Die Finanztransaktionssteuer in der angedachten Form ist völlig widersinnig. Erstens ist die Unterscheidung nach Produktgruppen fragwürdig, da ein einzelnes Devisenfuture- oder Aktiengeschäft per se nicht risikoärmer oder risikoreicher als ein Anleihen- oder Swapgeschäft ist. Zweitens trifft sie alle, und somit auch diejenigen, die sie nicht treffen sollte, wie beispielsweise den Riestersparer, der in ein fondsgebundenes Produkt investiert.
Sinnvolle Kriterien wären meines Erachtens zum einen die Haltedauer der Position (ähnlich der früheren deutschen Steuer auf Veräußerungsgewinne) und vorallem die Frage, ob das Finanzgeschäft mit Eigen- oder Fremdkapital durchgeführt wird.
So eine Steuer trifft (meines Laienwissens nach) nicht alle gleichermaßen. Gerade die gefährlichen High-Speed-Trades werden stärker besteuert, da sie ja viel häufiger vorgenommen werden (Stichwort Haltedauer). Ich könnte mir vorstellen, dass eine Steuer auf alle Transaktionen angedacht war (die kommt ja scheinbar nun gar nicht), da es bürokratisch einfacher zu handhaben wäre.
Zu den von dir angeführten Kosten nimmt der Artikel ja Bezug. Die Kosten aktueller Schwankungen und ständig wiederkehrender Krisen sind für den Riester-Sparer weitaus höher als die Kosten einer Finanztransaktionssteuer. Da die (kleinen) Privatanleger als letzte auf umschwingende Märkte reagieren (können), tragen sie die größen Kosten bei fallenden Kursen (und machen geringere Profite bei steigenden Kursen). Durch eine Steuer würden die Schwankungen hingegen ausgeglichen und es käme nicht mehr zu so großen Verlusten für die Kleinanleger.
Oder stimmt der Artikel an einigen Stellen nicht? Du hast da sicher das größere Fachwissen als ich.
Edit:
@ weber: In deinem letzten Satz fehlt hoffentlich ein "nicht"
Oder ich stehe auf dem Schlauch.
Ich habe letztes Jahr dieses Buch über die High-Speed Trading (edit: Flash Boys) gelesen. Dort wurde auch zwischen den Zeilen deutlich, dass das Geld immer einen Weg findet. Ich bin jedoch der Ansicht, dass man sowas unterbinden kann. Dann erlaubt man neuen Finanzprodukten nicht den Marktzugang, bevor sie nicht von Experten getestet / überprüft wurden. In der von mir verlinkten Arte-Doku (s. oben) nannte der Trader ja eine ähnliche Logik: Wir erfinden neue Produkte und verkaufen diese möglichst schnell (bis die Konkurrenz sie kopiert oder die Produkte finanziell scheitern), weil wir damit Gewinn machen und durch diese Produkte als innovativer gelten als unsere Konkurrenz. Wenn diese(r Zwang zur) Geschwindigkeit aus dem Markt genommen wird und die Finanzfirmen (@ french: Schau, ich schreibe nicht mehr "die Banken"
) durch Qualität und Service (im "normativen" Sinne) überzeugen müssten, dann wäre sicher schon einiges an Gefahr / Risiko aus dem Markt genommen.
Aber da gibt es auch einen Kulturunterschied. In Amerika dürfen Produkte auf den Markt gebracht werden, bis jemand zeigt, dass sie gefährlich sind. In Europa muss erst gezeigt werden, dass sie keine Gesundheitsschäden o.Ä. hervorrufen bis sie auf den Markt gebracht werden. Ich nehme an, diese Kultur besteht auch im Finanzsektor (falls es in Europa überhaupt eine europäische Kultur in diesem Bereich gibt).
Edit 2: Und solange Menschen bspw. den finanziellen Sinn (des Missbrauchs) von High-Speed Trading erkennen, muss es doch auch Menschen geben, die die Gefahren dieses Missbrauchs erkennen. Denn das sind ja zwei Seiten einer Medaille. Also muss "der Finanzmarkt" doch irgendwie zu regulieren sein, oder übersehe ich einen Denkfehler in meiner Argumentation?