Packs mal hier rein:
Mobilmachung und Weltmeister
Jubiläen IM JAHR 2014:
1914, vor 100 Jahren, begann der Erste Weltkrieg. Die Mobilmachung wurde am alten Bezirksamt verkündet. In den 100 Jahren bis zum Jahr 2014 spiegelt sich die Weltgeschichte des vergangenen Jahrhunderts wider. In dem Zeitraum drängen sich lokale Ereignisse – und 2014 fallen zahlreiche Jubiläen an.
Von gerhard Westenburger
Von der Treppe des alten Bezirksamts am Fackelrondell verkündete der Bezirksamtmann am 2. August 1914, vor 100 Jahren, die kaiserliche Mobilmachung. Einen Tag zuvor hatte Deutschland Russland den Krieg erklärt, Frankreich am 3. August 1914 und England am 4. August 1914. Der Versailler Vertrag wurde am 28. Juni 1919, vor 95 Jahren, von den Alliierten und Assoziierten Mächten und dem Deutschen Reich zur Beendigung des Ersten Weltkriegs unterzeichnet. Am 5. Dezember 1919 kamen schwarze Kolonialtruppen der französischen Armee als Besatzung nach Kaisers-lautern. Vor 75 Jahren, am 1. September 1939, begann der Zweite Weltkrieg. Schon den ganzen Sommer über marschierten Soldaten durch die Stadt, am Fackelrondell vorbei, die Pariser Straße hinaus. Im Westen werde es bald losgehen, erzählten die Leute, und es begann im Osten. Damals 1939, vor 75 Jahren, war der Wohnungsbau in Kaiserslautern noch besonders erfolgreich. Über die Siedleraktivitäten hinaus gelang es, etwa 1000 Wohneinheiten fertigzustellen. Kaiserslautern dehnte sich schon seit Beginn des Jahrzehnts nach Osten aus, um den Raum zu den Kasernen hin aufzufüllen. Das Areal in den Bereichen Grübentälchen, Ebertstraße und Stiftswaldstraße blieb von den Bombardements und den beiden Großangriffen 1944, vor 70 Jahren, weitgehend verschont. Am 14. August 1944 ging die Innenstadt in Schutt und Asche unter und in der Nacht vom 28. September 1944 verglühte der Kotten. Während des Zweiten Weltkriegs gab es in Kaiserslautern rund 1000 Fliegeralarme, meist wegen der Überflüge.Am 15. Januar 1939, vor 75 Jahren, wurde Kaiserslautern Gauhauptstadt des Gaus Saar-Pfalz. In der Erwartung, Gauhauptstadt des Gaus Westmark zu werden, stellten die Lauterer Nazis – auf dem Papier – ihre Stadt auf den Kopf. Der Leiter des Stadtbauamtes, Ingenieur Bremer, ließ Pläne ausarbeiten mit 30 Meter breiten Aufmarschstraßen. Der Abriss der Fruchthalle war vorgesehen. Bremer war der Nachfolger des am 12. September 1933, vor 80 Jahren, von den Nazis zwangspensionierten Stadtbaumeisters Hermann Hussong. Gauhauptstadt des Gaus Westmark wurde schließlich Saarbrücken, und Kaiserslautern blieb der Umbau erspart. Und noch ein angedachtes Großprojekt aus dem Jahr 1939 ging den Weg allen Papiers: die Idee, einen Saar-Pfalz-Kanal zu bauen. Bis März 1986 stand dieses Thema immer wieder mal auf irgendeiner Tagesordnung.
Realisiert wurde 1939, vor einem Dreivierteljahrhundert, der Umbau des Fackelrondells. Die Stadt führte den Kreisverkehr ein, und Friedrich Korter baute den Fackelwoogbrunnen aus Obersulzbacher Sandstein. Der Brunnen wurde am 30. April 1939 eingeweiht. Was die Verkehrsplanung betrifft, wurde bereits 1934, vor 80 Jahren, mit dem Bau der Autobahn als Umgehungsstraße Nord – ursprünglich eine Hussong-Planung zur Entlastung der Innenstadt – begonnen.
Die Autobahnbrücke im Bereich Engelshof wurde in den letzten Kriegstagen 1945 gesprengt. Der Wiederaufbau begann vor 60 Jahren, im Februar 1954. Im April stürzte die Brücke ein, und der Aufbau musste neu beginnen.
Die Reihe „Konzerte der Stadt Kaiserslautern“ organisierte die Stadt 1949, vor 65 Jahren. Am 12. Oktober 1949 begann auf Anordnung der französischen Besatzungsmacht die Teilmontage der Eisenwerke in der Barbarossastraße.
Die 1950er Jahre gehören dem 1. FCK, den Amerikanern, dem Wiederaufbau und der Stadterweiterung, wie beispielsweise die Besiedelung des Bännjerrück-Plateaus 1954. Am 7. Juli 1954, vor 60 Jahren, empfing Kaiserslautern fünf FCK-Nationalspieler nach der gewonnenen Weltmeisterschaft in der Schweiz.
Die Leute sagten, der 1. FCK sei mit sechs Ersatzspielern Weltmeister geworden. Im Herbst 1954 standen in der RHEINPFALZ mehr und mehr Meldungen über die Zunahme des Fluglärms. Die Amerikaner zeigten sich versöhnlich und luden im Dezember 1000 Lauterer Kinder zu einer Weihnachtsfeier ein. Der Fluglärm blieb jedoch Thema bis in die 1970er Jahre und ist es bis heute.
Im September 1954, vor 60 Jahren, war Richtfest für die Landwirtschaftshalle. Schon im November gab es die erste Zuchtviehversteigerung; Damen-Schlammringkämpfe, Boxveranstaltungen, Flohmärkte und Großmärkte füllten die Halle in den folgenden Jahren.
Im Frühjahr 1954 liefen die Arbeiten an der Ost-West-Achse an allen Ecken und Enden. Was entlang der neuen Citytangente an alten Gebäuden vom Krieg verschont geblieben war, musste weichen. Die Situation war relativ einfach: Die Amerikaner waren Besatzungsmacht; sie hatten das Sagen. Die Leute sprachen vom „Schnapprat“, wenn es um Ratsentscheidungen in Besatzungsangelegenheiten ging. „Das Stadtparlament nahm sich der Achse an, als sei sie die Ausgeburt seines eigenen Willens“, schrieb „Die Freiheit“ im Mai 1954. Die Amerikaner wollten eine kurze Verbindung zwischen ihrem Wohnbereich auf der Vogelweh und den Kasernen im Osten der Stadt.
Im März 1959, vor 55 Jahren, war Richtfest für das Europahaus in der Fruchthallstraße. Das war das erste Stückchen Altstadtsanierung. Im Westen der Stadt wurde 1964, vor 50 Jahren, Industriegebiet erschlossen, und Opel baute das Kaiserslauterer Zweigwerk. Im gleichen Jahr begann nach schwierigen Grundstücksverhandlungen und endlosen Diskussionen über den endgültigen Standort der Bau des Haupthauses des damaligen städtischen Krankenhauses. Schon vor 90 Jahren, 1924, hatte der damalige Bezirk Kaiserslautern (etwa identisch mit dem Landkreis) der Stadt aus finanziellen Gründen das Eigentum am Bezirkskrankenhaus übertragen. Ohne finanzielle Probleme stand das Pfaffbad da. Es wurde 1924 eingeweiht, ein Geschenk von Georg und Lina Pfaff an die Bürger der Stadt Kaiserslautern.
Großstadt „musste“ Kaiserslautern 1969, vor 45 Jahren, durch Eingemeindungen vor den Kommunalwahlen werden. Die SPD wusste, auf welche Dörfer Verlass war. Eingemeindet wurden schließlich die ehemals selbstständigen Gemeinden Dansenberg, Erfenbach, Erlenbach, Mölschbach, Morlautern und Siegelbach. Hohenecken hatte sich bis zuletzt gegen die Eingemeindung gewehrt. Die Universitätsstadt ließ nicht mehr lange auf sich warten: Der Wissenschaftsrat stimmte am 21. November 1969, vor 45 Jahren, der Gründung einer Universität Kaiserslautern zu.
Die Städtepartnerschaft mit Newham in England wurde 1974, vor 40 Jahren, besiegelt. Der Ausbau der Universitätswohnstadt war 1989, vor einem Vierteljahrhundert, abgeschlossen. Übrigens: Die Genehmigung zum Betrieb einer elektrischen Straßenbahn wurde von König Ludwig III. von Bayern auf 100 Jahre erteilt. Diese Genehmigung läuft am 1. August 2014 ab.
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Pfälzische Volkszeitung
Ausgabe: Nr.2
Datum: Freitag, den 03. Januar 2014