Ersten an die ich denken musste, als ich das gelesen hab. Und wenn ich das jetzt so von dir lese, dann nimmts mich direkt auch nochmal ziemlich mit.
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Ich drück euch auf alle Fälle fest beide Daumen, dass ihr das schnellstmöglich ins Lot bringen könnt. Und wenn was ist, dann meld dich.
 
Eigentlich wollte ich zu diesen Themen nichts mehr schreiben. Ich war früher ein sehr kämpferisches Gewerkschaftsmitglied. Vor ein paar Jahren habe ich resigniert und bin auch aus der Gewerkschaft ausgetreten, weil sie mit dem was sie macht dieses System noch schützt (muss man nicht verstehen).



Und Doc, ich kenne dich und deine Familie nicht persönlich aber ich wünsche euch alles gute in der Zukunft, stellvertretend für alle Malocher die für die Gewinnmaximierung einiger weniger ihr "Herzblut" und ihre Gesundheit opfern und behandelt werden wie der letzte Dreck.
 
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