Ich kann mich erinnern, dass ich vor einigen Jahren das Buch eines FCK-Fans las,in dem er von seiner Jugend mit Gerry Ehrmann, Axel Roos usw. berichtete, also als Schüler und Student bis Mitte/Ende 20 zu 100% vom FCK-Virus infisziert war und sich dann - ohne klares Ereignis oder konkreten Anlass - abgewandt hat, weil das Feuer nicht mehr loderte. Er schrieb dann sinngemäß, dass er sich über FCK-Siege schon noch freue, aber eben auch nicht maßlos über Niederlagen ärgere. Mit anderen Worten war er irgendwann so gleichgültig wie jene Arbeitskollegen, die das ganze Jahr nichts mit Fußball am Hut, aber bei EM und WM die schwarz-rot-goldene Schminke im Gesicht haben. Als ich das Buch damals las fragte ich mich noch, welch ein treuloser Depp das doch sein müsse? Den eigenen Club im Stich lassen? Sich nicht mehr über Niederlagen ärgern? Nicht mehr innerlich "aufzubegehren" bei Angriffen gegen den großen FCK? Es halt so hinzunehmen? Unvorstellbar.
Mittlerweile bin ich fast (?) so weit, dasselbe zu machen. Mit den Spielern in farbigen Schuhen, tätowierten Unterarmen und akkurat geschnittenen Haaren (bzw. bisweilen auch kunstvoll gezähmt durch rote Haarbänder) ohne jedes Kämpferherz kann ich mich schon lange nicht mehr identifizieren. Den Verantwortlichen an der Linie und auf der Tribüne traue ich null zu. Die vielen Versprechungen ("Reaktion zeigen", "alles analysiert") nehme ich zur Kenntnis, glaube aber innerlich schon nicht daran, dass es wirklich ernst gemeint ist oder wirklichen Grund zur Annahme gibt. Wenn doch mal etwas aufgeht und ein Spiel gewonnen wird, keimt schon kaum noch rechte "Fanfreude" auf, vielmehr weiß ich aus der Vergangenheit, dass jede noch so gute Ausgangssituation am Ende schon noch vergeigt wird. Ich kann die von mir verpassten FCK-Spiele der letzten 15 Jahre kann an zwei Händen aufzählen, auswärts in NRW im Stadion, sonst am TV/Internet, ist halt ein Pflichttermin. Nur warum? Weil mein Vater FCK-Fan war und ist, beide Großväter auf den Verein geschworen haben, weil ich deshalb schon immer FCK-Fan war. Aber wühlt mich das alles noch so richtig auf? Fiebere ich richtig mit, wenn ein Heubach nach 114 Sekunden verwarnt wird, ein den Fans applaudierender Löwe zu den passschwächsten Spielern gehört, M. Karl die Fans anheizt und selber nichts vom Lumpen bekommt? Nein, das wird eben so hingenommen, weil es ein eingefahrenes Pflichtprogramm ist, die 2. Liga seinem Verein zuliebe zu schauen. Als Dessert gibts dann auch die 1. Liga, da geht es rauf und runter, man kann taktische Formationen mit eigenen Augen verfolgen, sehen, wie ein Trainer durch einen individuell beganten Einwechselspieler das ganze Spiel gewinnt (oder eben verliert) etc. In der zweiten Liga wurschtelt halt - unter vielen - auch der FCK rum, hat jedes Jahr seine unglaubliche Transferfluktuation, seine Saisoneröffnung mit Sonntagsreden, aber spielt seit Jahren (!) unansehnlich bis zum Abwinken. Das ist halt eben so, hat man sich schließlich schon immer angeguckt und deshalb auch weiterhin?
Vielleicht bin ich in der Midlife-Crisis, vielleicht auch kein "echter" FCKler, aber so weiterzumachen - unter der Woche die RP wegen der Aufstellung lesen, sich hier im Forum Gedanken machen über die 11 bzw. 18 Burschen am Wochenende und auf 1860 am Samstag hinzufiebern - kann es nicht länger sein.