"Ich hätte ihn aus dem Kampf genommen"
Hamburg - "Arthur geht es gut", verkündet die Webpage von Abrahams Promotor und Manager Wilfried Sauerland, und: "Sein Krankenzimmer ist mit Blumen übersät."
Arthur Abraham kämpfte verlor etwa einen Liter Blut im Kampf gegen Miranda
Mit einem Schlag - das heißt, mit mehreren und einem Kopfstoß - ist der gebürtige Armenier mit deutschem Pass bei seiner Verteidigung des WBA-Gürtels im Mittelgewicht gegen den Kolumbianer Edison Miranda einer breiten Öffentlichkeit bekannter geworden als er es bei normalem Kampfverlauf jemals erreicht hätte.
Mit zwei glatten Kieferbrüchen acht Runden durchgehalten und dann noch gewonnen, anschließend zweistündige Notoperation unter Vollnarkose - so sehen Helden aus. "Deutschlands härtester Boxer" jubelte der Boulevard.
Sdunek hält Entscheidung für unverantwortlich
Doch die kritischen Stimmen werden täglich mehr und lauter. "Ich hätte ihn aus dem Kampf genommen, es war unverantwortlich, ihn mit dieser Verletzung weiterkämpfen zu lassen", sagt Trainer Fritz Sdunek.
"Bei einem offenen Bruch hätte es zu schwersten Verletzungen im Bereich Hals und Luftröhre kommen können".
Sdunek hatte seine ehemaligen Schützlinge Wladimir und Witali Klitschko jeweils einmal gestoppt und lieber eine Niederlage akzeptiert, statt psychische Schäden zu riskieren: "Es ist doch fraglich, ob Abraham noch einmal so stark zurückkommt."
Gesundheit geht vor
Auch der Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB), Bodo Eckmann, hätte an Stelle von Trainer Ulli Wegner anders gehandelt.
Eckmann war jahrelang als Ringarzt tätig und kennt die Szene deshalb auch aus dieser Sicht.
"Ich hätte bei dieser medizinischen Situation mit den andauernden Blutungen den Abbruch empfohlen", meinte der Hamburger: "Als BDB-Präsident muss ich nochmals appellieren: Jeder muss seine Verantwortung überdenken. Die Gesundheit der Sportler ist immer wichtiger als Titel."
Sauerland laufen die Weltmeister weg
Promoter Ahmed Öner, der unter anderem den türkischen Schwergewichtler Sinal Samir Sam betreut, erklärte: "Ich hätte als Manager das Handtuch geworfen und den Trainer gefeuert, der meinem Boxer sowas antut."
Dass Wegner und Sauerland entgegen der im TV deutlich zu sehenden Abbruchempfehlung von Ringarzt Walter Wagner weitermachen ließen, kann sich Öner nur so erklären: "Sauerland braucht Weltmeister, der hat ja bald keine mehr."
Klitschko ist zu RTL gewechselt, Walujew in die Hände von Don King geraten, und Markus Beyer tritt am 14. Oktober in Kopenhagen als Außenseiter gegen Mikkel Kessler (Dänemark) an.
http://www.sport1.de/de/sport/artikel_426519.htmlhttp://www.sport1.de/de/sport/artikel_426519.html