Viel wäre schon geholfen, wenn die Ordnungsdienste besser geschult wären. Beim Regionalligisten Waldhof Mannheim stehen seit einiger Zeit mannshohe Aufsteller, die rechtsextreme Marken und Symbole auflisten, die im Stadion unerwünscht sind. Trotzdem kamen Fans mit genau diesen Insignien immer wieder ins Carl-Benz-Stadion, bis einem Vereinsangestellten auffiel, dass sich die Rechten stets beim gleichen Ordner anstellten. Der Mann, selbst mit einer »Thor Steinar«-Mütze ausgestattet, winkte seine Gesinnungsgenossen einfach durch.
Auch für Kaiserslautern wolle er solche Vorkommnisse nicht ausschließen, sagt Christian Gruber, der Klubsprecher des FCK. Ein »nicht tolerierbarer, aber wahrscheinlicher Grund« sei, dass in kleineren Städten jeder jeden kenne, meint Gruber. »Da lässt ein Ordner schon mal einen Bekannten durch, obwohl er vom Verein die klare Vorgabe hat, gerade bei rechten Symbolen die Stadionordnung streng durchzusetzen.«
Das Fanprojekt des 1. FC Kaiserslautern wurde vom DFB mit dem »Julius-Hirsch-Preis« ausgezeichnet. Nachdem bei einer Trainingseinheit der Ruf »Lauft, ihr Juden!« zu hören war, organisierten Leiter Erwin Ress und sein Team zahlreiche Veranstaltungen, um den Fannachwuchs zu sensibilisieren. Nach der Preisverleihung nahm sich das »Infoportal 24«, die Website des neonazistischen »Aktionsbüro Rhein Neckar«, den FCK und sein Fanprojekt zur Brust. »Judenfreundlichkeit wird belohnt, Fanprojekt Kaiserslautern kassiert ab«, hieß es dort.
Die Lauterer Hoolszene galt in den Achtzigern und Neunzigern als offen neonazistisch. Viele der Herren sind älter und ruhiger geworden, viele haben mit Politik nichts zu schaffen, doch noch heute gehen zahlreiche Nazikader im Stadion ein und aus. Die etwa 70 Hools, die regelmäßig in Block 5.3 sitzen, sind befreundet mit rechtsgerichteten Fans von Paris Saint-Germain. In der Lauterer Ultraszene wiederum besteht eine Freundschaft mit den eher linken Ultras des FC Metz. Hartnäckig hält sich in Kaiserslautern das Gerücht, dass die Lothringer ihre Pfälzer Freunde im Februar nicht anlässlich des Heimspiels gegen Köln besuchen durften. Die Hools, heißt es, hätten dies untersagt, um ihre Kumpels aus Paris nicht zu brüskieren. Wenn kampfsporterprobte Hooligans »Ansagen machen«, spuren die Ultras. Auch in Dortmund, Duisburg oder Braunschweig wurden exponierte Ultras bedroht. Entweder sie würden aufhören, sich gegen Rechts zu positionieren, oder man werde ihnen endgültig zeigen, wer Herr im Block sei.