Lakic, Sippel, Dick - sind diese Identifikationsfiguren aus eigenem Willen gewechselt oder hat man ihnen gesagt, dass man künftig auf sie verzichten will?
Lakic wollte nach Paderborn, also hat man seinem Wunsch entsprochen, da sich mit Zoller eine Ersatzmöglichkeit auftat. Misst man ihn an seinen eigenen Aussagen bei seiner Rückkehr, hat er es in seiner "Heimat" dann doch recht kurz ausgehalten.
Sippel ist bei einem Verbleib in Liga 2 mit seinem bisherigen Vertrag sehr wahrscheinlich recht teuer, also hat man ihn wohl darauf hingewiesen, dass er bei uns in Zukunft etwas weniger verdienen kann. Man wurde sich nicht einig und er hockt sich jetzt halt lieber in Gladbach auf die Bank - seine Entscheidung.
Florian Dick hat mit seiner Spielweise nicht zu Kostas Konzept gepasst, weil er ihm fußballerisch zu limitiert war. Zweifelsohne hätte man seinen Abschied etwas geschickter abhandeln müssen, da hat der Verein unklug gehandelt.
In einem Fall wollte also der Spieler weg, im nächsten Fall wurde man sich nicht einig und im dritten Fall hat man beschlossen, aufgrund einer fußballerischen Neuausrichtung nicht mehr mit einem Spieler zu planen.
Ich finde einige hier machen es sich verdammt einfach. Ja, ich ärgere mich auch drüber, dass wir vermutlich nicht aufsteigen. Und es ist totaler Mist, dass wir dann sehr wahrscheinlich Orban und Heinz verlieren, eventuell auch noch andere. Aber das ist das Leben. Klar war ein Axel Roos seien komplette Karriere in Lautern. Stefan Kuntz hat auch in Bochum angefangen und am Ende in Istanbul richtig Geld verdient. Oder ein Sforza. Oder ein Brehme. Früher waren wir halt sicher sportlich und bestimmt oft auch finanziell die bessere Alternative zu Mainz, Köln, Gladbach... Und auch Mainz und Freiburg.
Jeder von uns kennt die Realität und erkennt diese auch an. Ich bin weit davon entfernt, in den 90er Jahren zu schwelgen. Sonst hätte ich nicht meine Dauerkarten be- und dem FCK die Treue gehalten. Und nur weil man einen Mißstand kritisiert, der seit 4 Jahren nicht beseitigt wird und scheinbar Spieler- und Trainerunabhängig immer wieder auftritt, macht man es sich nicht gleich einfach. Es muss aber erlaubt sein, bei nahezu identischen Saisonverläufen auch mal enttäuscht zu sein und deutlich kritisch zu werden. Das heißt nicht, dass man alles in Frage stellt.
Zusammengefasst würde ich sagen: Wirtschaftlich befindet sich der FCK auf dem richtigen Weg und könnte mittelfristig gesunden. Diese Gesundung hängt aber mit der sportlichen Entwicklung eng zusammen. Und hier tritt der FCK auf der Stelle, was die Endresultate in der Tabelle angeht. Dies umso ärgerlicher, als dass man es dreimal in den eigenen Händen hatte und drei Aufstiege auf der Zielgeraden der Saison wieder aus der Hand gegeben wurden. Dass man da allmählich mißtrauisch wird, wenn die Mannschaft Besserung gelobt, ist denke ich irgendwo nachzuvollziehen oder?
Es ist sicher einiges schlechter geworden in den letzten 20 Jahren. Ich denke aber nicht, dass alle Spieler plötzlich geldgeile und charakterschwache arschlöcher sind. In erster Linie ist aber auch der FCK nicht mehr das Flaggschiff was er mal war. Für uns Fans sicher noch, zumindest für die alten Hasen. Für die Spieler und Jungen Fans leider nicht mehr.
Dass der FCK kein Flaggschiff mehr ist haben wir ja schon konstatiert. Das macht im Grunde auch nichts. Mit den strukturellen Möglichkeiten, die wir in KL haben, ist ein dauernder Spitzenplatz in der Bundesliga unrealistisch. Das verlangt auch keiner. Was ich aber anders sehe als du, ist die Entwicklung der letzten 20 Jahre. Es ist in Bezug auf die Spieler nicht nur einiges schlechter geworden, sondern eigentlich fast alles.
Die Spieler sind mittlerweile Ich-AGs. Kapital ist ihr Körper und sie sind alle kleine egoistische Unternehmer, die diesen Körper und seine Leistungsfähigkeit in der vergleichsweise kurzen Zeit der Verdienstmöglichkeiten für möglichst viel Geld (am besten ansteigend) an möglichst viele Arbeitgeber vermieten wollen. An erster Stelle steht dabei die eigene Gewinnmaximierung sowie der durch sportlichen Erfolg zu erreichende luxuriöse Lebenstil und in Wechselwirung mit allem die daraus resultierende Prominenz.
Natürlich gibt es immernoch einen geringen Prozentsatz von Spielern, die einfach bloß kicken wollen. Ironischerweise ist Thomas Müller von den Bayern so ein Beispiel. Wenn der aufhört Fußball zu spielen, kauft er sich einfach nen Bauernhof und geht morgens um 6 in den Stall, darauf kannst du einen lassen. Auch bei uns gab es solche Leute, man muss ja nicht lange genug zurückgehen in der Vergangenheit. Gerade den von dir angeführten Sforza halte ich trotz seiner fußballerischen Klasse, die er zweifelsohne hatte, aber eher für einen selbstverliebten Gockel, der eben nicht als Identifikationsfigur taugt.
Und es ist eben diese nicht mehr vorhandene Verhältnismäßigkeit, die mich inzwischen ankotzt, ich sagte es ja schon: Drei gute Spiele und schon sieht man sich in Leverkusen oder Dortmund. Das ist völlig Banane und geht auf keine Kuhhaut mehr. Und es zerstört den Fußball als Mannschaftssport. Irgendwann rennt keiner mehr für den anderen, weil alle nur noch sich selbst sehen. Dass man auch mit dem eigenen Verein Erfolg haben könnte, mit allen anderen zusammen und dass man dabei z.B. auch ganz gut Asche machen kann wenn's läuft, das ist denen ja völlig egal.
Hauptsache NOCH dickere Autos, NOCH teurere Klamotten etc. Ich meine über was reden wir hier denn? Jeder Kicker beim FCK verdient auch in Liga 2 fast genug Kohle für ein Reihenhaus - zumindest nach 2 Jahren könnte er es bar bezahlen. Wo sind wir denn inzwischen hingekommen? Und dass man den Hals immernoch nicht voll hat, dass kann man mittlerweile immer weniger Leuten glaubhaft machen.
In diesem Sinne: ich habe leider kaum Hoffnung, dass ich den FCK nochmal als Meister erlebe. Die hatte man in den 90ern aber auch nicht. Lasst uns endlich aufsteigen und zumindest einen Schritt in die richtige Richtung machen.
Da sind wir schon zu zweit. Einen Titel wird der FCK nie wieder gewinnen. Aber ein paar Spieler mal davon überzeugen, dass Geld nicht alles ist, DAS wäre mal ein Traum, den ich gern verwirklicht sehen würde. Aber auch daraus wird wohl nichts.