Südwestdeutsche Zeitung
Pfalz kompakt
Vor Entlassung aus Klinik
Kurz vor seiner Entlassung aus dem Kaiserslauterer Westpfalz-Klinikum steht Ottmar Walter. Der frühere Fußball-Nationalspieler geht nach rund sechswöchigem Krankenhausaufenthalt Mitte nächster Woche in eine Reha-Klinik nach Bad Bergzabern. Mitte Dezember wurde der 84-Jährige ins Lauterer Klinikum eingeliefert: Verdacht auf Schlaganfall. Im Computertomograf bestätigte sich die Vermutung jedoch nicht, allerdings konnte Walter auch nicht nach Hause, weil er nachts in seinem Krankenzimmer schwer stürzte. Die meiste Zeit musste der Senior im Bett liegen, konnte nicht essen, sein Zustand wechselte. Inzwischen geht es ihm „durchwachsen", wie er gestern im RHEINPFALZ-Gespräch sagte. „Ich schaff" das schon", gibt er sich optimistisch. (ita/Foto: View)
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Pfälzer Tageblatt - Ausgabe Weinstraße
Ausgabe: Nr.26
Datum: Samstag, den 31. Januar 2009
Seite: Nr.16
"Deep-Link"-Referenznummer: '4587898'
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Es geht ihm „durchwachsen", sagt Ottmar Walter
Ein Besuch am Krankenbett: Der 84-Jährige und seine Frau Anneliese lassen den Kopf nicht hängen - Ab nächster Woche Reha
Von Marita Gies
Beide sehen mitgenommen aus. Beide haben abgenommen, aber: Sie lassen den Kopf nicht hängen, glauben daran, dass wieder bessere Zeiten kommen. Ottmar Walter und seine Frau Anneliese, die vor ziemlich genau einem Jahr ihre Diamantene Hochzeit gefeiert haben, sind zusammengeschweißt. In guten wie in schlechten Zeiten. Seit Mitte Dezember sind die Zeiten nicht so gut. Ottmar Walter kam mit Verdacht auf Schlaganfall ins Westpfalz-Klinikum.
Glück: Der Verdacht bestätigte sich nicht. Pech: Der 84-Jährige stürzte zwei Tage später nachts im Krankenzimmer so schwer, dass er jetzt noch blaue Flecken hat. Mitte nächster Woche soll er in eine neurologische Reha-Klinik nach Bad Bergzabern gebracht werden. Dort will er sich wieder ganz erholen, sagte er gestern Nachmittag bei einem RHEINPFALZ-Gespräch in seinem Zimmer auf der Neurologie.
Es geht ihm „durchwachsen", mit dem Laufen müsste es noch besser gehen, meint der frühere Fußball-Nationalspieler, der kerzengerade in einem Krankenstuhl neben dem Bett sitzt. Er trägt eine dunkle Trainingshose und ein weißes Polohemd mit dem Aufdruck: „Olympia-Team Athen Rheinland-Pfalz-Saarland". Seine weißen Haare liegen schnurgerade um den Kopf. Unterhalb des linken Auges zeugt ein großer violetter Fleck von seinem schweren Sturz. Über der Braue musste er genäht werden. Der Arm war ausgekugelt. Er hatte starke Prellungen am Rücken, konnte gar nicht laufen. Nächste Hiobsbotschaft: Die Entzündungswerte im Blut waren zu hoch. Sein Zustand ging „rauf und runter", anfangs war er gar nicht ansprechbar, schildert Anneliese Walter die Sorgen, die sie in den vergangenen Wochen um ihren Mann hatte. Und Ottmar Walter nickt, denkt dabei allerdings mehr an seine Frau: „Für sie war das eine harte Zeit." Beide geben zu: „Das Grübeln ist das Schlimmste." Weil sie wissen: „In dem Alter muss man damit rechnen, dass was an einen kommt."
Wenn einer den Mut verliert, richtet der andere ihn wieder auf. Ottmar Walter will es seiner Frau, die sich während seiner Krankheit um vieles allein kümmern muss, nicht noch schwerer machen: „Ich habe mich immer zusammen genommen." „Ja", bestätigt die 81-Jährige, „da hat er mich noch getröstet und mir Mut gemacht. Er hat gesagt: Ich schaff"s schon."
Die Antibiotika haben ihm zugesetzt, das lange Liegen hat seine Muskulatur geschwächt. Jeden Morgen macht Ottmar Walter Krankengymnastik. Das Mittagessen nimmt er am Tisch ein. Nachmittags schläft er viel, bis Ehefrau Anneliese kommt und ihn weckt. Und ihm von seinem Verein erzählt: „Ich sag" ihm alles, was über den FCK in der Zeitung steht." Ottmar Walter kann von seinem Bett das Fritz- Walter-Stadion sehen. Er schmunzelt, wobei ein bisschen Wehmut dabei ist, weil das Paar bisher fast jedes Spiel auf dem Betzenberg erlebt und Freunde getroffen hat.
Ottmar Walter ist ein geduldiger Patient. Deshalb hadert er nicht, konzentriert sich darauf, wieder gesund zu werden. Anfangs hat er gehofft, dass es schneller wieder aufwärts geht. Nun will er „Stück für Stück" wieder fit werden, Kräfte auch in Bad Bergzabern sammeln, wo sich das Ehepaar Walter ganz gut auskennt. „Hier waren wir früher häufig." Im Kurpark spazieren, Besuche in Cafés und Restaurants. „Das war immer herrlich", erinnert sich die Fußball-Legende.
„Wahnsinnig gefreut" haben sich beide darüber, dass „alle Fan-Clubs" nach ihrem Idol gefragt haben. „Sie rufen an und schicken Karten, das ist ganz toll."
Beide wollen wieder Gewicht zulegen. Ottmar Walter konnte anfangs nicht essen, war in der schlimmen Zeit seiner Krankheit appetitlos, seine Frau verlor Pfunde, weil sie zwischen Weihnachten und Neujahr selbst von einer schweren Bronchitis heimgesucht wurde. Astronautennahrung half ihm, nicht ganz vom Fleisch zu fallen. Inzwischen schmeckt das Essen wieder. Und dann kommt der alte Ottmar Walter durch: „Ich bin hier, um gesund zu werden. Essen kann ich zu Hause." So soll es sein.
GIESM
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Pfälzische Volkszeitung
Ausgabe: Nr.26
Datum: Samstag, den 31. Januar 2009
Seite: Nr.17
"Deep-Link"-Referenznummer: '4589408'
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