Ich kann auch mit der SPD-Haltung nichts anfangen, dass man keine große Koalition will, da es der eigenen Partei zuletzt geschadet hat
Für wen oder was machen die denn Politik die dieser Meinung sind?
Naja, man macht Politik für die Menschen dieses Landes und die Haltung kann ich daher auch absolut nachvollziehen. Wenn man sich die Aussagen der Wahlforscher näher betrachtet, dann wird man feststellen, dass die SPD hauptsächlich wegen Ihres Programms und Ihren Idealen gewählt wurde, die CDU hauptsächlich wegen "Mutti". Wenn die SPD ihre Haltung in der großen Koalition nicht durchsetzen kann, dann läuft sie Gefahr in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung zu verlieren. Wie sollte sie aber Ihre politischen Ideen umsetzen können, wenn die Gegenseite weiß, dass man die Stimmen des Koalitionspartners im seltensten Fall brauchen wird?
Ich lasse mich ja fast zu der Aussage hinreißen, dass die CDU und Mutti die eigentlichen Verlierer der Wahl sind. Alle übrigen Parteien im Bundestag stehen links der CDU, wenngleich die Mehrheit der Bürger mitte-rechts gewählt haben. Die CDU hat keine absolute Mehrheit errungen und muss somit mit einer mitte-links Partei koalieren - ein Bündnis mit den Linken schließt man ja aus, wobei das sicherlich humorvoll wäre. Durch das große Übergewicht der CDU im Bundestag und vor allem durch das katastrophale Abschneiden der Koalitionspartner (2009 SPD, 2013 FDP) werden sich die Grünen und die SPD aber unter langfristiger Betrachtung zweimal überlegen müssen, ob sie mit der CDU ins Bettchen gehen wollen. Eine absolute Mehrheit wäre nicht einmal verkehrt gewesen, das sage ich auch als überzeugter SPD-Wähler. Entweder die CDU hätte in den vier Jahren das Land nach vorne gebracht oder sie hätte bei der Bundestagswahl 2017 massive Verluste hinnehmen müssen. Das Land voranbringen und Verluste einfahren schließt sich übrigens auch nicht aus. Die SPD erlebt das ja gerade, denn letztlich holt sie sich Wahl für Wahl eine blutige Nase für die Agenda 2010 ab, welche es Merkel überhaupt erst erlaubt solche Wahlergebnisse einzufahren. Meines Erachtens noch immer ein Fehler, dass die SPD die ungeliebte Agenda nicht doch deutlicher als "ihr Kind" verkauft, denn sie hat Deutschland, den damals kranken Mann in Europa, überhaupt erst die Möglichkeit gegeben aufzustehen, wenngleich es auch zu viele Nebenwirkungen der Agenda gibt.
Sollte man sich doch für die große Koalition entscheiden, dann würde ich versuchen die Kanzlerin radikal in die Ecke zu drängen und ohne Rücksicht auf Verluste das eigene Programm durchboxen. Abschaffung der PKV, Einführung des flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohns, Einführung der Bürgerrente, vollständige Gleichberechtigung für Homosexuelle Lebensgemeinschaften und Abschaffung des Betreuungsgelds.
Wenn sich SPD und Grüne darauf einigen, dass sie von diesen Punkten nicht abrücken, dann wird das in meinen Augen der Wähler mehr als schätzen und es wird der CDU ein Eingeständnis zum Koalitionsvertrag fast unmöglich machen. Selbst wenn es dann zu Neuwahlen kommen würde - ich glaube nicht, dass sich das Ergebnis für das linke Lager verschlechtern würde, mit einer Doppelspitze Kraft/Steinbrück schon gar nicht. Der Finanzfachmann und die Sozial-Politische-Mutti der SPD ein Duo gegen das es auch Mutti schwer haben würde!