Vorab: Am Montag wird es leider schon zwei Jahre her sein, dass ich zum (bisher) letzten mal auf dem heiligen Berg war. Und davor seit 2000 auch nur sporadisch. Darum kann und werde ich mir nicht anmaßen, die derzeitige Situation in irgendeiner Form zu beurteilen.
Dennoch habe auch ich so meine Gedanken zu dem Thema.
Zunächst mal eine allgemeine Feststellung. Mir ist bei verschiedenen Spielen in Berlin und Umland aufgefallen, dass es auch in anderen Stadien nur sehr wenig "Zusammenarbeit" zwischen Ultras und "Normalfans" gibt. Jüngstes Beispiel: Das heutige Spiel Union-St.Pauli. Ich stand im Pauliblock und habe mal ein bisschen auf den Support geachtet. Auf Unionseite sah man einen nonstop hüpfenden, singenden, Fahnen schwenkenden Pulk, und außenrum war kaum noch kontinuierlicher Support wahrnehmbar. Gehört habe ich etwa alle Melodien, die derzeit auf Youtube gängig sind, inkl. einem kurzen Horto Magiko-Versuch. Auf St.Pauli-Seite gab es wiederum sehr viel Eigeninitiative, die aber von USP ziemlich ignoriert wurde. Dort wurde ziemlich ausdauernd das gleiche Lied gesungen und gefeiert, die Geschlossenheit des zugegeben ziemlich großen und vollen Gästeblocks (eigentlich sogar zwei Blöcke) war kein Thema. Da finde ich unseren Auswärtsupport, selbst bei Spielen wie in Autodorf, ziemlich organisiert und geschlossen. Wie gesagt, ich kann nicht beurteilen, wie es auf dem Betze ist. Jedoch habe ich das Gefühl, dass einfach viele Fans keine Lust haben, zig Melodien und Texte zu lernen, die wollen einfach mitfiebern(!) und ihr Team gewinnen sehen. Nicht dass die Ultras das nicht wollten, nur muss man bei dieser Problematik sehen, dass hier unterschiedliche Vorstellungen von Support, auch unterschiedliche Traditionen, aufeinander prallen, und es daher nie gelingen wird, einen einheitlichen Support zu erreichen. Finde ich auch nicht so schlimm, solange überall im Stadion Leute das Maul aufmachen, kann man auch so eine gute Atmosphäre hinbekommen. Bei uns spielte da immerhin auch die alte Nord eine gewichtige Rolle, das sollte man auch nicht vergessen.
Außerdem will ich noch ein paar Sachen aufzählen, die für mich früher die Betzeatmosphäre ausmachten: Man kam eine Stunde vor Anpfiff am Stadion an und hörte bereits die Gesänge aus Block 7 und 8. Vor dem Spiel gab es Pyros. Es gab eine Vielzahl von Gaströten, irgendwer hatte da so eine Installation, wo die Dinger eine Melodie wiedergaben. Vielleicht weiß der ein oder andere noch, was ich meine. Während des Spiels wurde nicht immer gesungen, es gab viele Schreie, Rufe, auch Schlachtrufe. Und so weiter. Vieles davon ist heute nicht mehr möglich, schon klar. Aber wichtig ist ja auch der Gedanke. Und der heißt für mich: Provinz und stolz drauf! Hier regiert der FCK!
Gegen den MSV komme ich nach Hause. Dann werde ich sehen, ob dieser Gedanke noch lebt.