Neuer Dopingfall sorgt für Aufregung
München - Das Rätselraten um den Dopingfall bei der Tour de France spitzt sich immer weiter zu.
Der namentlich noch nicht bekannte Dopingsünder bei der am Sonntag in Paris beendeten Tour de France fährt offenbar nicht mit einer Lizenz des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), gehört aber laut einer Meldung der niederländischen Zeitung Telegraaf angeblich zu den Top Ten des Abschlussklassements.
Französische Medien wollten am Donnerstag bereits erfahren haben, dass der noch namenlose Tour-Sünder im Anschluss an die schwere Alpen-Etappe am vergangenen Donnerstag nach Morzine positiv auf Testosteron getestet worden sei.
US-Verband hält sich bedeckt
Floyd Landis hatte diese Etappe nach einer beeindruckenden Solofahrt gewonnen - einen Tag nach seinem eklatanten Einbruch und dem Absturz im Gesamtklassement.
Andy Lee, Sprecher des US-Verbandes, wollte sich zu den Spekulationen am Donnerstag nicht äußern. "Wir geben in solchen Dingen grundsätzlich keine Stellungnahme ab", ließ er "Spiegel Online" auf Anfrage wissen.
Unschuldserklärung des BDR
Etliche seiner Amtskollegen in Europa hatten die Sache wenige Stunden zuvor wesentlich offensiver gehandhabt. "Wir haben bislang keine Nachricht vom Weltverband bekommen, weder per Post noch per e-Mail", sagte BDR-Mitarbeiterin Inga Johannsen.
Auch der Schweizer Verband Swiss Cycling, mit dessen Lizenz unter anderem der Tour-Dritte Andreas Klöden vom T-Mobile-Team fährt, gab auf Anfrage von tour.ARD.de ebenso wie der österreichische und der französische Verband Entwarnung.
Warten auf die B-Probe
Die UCI hatte am Mittwoch unter Bezug auf einen Bericht des Pariser Dopingkontroll-Labors erklärt, eine der bei der Tour entnommenen Proben habe ein "anormales" Ergebnis erbracht. Dieses müsse vor der öffentlichen Namensnennung jedoch erst durch eine Gegenanalyse bestätigt werden, es sei denn, der betroffene Fahrer würde auf die B-Probe verzichten.
Die UCI hielt deshalb den Namen des Fahrers zunächst ebenso zurück wie den der gefundenen Substanz oder das Datum der Probe, informierte aber nach eigener Aussage den entsprechenden Verband, das Team und den Betroffenen selbst.
"Heilloses Durcheinander"
Tom van Damme, der Präsident des belgischen Verbandes, kritisierte die Vorgehensweise der UCI scharf: "Das Verhalten der UCI-Verantwortlichen ist indiskutabel. Sie haben ein heilloses Chaos in den Verbänden und den Medien angerichtet. In diesem besonderen Fall hätte man besser auf das Ergebnis der B-Probe oder den Verzicht des betroffenen Fahrers warten sollen."
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Empörung nach Landis-Absage
Chaam/Niederlande - Tour-de-France-Sieger Floyd Landis hat am Mittwochabend beim Radrennen im niederländischen Chaam mit einem spontanen Startverzicht für Empörung gesorgt.
Der US-Amerikaner vom Schweizer Rennstall Phonak war zu dem Kriterium
auf Anraten seiner Ärzte nicht erschienen.
Nach Auskunft seiner Phonak-Teamkollegen Robert Hunter und Koos Moerenhout ist er am Mittwochabend von Eindhoven aus nach Deutschland gefahren, um sich dort von Hüftspezialisten behandeln zu lassen.
Probleme mit der Hüfte
Die beiden gaben an, Landis habe seine geplanten Starts in den Niederlanden und Dänemark am Mittwoch und Donnerstag wegen starker Schmerzen in seiner lädierten Hüfte kurzfristig abgesagt und sich stattdessen in ärztliche Behandlung begeben.
Der Veranstalter des Rennens in Cham ist verärgert, weil die Informationen über die Absage des wichtigsten Zugpferdes die Organisatoren erst mit großer Verspätung erreichte.
"Alle sind verärgert"
"Wir haben ständig versucht, Floyd ans Telefon zu bekommen, aber niemand hat abgehoben. Alle sind verärgert, weil wir viel Geld für seinen Start ausgegeben haben. Jetzt erwarten wir auf jeden Fall eine Entschuldigung von ihm", sagte Veranstalter John van den Akker.
Landis sagte auch seine ursprünglich geplante Teilnahme am Grand Prix am Donnerstag im dänischen Silkeborg ab.
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