Ich möchte mal auf etwas bisher noch nicht diskutiertes hinweisen:
Ich befürchte, dass viele Journalisten und auch viele Politiker, Trump nun als Art "Ausrede" benutzen werden. Sie werden durch ihn auf einfachste Weise mit vielen Themen versorgt. Trumps Sexismus, Trumps Fremdenfeindlichkeit, Trumps Macho-Gehabe, Trumps Oberflächlichkeit - das sind alles "Themen" gegen die sich gut "Stimmung machen" lässt und die viele Politiker nutzen können, um sich als moderner, positiver, offener darzustellen. Ich befürchte allerdings, dass diese ganze Diskussion dann sehr oberflächlich bleiben wird und dieselben Politiker und dieselben Medien die wahren Sorgen und Probleme der Menschen nicht thematisieren werden.
Das Moderne dieser Politiker und Journalisten ist natürlich gut und wichtig. Aber damit werden sie nur diejenigen überzeugen, die sie eh schon wählen oder ihre Zeitung eh schon kaufen. Leute, die bereit sind, die AfD zu wählen und denen deren Fremdenfeindlichkeit, deren Frauenherabstufung und deren oberflächliche Vorschläge egal sind, weil sie sich bei den anderen Parteien nicht mehr repräsentiert fühlen oder auch dort keine besseren Lösungen für ihre Probleme finden, diese Leute werden die Politiker mit ihrer puren Trump-Ablehnung und -Abgrenzung nicht erreichen.
Ich befürchte also, dass deutsche und europäische Politiker die falsche Antwort auf Trump und die ähnlichen Populisten in Deutschland und Europa geben werden. Eine Antwort, die zwar moralisch und ethisch korrekt ist (Ablehnung von Hass und Sexismus), die aber viele viele AfD-Wähler nicht erreicht, weil der Anti-Sexismus, die Weltoffenheit etc. diese Menschen eher "sekundär interessiert" und ihnen andere Themen (einfachere Teilhabechancen, der eigene Geldbeutel, jemand, der ihre Sorgen auch nur hören will (?)) wichtiger sind. Und ich meine damit nicht die AfD-Wähler, die mit Mittelfinder hoch auf die Straße gehen, sondern die schweigende Mehrheit unter den AfD-Wählern, die Protestwähler, die vor kurzem noch die Linke gewählt haben und die man mit guter Politik wieder ins "demokratische Boot" holen könnte.
Um es ganz platt zu sagen: Ich befürchte, dass viele Politiker der großen Parteien zu dumm oder zu risikoscheu (denn sind wir so ehrlich, für eine andere Politik brauchen die auch Mut, denn sie können auch ihre Posten einfach verlieren) sind, um die richtige Antwort auf Trump zu formulieren und in eine andere Politik umzusetzen.
Trump könnte der Gipfel des Wahnsinns und des Populismus sein. Aber dafür bräuchte es mutige, zum Umdenken bereite Politiker. Und ich befürchte nunmal, dass sie in alte Muster fallen und sich in ihre Wohlfühloasen zurückziehen und bei den bequemen Themen gegen Trump sind, für die ursächlichen sozialen und gesellschaftlichen Probleme aber keine (neuen) Lösungen aufzeigen werden.