Hier noch der Artikel zu unseren Helden aus der RHEINPFALZ-Sonderausgabe zum FCK-Aufstieg.
Da mache ich mir echt Sorgen um unseren großen Ottes.
Der Sonnentag
Aufstiegsgedanken von Ottmar Walter, Horst Eckel und Hans-Peter Briegel
VON HEINRICH BREYER
Die „alten“ Helden sind beglückt vom Wiederaufstieg ihres FCK. Die Weltmeister Ottmar Walter und Horst Eckel schildern ihre Gefühle, Vize-Weltmeister Hans-Peter Briegel lobt die junge Mannschaft.
Die Rückkehr des 1. FC Kaiserslautern in die Bundesliga hat Ottmar Walter auf seine Art gefeiert. Der inzwischen 86 Jahre alte Mittelstürmer der Weltmeisterelf wohnt in einer Seniorenresidenz und wird täglich auch von seiner Frau Anneliese besucht und betreut.
Sie sind schon seit 62 Jahren verheiratet. Vor zwei Jahren feierten sie ihre Diamantene Hochzeit - noch zu Hause. Da hatte die Krankheit, die das Gedächtnis verringert, den erfolgreichsten Torjäger in der Geschichte des 1. FCK noch nicht in ihrem Griff.
Ottmar Walter lebt auch heute noch, zumindest zeitweise, in dieser Welt und mit seiner Umgebung. Den Aufstieg in die Bundesliga hat ihm seine ebenfalls kenntnisreiche Fußballfrau vermittelt, - mitunter am Fernseher oder mit dem Ergebnisdienst von Video-Text. Bei seiner nachlassenden Sehkraft ist auch dies allerdings ein Problem. Dennoch hat er schon einige Male seiner Frau empfohlen: „Geh‘ Du doch allein nach oben.“ Mit „oben“ ist der Betzenberg gemeint, das Fritz-Walter-Stadion. Beide haben früher kaum ein FCK-Spiel versäumt, sie saßen immer nebeneinander.
Als in diesen Tagen der FCK-Aufstieg perfekt war (dazu Fachfrau Anneliese anerkennend: „Trainer Kurz hat da saubere Arbeit geleistet. Respekt!“) schmückten die Pflegekräfte im Heim den Aufenthaltsraum mit FCK-Fahnen und Girlanden. Es gab ein kleines, improvisiertes Fest. Sie gratulierten allesamt auch ihrem berühmten Mitbewohner. Sie freuten sich zudem für ihn, als ein Zeichen des Verstehens, ein kleines Lächeln über sein Gesicht huschte.
An diesem sonnigen Tag packte Anneliese Walter ihren „gut in Form befindlichen“ Ottmar ins Auto und fuhr mit ihm durch Kaiserslauterns Straßen. Fröhliche, FCK-Fahnen schwenkende Menschen kamen ihnen entgegen - und wieder erschien ein verstehendes Lächeln im Gesicht des Mitfahrers. Früher war er, im Gegensatz zu seinem älteren Bruder Fritz, ein begeisterter und leidenschaftlicher Selbstfahrer. Kein Wunder: Er war gelernter Automechaniker.
Anneliese Walter kutschierte ihren Mann zu einem Café, dessen bewirtschafteter Garten an die Straße grenzte. Dort zogen noch immer
hochgestimmte „Aufstiegs-Fans" vorüber. Und einer blieb plötzlich stehen: „Mensch - do sitzt jo de Ottes!“ Die Gruppe strömte herein, umringte den Tisch. Die meisten schüttelten, obwohl etwas scheu, dennoch voll Achtung und Anerkennung die Hand des großen, alten Mannes. Und Anneliese meinte später: „Ottmar hat gespürt, was diese FCK-Fans in ihrer Freude ausdrücken wollten.“ Ein sonniger Tag!
Horst Eckel, der jüngste der fünf FCK-Weltmeister von 1954, hat dem (Wieder-) Aufstieg „seines“ FCK daheim in Vogelbach entgegengefiebert: „Ich hatte den Vollzug schon während des Spiels gegen Hansa Rostock erwartet. Doch dann habe ich mich genau so gefreut, als der FSV Frankfurt durch das Unentschieden gegen den FC Augsburg zum Steigbügelhalter für uns aufgeschwungen hat. Wir haben in kleiner Familienrunde ein wenig gefeiert. Aber jetzt stellen wir uns auch die Frage, wie es in der Bundesliga weiter geht."
Horst Eckel wirkte sehr nachdenklich, als er eine Antwort suchte: „Wir brauchen mindestens zwei oder drei gestandene Spieler mit Erfahrung. Die Jungen in der FCK-Mannschaft haben ihre Aufgabe in der zurückliegenden Runde erstklassig erledigt. Aber in der Bundesliga benötigen wir für die Mannschaft nun doch noch ein paar erfahrene Leute. Dazu wünsche ich Stefan Kuntz in den nächsten Tagen und Wochen eine glückliche Hand und einen gut gefüllten Geldbeutel.“
Hans-Peter Briegel hatte nach der grandiosen Hinrunde mit 75 Punkten gerechnet. „Für mich war der FCK nach der Vorrunde schon durch. Er hat die mit Abstand beste Mannschaft der Liga“, erklärte die „Walz aus der Pfalz“. „Jede Mannschaft hatte eine Schwächephase, die des FCK die mit Abstand kürzeste“, bilanzierte Briegel, der sich besonders angetan von der Abwehr zeigte. „Rodnei hat absolutes Bundesliga-Format, noch stärker als Amedick. Und Sam ist ein wunderbarer Spieler!“