Zum Thema ist es vielleicht nützlich, unseren aktuellen Kader mit dem des letzten Aufstiegs zu vergleichen, vor allem mit den Leistungsdaten, da wir da auch ein flaches 4-4-2 gespielt haben (
http://www.transfermarkt.de/de/1-fc-kaiserslautern/historische-leistungsdaten/verein_2_L2_2009.htmlhttp://www.transfermarkt.de/de/1-fc-kaiserslautern/historische-leistungsdaten/verein_2_L2_2009.html ).
Die Stamm-Innenverteidiger haben 9 Tore und 2 Vorlagen beigesteuert, die Außenverteidiger 1 Tor und 15 Vorlagen.
Das zentrale Mittelfeld 0 Tore und 5 Vorlagen, die Außenspieler 14 Tore und 12 Vorlagen.
Drei Stürmer, unter denen rotiert wurde, haben 27 Tore geschossen und 8 vorbereitet.
Ich muss die Zahlen der aktuellen Saison gar nicht verlinken oder benennen, denn wir alle wissen, dass wir in der abgelaufenen Saison bei weitem nicht so vielfältig gefährlich und offensiv flexibel waren. Auch in unserer ersten Erstligsaison nach dem Aufstieg kamen aus dem Mittelfeld um Pesos, Tiffert, Kirch, Moravek und Ilicevic insgesamt 12 Tore und 28 Vorlagen.
Unser aktuelles Spiel ist in der Offensivausrichtung zu sehr großen Teilen auf Idrissous Kopfballstärke ausgerichtet. Entweder wir bringen den Ball auf die Flügel und schlagen Flanken oder wir eröffnen das Spiel mit einem hohen Ball und hoffen, dass Mo das Kopfballduell gewinnt und wir den zweiten Ball bekommen und dann etwas passiert. Vor allem im Kombinationsspiel am Boden sind wir nicht gut genug gewesen. Viele einfache Abspielfehler, schlecht in der direkten Balleroberung nach Ballverlust (Gegenpressing) und auch wenige Versuche der Außenspieler, in die Lücken zu stoßen. Idrissou macht es häufig gut, indem er auf die Flügel ausweicht, dafür müssen aber ein Außenspieler und ein zentraler Mittelfeldspieler nach innen bzw. vorne laufen.
Ein Versuch, das Ganze personell zu begründen: Mit der Defensive halte ich mich kurz, für Zweitligaverhältnisse gibt es daran nur wenig zu mäkeln. Die Innenverteidigung mit Torrejon, Simunek, Heintz und Orban ist (zu) stark besetzt. Sollten Angebote für einen der Spieler kommen, muss man überlegen, ob es nicht sinnvoll wäre, das Geld in die Offensive zu investieren. Dick scheint für den Kampfgeist und das Mannschaftsgefüge wichtig zu sein, spielerisch ist er derjenige, über den ich mich am häufigsten aufregen muss. Löwe finde ich in Ordnung, sehr guter Transfer.
Jetzt zum Mittelfeld / der Offensive: Es ist fatal, bei einem 4-4-2 von zwei 6ern zu reden. In einem 4-4-2 mit zwei Viererketten sind die beiden zentralen Spieler die wichtigsten überhaupt, weil sie sowohl in der Balleroberung gut sein müssen, als auch in der Ballkontrolle und der Ballverteilung. Spieler wie Tiffert, de Wit, evtl. Alushi. Karl ist mir als solcher Spieler zu defensiv orientiert, Zellner ist zu grün um die wichtigste Position im Spiel zu bekleiden, zumindest als Stammspieler. Borysiuk hat gezeigt, dass er großartige Pässe spielen kann, hat auch einen guten Schuss, unglücklicherweise kommt das nur dann zu tragen, wenn er das Spiel vor sich hat. Mir ist oft aufgefallen, dass er überfordert ist, wenn er den Ball im Aufbauspiel bekommt, mit dem Rücken zum gegnerischen Tor steht und gepresst wird. Borysiuks zweites Problem ist die fehlende Physis, er gewinnt kaum ein Kopfballduell, selbiges gilt für de Wit. Deshalb verstehe ich auch nicht, warum Jenssen oder Leitgeb eine Verbesserung darstellen sollten. Azaouagh und Köhler sind miteinander vergleichbar: Gutes Auge, gutes Passspiel, dafür leider schwache Physis und eher langsam.
Spielt man ein 4-2-2-2 mit zwei 6ern, werden die beiden Flügelspieler zu den wichtigsten Spielern auf dem Feld, weil sie sowohl Außenstürmer als auch Spielmacher sein müssen. Mit Blick auf die aktuelle Saison sollte man Fortounis und Weiser keinen Vorwurf machen, die beiden sind so jung, dass man ihnen diese Rolle nicht guten Gewissens übertragen kann. Bunjaku musste ja häufig auch auf den Flügel ausweichen, ist aber - wenn man ehrlich ist - häufig oder 30-40 Minuten nicht am Spiel beteiligt. Wir haben jetzt Gaus verpflichtet, den ich in der Hinsicht nur schwer einschätzen kann. Aber Halfar und Schnatterer, die hier bereits genannt wurden, könnten das besser als das vorhandene Potential.
Im Sturm macht uns Idrissou, wie erwähnt, komplett berechenbar. Er schießt 15-20 Tore, verhindert durch seine Spielweise aber ein flexibleres Spiel. Aus dem selben Grund wird Mandzukic auch Gomez vorgezogen. Gomez hätte mit Sicherheit mehr Tore gemacht als Mandzukic, hört aber mit dem Spielen auf, sobald der Bald hinter ihm ist und weicht nie aus dem Sturmzentrum aus. Natürlich ist es unwahrscheinlich, dass man sich personell im Sturmzentrum verändert, von der Spielweise muss sich aber etwas ändern. Hoffentlich ist es möglich, Idrissou klar zu machen, dass er noch etwas verbessern kann.
Zu Bunjaku: Seine Tore waren häufig Abstauber oder 1 gegen 1-Situationen. Er hat einen guten Abschluss und einen starken Schuss, die Ballkontrolle und das Kombinationsgeschick sind brauchbar. Das Problem ist, dass er wahnsinnig unkonstant ist, sogar innerhalb eines Spiels. Ein unnötiger Ballverlust oder ein Katastrophen-Pass sind nie ausgeschlossen und im schlimmsten Fall stellt sich nach 10-15 Minuten die Frage, ob er überhaupt mitspielt. Ich kann und will das nicht seinen kleineren Blessuren zuschreiben. Aber ohne seine Tore und vor allem ohne das Kapitänsamt hätte er schon längst einen Ruf wie Kirch oder Sukuta-Pasu.
Was dahinter kommt (und kommen wird) ist ebenfalls überschaubar. Shechter und Hoffer sind für mich derselbe Spielertyp. Schnell und schussstark warten sie auf der Abseitslinie, bis der Ball in den Rücken der Abwehr kommt. Das funktioniert einerseits nur, wenn man den Spieler hat, der solche Pässe spielen kann. Andererseits sind beide NUR für ein solches Spiel zu gebrauchen. Bei Shechter kommt erschwerend hinzu, dass er defensiv nichts tut und bei Gegenangriffen im Abseits stehen bleibt. Und von der Sorte haben wir ja bereits einen. Dazu ist er vermutlich der teuerste Spieler im Kader.
Sukuta-Pasu hat in Österreich endgültig bewiesen, dass er bei uns maximal als Joker auf die Füße kommt. Möglicherweise ist er als hängender Stürmer, der in 70 Minuten 10-11 Kilometer frisst, in der zweiten Liga sogar Gold wert. Technisch ist er aber limitiert und ich schätze die österreichische Liga denke ich korrekt ein, wenn ich sage, dass 12 Tore dort ungefähr die Hälfte in der 2. Bundesliga gewesen wären.
Von Wooten erhoffe ich mir noch einen Sprung. Er ist in Sandhausen Stammspieler gewesen und hatte einige gute Spiele dabei, wenn auch auf Rechtsaußen. Er ist schnell, technisch stark und mit 1,86 auch wenigstens wettbewerbsfähig gegen die meisten Innenverteidiger der Liga. 7 Tore für Sandhausen sind in Ordnung, in unserer Mannschaft hätte er ja bessere Zuspieler um sich.
Letztlich bleibt noch Micanski, der mit Sicherheit der vielseitigste Stürmer ist. Er kann einen Ball verarbeiten und ist gut vor dem Tor. Die Spiele, die er für Frankfurt gemacht hat, waren zum Teil erstligawürdig. Jetzt in Ingolstadt hat er sich nicht durchsetzen können, warum auch immer, und so bleibt die offene Frage, woran es bei ihm hapert. Nachdem er von zwei Trainern aussortiert wurde, gehe ich auch stark davon aus, dass er keinen Bock mehr auf Kaiserslautern hat und zurück nach Polen, wenn nicht sogar Bulgarien geht. Oder eben zum FSV.
Swierczok und Nsor kann ich nicht einschätzen. Es ist vermutlich auch nicht so einfach, solche Spieler, die erstmal in Deutschland kulturell und sportlich integriert werden müssen, nach Deutschland auszuleihen, wäre aber die beste Lösung, denn auf außerordentliche Spielzeit kommen sie hier vermutlich nicht.
Nachdem Kuntz ja in der Winterpause gesagt hat, die Transfers würden auf die kommende Saison vorgreifen, erwarte ich relativ wenig für die aktuelle Transferperiode. Wichtig ist, den Kader zu verkleinern und im Bestfall noch Ablösesummen zu generieren. Ansonsten sollte der Fokus auf die Weiterentwicklung der jungen Spieler liegen, die U19 hat einen passablen Job gemacht und in der U23 könnte Pokar ein Kandidat sein.