Finanzkrise, Bankenkrise, Staatsschuldenkrise, Kapitalismuskrise...

(Bitte Beitrag 240 auf der letzten Seite lesen!!)



Ich bin mal so frei und mach weiter:



Der griechische Sparkurs ist quasi als Fortsetzung der Hartz4-Gesetze anzusehen, die sich durch Merkels Politik und über die Finanzkrise in ganz Europa ausbreiten werden. Man schaue sich nur an, dass Sarkozy das deutsche Modell lobt und ihm nachstrebt.



Aber was folgt, wenn Griechenland, Italien, Frankreich und Portugal und andere zu Lasten der Lohnempfänger bei der Wettbewerbsfähigkeit aufholen? Genau, in Deutschland müssen die Löhne noch weiter sinken. Cleverer Schachzug, nicht wahr?



Merkel, ihre Berater und die Medien haben also eine Situation geschaffen, in der sich unter anderem deutsche Geringverdiener und generell Arbeiter über Griechenland aufregen und dort den sozialen Kahlschlag fordern. Diese Spirale des Strebens nach mehr "Wettbewerbsfähigkeit" (man beachte die "", Wettbewerbsfähigkeit lässt sich auch durch andere Maßnahmen - nicht nur Lohnkürzungen und Sparen bei Sozialabgaben - herstellen) wird sich mittelfristig jedoch wieder auf Deutschland auswirken und auch hier werden wieder Lohnerhöhungen ausbleiben und es wird weiter bei den Sozialabgaben gekürzt. Durch den Aufschrei gegen Griechenland kämpft die eine Klasse der Abgehängten und Lohnabhängigen gegen die andere, griechische. Am Ende gewinnt jedoch keine, sondern es gewinnen Unternehmer, Banken (http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,814900,00.htmlhttp://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,814900,00.html), "Spekulanten" die noch größere Profite machen.



Zudem wird das Geld, welches Griechenland jetzt geliehen wird, eh wieder in andere Länder, vor allem Deutschland, fließen, da die griechische Wirtschaft noch weniger produzieren wird.







Und weils so schön ist:

Wie Griechenland bei der Entschuldung Deutschlands nach dem zweiten Weltkrieg half und dadurch das Wirtschaftswunder mit ermöglichte:



http://www.fr-online.de/schuldenkri...eutschlands-half,1471908,11569276,item,1.htmlhttp://www.fr-online.de/schuldenkrise/schuldenerlass-wie-griechenland-bei-der-rettung-deutschlands-half,1471908,11569276,item,1.html
 
Was mir bei dem griechischen Sparpaket nicht ganz klar ist, ist das man die Löhne der Privatwirtschaft um 15% senken möchte. Klar können sie sich so einen Vorteil gegenüber anderen Länder verschaffen, aber auf der anderen seite heißt das auch Steuerausfälle durch weniger Einkommensteuer. Das heißt auf der Einnahmenseite wieder weniger Einnahmen...

Oder sehe ich da was falsch?
 
Was mir bei dem griechischen Sparpaket nicht ganz klar ist, ist das man die Löhne der Privatwirtschaft um 15% senken möchte. Klar können sie sich so einen Vorteil gegenüber anderen Länder verschaffen, aber auf der anderen seite heißt das auch Steuerausfälle durch weniger Einkommensteuer. Das heißt auf der Einnahmenseite wieder weniger Einnahmen...
Oder sehe ich da was falsch?


Das siehst du richtig. Weniger Einkommenssteuer und noch wichtiger: weniger Konsum -> weitere Steuereinbußen, sinkende Unternehmensgewinne, mehr Arbeitslose...



Der Vorteil des verabschiedeten Gesetzes liegt einzig in einer Einmalzahlung der EU, die aber nicht investiert wird, sondern zur Schuldendeckung benötigt wird.

Also hier eine kurzfristige Wirkung, während das Gesetz langfristige Auswirkungen haben wird.



@ Jonny



Gute Weiterführung. Man kann auch sagen: "Wir" sparen die kaputt, die "unsere" Produkte importieren. Deshalb kann ich auch nicht verstehen, dass von Seiten der Wirtschaft nicht stärker gegen Merkel mobil gemacht wird.



Mir will einfach nicht in den Kopf, wie diese Systemkrise derart auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen werden kann. Klar sind wir statistisch alle extrem wohlhabend, aber durch die hohe Konzentration des Vermögens bei ganz wenigen, werden nur die breiten Massen weiter geschröpft, deren Konsum von existentieller Bedeutung für die heimische Wirtschaft ist.



Einerseits führt die Austeritätspolitik (so heißt die betriebene Politik des sozialen Kahlschlags) zu Konsumverzicht (traurig für Unternehmen) und andererseits natürlich zur Existenzgefährdung der Menschen und damit unweigerlich zu handfestem Zündstoff.



Mir macht die durch Deutschland massiv betriebene Spaltung der Eurozone sehr zu schaffen. Das riecht nach einem Rückfall in dumpfe Nationalismen und nachbarschaftliche Aggressionen - vergleichbar mit der Ära Bismarck.
 
Man muss doch aber Verständniss für uns und die anderen Länder haben, wo immer und immer

wieder Geld in Griechenland rein buttern, und dennoch ändert sich vieles nicht, bzw. langsam.

Wenn man überlegt, wie Griechenland viele Jahre das Geld einfach so verpulvert hat (Beamte mit

16 Monatsgehältern, keine Quittungen bei Rechnungen, keine Kontrolle bei Renten usw.) , dann

muss man sich doch auch leicht verarscht vorkommen, wenn man sowas ewig "mitfinanziert" hat.
 
Hinterfragenswert ist doch eher wo zahlen wir (Steuerzahler) denn wirklich ein?



In erster Linie geht es doch um den Schutz des (deutschen) Finanzmarkts, sowie des (deutschen) Absatzmarkts.



Ich bin jetzt kein ausgesprochener Fachmann was internationale Wirtschafsbeziehungen und deren Auswirkungen und Abhängigkeiten betrifft - aber vor dem Ausscheiden der Griechen aus dem "EURO" bzw. auch aus der EU/EWG scheinen doch einige ziemlich die Hosen voll zu haben.



Die Frage die sich stellt, ist also vielleicht eher: Stehen hier die richtigen am Pranger? Dass in Griechenland nicht alles in Ordnung ist, ist wohl unbestritten - dass sich die internationale Wirtschaft aber jahrelang die Säcke vollgescheffelt hat, dürfte ebenfalls sicher sein. Wie sieht es denn mit der Risikoübernahgme durch die internationale Finanzwirtschaft aus?



Dass sich die Griechen daran erinnern, dass man Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg 50% der Schulden erlassen hat, kann ich ihnen nicht verübeln.
 
Die griechische Gesellschaft ist gelähmt



...



Ein funktionierende Finanzverwaltung gibt es nicht, weshalb dem Staat Unsummen von Steuern entgehen.



...



Trotzdem stellt sich die Frage, ob die von der sogenannten Troika erzwungenen Sparmaßnahmen vernünftig sind. Vor zwei Jahren schon haben seriöse Wirtschaftswissenschaftler vor einer radikalen Sparkur gewarnt. Und es ist eingetreten, was absehbar war: Griechenland wurde in eine tiefe Rezession getrieben.



Mit sinkenden Löhnen sinken auch die Einnahmen aus der Einkommensteuer. Die Mehrwertsteuer wurde angehoben, aber insgesamt spült sie heute weniger Geld in die Staatskasse. Denn wer den Gürtel enger schnallen muss, konsumiert weniger. Alles Sparen nützt nichts, wenn sich auf der Einnahmenseite nichts ändert. Das setzt eine Reform des Finanzwesens voraus und kurzfristig wohl auch Investitionshilfen.



http://www.fr-online.de/schuldenkri...ellschaft--ist-gelaehmt,1471908,11627656.htmlhttp://www.fr-online.de/schuldenkrise/griechenland-krise-die-griechische-gesellschaft--ist-gelaehmt,1471908,11627656.html





Wie würdet ihr euch fühlen, wenn man euch die Löhne um 1/3 senkt oder euch gleich entlasst und die Reichen auch zukünftig kaum oder keine Steuern zahlen müssten. Ich glaub kaum, dass der "deutsche Michel" dann weiterhin brav vor der Glotze sitzt, statt Fensterscheiben einzuwerfen. Ums mal sehr polemisch zu sagen.
 
@ Mika



Was meinst du mit "ewig mitfinanziert"? Finanziert (im Sinne von der Gewährung von Krediten) sind die griechischen Ausgaben der letzten Jahre natürlich worden. Allerdings haben sich das die Geldgeber natürlich bezahlen lassen (Zinsen). Kredite sind eine Glaubensfrage (lateinisch "credere" = glauben, vertrauen) - kein Staat könnte seine Kredite zurückzahlen. Sollte das beispielsweise von uns gefordert werden, wären wir mit einem Schlag pleite. Allerdings glauben(!) die Geldgeber, dass Deutschland derzeit kurzfristig neue Kredite aufnehmen kann, um die alten (auslaufenden) Kredite und Zinsen zahlen zu können.

Bei Griechenland glauben die Vermögensverwalter und -inhaber seit längerem nicht daran, weswegen sich die alten Kredite (nun in der öffentlichen Wahrnehmung) als Schulden angehäuft haben, die nicht durch neu aufgenommene Kredite zurückgezahlt werden können, weshalb das Land handlungsunfähig ist.



Die Tatsache, dass Griechenland Euro-Mitglied ist, verschärft die Lage sowohl für Griechenland, als auch für die übrigen Euro-Mitglieder. Wir geben den Griechen nicht wirklich Geld, sondern geben Vertrauen auf Bonität, damit sie in die Lage gebracht werden, sich neue Kredite zu leihen.

Ich verstehe deinen Impuls zu sagen "Wir geben denen...und deshalb...", aber so einfach ist es leider nicht.



Übrigens wird auch immer bei dem Wort "Schuldenkrise" übersehen, dass es in der gleichen Größenordnung eine Guthabenkrise gibt - das führt auch zu dem Phänomen, dass Schulden (der einen) gleichsam Forderungen (der anderen) sind. Wenn ich dir 1,- Euro leihe, dann sind finanzwirtschaftlich gesehen 2,- Euro in Umlauf (1,- Euro hast du in der Tasche und kannst dir davon eine Zeitung kaufen und 1,- Euro habe ich als Forderung an dich - auf Banken bezogen: die Spareinlagen der Einen sind (abzüglich der Mindestreserve) die Kredite der Anderen).



Jetzt habe ich den Faden verloren... Aber das Problem der Griechen ist auch ein Problem der Geldschöpfung in unserer Wirtschaftsordnung: http://de.wikipedia.org/wiki/Geldschöpfunghttp://de.wikipedia.org/wiki/Geldsch%C3%B6pfung



Ein Kommentar zur Guthabenkrise: http://qpress.de/2011/12/05/schuldenkrise-eskaliert-jetzt-auch-noch-guthabenkrise/http://qpress.de/2011/12/05/schuldenkrise-eskaliert-jetzt-auch-noch-guthabenkrise/



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Interessant auch dieser aktuelle Artikel auf nachdenkseiten.de:



„Die Verarmung des Staates als strategischer Hebel“



Dieses Stück wurde in der vergangenen Woche wie sooft in der letzten Zeit wiederaufgeführt. Diesmal nicht nur praktiziert im Umgang der deutschen Regierung und ihres Anhangs mit Griechenland. Das Stück findet auch Erwähnung in einem zweiseitigen Essay von Barbara Supp im gedruckten Spiegel 6/2012. Der Titel „Unbarmherzige Samariter. Wie Margaret Thatcher und ihre deutschen Schüler die marktkonforme Demokratie erschaffen haben.“ Albrecht Müller.



Mehr...
 
"Die Regierung hält sich immer dann für mutig, wenn sie unpopuläre Maßnahmen gegen schwächere Gruppen durchsetzt"



Der Wirtschaftswissenschaftler und Journalist Wolfgang Kessler über die Eurokrise und Regulierung der Finanzmärkte



Mehr...(Telepolis)



Zur Abwechslung mal keine Reflexion oder "Monitoring" der aktuellen Lage, sondern konstruktive Vorschläge zur Verbesserung...
 
Beitrag von Frontal 21 von gestern Abend:



Video



Größer könnten die Diskrepanzen in den Wahrnehmungen und Analysen zwischen Finanzexperten und Politökonomen einerseits und den Politikern und Lobbyisten andererseits wohl kaum sein.

Der Beitrag fasst in knapp 7 Minuten den ganzen Thread hier zusammen...
 
Los gehts:



Europas Demokraten schleifen Arbeitnehmerrechte



Ob aufgeweichter Kündigungsschutz oder drastische Lohnsenkungen: Unter dem Druck von Rezession und Staatsschulden schleifen manche europäische Regierungen die Arbeitnehmerrechte



http://www.fr-online.de/schuldenkri...ifen-arbeitnehmerrechte,1471908,11946122.htmlhttp://www.fr-online.de/schuldenkrise/agenda-2020-europas-demokraten-schleifen-arbeitnehmerrechte,1471908,11946122.html



Wenn die Länder des südlichen Europas dann durch so Maßnahmen an Wettbewerbsfähigkeit aufgeholt haben, heißt es in Frankreich und Deutschland, dass der Kündigungsschutz gelockert werden müsse, die Rentner auf weitere Rentenerhöhungen verzichten müssten und generell "der Gürtel enger geschnallt" werden muss.



So wird wahr, was abzusehen war (siehe oben): Leute die jetzt jubeln, weil "die Griechen endlich für ihre Misere bezahlen" müssen, werden selbst unter diese weiteren Abwärtsspirale leiden. Neid und Missgunst führt dazu, dass eigene, hart erkämpfte Arbeitnehmerrechte vor die Hunde gehen.
 
Investor John Paulson

Hedgefonds-Star spekuliert gegen Deutschland



...



Laut FT hält Paulson seine Wetten auf einen Zinsanstieg deutscher Anleihen schon seit Monaten, auch Kreditausfallversicherungen auf deutsche Staatsschulden soll er in seinem Portfolio haben.



http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,828214,00.htmlhttp://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,828214,00.html



Ist ja geil ... und jetzt, da es nicht funktioniert hat und die Zinsen nicht kurzfristig angestiegen sind, macht der Mann Panik über die Medien und die machen dummdoof mit?! Einfach unglaublich sowas.
 
Unglaublich eigentlich, aber genau das dachte ich mir Gestern beim lesen des Artikels auch, das es schon komisch ist das das jetzt an die Presse geht, wo es zumindest für Deutschland nicht so schlecht aussieht. Kann natürlich immernoch alles kippen wenn Italien und Spanien nicht auf die Füße kommen...
 
Wenn man Frankreich lieber da haben will, wo heute Spanien steht, ist Hollande sicher die beste Wahl. Würdest Du in einem Land bleiben, mit 75 % (!) Einkommensbesteuerung? Und wo ist die Motivation für Leistung, wenn man 75% abgeben muss? Und was ist mit Steuerschlupflöchern? Sollte das mit den 75 % tatsächlich kommen, wird es m.E. nur einen Bruchteil der propagierten Mehreinnahmen bringen. War heute einigermaßen geschockt, dass Bayrou, dem ich im ersten Wahlgang meine Stimme gegeben hätte, im 2. Wahlgang den sozialistischen Kandidaten wählen will.
 
Wenn man Frankreich lieber da haben will, wo heute Spanien steht, ist Hollande sicher die beste Wahl. Würdest Du in einem Land bleiben, mit 75 % (!) Einkommensbesteuerung? Und wo ist die Motivation für Leistung, wenn man 75% abgeben muss? Und was ist mit Steuerschlupflöchern? Sollte das mit den 75 % tatsächlich kommen, wird es m.E. nur einen Bruchteil der propagierten Mehreinnahmen bringen. War heute einigermaßen geschockt, dass Bayrou, dem ich im ersten Wahlgang meine Stimme gegeben hätte, im 2. Wahlgang den sozialistischen Kandidaten wählen will.


75% bei über 1 Mio Einkommen ... ich würd also im Land bleiben, weil ich keine Millionen verdiene
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Deine Argumentation ließe sich ewig fortsetzen. Man könnt doch so lange zwischen Deutschland und Frankreich wechseln, bis die Steuer für Reiche bei 0,05% liegt. Dann bleibt man in dem Land.

Ich hoffe nicht auf 75%, aber auf 50% oder 55%. Zudem gab es in den USA in den 70er Jahren (60er?) einen Spitzensteuersatz von 80%. Da sind die Reichen auch nicht geflüchtet.
 
Solange der Abstand nicht zu groß ist, lohnt sich der Aufwand einer (offiziellen) Wohnsitzverlagerung oder der Verlagerung des Firmensitzes der Einkunftsquellen nicht.



Und was sind Reiche? Einkommen, liquides Vermögen, Gesamtvermögen? Soll Bestand besteuert werden? Muss der Besitzer einer geerbten Immobilie, der über keine Liquidität verfügt, seine Immobilie verkaufen, um die Steuer hierauf entrichten zu können? Außerdem ist in Frankreich die Steuerbelastung ohne schon viel stärker bei den Vermögenden und Bestverdienenden angesiedelt als in Deutschland. Der Anteil derjeniger, deren Einkommen frei von jeglicher Steuer ist, ist höher als in Deutschland. Die Wohnraumsteuer für Zweitwohnsitze ist eine erkleckliche Einkunftsquelle, die nur diejenigen trifft, die sich einen Zweitwohnsitz leisten. An vielen Kleinigkeiten sieht man, dass Frankreich hier ganz anders strukturiert ist. So ist z.B. der Personalausweis, den jeder braucht kostenlos, der Reisepass, den nur die brauchen, die sich Auslandsreisen leisten, dafür deutlich teurer als in Deutschland. Frankreich einen sozialistischen Präsidenten zu wünschen, damit in Deutschland Dinge anders werden, empfinde ich ein Stück weit als "Einmischung in innere Angelegenheiten"
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Außerdem könnte das dazu führen, dass sich die deutsche Beitragslast in der EU weiter erhöht, weil sich Frankreich dann mit höherer Staatsverschuldung und höheren Zinskosten auch auf den Weg in Lager der Nehmerländer macht.



Zur Spekulation gegen Deutsche Bunds: die sind tatsächlich massiv überbewertet. Das ist für mich auch eine Blase, die irgendwann platzen wird. Es gibt viele außereuropäische Länder, die die Maastricht-Kriterien erfüllen würden und deutlich höhere Zinsen zahlen müssen als Deutschland. Und die Welt wird sicher nicht zusammenbrechen, wenn hier die Zinsen etwas ansteigen. Ein 5-Jahres-CDS auf portugisische Staatsanleihen kostet etwa das 22(!)-fache einer vergleichbaren Versicherung auf Bundesanleihen.
 
Solange der Abstand nicht zu groß ist, lohnt sich der Aufwand einer (offiziellen) Wohnsitzverlagerung oder der Verlagerung des Firmensitzes der Einkunftsquellen nicht.


Und deswegen hoffe ich, dass Frankreich mit gutem Beispiel vorangeht und es unter einer baldigen Rot-Grünen Koalition in Deutschland auch zu Steuererhöhungen für Best-Verdiener kommt
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Und was sind Reiche? Einkommen, liquides Vermögen, Gesamtvermögen? Soll Bestand besteuert werden? Muss der Besitzer einer geerbten Immobilie, der über keine Liquidität verfügt, seine Immobilie verkaufen, um die Steuer hierauf entrichten zu können?


Hollande sprach doch immer von Einkommen, welches besteuert stärker werden soll. Ich würd in Deutschland auch wieder die Erbschaftssteuer (Vermögen über 250.000 werden besteuert, war dort der letzte Stand) reaktivieren.






Frankreich einen sozialistischen Präsidenten zu wünschen, damit in Deutschland Dinge anders werden, empfinde ich ein Stück weit als "Einmischung in innere Angelegenheiten"
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Außerdem könnte das dazu führen, dass sich die deutsche Beitragslast in der EU weiter erhöht, weil sich Frankreich dann mit höherer Staatsverschuldung und höheren Zinskosten auch auf den Weg in Lager der Nehmerländer macht.


Hehe ... da ich eh keinen Einfluss habe, kann ich mich auch nicht wirklich einmischen
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Warum denn das? Die höheren Staatsausgaben würden doch durch Steuern gegenfinanziert.
 
Anbei mal der Link zur ZDF Mediathek von einer Doku über das griechische Finanzdesaster, die gestern abend kam. Das Ganze ist dem Eindruck nach einigermaßen seriös recherchiert. Interessant ist, dass auch (unkenntlich gemachte) hohe EU-Beamte aus Brüssel zu Wort kommen.


http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/1634150/Dokumentation:smiley:ie-Griechenland-L%C3%BCge



Wenn man sowas sieht, fällt man echt vom Glauben ab.


Kann man das mit Kapitalismus ohne Staat beschreiben?
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Aber da fällt man echt vom Glauben ab.
 
ich schreibs jetzt mal hier rein....



ich mach Dienstag meine mündl. Prüfung in VWL und würde gerne wissen, was ihr glaubt welche genauen auswirkungen ein Pleite Griechenlands für den Euro hätte?
 
ich schreibs jetzt mal hier rein....


ich mach Dienstag meine mündl. Prüfung in VWL und würde gerne wissen, was ihr glaubt welche genauen auswirkungen ein Pleite Griechenlands für den Euro hätte?


Fakten oder eigene Gedanken?
 
Mein Prof hält bald bei einer DGB-Veranstaltung einen Vortrag, in dem es darum gehen soll, dass nur ein Euro-Austritt Land und Euro wirklich retten kann (glaub ich zumindest). Kannst ja mal googlen: Professor Nölke, Uni Frankfurt, DGB Hessen-Thüringen.



Vielleicht ist auf seiner Uni-HP ein Expose oder ähnliches - ich würd ja selber schauen, aber am iPhone ist mir das gerade zu mühsam.
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Impliziert ja, dass er eine Pleite von GR für fatal für den EUR hält.



Ich selber gehe auch davon aus, dass es keine Pleite im Währubgsverbund geben wird. Wenns mit Garantien und Schuldenschnitt nicht klappt, tritt GR aus. Dann kann auch die fällige Aufwertung erfolgen und die nationale Ökonomie hat die realistische Gelegenheit auf einen Aufschwang. Die Austeritätspolitik der EU/IWF ist eine Todesspirale.
 
Also der Euro und die Länder die den Euro haben sind ja ein Verbund.

Ähnlich wie eine Kette

Wenn nun ein Mitglied nicht mehr in der Lage ist seinen Haushalt zu Stemmen, also in dem Fall ganz vereinfacht gesagt, Griechenland hat viele Schulden und allein die Zinsen dafür sind höher als das was Griechenland aus Steuergeldern dafür einnimmt. Jetzt müssen eigentlich die anderen Länder aus dem Verbund eintreten und Griechenland das Geld leihen. Wenn aber Griechenland so viel Zinsen zahlen muss, dass selbst die anderen Länder das nicht mehr mit zahlen können, dann sagt der Rest der Welt...



Wenn ihr untereinander nicht mehr für eure Schulden aufkommen könnt, dann ist für uns euer Verbund nicht mehr sicher. Das bedeutet der Euro fällt gegenüber den anderen Währungen der Welt. Bis zu einem gewissen Punkt wäre das sogar recht gut, denn dann würden unsere Produkte für den Rest der Welt günstiger und damit hätten wir einen besseren ABsatzmarkt ausserhalb des Euros.



Fällt der Euro allerdings tiefer ( und das ist wahrscheinlich) werden unsere Produkte zu günstig und damit unsere Inflationsrate hoch. Damit geht unsere Preis/Wertstabilität flöten. Weiter werden wir natürlich auch von den Ratingagenturen schlechter bewertet, was zu Folge hat, wir bekommen Kredite nicht mehr günstig. Das kann sich im Worst-Case soweit ziehen das am Ende jeder von den Staaten Pleite ist... Das ist jetzt sehr dunkel gemalt aber durchaus möglich.
 
Hey, erstma Danke für die Antworten



Die Inflation ist für mich nur bedingt logisch. Da Chinas Währung ja auch chronisch unterbewertet wird und trotzdem nicht untergeht. Unsere Währung wäre ja demnach auch unterbewertet oder?



@Klinge

Hab da jetzt nix auf die schnelle gefunden

Mich würden aber die Auswirkungen eines solchen Austritts interessieren.



Für mich persönlich kommt aus moralischen Gründen nur die Eurobonds in frage kommen, dann muss das Spar Programm gestürzt werden und durch ein vernünftiges Steuersystem ersetzt werden. So komisch es klingt Griechenland muss nun investieren, die müssen wieder Wettbewerbsfähig werden. Brauchen ne neue Infrastuktur und und und

jedenfalls ist das meine bescheidene Meinung als Laie
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Laut Deutscher Bank lag der durchschnittliche Zins, den die Bundesregierung auf ihre Schulden zahlen muss, 2008 noch bei 4,4 Prozent, für dieses Jahr seien es nur noch 3,5 Prozent. Dies entspreche einer Ersparnis von zehn Milliarden Euro in diesem Jahr.



...



Die niedrigen Zinsen feuern wiederum die Konjunktur in Deutschland an, denn „sie sorgen für sehr günstige Finanzierungsbedingungen“, so die Commerzbank. Dies erhöht die Steuereinnahmen, das Haushaltsdefizit sinkt und Deutschland wird darüber immer attraktiver für Investoren.



http://www.fr-online.de/schuldenkri...nsen-fuer-neue-schulden,1471908,16097144.htmlhttp://www.fr-online.de/schuldenkrise/euro-krise-deutschland-zahlt-keine-zinsen-fuer-neue-schulden,1471908,16097144.html



Aber psssst, nachher erfährt das noch jemand und dann kann man ja nicht mehr behaupten Deutschland sei der Zahlmeister Europas.
 
Goldman Sachs - Eine Bank lenkt die Welt



Seit fünf Jahren steht die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs für sämtliche Exzesse und Entgleisungen der Finanzspekulation. Durch hochspekulative Geschäfte mit der Zahlungsunfähigkeit der amerikanischen Privathaushalte konnte sich die Bank an der aktuellen Finanzkrise bereichern und wurde dank ihrer politischen Verbindungen selbst vor dem Bankrott bewahrt. Als die amerikanische Krise über den Atlantik nach Europa schwappte, wurde Goldman Sachs zu einem der Protagonisten der Euro-Krise: Die Bank soll gegen die europäische Einheitswährung spekuliert und die griechische Staatsschuldenbilanz mit Hilfe komplexer und undurchsichtiger Währungsgeschäfte geschönt haben. Als die europäischen Regierungen nacheinander dem Zorn der Wähler zum Opfer fielen, nutzte Goldman Sachs die Gunst der Stunde, um ihr komplexes Einflussgeflecht auf den alten Kontinent auszuweiten.



Goldman Sachs ist mehr als eine Bank. Sie ist ein unsichtbares Imperium, dessen Vermögen mit 700 Milliarden Euro das Budget des französischen Staates um das Zweifache übersteigt. Sie ist ein Finanzimperium auf der Sonnenseite, das die Welt mit seinen wilden Spekulationen und seiner Profitgier in ein riesiges Kasino verwandelt hat. Mit weltweit einzigartigen Verflechtungen und einem Heer aus 30.000 Bankern konnte Goldman Sachs auch in den letzten fünf Krisenjahren kräftige Gewinne einstreichen, seine Finanzkraft weiter ausbauen, seinen Einfluss auf die Regierungen stärken und sich vonseiten der amerikanischen und europäischen Justiz völlige Straffreiheit zusichern.



Das Geschäftsgebaren der Bank ist überaus diskret. Ihr Einfluss reicht weit in den Alltag der Bürger hinein - vom Facebook-Börsengang über die Ernennung des Präsidenten der Europäischen Zentralbank bis hin zum Lobbying gegen die Regulierung des Finanzsektors. Der Arm der Bank ist lang, und sie befindet sich stets auf der Gewinnerseite.



(Frankreich, 2012, 75mn)

ARTE

http://videos.arte.tv/de/videos/goldman-sachs-eine-bank-lenkt-die-welt--6894428.htmlhttp://videos.arte.tv/de/videos/goldman-sachs-eine-bank-lenkt-die-welt--6894428.html
 
"Regierungen wechseln sich ab - Golman-Sachs bleibt" und "das Unternehmen, mit dem keiner arbeiten will - aber jeder muss" - interessante Aussagen zu allem was geschehen ist, und noch geschehen könnte.
 
wenn man das sieht, dannn fuehle ich nur noch eine grosse ohnmacht ... in was fuer einer welt leben wir eigentlich und wo ist die politik, die dem einhalt gebietet? achja, sind ja meist ehemalige "goldman sucks"-mitarbeiter, die in politischen schluesselpositionen sitzen und was veraendern koennten ...
 
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