Ich stimme mit dieser Meinung "Macht bestimmt alles und wir können uns eh nicht wehren, drum sollten wir lieber den Kopf einziehen" nicht überein. Es gab in der Geschichte schon viele Veränderungen. Von der Sklaven-Zeit, über die Leibeigenen, die französische Revolution, die Kolonialzeit, bis hin zur europäischen Einigung und der Emanzipation und Gleichstellung der Frauen (um nur mal eine Stichpunkte zu nennen).
Ich glaube nicht, dass diese Veränderungen alle durch äußere Umstände zustande kamen. Vielmehr stecken dahinter Ideen, Weltsichten, Ideale, die sich langsam durchgesetzt haben. Die aber stetig in Gefahr standen (1. und 2. Weltkrieg, Holocaust etc. pp.) und oft verteidigt oder rückerobert wurden.
Die realistische Theorie der Internationalen Beziehungen (Macht regiert und der Macht muss sich zwangsläufig jeder unterordnen) ist zwar sehr verlockend, da auf den ersten Blick alles auf diesen Zusammenhang hinausläuft. Dennoch halte ich diese Sichtweise für falsch. Gerade, da sie oftmals nur den Status Quo beschreibt und nicht analysiert wird, wie und welche Veränderungen möglich wären. Machtstrukturen sind veränderbar. Gegen Machtmissbrauch lässt sich ankämpfen - siehe die genannten Beispiele. Das ist anstrengend, langwierig und mit Kosten verbunden, aber insgesamt ist es die Sache wert. Ich möchte meinen Enkeln nämlich nicht erzählen müssen, wie schön es in den 1990er und 2000er Jahren war.
Aber gut ... das wird jetzt wahrscheinlich als naiver Idealismus abgetan. Dennoch glaube ich an die Stärke der Demokratie. Wir (EU und USA) leben glücklicherweise in einer Welt, die noch immer von Idealen zusammengehalten wird. Auch wenn sich keiner zu beschweren scheint (in diesem Fall, dagegen wie wir mit Flüchlingen umgehen, wie unsere Klamotten hergestellt werden etc. pp.), die Ideale sind (noch?) in den Menschen drin. Man muss nur einen Weg finden, sie zu wecken und sich den demokratischen Instrumenten zu bedienen. Die ersten Leute im Wendland hatten auch keinen konkreten Plan wie sie den Atomausstieg erreichen könnten. Dennoch haben sie sich vor der ÜberMACHT (da sind wir wieder beim Thema Macht) der Politik und Konzerne nicht versteckt und wurden demokratisch kreativ.