DIE WOCHENEND-KOLUMNE Ich bin der Meinung, ...
... dass Freiburgs
Berufung nur die
Anwälte freut.
0:3 verlieren, das mag keiner. Schon gar nicht, wenn die Mannschaft in der höchsten deutschen Fußball-Klasse spielt und aus dieser abzusteigen droht. Da geht es um viel Geld. Da geht es um die Gefahr, in der Zweitklassigkeit zu versinken. Klar. Vollkommen nachzuvollziehen ist auch das Argument des SC Freiburg, gegen das 0:3 im Bundesligaspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern in erster Instanz Einspruch einzulegen, um die Chancen auf ein Wiederholungsspiel formal zu wahren.
Schließlich hat der von der Staatsanwaltschaft als glaubwürdig eingestufte, geständige Spielmanipulator, Ex-Schiedsrichter Robert Hoyzer, ausgesagt, die Partie des 1. FCK gegen Freiburg sei Bestandteil einer Fußball-Dreierwette einer der berühmt-berüchtigten Brüder S. gewesen. Aufgrund der Aussage Hoyzers ist das Spiel 1. FC Kaiserslautern - SC Freiburg als einziges der Bundesliga in den Dunstkreis des Wettskandals geraten. Zumal Ante S. seinem mutmaßlichen Komplizen Hoyzer angeblich von einem „J.J." erzählt hatte, den man möglicherweise habe „gewinnen können". „J.J." könnte der Schiedsrichter des FCK -Spiels gegen den Sportclub, Jürgen Jansen, sein. Könnte. Bei einem 3:0-Heimsieg, bei dem es laut dem offiziellen Schiedsrichterbeobachter des DFB, Eugen Strigel, nur eine einzige strittige Szene gegeben hat (das vermeintliche Foul Carsten Janckers vor dem 2:0), hat diese sehr pauschale Aussage Hoyzers dem DFB-Sportgericht für eine Spielwiederholung nicht ausgereicht. Nun hat der SC Freiburg beim DFB-Bundesgericht Berufung eingelegt.
Freiburgs Anwalt Peter E. Ouart hatte mit seinen überausführlichen Darstellungen inklusive Videoshow die Mammutsitzung bei Gericht in erster Instanz noch mehr in die Länge gezogen. Was sein gutes Recht ist. Dennoch: Rainer Koch, der Vorsitzende des Sportgerichts, hat es in der Urteilsbegründung klar gesagt: Es ist „kein eindeutiger Beweis erbracht, dass das Ergebnis irregulär zustande kam". Die Beweislage ist dünn im Vergleich zu der Partie, die zuvor verhandelt worden war und die wiederholt wird: Bei Hertha BSC Amateure gegen Arminia Bielefeld Amateure gab es mehrere Augenzeugen dafür, dass Schiedsrichter Dominik Marks ein klares Tor nicht anerkannte.
Es ist sehr stark davon auszugehen, dass sich die Beweislage bis zur Berufungsverhandlung vor dem DFB-Bundesgericht kaum spektakulär verändern wird. Zumal Schiedsrichter Jansen mehrmals - auch vor Gericht - beteuert hatte, keine Spiele verpfiffen zu haben. SC-Anwalt Ouart sagte nach der Verhandlung zur RHEINPFALZ, ein „bitterer Nachgeschmack werde bleiben". Er sagte aber auch, ihm sei bewusst, dass die Chancen auf ein Wiederholungsspiel sehr gering seien ob der Beweislage.
Warum jetzt noch einmal das ganze Prozedere? Wo der verständlicherweise ergriffene Strohhalm doch schon nach der ersten Instanz fast verschwunden ist. Freiburg kann man einerseits verstehen. Andererseits ist wohl aber auch sicher: Hauptnutznießer des erneuten Gerichtsspektakels sind die sicherlich nicht schlecht bezahlten Anwälte beider Parteien. Fast schon wie in den endlosen Zivilprozessen à la „Maschendrahtzaun" in deutschen Gerichten.