Robin macht das Glück perfekt
PORTRÄT: Marcel Gaus – ein besonderer Profi. Mit Herz und Stil hat er sich von den Mitarbeitern des 1. FC Kaiserslautern verabschiedet. Am Sonntag (13.30 Uhr) kommt er mit dem FC Ingolstadt zum Ausklang der Hinrunde. Es ist die Rückkehr eines Freundes, der für 90 Minuten Gegner ist. Vater zu sein, beflügelt ihn.
VON HORST KONZOK
Für Marcel Gaus ist es eine Reise in die Vergangenheit. Vier Jahre trug er das Trikot des 1. FC Kaiserslautern. Seit Sommer spielt der 28-Jährige beim FC Ingolstadt 04. Am Sonntag (13.30 Uhr) gastiert der Bundesliga-Aspirant beim Zweitliga-Letzten auf dem Betzenberg. Nach acht Pflichtspielen ohne Niederlage verlor der FCI am Montag 0:2 gegen Eintracht Braunschweig, verlor trotz Chancen in Hülle und Fülle, verlor trotz aller Dominanz. Seinen Stammplatz hat Gaus hinten links gefunden hat. Da spielte er nach dem Abschied Chris Löwes auch beim FCK, sah sich aber lieber in der Rolle des Linksaußen. Er sieht sich nun nicht mehr als taktisches Opferlamm, er hat den Part verinnerlicht: „Das war mir vorher klar – links in der Fünferkette oder hinten links in der Viererkette. Wir spielen jetzt ein anderes System. Im Pressing kommt mir das entgegen. Ich fühle mich auf dieser Position sehr wohl.“
Als Marcel Gaus 2013 vom FSV Frankfurt zum FCK kam, um in die Bundesliga aufzusteigen, hieß der Trainer noch Franco Foda. Kosta Runjaic, Konrad Fünfstück, Tayfun Korkut und Norbert Meier folgten. Der Aufstieg aber wurde verpasst, in den letzten zwei Spielzeiten ging’s gegen den Abstieg. Gaus, von den RHEINPFALZ-Lesern zum „Spieler des Jahres 2017“ gewählt, sollte unbedingt gehalten werden, entschied sich aber für Ingolstadt. Auch dort erlebte er nach dem Fehlstart einen Trainerwechsel: Stefan Leitl löste Maik Walpurgis ab. „Wir sind auf einem guten Weg. Wir sind als Mannschaft sehr gefestigt“, betont Gaus. Die Spielidee des neuen Trainers, weg von langen Bällen, hin zu feinem Kombinationsfußball, behagt dem Linksfuß: „Wir wollen nicht nur reagieren, wir wollen agieren, spielen mit einem aggressiven Pressing.“ Der FCI kommt voran.
„Wir haben jedes Spiel ausreichend Torchancen, sind dominant, stehen bei der Qualität, die wir haben, aber noch nicht da, wo wir hin wollen“, urteilt der gebürtige Düsseldorfer. „Am Montag endete eine Serie, am Sonntag wollen wir eine neue starten.“
„Der Traum lebt“, sagt Gaus mit Blick auf die Aufstiegsplätze. „Der große Unterschied zu Kaiserslautern ist, es ist nicht das erklärte Ziel. Der Aufstieg ist kein Muss, der Verein hier ist kerngesund. Die Infrastruktur ist überragend, Trainingsplätze, Ärzte, Physios. Der Verein will Schritt für Schritt wachsen. In Lautern ist es in den vier Jahren immer weniger geworden. Als wir es 2015 nicht geschafft haben, das war brutal. Der Gürtel musste immer enger geschnallt werden“, sagt Gaus, seit fünf Wochen stolzer Vater. Robin macht das große Glück von Lucky und Marcel Gaus perfekt.
Die Jahre in Kaiserslautern aber mag er nicht missen. „Es war eine gute Zeit. Wir sind gern da gewesen, haben viele Freunde gewonnen. Die Kontakte bestehen, zu Steven Zellner, der in meinem ersten Jahr noch da war, zu Christoph Moritz, Stipe Vucur oder Frank Sänger, dem verrückten Physio, auch zu Chris Löwe. Das sind alles super Charaktere“, sagt Gaus.
Quelle
Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 284
Freitag, den 8. Dezember 2017