Interview
„Den VfL Neustadt gibt"s für mich nicht mehr"
Ex-Nationalspieler Mario Basler über die morgen beginnende Fußball-EM und sein gestörtes Verhältnis zu seinem Heimatverein
Morgen beginnt die Fußball-Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz. Ob"s ein Alpen- oder Albtraum für die Jungs von Jogi Löw wird? Unter anderem darüber sowie über das Verhältnis zum Heimatverein VfL Neustadt hat Redakteur Steffen Gierescher mit Ex-Profi Mario Basler (39) gesprochen, 30-facher Nationalspieler, WM- sowie EM-Teilnehmer (1994 und 1996).
„Nur drei Minuten bis zur Ewigkeit..." - Herr Basler, wissen Sie, von wem dieses verzweifelte Zitat stammt?
(Überlegt lange) Keine Ahnung.
Von Ihnen. Das haben Sie 1999 nach dem mit 1:2 dramatisch verlorenen Champions-League-Finale in Barcelona gegen Manchester United gesagt. Sie haben das 1:0 für den FC Bayern erzielt, in den letzten 180 Sekunden haben die Engländer die Partie gedreht.
Oh je, das ist ja fast zehn Jahre her.
Glauben Sie, Ihre Karriere wäre anders verlaufen, wären Sie als Schütze des goldenen Tors „verewigt" worden?
Darüber kann man nur spekulieren. Letztlich ist das schwer zu sagen.
Sie kennen jedenfalls das Gefühl vor großen Turnieren, beschreiben Sie mal.
Das ist natürlich ein tolles Erlebnis und etwas Besonderes, wenn die ganze Welt auf einen schaut. Man darf sich nicht verrückt machen und muss hochkonzentriert sein. Viele verkrampfen, ich war immer recht locker.
So kennt man Sie ja auch, Sie gelten als cooler Typ - selbst vorm Elfmeterschießen kein Nervenflattern gehabt?
Natürlich ist man da nervös, aber man muss sich immer bewusst machen, dass das Leben auch nach einem verschossenen Elfer weitergeht, dass es wichtigere Dinge auf der Welt gibt.
Ein guter Ratschlag für Patrick Helmes, Jermaine Jones und Marco Marin. Teamchef Löw hat das Trio ausgemustert. Hätten Sie anders entschieden?
Das ist schwer zu beurteilen, weil Löw die ganze Vorbereitung gemacht hat. Wie viele hat mich überrascht, dass er Jones, vor allem aber den jungen Marin zu Hause gelassen hat. Aber er wird sich etwas dabei gedacht haben.
Apropos Bundestrainer - wäre das ein Posten, der Sie reizen würde?
(lacht) Ich will jetzt erst mal Erfahrungen sammeln und mich dann als Cheftrainer bei einem Dritt- oder Zweitligisten profilieren - das wäre eine ideale Aufgabe für mich. Ziel ist die Bundesliga. Bundestrainer - schöne Vorstellung, aber momentan kein Thema.
Verfolgen Sie die EM-Spiele live vor Ort?
Den Stress gebe ich mir nicht, ich habe ja Urlaub, und die Saison mit Koblenz war sehr hart. Ich werde die Spiele daheim am Fernseher verfolgen.
Profi auf dem Platz, jetzt Assistent auf der Trainerbank - was ist anders?
Als Trainer hat man weniger Einfluss aufs Spiel. Man kann die Mannschaft taktisch oder psychologisch einstellen, aber nach dem Anpfiff sind einem die Hände gebunden. Auf dem Platz kannst du ein Spiel alleine entscheiden.
Mit 39 schnüren Sie beim ATSV Wattenheim, dessen Präsident Sie ja sind, noch ab und zu die Kickerstiefel, wie in der abgelaufenen Bezirksliga-Runde gegen den VfL Neustadt, den Sie mit 6:1 auch aus dem Pokal geworfen haben. Jetzt sind Sie in die Landesliga aufgestiegen. Wo soll"s noch hingehen?
Wir lassen uns überraschen. Das hängt natürlich auch davon ab, ob und wie wir uns verstärken können.
Wird es den spielenden Präsidenten Basler weiterhin geben?
Ja, wenn es die Zeit zulässt. Ich fühle mich noch fit. Vom VfL Neustadt bin ich übrigens sehr enttäuscht.
Warum?
Weil sich VfL-Trainer Steffen Mack unkollegial verhalten hat. Mir wurde zugetragen, dass er gesagt hat, dass unsere Konkurrenten FSV und Phönix Schifferstadt die besseren Mannschaften gewesen seien. Darüber habe ich mich sehr gewundert. Dass jemand so etwas sagt, der selbst nichts erreicht hat, ist eine Schweinerei, weil er unseren Erfolg nicht anerkennt. Dabei haben wir über 100 Tore geschossen und die zweitwenigsten bekommen, der VfL hat dreimal eine Klatsche gegen uns bezogen. Als Neustadter Junge bin ich vom VfL enttäuscht, immerhin habe ich dem Verein bei meinem Wechsel 1987 zum 1. FC Kaiserslautern 80.000 Euro gebracht und vor ein paar Jahren bei der Sponsorensuche geholfen. Darüber sollte sich der Vorstand mal Gedanken machen.
Klingt ziemlich unversöhnlich.
Den VfL gibt"s für mich nicht mehr.
Von der kleinen zurück zur großen Fußball-Welt. Wer holt den EM-Titel?
Alles ist möglich. Meine Geheimfavoriten sind Rumänien und Kroatien, ansonsten kommen die üblichen Verdächtigen in Frage: Deutschland, Italien, Spanien und Frankreich.
Ihr Tipp fürs deutsche Auftaktspiel am Sonntag gegen Polen?
3:1 für uns. Lokalseite 4
GIERESS
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Mittelhaardter Rundschau
Ausgabe: Nr.130
Datum: Freitag, den 06. Juni 2008
Seite: Nr.15
"Deep-Link"-Referenznummer: '3666978'
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Klug und Mack widersprechen Baslers Darstellung
FUSSBALL: Kritik des früheren Bundesliga-Profis überrascht die Verantwortlichen des VfL Neustadt
NEUSTADT. Willi Klug, Sportlicher Leiter des Fußball-Bezirksligisten VfL Neustadt, und Trainer Steffen Mack, weisen die im Interview (siehe Lokalseite 1) geäußerten Vorwürfe von Mario Basler zurück. „Das überrascht mich schon. Ich habe noch keine zwei Sätze mit Basler gewechselt", sagte Mack dazu gestern Abend.
Ex-Profi Basler distanziert sich von seinem Heimatverein, weil Mack die Leistung des ehemaligen Liga-Konkurrenten ATSV Wattenheim angeblich nicht anerkennen will. Basler ist Präsident beim ATSV und dort gelegentlich auch noch Spieler. Der Klub ist in der abgelaufenen Saison in die Landesliga aufgestiegen und hat den VfL dreimal bezwungen (zweimal 2:1 in der Spielrunde, einmal 6:1 im Pokal). Nach Baslers Darstellung soll Mack die Wattenheimer Gegner im Aufstiegsrennen (FSV und Phönix Schifferstadt) als die besseren Mannschaften bezeichnet haben. Das sei ihm so zugetragen worden und habe ihn sehr verärgert, zumal die Äußerungen aus Richtung seines Heimatvereins gekommen seien, der ihm viel zu verdanken habe, so Basler.
Darauf angesprochen sagte Mack gestern, dass Titelgewinner Phönix Schifferstadt in seinen Augen die kompakteste Mannschaft gewesen und verdient aufgestiegen sei. Der ATSV habe den Klassensprung als Zweitplatzierter aber ebenso verdient. „Mir steht es gar nicht zu, den ATSV zu kritisieren. Dafür kenne ich die Mannschaft zu wenig", so der 40-Jährige, der den VfL seit einem Jahr trainiert. Für Baslers Kritik habe er kein Verständnis.
„Da ist etwas sehr aufgebauscht worden", bewertet VfL-Funktionär Klug die Angelegenheit. Basler habe ihm gestern telefonisch versichert, dass ihm Macks angebliche Äußerungen von einem Dritten zugetragen worden seien. Auch andere Aussagen des Ex-Nationalspielers will Klug so nicht stehen lassen. So stimme es nicht, dass der VfL 80.000 Mark vom 1. FC Kaiserslautern erhalten habe, als Basler 1987 als Amateur dorthin gewechselt sei. Geld sei nach seinen Recherchen erst 1989 geflossen, als Basler einen Profi-Vertrag bei Rot-Weiß Essen unterzeichnet habe - aber keine 80.000, nur 20.000 Mark. „Das sind doch alles olle Kamellen", wundert sich Klug über Baslers Angriffe. (ier/Foto: lm)
GIERESS
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Mittelhaardter Rundschau
Ausgabe: Nr.130
Datum: Freitag, den 06. Juni 2008
Seite: Nr.18
"Deep-Link"-Referenznummer: '3670205'
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