Investor ECE ist guten Mutes
Der Hamburger Mall-Investor und -betreiber ECE geht zuversichtlich in den Bürgerentscheid über die von ihm geplante Shopping-Mall am Standort Karstadt/Alter Theaterplatz. Der Stadtrat hatte am Montag einstimmig den Weg für die Bürgerbefragung freigemacht. Sie findet am 23. Oktober statt.
Der Geschäftsführer von ECE Development, Jens Jäpel, ging gestern davon aus, dass sich in dem Bürgerentscheid die Mehrheit der Kaiserslauterer zugunsten der Verwirklichung der Shopping-Mall entscheidet.
Jäpel: „Wir sehen eine große Mehrheit bei den Bürgerinnen und Bürgern von Kaiserslautern, die das Projekt will. Diese Bürger wollen wir jetzt gemeinsam mit den vielen namhaften Befürwortern aus den Bereichen Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Handel, Kultur, Sport und Ehrenamt in der Stadt mobilisieren. Bestärkt werden wir in diesem Zusammenhang auch von der breiten politischen Mehrheit sowie der tatkräftigen Unterstützung vom Oberbürgermeister.”
Die von ECE geplante Shopping-Mall sei ein wichtiger und zentraler Baustein im Rahmen des Gesamtprojekts Neue Stadtmitte und eine historische Chance für die Stadt, die Folgen der Nachkriegsgeschichte endgültig zu überwinden, erklärte der Geschäftsführer von ECE Development.
Der ECE-Projektleiter für Kaiserslautern, Arne Nachtigahl, betonte, die Neue Stadtmitte werde die Stadt auf Jahrzehnte fit und attraktiv in der gesamten Region machen. Dies sei auch ein wichtiger Standortfaktor für den bereits beschrittenen Weg, Kaiserslautern als internationalen Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort in der Städtekonkurrenz gut aufzustellen und zu positionieren.
Nachtigahl erklärte, die Shopping-Mall werde rund 800 sichere und langfristige Arbeitsplätze schaffen. ECE und seine Investorenpartner würden rund 160 Millionen Euro in das Projekt in Kaiserslautern investieren.
Der Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbands Mittelrhein/Rheinhessen-Pfalz, Hanno Scherer, begrüßte gestern den Bürgerentscheid. Damit werde die Entscheidung über die Shopping-Mall auf eine breite demokratische Basis gestellt. „Der Bürger wird entscheiden, wie die Zukunft seiner Stadt aussehen soll”, sagte Scherer.
Den Zuspruch, den das Bürgerbegehren bei den Kaiserslauterern erfahren hat, wertete Scherer als Hinweis darauf, dass sich die Bürger nicht hinreichend von den politischen Gruppierungen vertreten gesehen hätten. Die Bürger hätten die Oppositionsrolle übernommen, nachdem die CDU-Fraktion auf das Projekt eingeschwenkt sei.
Scherer erklärte, er selbst habe auch das Begehren der Bürgerinitiative unterschrieben. Er sei für eine Shopping-Mall, wende sich aber gegen die volle Bebauung des Alten Theaterplatzes. Er wolle eine attraktive Innenstadtgestaltung. Der Bürgerentscheid biete die Chance, die vom Stadtrat beschlossene Planung zu korrigieren.
Entschieden trat Scherer für ein Warenhaus als Ankermieter in der neuen Shopping-Mall ein, der Kaiserslautern zur Nummer eins in der Westpfalz mache. „Eine Stadt wie Kaiserslautern braucht ein Warenhaus. Es stimmt nicht, dass ein Warenhaus Vergangenheit ist. Wir verzeichnen wieder eine Renaissance der Warenhäuser. Warenhäuser sind die Frequenzbringer”, erklärte Scherer.
Der Bürgerentscheid ist das Ergebnis eines von der Bürgerinitiative „Neue Mitte Kaiserslautern” eingebrachten Bürgerbegehrens. Die Bürgerinitiative hatte 8236 gültige Unterschriften Kaiserslauterer Wahlberechtigter vorgelegt. Die Bürgerinitiative hält die vom Stadtrat mit großer Mehrheit beschlossenen Pläne für eine Shopping-Mall für nicht stadtverträglich.
Der Bürgerentscheid stellt die Frage zur Wahl, ob die Stadt die zur Verwirklichung der Shopping-Mall notwendigen städtischen Grundstücke an den Investor veräußern soll oder nicht. (rdz) LOKAL SEITE 3
====
„Jetzt liegt es an uns selbst”
DIREKT GEFRAGT - DIREKT GEANTWORTET: RHEINPFALZ-Leser begrüßen Bürgerentscheid zur Mall
Was halten Sie von dem vom Stadtrat beschlossenen Bürgerentscheid? Freuen Sie sich auf die Entscheidung? Halten Sie sie für notwendig? Werden Sie wählen gehen? Die RHEINPFALZ fragte gestern ihre Leser, nachdem der Stadtrat den Weg für einen Bürgerentscheid zur Shopping-Mall einstimmig freigemacht hat. Hier Auszüge aus den in der Redaktion eingegangenen E-Mails.
Dass die Bürger jetzt selbst über die Shopping-Mall abstimmen können, finde ich sehr gut. Somit ist gewährleistet, dass gewisse Leute und Lobbyisten, die nur aus Eigeninteresse handeln, nicht entscheiden können, was in Kaiserslautern gemacht wird oder nicht. Ich werde auf jeden Fall wählen gehen. Klaus Hellriegel
Ja, ich halte eine Mall für notwendig. Fragen Sie mal verschiedene Altersgruppen von zum Beispiel Frauen, wo sie ihr Hochzeitskleid oder ihr Abiballkleid kaufen gehen. Wo so mancher zum Bummeln hin fährt. Ergebnis: nach Mannhein, nach Saarbrücken, nach Neunkirchen und so weiter. Leider darf ich nicht wählen, weil ich nicht in der Stadt direkt wohne und somit entschieden wurde, dass ich keine Meinung zur Mall haben darf! Annette Adam
Ich begrüße die Wahl, halte sie für notwendig und werde selbstverständlich auch mitentscheiden. Ich bin absolut für eine Shopping- Mall in Kaiserslautern. Es kann doch nicht angehen, dass man nach Mannheim, Ludwigshafen oder Saarbrücken fahren muss ,um einkaufen und bummeln zu gehen. Mir hängen die Billigläden in Kaiserslautern mit ihrem ganzen Schrottangebot zum Hals raus. Gabi Müller
Meine Frau und ich finden den Beschluss des Stadtrats zum Bürgerentscheid gut. Ich finde, es ist das einzig Gute, was die Bürgerinitiative zustande gebracht hat, und ich frage mich noch immer, wer den ganzen Aufwand finanziert. (Inserate, üro, und so weiter.) Mein Frau und ich werden selbstverständlich wählen gehen. R. D. Herbach
Meine Frau und ich sind absolut für die Shopping-Mall. Die Bürgerbefragung halten wir für sehr bedenklich, da die Unterschriftenaktion sich lediglich auf den Wegfall der Stadtplantane und des Fackelbrunnens bezog, was wir mit eigenen Ohren bei der Befragung von Pasanten in der Innenstadt mitgehört haben und ja bekanntlich nicht der Wahrheit entspricht. Natürlich werden wir auch pro Shopping-Mall wählen gehen.
Heinz und Viola Köckeis
Selbstverständlich begrüße ich die Bürgerentscheidung für oder gegen die Mall, da werden wenigstens die Bürger von Kaiserslautern gefragt, Dank an Herrn Ulmer, dass er gegen alle Widerstände diese Sache voran gebracht hat. Lothar Hupf
Mit Freude habe ich heute Morgen gelesen, dass die Bürgerabstimmung über die Mall zustande kommt, somit besteht die Chance, dass Kaiserslautern doch noch eine architektonisch und städtebaulich qualitätvolle Neue Mitte bekommt, natürlich gehen ich und mein Büro wählen!
stoertzarchitekten
Also ich freue mich, dass wir Bürger von Kaiserslautern selbst entscheiden dürfen (was ja nicht oft vorkommt), was in unserer Stadt geschehen soll. Ich bin für die Shopping-Mall! Ich will nur hoffen, dass sich viele an der Wahl beteiligen. Jeder muss sich bewusst sein, der nicht wählt, dass man hinterher nicht sagen kann: Die Politiker machen ja doch, was sie wollen. Jetzt liegt es an uns selbst. Doris Reh
Ich finde es richtig, dass die Bürger über das Thema (wenn auch nur indirekt) abstimmen dürfen. Das hätte viel früher und ohne dieses Brimborium passieren müssen. Wie Herr Redzimski schreibt, lässt sich nur so der „Haussegen” in der Stadt wieder geraderücken. Thorsten Meyer
Grundsätzlich halte ich einen Bürgerentscheid für ein gerechtes, gutes, demokratisches Mittel. Ob es im Falle der Shoping-Mall nötig war, wage ich zu bezweifeln. Da kommt bei mir gar keine „Freude” auf! Dem Stadtrat blieb eben gar keine andere Wahl, als den Weg dafür frei zu machen. Mich ärgert nur, dass sich die Bürgerinitiative vor den Karren einiger Lobbyisten hat spannen lassen und somit die dringend notwendige Weiterentwicklung der Innenstadt unnötig, sogar fast fahrlässig verzögert.
Adolf Klink
Ein Bürgerentscheid zu Baumaßnahmen, die die Innenstadt gravierend verändern, ist in der heutigen Zeit angemessen. Allerdings unter der Prämisse der sogenannten Bürgerbewegung mit dem Rechtsanwalt Axel Ulmer bleibt ein seltsamer Beigeschmack. Bei fast allen publikumswirksamen Aktionen betreibt dieser Anwalt sein Geschäft. Wieviel Honorar erhält eigentlich der Herr Anwalt für seine Aufwendungen? Meine Familie und ich werden auf alle Fälle wählen gehen, damit die Stadt endlich wieder in ihrem Zentrum einen attraktiven Mittelpunkt erhält.
Peter Braun
Sollte der Bürgerentscheid negativ ausgehen, bin ich auf die nächsten Vorstöße der Bürgerinitiative gespannt. Auch wenn Frau Kolb angekündigt hat, dies nicht zu tun, da wir in einer Demokratie leben, so glaube ich nicht an ihre Worte. Sie werden wieder in den Krümeln suchen, sie werden wieder irgendetwas zu bemängeln haben und sie werden wieder irgendeine Aktion starten, damit sich der Baubeginn verzögert und wir in zehn Jahren noch keine Mall und kein neues Gesicht in der Innenstadt haben. Dominik Maillaud
Ich hoffe, dass sich die Bürger richtig, das heißt für die Stadtgalerie entscheiden. Weil ansonsten auf Jahre hin das Karstadt-Gebäude sowie der vergammelte Vorplatz vor sich hin verfallen. Sehr zweifelhaft war die Umfrage der Bürgerinitiative. Auch ich wurde unter einem völlig falschen Vorwand gefragt, ob ich unterschreiben will. Meiner Tochter erging es genauso. Ich werde auf jeden Fall wählen gehen und für die Stadtgalerie entscheiden. Ich habe keine Lust mehr, nach Mannheim, Ludwigshafen, Neunkirchen, Saarbrücken und demnächst Pirmasens und Homburg zu fahren. Ich bin Lautrer und will in meiner Stadt einkaufen gehen! Frank Bürthel
Ich finde es absolut unnötig, wie sich die „Neue Mitte” um Axel Ulmer und Co. hier verhält. Die 80.000 Euro, die dieser Bürgerentscheid die Stadt kostet, könnten an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt werden. Die Mall wird, ja sie muss kommen. Und das Ergebnis dieses Entscheides wird klar sein und die „Neue Mitte” kann ihre Koffer packen und nach Hause gehen. Andreas Scherer