Prism / Tempora - Eure Meinung

Jonny

Well-Known Member
Hiho,



ihr habt ja sicher alle davon gehört, dass die NSA (USA) und das GCHQ (Großbritannien) Zugriff auf all unsere Daten haben und diesen Zugriff auch nutzen.



Was haltet ihr davon? Seid ihr da gleichgültig, weil man eh nichts (mehr) zu verbergen hat? Ist die Aufregung künstlich, weil man es ahnen konnte und ja eh alles auf Facebook selbst preisgibt? Oder seid ihr empört und fragt euch, was man dagegen tun kann?



Mich wundert etwas, dass es keinen Aufschrei gibt (wie es grad so schön und ungewollt komisch (siehe "#Aufschrei") in den Tagesthemen hieß). Aber irgendwie auch verständlich, schließlich gibt es keinen klaren "Gegner" und "die Amis machen eh, was sie wollen".
 
Für mich ist das alles Neuland
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„Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“
Ist eine riesen Sauerei und Merkel macht sich vor der Welt völlig lächerlich, passt aber in das Bild das deutscher Politiker abgeben.

Diese Sicherheitsapparate sind einfach völlig ausgeufert. Man sieht das ja auch schön an dem Ozappft! TKÜ Trojaner.

Snowden sollte man bewundern nicht jagen. Er gibt seine Freiheit/Leben für seine Werte auf und hat dafür meine absolute Anerkennung.

Es gab ja mal die Idee Whistleblowers zu schützen die das Gemeinwohl verteidigen.

Das China und Russland sich jetzt quer Stellen ist nur dafür das die USA bloßzustellen, wobei diese Länder Ihre eigenen Problemen habe.

Deutschland wird ein ähnliches System betreiben nur in engeren rechtlichen Vorgaben ( 20% aller Kommunikation ins Ausland ).
 
Breitband-DSL ist einfach zu gut - da kann die Anonymität des tierisch lahmen TOR-Netzwerks einfach nicht mithalten.



Ich fänds gut, wenn möglichst alle Leute nur noch verschlüsselte Mails (etwa openPGP - gibts als Thunderbird-AddOn) verschicken würden. Die können zwar bestimmt auch von der NSA geknackt werden, würde deren Arbeit aber enorm erschweren.



Ansonsten ist es halt eine typische 1984-Geschichte, wie es sie noch häufiger geben wird. Auf Ungleichheit basierende Gesellschaftsformen können sich langfristig halt nur durch totalitäre Maßnahmen erhalten. Die "Maske" die es in derlei Dystopien wie 1984, Fahrenheit451, Brave New World, oder (moderner:smile: Der Mastercode gibt, um die Massen ruhig zu stellen, bröckelt hier und da ("Wutbürger", (Bl-)Occupy, Anti-Austeritäts-Massendemos, Anonymous, etc.), wird aber durch teils massive politisch motivierte Polizeigewalt und

passive Journalisten gekittet.



Also alles super und immer so weiter!
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Die, die am lautesten Schreien sind doch eh die, die auf fratzebuch alles liken, teilen und alle Stunde posten was se grad machen
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Aber spätestens seit fratzebuch sollte doch jedem klar wie einfach es ist von jedem persönliche Daten anzusammeln ohne, dass es entweder keiner merkt oder es einfach keinen interessiert weil keiner ne genaue Ahnung hat was das eigentlich wirklich bedeutet. Und mal ehrlich, wenn einer wie gesagt schon auf fratzebuch alles macht, den brauchts auch nicht zu jucken ob der britische Staat nun auch noch weiss auf welchen Seiten man sich jeden Abend nen Porno anschaut
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Irgendwann wirste eh jeden x-beliebigen Menschen (allein schon danke fratzebuch & co) bis auf jedes Detail durchgoogeln oder durchfratzebuchen können. Da hilft nur noch in ne einsame Höhle in Nepal ziehen und strange werden
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Aber nicht vergessen, es Handy nicht mitzunehmen. GPS Ortung funktioniert auch in Nepal
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Jetzt wissen wir endlich wen wir anrufen können, wenn wir mal unsere PIN-Nummer vergessen haben :-/

Schon mal vorsorglich die Nummern der Botschaften heraussuchen, die helfen sicher gerne...
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Ich zieh den Hut vor der Integrität Snowdens. Ist für mich fast so ein Held wie Bradley Manning. Leider gehen die Folgen für diesen Menschen ein wenig unter, denn bei aller Sympathie werden wahre Freunde schwer zu finden sein für ihn.

Sicher sind Friedrich, Merkel und Pofalla grad ganz wuschig vor Glück uns mit diesen Mitteln endlich unsere langersehnte Sicherheit bieten zu dürfen. "Die Bürger und Bürgerinnen in diesem Land wollen sich vor Filesharing schützen."

Merkel ist leider nicht glaubwürdig wenn sie international dagegen protestiert, aber die Crux bei der Situation ist doch: die Briten und Amerikaner haben sich mit diesen Maßnahmen (vor allem wirtschaftliche) Vorteile verschafft, für die sie niemals zur Rechenschaft gezogen werden. Vor 200 Jahren wäre wegen so was doch sofort ein Krieg ausgebrochen, jetzt gibt es ein dickes so what von Obama und das war's. Merkel wird sicher mal wieder "auf's Schärfste protestieren" aber die nimmt eh keiner ernst. Leider sind so die internationalen Gepflogenheiten. Putin hat Snowden jetzt geholfen, aber ist sicher nach innen weniger offen für Offenlegung, noch schlimmer bei China, da kommen Ecouador und Venezuela noch vergleichsweise weniger als Regimes rüber.
 
Ich weiß noch, wie ich vor 15-20 Jahren mal über die Mitfahrzentrale eine Mitfahrgelegenheit gebucht hatte und da der Name des Fahrers ja vorher bekannt war, habe ich den mal schnell "überprüft". Als ich dann in den Wagen gestiegen bin, habe ich als erstes zu ihm sowas gesagt wie:"Sie arbeiten also als X in Y und waren demletzt erst in Z. Da war das Wetter ja echt mies." - Das Staunen in seinen Glotzies war groß! Er hatte es überhaupt nicht darauf angelegt, im Internet "auffällig" zu sein. Es hatte sich einfach so ergeben. Und das war wie gesagt vor über 15 Jahren!



Ist halt schon krass, wenn man mal drüber nachdenkt, wie leicht heutzutage jemand, der es wirklich drauf anlegt und entsprechende Ressourcen zur Verfügung hat, an umfassende Daten über jeden von uns herankommen kann:

- Sofern man sein Handy immer dabei hat, kann lückenlos verfolgt werden, wo man sich aufhält.

- Über Bankkonten, Kreditkarten und EC-Karten lassen sich die kompletten Finanzen wie das Konsumverhalten überwachen.

- Dank SMS-, Email- und Telefon-Mitschnitt ist die gesamte Kommunikation (mit Ausnahme des persönlichen Gesprächs und der guten, alten Schriftpost) nachles- bzw hörbar. Dazu kommt das Surfverhalten, was sich ja vermutlich ebenfalls problemlos nachvollziehen läßt; was wurde sich im Internet angeschaut? Was wurde runter- oder hochgeladen? usw

- Die diversen (digitalen) Akten über die Bürger bei: Einwohnermeldeamt, Grundbuchamt, Arbeitsamt, Krankenkassen, Schufa, Finanzamt, Rentenversicherung, GEZ sowie eventuell bei Stadtwerken und sonstigen Strom- oder Gasversorgern, Kommunikations- und Mediendienstleistern, Online-Händlern, Transportunternehmen etc (Bahn, Fluglinien, Hotels, Reiseunternehmen, Mietwagen) liefern tonnenweise Daten über praktisch jeden und sind teilweise sicherlich leicht einsehbar bzw zu beschaffen.

- Dazu kommt dann noch das individuelle Mitteilungsbedürfnis des Einzelnen über soziale Netzwerke wie Fratze, Twitter und sonstige; Messenger (ebenfalls richtig üble AGBs), private Homepages, geschäftliche Firmenpages, Blogs, Foren, berufliche Netzwerke wie Xing o.ä., etc pp...
 
@ mueto: Guter Artikel, ja! Danke!



Vorweg, Facebook ist nur ein Teil des Ganzen, ist nur ein kleiner Teil des Überwachungsmechanismus, was mich heute (!) noch mehr erschüttert. Als ich vor ein paar Jahren Freunde und Bekannte auf die Gefahren von u.a. Facebook/Google. etc. aufmerksam gemacht habe, und damit - hartnäckig! - auch nicht lockerlies, meistens aber mit einem Augenzwinkern oder Ignoranz abgewiesen wurde, mein guter Wille immerhin mal wieder gelobt wurde, ich gleichzeitig immer wieder mit Anfragen zu Facebook etc. bombardiert wurde, war das also erst der Anfang... der Anfang oder, besser gesagt, die Spitze des Eisbergs, die aus dem Spionage-Atlantik herausragte. Passend dazu eine Seite, die ich seit ihren Anfängen verfolge: http://www.europe-v-facebook.org/DE/de.htmlhttp://www.europe-v-facebook.org/DE/de.html

Heutiger Auszug:
In einer koordinierten Aktion haben heute mehrere Mitglieder von "europe-v-facebook.org" und Nutzer der Dienste von Facebook, Apple, Microsoft und Skype und Yahoo Anzeigen nach EU-Datenschutzrecht, wegen der potenziellen Zusammenarbeit mit dem US Geheimdienst NSA, eingebracht. Die Beschwerden in Irland (gegen Facebook und Apple), Luxemburg (gegen Skypeund Microsoft) und Bayern (gegen Yahoo) richten sich gegen den Transfer von Nutzerdaten der europäischen Tochterunternehmen in die USA.


Vielleicht kommt angesichts der aktuellen Schlagzeilen MEHR BEWUSSTSEIN in die Köpfe der Leute, die zuvor immerhin schon skeptisch(er) waren! Damit meine ich v.a., nicht so leichtfertig mit seinen Daten umzugehen, sich zu informieren, interessiert zu sein und zu bleiben!



... Die großen Gefahren des gesamten Systems (!) sind m.M.n. nach 1. der Generalverdacht und 2. die fehlende Anonymität/der Tod der Privatssphäre durch Vernetzung von Daten u.a.



Man kann Snowden durch seine Aufdeckungen nur dankbar sein und gleichzeitig wünschen, dass er genügend Leute auf seiner Seite hat, die ihn schützen - da gibt es ja noch ähnliche bekannte Beispiele in den letzten Jahren, denen es nicht anders geht ...
 
Dann will ich auch mal mit einem Link glänzen
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Kommentar von Elmar Theveßen



In Sachen Internetspionage übertrifft der britische Geheimdienst offenbar sogar die US-Kollegen. Zu Abhörzwecken sollen die Briten weltweit Glasfaserkabel anzapfen. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger zeigte sich beunruhigt. "Warum eigentlich erst jetzt?", fragt der stellvertretende ZDF-Chefredakteur Elmar Theveßen.



http://www.heute.de/Seltsame-Verwunderung-28502852.htmlhttp://www.heute.de/Seltsame-Verwunderung-28502852.html
 
Und am Ende schließt sich dann auch der Kreis zum Fußball - der arme Marc wird doch aber nicht weniger bespitzelt!
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Historiker Josef Foschepoth über den systematischen Bruch des Postgeheimnisses in der Bundesrepublik



Überwachtes Deutschland"– so heißt eine Studie des Freiburger Geschichtsprofessors Josef Foschepoth (65), der aus deutschen Geheimarchiven Erstaunliches zutage förderte. [...]



Entscheidender Auszug:


BZ: Unglaublich. Die Abschaffung der alliierten Rechte war nur möglich, wenn sie in deutschem Recht fortgeschrieben wurden?
Foschepoth: So ist es. Es geht noch weiter. Eine solche Regelung stand natürlich unter striktem Geheimhaltungsgebot. Um das für alle Zukunft zu sichern, musste das Grundgesetz geändert werden. Deshalb steht bis heute in Artikel 10, dass der, der aus nachrichtendienstlichen Gründen überwacht wird, keinen Anspruch hat, darüber informiert zu werden. Gleichzeitig wurde – ein Unding für einen Rechtsstaat – der Rechtsweg ausgeschlossen. Mit dieser Regelung war die Gewaltenteilung faktisch aufgehebelt, wie renommierte Staatsrechtler kritisierten. Diese massive Einschränkung des Rechtsstaates ist bis heute nicht aufgehoben. Sie geht im Kern zurück auf alliiertes Recht.


Die Rechtfertigung für die heutige Spionage?



Quelle: http://www.badische-zeitung.de/hist...uch-des-postgeheimnisses-in-der-bundesrepublihttp://www.badische-zeitung.de/historiker-josef-foschepoth-ueber-den-systematischen-bruch-des-postgeheimnisses-in-der-bundesrepubli
 
Das is ja wohl ein Witz,oder ???? Und wenn es mittlerweile wirklich

so weit sein sollte, dass selbst die Bundesregierung, Schäuble, Wester-

welle, Merkel und Co. belauscht wurden, bzw. EU - Büros in New York,

Washington usw., dann is das ein unfassbarer Akt.



Da ists auch net mit einem SRY getan. Und da anscheinend der BND da

auch gewaltig drin steckt, bzw. davon profitiert (hat), sollte man denen

gleich gewaltig mit auf die Finger klopfen!!!!
 
Um ganz ehrlich zu sein: Ich verstehe die Überraschung nicht ganz. Wie naiv ist man denn weit und breit?



Seit der Besatzungszeit 1945 und mit dem Beitritt in die NATO und die anderen westlichen Bündnissysteme hat sich Deutschland, bzw. die Bundesrepublik für einen der beiden damaligen großen Brüder entschieden. Wer hat den bitte ernsthaft geglaubt, dass die USA ihre ganzen Geheimdienstkapazitäten nach 1990 abgebaut und die kleineren westlichen Verbündeten im Sinne erwachsener, flügge gewordener Kinder in die vertrauensvolle Freiheit springen gelassen hätten?



Die Bewahrung von Bündnissystemen - egal wie sie aussehen, seien es unsere westlichen Demokratien, der frühere Ostblock, China, oder oder oder - beruht nach außen hin ein gutes Stück weit immer auch auf Machtpolitik, Geheimdiensten und dem Militär.

Das ist nicht schön, aber eine Tatsache. Woher glauben die Leute denn, dass die "Terrorwarnungen" kommen, die unsere Behörden von Zeit zu Zeit von den britischen oder den US-Geheimdiensten erhalten, hm? Meinen die, da ruft brav jemand bei denen an oder wirft einen Hinweis in den Briefkasten? Also bitte.



Der Staatsrechtler Böckenförde hat mal gesagt:

„Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann. Das ist das große Wagnis, das er, um der Freiheit willen, eingegangen ist. Als freiheitlicher Staat kann er einerseits nur bestehen, wenn sich die Freiheit, die er seinen Bürgern gewährt, von innen her, aus der moralischen Substanz des einzelnen und der Homogenität der Gesellschaft, reguliert. Anderseits kann er diese inneren Regulierungskräfte nicht von sich aus, das heißt mit den Mitteln des Rechtszwanges und autoritativen Gebots zu garantieren suchen, ohne seine Freiheitlichkeit aufzugeben und – auf säkularisierter Ebene – in jenen Totalitätsanspruch zurückzufallen, aus dem er in den konfessionellen Bürgerkriegen herausgeführt hat.“



Ein Dilemma. Deswegen unterhalten auch Demokratien Geheimdienste und deswegen finden auch in demokratischen Bündnissystemen im Hintergrund Sauereien wie die vorliegende statt. Das ist pervers, aber anscheinend nicht zu ändern. Oder um es ganz salopp auszudrücken: Die Seelenruhe der übergroßen Mehrheit der Bevölkerung wird immer auch ein Stück weit damit erkauft, dass sich einige Wenige im Hintergrund die Hände schmutzig machen, damit ein System nach außen hin abgesichert ist und stabil bleibt.



Auch die USA haben Interesse an der Stabilität ihres Landes. Dafür tun sie alles, dafür haben sie die Mittel und sie setzen sie auch ein. Im Kalten Krieg lag es im Interesse der USA, dass das westliche Bündnissystem stabil bleibt. Daher gab es illegale Schweinereien wie GLADIO, die Strategie der Spannung in Italien usw.. Und deswegen haben sie durch nukleare Abschreckung auch unsere Sicherheit garantiert. Das tun sie immernoch und wenn es hart auf hart käme, könnte man sich nach wie vor auf die USA verlassen.



Dennoch sind sich die USA im Zweifelsfall zunächst einmal immer selbst am nächsten. Daher hören sie schon seit 1945 alles ab und sammeln alle Daten, die sie in die Finger kriegen können. Das war schon immer so und wird nie anders sein. Böse böse Welt!
 
Ja, das würde die getätigten Aussagen im Interview (siehe oben) bestätigen. Man muss auch beachten: Nicht jeder ist so gut über die Geschichte, die Zusammenhänge und Mechanismen etc. aufgeklärt. Das gilt aber v.a. nicht für diejenigen Entscheidungsträger in der Politik, die über die Zusammenhänge Bescheid wussten und noch immer wissen und jetzt vordergründig überrascht tun (da bin ich bei dir!).



Drei Fragen @ Helle:

1. Findest du das "System" normal und unumgänglich?

2. Meinst du wirklich, dass man nichts verändern sollte/könnte?

3. Glaubst du den Spruch "Wenn es hart auf hart käme, könnte man sich nach wie vor auf die USA verlassen" wirklich?
 
Ich Antworte mal implizit und mit anderer Farbe
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Ja, das würde die getätigten Aussagen im Interview (siehe oben) bestätigen. Man muss auch beachten: Nicht jeder ist so gut über die Geschichte, die Zusammenhänge und Mechanismen etc. aufgeklärt. Das gilt aber v.a. nicht für diejenigen Entscheidungsträger in der Politik, die über die Zusammenhänge Bescheid wussten und noch immer wissen und jetzt vordergründig überrascht tun (da bin ich bei dir!).


Drei Fragen @ Helle:



1. Findest du das "System" normal und unumgänglich?

Nein, Normal im Sinne von rechtens finde ich das natürlich nicht, und erst recht nicht "gut". Und in einem Staat, der in dieser systematischen Art und Weise seine Bürger aushorcht, wie das die USA tun (sie tun das ja nicht nur nach außen, sondern auch nach innen), möchte ich auch nicht leben. Dass es in der Bundesrepublik vergleichbare Aktionen gibt, steht zwar ebenfalls zu befürchten, trotzdem zeigt der Aufschrei unserer Politiker quer durch alle Parteien, dass man bei uns in Deutschland wohl zumindest darauf hoffen darf, vom eigenen Staat nicht in der gleichen umfangreichen Art und Weise ausgehorcht zu werden.





Was ich mit meinem Statement unterstreichen wollte war das prinzipielle Dilemma, in dem sich auch demokratische Staaten befinden: Nach innen mit Grund- und Freiheitsrechten ausgestattet, müssen sie im internationalen Gefüge genau wie autokratische Staaten im Sinne des Eigeninteresses am Selbsterhalt ihre Interessen wahren. Deswegen unterhalten auch sie Militär und Geheimdienste und sind in ihren Außenbeziehungen an vielen illegalen Sauereien beteiligt. Diesen Spagat halte ich in der Tat für grundsätzlich unumgänglich, weil dieser Widerspruch systematisch betrachtet eigentlich unauflösbar ist.





2. Meinst du wirklich, dass man nichts verändern sollte/könnte?

Zu den Chancen, ob man da was ändern kann, zum einen siehe oben (unauflösbarer Widerspruch). Zum anderen: Japp, ich glaube man kann an der Tatsache, dass die USA aufgrund ihrer enormen Machtfülle und ihres Instrumentariums an Spionagemöglichkeiten inzwischen einen uneinholbaren Vorsprung haben und diesen ausnutzen, nichts Grundlegendes mehr ändern. Das Internet ist ja eine Erfindung des Pentagon und es wäre naiv zu glauben, dass die USA seinerzeit diese bahnbrechende Technologie der Welt nur aus reiner Menschenfreundlichkeit zur Verfügung gestellt hätten. Eigentlich war und ist das ja jedem klar, dass das Internet und damit die USA nichts vergisst, was man einmal dort hinterlassen hat. Deswegen wundere ich mich über den mannigfaltigen Aufschrei. Es wird doch nur offenbar, was sich insgeheim eh jeder gedacht hat.




3. Glaubst du den Spruch "Wenn es hart auf hart käme, könnte man sich nach wie vor auf die USA verlassen" wirklich?

Japp, den glaub ich. Aus rein rationalen Gründen: Die USA haben ein Interesse an der Stabilität ihrer Wirtschaftsbeziehungen und an einem stabilen Gürtel an befreundeten Staaten, mit denen sie sich umgeben können. Sie wollen in Ruhe Handel treiben und ihre eigene Sicherheit gewährleistet wissen. Das klappt ganz rational kalkuliert nur dann, wenn sie genug Partner haben, mit denen das möglich ist. Und zu denen gehören wir, da wir für die USA wirtschaftlich interessant und aufgrund unseres politischen Systems und unseres fehlenden Militärpotentials berechenbar sind. Die USA spionieren uns vielleicht aus, aber als Juniorpartner, der Europa und damit auch ihren Vorgarten stabilisiert, betrachten sie uns nach wie vor. Daher würde ich mir - wenn es hart auf hart käme - auch keine Sorgen machen. Auch wenn die USA das nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern aufgrund von Eigeninteressen tun würden. Aber wenn ich dadurch überleben würde, wäre mir das auch egal. Internationale Beziehungen sind immer Deals, immer Kopplungsgeschäfte. So ist das nunmal.
 
Zu 3.:



Zumal die USA auf Bosch etc. angewiesen sind. Auch wenn wir Deutschen uns gerne und viel schlecht machen: In einigen Bereichen sind wir Weltmarktführer was Innovation und Know-How oder / und Zuverlässigkeit und Qualität angeht. Was ich sagen will: In jeder amerikanischen Fracking-Aktion stecken viele "Teile", die nur aus Deutschland stammen können. Allein schon aufgrund solcher Abhängigkeiten würden die USA uns nicht im Stich lassen (was auch immer "hart auf hart" heißen mag).



Und:

Ich denke genau in diesen Abhängigkeiten liegt ein Schlüssel mithilfe dessen sich die Bündnispartner Gehör verschaffen können. Sei es, damit solche Aktionen nicht mehr ans Tageslicht kommen (und deutsche Politiker nicht mehr als ahnungslose Idioten dastehen) oder sei es, um das Ausmaß der Überwachung (zumindest minimal) einzuschränken. Wie Onkel Helmut schon richtigerweise schrieb: Die internationalen Beziehungen (IB) sind immer auch Deals - und die müssen auch die USA eingehen. Durch ihre Machtfülle natürlich in geringerem Maße als Ecuador (wobei die aufgrund geringerer Ansprüche an nationale Politik und Wirtschaft eventuell weniger abhängig von IB sein könnten), aber ganz unabhängig sind die nicht.
 
@ Helle: Ok, Danke für deine Ausführungen.



Was ich mal herausgreifen und anzweifeln will, ist Folgendes:


Dass es in der Bundesrepublik vergleichbare Aktionen gibt, steht zwar ebenfalls zu befürchten, trotzdem zeigt der Aufschrei unserer Politiker quer durch alle Parteien, dass man bei uns in Deutschland wohl zumindest darauf hoffen darf, vom eigenen Staat nicht in der gleichen umfangreichen Art und Weise ausgehorcht zu werden.


Eins ist klar: Die Sache ist nicht immer ganz klar schwarz/weiß, und eins ist ganz besonders zwiespältig und leicht widersprüchlich: Ich befürchte leider auch, dass der BND etc. nichts anderes ist, macht, vertuscht... und wie aus Abkommen nach dem Zweiten Weltkrieg eigentlich, zumindest den Politikern (!), klar sein müsste, hat das Ganze ja scheinbar auch schon länger SYSTEM. Gerade deshalb erscheint der Aufschrei der Politiker aber m.M.n. auch etwas zweifelhaft. Hätten sie es wissen können/sollen/müssen? Hinter den Türen spielen sich dann doch ganz andere Dinge ab, die man offiziell nie zugeben würde, weshalb man umso mehr auf den weiteren Verlauf gespannt sein darf. Gerade dabei ist kurioserweise das Internet ein wichtiger Faktor, um an Informationen zu kommen, an die man über andere Medien zuvor nicht kam. Und es sind Leute wie Snowden, die zumindest Einblicke ins System geben und dafür jetzt büßen.

Irgendwie wirkt der ganze Aufschrei der Politik sehr oberflächlich - die üblichen Phrasen werden rausgehauen. Wussten sie's wirklich nicht oder ist der Aufschrei nur deshalb so groß, weil man genau um dieses Dilemma wusste? Man muss sich als Bürger ja fast schon schämen, mit mehr Wissen (oder eben dem Willen zu wissen) zu geizen als so mancher Politiker - leider ist unser Innenminister dabei Fremdschämfaktor Nummer 1!



Und zu diesem Asepekt: Das ist eine These, die man diskutieren kann und ja auch schon seite Jahren tut. Nicht das Speichern an sich, aber z.B. die Vernetzung der Daten etwas fassbarer oder kontrollierbar zu machen - darum geht's ja nicht erst seit Prism/Tempora.


Eigentlich war und ist das ja jedem klar, dass das Internet und damit die USA nichts vergisst, was man einmal dort hinterlassen hat. Deswegen wundere ich mich über den mannigfaltigen Aufschrei. Es wird doch nur offenbar, was sich insgeheim eh jeder gedacht hat.
 
So richtig überraschen tut mich dieses PRISM Programm nicht, jedoch haben wir jetzt endlich handfeste Beweise dafür.

Jedoch bin ich über das Ausmaß dieser Spionageprogramme sehr schockiert und finde es regelrecht pervers, wie hier die Grundrechte der Bürger verletzt werden.

Meiner Meinung nach müsste der Aufschrei und die Medienberichterstattung noch viel größer sein, denn das was hier passiert ist absolut inakzeptabel und darf nicht toleriert werden.



Hierzu passt ein Zitat des amerikanischen Gründervater und Nationalhelden Benjamin Franklin :




"Those who would give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety."
 
Das ist nicht schön, aber eine Tatsache. Woher glauben die Leute denn, dass die "Terrorwarnungen" kommen, die unsere Behörden von Zeit zu Zeit von den britischen oder den US-Geheimdiensten erhalten, hm? Meinen die, da ruft brav jemand bei denen an oder wirft einen Hinweis in den Briefkasten? Also bitte.


Terrorwarnungen und ihr vermeintlicher Nutzen, darüber kann ich nur noch lachen.
 
Terrorwarnungen und ihr vermeintlicher Nutzen, darüber kann ich nur noch lachen.


Haha, ich frag mich wirklich für wie dumm man die Bevölkerung hält?

Es glaubt doch wohl niemand dass ein halbwegs seriöser Terrorist seine Terrorpläne unverschlüsselt via Skype oder Gmail kommunziert, also bitte...

Selbst amateurhafte Einzeltäter konnte man mit diesem Programm nicht ausfindig machen, wie man an den Boston Bombings sehen konnte.

Die haben sich monatelang Bombenanleitungen aus dem Internet runtergeladen und die tolle NSA hat nichts mitbekommen.
 
Terrorwarnungen und ihr vermeintlicher Nutzen, darüber kann ich nur noch lachen.


Deswegen stehts auch in Anführungszeichen.



@ JimJones



Das ist halt ein Zweischneidiges Schwert. Nach innen sind demokratisch verfasste Staaten durch ihre Verfassung in der Regel rechtlich an die Achtung der Grundrechte gebunden. Nach außen sind sie das in Bezug auf die Menschen anderer Staaten zwar grundsätzlich auch (sofern sie die allgemeine Erklärung der Menschenrechte unterschrieben haben und der UN angehören, da unter den Staaten das Souveränitätsprinzip gilt), aber es gibt halt keine oberste Sanktionsinstanz im Sinne einer "Weltregierung", die die Verletzung der Grundrechte von Bürgern anderer Staaten überwacht.



Für die UN und ihre Neben- bzw. Unterorganisationen ist zwar grds. mal so angedacht gewesen, tatsächlich sind sie ja aber nur so mächtig, wie es ihnen die Staaten - und hier v.a. die 5 Vetomächte zugestehen. Internationale Gerichtshöfe wie der IGH oder der Strafgerichtshof wären zwar für solche Fälle zuständig, aber auch sie besitzen keine wirklichen Kompetenzen. Die USA z.B. erkennen diese Gerichte überhaupt nicht an und sehen sich als über den Dingen stehend.



Natürlich kann man nun folgerichtig argumentieren, dass dann eben unsere Bundesregierung ihre Bürger gemäß des verfassungsmäßigen Auftrages vor solch groß angelegter Spionage schützen müsste. Das könnte sie natürlich versuchen. Dann könnte man z.B. die diplomatischen Beziehungen zu den USA abbrechen oder die Wirtschaftsbeziehungen einfrieren oder mit solchen Maßnahmen drohen, um die USA zum Einlenken zu bewegen.



Damit wären wir aber wieder am Anfang der Argumentationskette: Es bestehen zwar gegenseitige Abhängigkeiten, die USA sitzen aber schlichtweg am längeren Hebel, und zwar in allen Belangen. Das ist die Realität. Somit würde man wieder nach einer übergeordneten Sanktionsinstanz rufen müssen, die die USA aber nicht anerkennen und...wenn wir nicht gestorben sind, spielen wir das Spielchen in 80 Jahren immernoch.
 
Weiter gehts:



Vorratsdatenspeicherung der besonderen Art: Die amerikanische Regierung soll einem Bericht der "New York Times" zufolge die Umschläge sämtlicher gesendeter Briefe in den USA fotografieren. Bei 160 Milliarden Sendungen pro Jahr werden damit Absender und Empfänger registriert. Ein Insider spricht von einer "Informations-Goldgrube".



http://www.sueddeutsche.de/politik/...-offenbar-milliarden-briefsendungen-1.1712246http://www.sueddeutsche.de/politik/datensammeln-us-post-fotografiert-offenbar-milliarden-briefsendungen-1.1712246



Auf twitter schrieb jemand:



Wer hätte gedacht, dass die halbe Welt mal mit einem Staatsfeind sympathisiert, der vor einem Friedensnobelpreisträger fliehen muss.
 
Diese erneute Amerikaskepsis langweilt mich einfach nur. Wieder mal sollen nur die Amis an allem Schuld sein. Jedem halbwegs informiertem Mensch muss es klar sein, dass alle (alle!) Geheimdienste ihren technischen Möglichkeiten entsprechend alles an Informationen sammeln was möglich ist. Und ein Geheimdienst heisst nunmal Geheimdienst weil er seine Tätigkeiten geheim hält.



Was Snowden als aktuell einzige Quelle behauptet klingt sehr wahrscheinlich, Beweise dafür gibt es aber nicht und wirds wohl auch nie geben.
 
Mit "Amerikaskepsis" hat das nichts zu tun, wohl aber mit unserer Verfassung.
 
Von der technischen und praktischen Seite der Überwachung unserer Daten ist die aktuelle Situation schlimmer - heißt: ausgeprägter und gefährlicher - als in der ehemaligen DDR. So ungefähr hat es Anke Domscheit-Berg vorhin bei Maybrit Illner beschrieben - und ich befürchte, dass sie Recht hat!



Ich verfolge die Situation nun schon seit einigen Tagen, wenn nicht Wochen - vornehmlich über den Spiegel, teils über Talkshows, über die wenigen, aber immerhin noch vorhandenen deutschen Print- und TV-Nachrichten.



Es deutet einfach alles darauf hin, dass sämtliche Staaten Daten in großem Ausmaß gegenseitig abhören und sich gegenseitig zuspielen, dass Geheimdienste Hand in Hand arbeiten. Es deutet alles darauf hin, dass es zu wenig Kontrolle bzgl. der vorhandenen Abkommen und Verträge zur Datensammlung und -verarbeitung gibt. Der politische Aufschrei ist ein Schein, nichts mehr als Heuchelei - da sind sich natürlich nicht die Parteiabgeordneten, aber die Experten und ehemaligen Geheimdienstler einig. Der Umgang mit Edward Snowden ist ein Armutszeugnis (für die Grundrechte) und ein Machtausdruck (der USA) zugleich. Da werden in Sekundenschnelle Lufträume geschlossen, südamerikanische Präsidenten durchsucht und Anträge auf Asyl abgelehnt. Putin nimmt, ohne Veranlassung, den Erzfeind in Schutz - wohl kaum, um seine Sympathie zum Ausdruck zu bringen. Immer mehr große Zeitungen berichten von neuen Informationen zum Datenskandal: Frankreichs "Le Monde" (Datenspionage Frankreichs) folgt heute auf die gestrige Ausgabe der "New York Times" (Millardenfacher Briefscan im INLAND). Das sieht nach einem tief greifenden System aus - ohne Kontrolle, ohne ausreichende Grenzen, ohne die Achtung unserer aller Werte. Ich finde diese Tatsache angesichts der nicht gerade glaubwürdigen und vertrauenswürdigen Politik besorgniserregend.



Im Folgen findet man die wirklich interessanten und wohl auch glaubwürdigsten Kommentare in der aktuellen Debatte (Schmidt-Eenboom, die Domscheit-Bergs, Theveßen):



<iframe width="480" height="270" src="https://www.youtube.com/embed/1tpQHEBwcOs?feature=oembed" frameborder="0"></iframe>


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https://www.youtube.com/watch?v=9B6JMyYY1awhttps://www.youtube.com/watch?v=9B6JMyYY1aw



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@ph114



ich bin bei fast allen Punkten bei dir - ausser bei folgenden Punkten.




a werden in Sekundenschnelle Lufträume geschlossen, südamerikanische Präsidenten durchsucht und Anträge auf Asyl abgelehnt.[\Quote]


Der bolivianische Präsident wurde nicht durchsucht obwohl man es versucht hat! Da er sich auf diplomatische Immunität berufen hat konnte man das nicht tun. Ich finde es aber auch genauso schlimm als wenn man es gemacht hätte! Allein den Luftraum zu sperren ist ein klarer Akt gegen diplomatische und internationale Gebräuche!



Das der Asylantrag abgelehnt wurde ist leider nicht zu ändern da es laut geltendem Asylrecht gar nicht möglich ist ausserhalb Deutschlands in der Bundesrepublik Asyl zu beantragen. Um Asyl zu beantragen muss man leider in Deutschland sein. Das einzige was gehen würde wäre das die Bundesrepublik Snowden ein Aufenthaltsrecht einräumt. Das würde ihm zwar die Ausreise aus Russland ermöglichen aber würde ihm nicht vor der Auslieferung schützen sollte die USA die Auslieferung aufgrund geltender Verträge verlangen. Da Geheimnisverrat allerdings auch in Deutschland strafrechtlich verfolgt wird und ihm nicht zwingend die Todesstrafe drohen würde bei Auslieferung würde man ihn wohl an die USA übergeben müssen.



Ich finde es trotzdem skandallös das ein Mensch der für Menschenrechte kämpft nur Unterschlupf in sogenannten Schurkenstaaten bekommen könnte und nicht in Ländern die für Bürger / Menschenrechte einstehen!
 
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