Totentaufe in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage [Bearbeiten]
Der Begriff
Totentaufe bezeichnet auch die Praxis der
Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage („
Mormonen“), Lebende stellvertretend für Verstorbene zu taufen. Mormonen führen diese Taufe ausschließlich in
ihren Tempeln durch – im Gegensatz zur Taufe lebender Kirchenmitglieder, die in den normalen Gemeindehäusern stattfindet.
Diese Totentaufe stützt sich auch auf die Aussage in 1. Kor 15:29, die in der mormonischen Schrift
Lehre und Bündnisse in den Abschnitten 127-128 weiter ausgeführt wird. Sie dient nach dem Verständnis der Mitglieder der Kirche der „Sammlung Israels“, an der die Mitglieder aktiv mitwirken. Da das
ewige Leben nur der erlangen könne, der getauft sei, jedoch viele bereits verstorbene Menschen nie die Möglichkeit hatten, sich in dieser Kirche taufen zu lassen, soll ihnen durch die stellvertretende Taufe der Weg zum ewigen Leben ermöglicht werden. Der Verstorbene entscheide dann im Jenseits selbst, ob er die ihm solchermaßen zugedachte Taufe auch annehmen will. Für die in der jetzigen Zeit nicht erfassten Menschen werde die stellvertretende Taufe nach der
Wiederkehr Christi durchgeführt werden.
Notwendig zur stellvertretenden Taufe für den Verstorbenen (wie die Totentaufe bei den Mormonen offiziell genannt wird) ist nach mormonischem Glauben allein die Kenntnis des korrekten Namens sowie der Geburts- und Sterbedaten. Außerhalb der
USA sind Mormonen daher vor allem durch ihre rege Tätigkeit als
Ahnenforscher (
Familienforscher) bekannt. Die Richtlinien der Kirche erlauben nicht, dass familienfremde Personen zur stellvertretenden Taufe eingereicht werden, was allerdings von den Mitgliedern der Kirche nicht immer korrekt gehandhabt wird. Die Taufe darf nur durchgeführt werden, wenn die betreffende Person mindestens ein Jahr verstorben ist oder, bei fehlendem Sterbedatum, vor mindestens 110 Jahren geboren wurde. Hierauf wird sehr strikt geachtet.
Durch ihre Sammeltätigkeit verfügt die Kirche Jesu Christi der Heiligen Letzten Tage heute mit Familysearch über die größte
genealogische Datenbank der Welt (mehr als 1 Milliarde Datensätze). Diese Daten stehen jedem Interessierten per Internet oder in den Genealogie-Forschungsstellen frei und kostenlos zur Verfügung und sind daher ein beliebter Forschungsansatz für Familienforscher und Genealogen. Die Internetdatenbank muss allerdings als "Sekundärquelle" gelten, denn es handelt sich um Abschriften aus Kirchenbüchern oder um die von Familienforschern veröffentlichten Resultate ihrer eigenen Forschung. Deshalb ist es noch wertvoller, dass die Mormonen ihre verfilmten Kirchenbücher über ihre Genealogischen Forschungsstellen ebenfalls allen Menschen zur Verfügung stellen – Ausnahmen gelten, wenn die Besitzer der Kirchenbücher, also kirchliche Stellen, dies untersagen. Man kann die Kirchenbuchfilme in der Datenbank recherchieren und dann in eine Forschungsstelle bestellen. Ausführliche Informationen darüber findet man im
GenWiki, dem Wiki der deutschen Familienforscher.