Kleingeld für ein großes Ziel
,,Die Bundesliga wird 50 - und der Harald Braner war vom ersten Tag an dabei ...” Harald Braner gab sein Bundesligadebüt mit 19 im Dress des 1. FC Kaiserslautern. Morgen feiert der Wormser, der in seinem Engagement in der „Hilfe für Südindien eine neue Lebensaufgabe” sieht, seinen 70. Geburtstag.
Harald Braner erinnert sich noch gut an die Zeit, als die Fußball-Bundesliga laufen lernte. In Grünstadt wartete er an der Autobahn, stieg in den Mannschaftsbus, der zum ersten FCK-Spiel in der neuen Liga bei Eintracht Frankfurt startete.
Braner, in Worms-Horchheim geboren, hatte schon mit 16 - mit dem Spielerpass des älteren Bruders - in der Ersten gespielt. Dann der Wechsel zur Wormatia, 1963 folgte Braner dem Ruf des FCK. Bis 1967 folgten 88 Bundesligaspiele, zwölf Tore. Der schnelle Linksaußen ist noch heute stolz, dass ihm die Trainerlegende Dettmar Cramer „eine linke Klebe” attestierte. „Die älteren Spieler, wie Jürgen Neumann, Willi Reitgaßl oder Werner Mangold haben damals sogar mit Trainer Günther Brocker Karten gespielt”, erzählt der Jubilar. „Bauersches” war angesagt.
„In den ersten Jahren haben wir immer gegen den Abstieg gespielt. Wir haben es immer geschafft - aber es war immer knapp”, erzählt der Sportler. „Besser wurde es, als Gyula Lorant Trainer wurde. Mit ihm wurden wir 1967 Fünfter”, spricht Braner mit Hochachtung vom Ungarn.
Der Weg führte Harald Braner zum SSV Reutlingen (1967 bis 69), dann nach Osnabrück. An der Bremer Brücke erlebte er große Stunden. 1970 und 1971 wurde er mit dem VfL in der Regionalliga Nord Meister. In der Aufstiegsrunde zur Bundesliga aber scheiterte der VfL. Dann die Rückkehr zur Wormatia, der Hausbau im Wormser Stadtteil Weinsheim. Die Karriere hatte am 13. Januar 1974 beim Spiel in Eisbachtal ein jähes Ende genommen: Schien- und Wadenbein gebrochen.
„Opa 2012” steht heute auf der Heckscheibe von Braners Auto - ein Symbol für einen neuen Lebensabschnitt. Enkel Simon, vier Monate alt, ist Opas Stolz und Glück. Den Kleinen, Sohn von Tochter Sabine, schiebt er schon mal zwei Stunden durch Worms.
Harald Braner führte in Worms lange Jahre eine Lotto-Totoannahmestelle, trainierte mit Erfolg viele Amateurmannschaften, auch einmal die B-Jugend des FCK. Heute ist er noch Inhaber einer Versicherungsagentur. Aber er hat sich mit seiner Frau, unterstützt von Sohn Frank, ganz der „Hilfe für Südindien” verschrieben, den Verein 2009 gegründet. „Entwicklung durch Fußball”, lautet die Botschaft. Man versucht, auf dem Land armen Kindern einen regelmäßigen Schulbesuch zu ermöglichen. „Der Fußball hilft, fürs Leben zu lernen”, sagt Braner, der seit Jahren Sportkleidung und Bälle für Kinder und Jugendliche in Indien organisiert. Er hat viele Klinken geputzt, seine Kontakte genutzt - sich natürlich auch manche Absage eingehandelt.
Das nächste Projekt ist ambitioniert. Braner, FCK- und Wormatia-Anhänger, ist bemüht, bei Thiruvananthapuram in Kerala einen richtigen Fußballplatz mit einer Begegnungsstätte für zunächst 50 Kinder zu realisieren. ,,Wenn mir jeder, der mich kennt einen Euro schenkt ...”, formuliert er einen Geburtstagswunsch. Kleingeld für ein großes Ziel!
Info
Spendenkonto „Entwicklung durch Fußball”, Hilfe für Südindien, Volksbank Worms, Konto: 150 29 005, Bankleitzahl 553 900 00.
DIE RHEINPFALZ
Pfälzische Volkszeitung