Nachberichterstattung 1. FC Kaiserslautern - SV Darmstadt 98 - 3:3 (0:1)
"Als Trainer willst du natürlich jedes Spiel gewinnen und auch mal einen ruhigeren Tag an der Seitenlinie erleben. Ich habe eh schon genug graue Haare. Die Zweite Liga ist aber hart, jeder Fehler wird brutal bestraft. Daraus muss man lernen" – So lautete das Resümee von FCK-Cheftrainer Dirk Schuster nach dem 3:3 (0:1) im Heimspiel gegen den SV Darmstadt 98 vom vergangenen Sonntag. Seine Mannschaft bewies in den neunzig Spielminuten vor einer großartigen Kulisse und ca. 38.000 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion erneut eine starke Moral, drehte u.a. einen zwei-Tore-Rückstand innerhalb einer Viertelstunde zu einer 3:2-Führung, musste in der Nachspielzeit aber leider erneut wieder einen späten Ausgleichstreffer der Gäste hinnehmen. Nach dem 4:4 im Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg vor zwei Wochen, die nächste spektakuläre Achterbahnfahrt der roten Teufel, die am Ende erneut mit zwei verlorenen Punkten haderten, sich aber auch mit dem Punktgewinn nicht unzufrieden zeigten und erneut sehenswerte Comeback-Qualitäten bewiesen.
Gästetrainer Torsten Lieberknecht veränderte seine Startelf i.V. zum 1:1 im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld aus der Vorwoche auf nur einer Position. Mannschaftskapitän Fabian Holland kehrte nach abgesessener Gelbsperre in die Mannschaft zurück, Ronstadt musste für ihn aus der Anfangself weichen. Auch Dirk Schuster auf der Gegenseite veränderte die FCK-Startelf nur auf einer Position. Daniel Hanslik begann für Mike Wunderlich, der 36-jährige Spielmacher nahm zunächst auf der Bank der roten Teufel Platz.
Mit zwölf Punkten aus acht Spieltagen sind die Lautrer zu diesem Zeitpunkt der Saison der beste Aufsteiger der vergangenen fünf Jahre, nur die damalige Aufsteigermannschaft vom SC Paderborn hatte in der Saison 2018/2019 nach acht Partien ebenso viel Punkte auf dem Konto wie der 1.FCK. Die Gäste aus Darmstadt sollten allerdings ihrem vorauseilenden Ruf eines "harten Brockens" ebenfalls gerecht werden, seit sechs Spielen waren die Lilien im Vorfeld der Partie ungeschlagen und traten mit ca. 5.000 Auswärtsfans aus Darmstadt im Rücken selbstbewusst die Reise in die Pfalz an.
1.Halbzeit
Der 1. FCK erwischte den besseren Start in die Partie. Nach drei Minuten wurde der Ball zum ersten Mal gefährlich vor das Tor der Gäste getragen. Jean Zimmer passte den Ball auf dem rechten Flügel auf Phillip Hercher, der das Spielgerät relativ unbedrängt in den Strafraum der Darmstädter durchstecken konnte, wo Marlon Ritter seinen Gegenspieler mit einer Körpertäuschung vernaschte und aus halbrechter Position auf Höhe des Elfmeterpunkts den Ball mit seinem schwächeren, linken Fuß auf das Gehäuse abschließen konnte. Gäste-Torwart Marcel Schuhen war allerdings auf dem Posten und konnte Ritters Schuss abblocken. Der zweite Versuch von Niehues aus dem Rückraum brachte keine weitere Gefahr.
Keine fünf Minuten später war es wieder Ritter, der den SVD 98 in der Hintermannschaft beschäftigte. Der Mittelfeldspieler der Lautrer schnappte sich rechts vor der Kante des Strafraums den Ball und hielt einfach mal drauf – sein Schuss zischte nur knapp am linken Pfosten und am Fuß seines dorthin mitgelaufenen Mitspielers Kevin Kraus vorbei. Generell tat es dem 27-jährigen Ritter wieder sichtlich gut, dass er in seiner alt-bewährten Rolle in der Mittelfeldzentrale auflaufen durfte, im Auswärtsspiel gegen Sandhausen setzte Schuster ihn etwas ungewohnt auf der linken Position im Mittelfeld ein, wo er leider nicht seine unbestrittenen Spielstärken ausspielen konnte.
Aus Sicht der Gäste war die Anfangsphase nicht gerade von einem offenen Schlagabtausch geprägt und zwingende Torchancen ergaben sich für die Lilien noch nicht. Die FCK-Abwehr wirkte aufmerksam und behielt in den Szenen vor dem Tor von Andreas Luthe stets die Oberhand bzw. hielt die Gäste in dieser Frühphase der Partie noch gut vom eigenen Tor weg.
Nach rund 25 Minuten und einem etwas dahinplätschernden Spiel, ergab sich plötzlich für Phillip Hercher die Riesenchance zur Führung. Nach einem Abschlag von Luthe u. einem gewonnenen Kopfballduell von Boyd knapp hinter der Mittellinie, bediente FCK-Neuzugang Phillip Klement seinen Vornamensvetter mit einem schönen Heber über die letzte Abwehrreihe der Darmstädter hinweg. Vor dem durchgestarteten Hercher befand sich in dieser Szene nur noch das satte Grün und der herauseilende Torhüter Schuhen, der den zu zentralen Schuss des Flügelspielers allerdings zum Frust der FCK-Fans erneut parieren konnte.
In der der Schlussviertelstunde der ersten Halbzeit war es eine Partie auf Augenhöhe, wobei sich beide Teams zunächst weiterhin auf eine gute Abwehrarbeit konzentrierten und man auch beiden Mannschaften anmerkte, dass man zu diesem Zeitpunkt noch nicht bereit war, vollkommen ins Risiko zu gehen. Die Partie war umkämpft und so wurde bspw. für Fabian Schnellhardt eine Verwarnung in Form einer gelben Karte für einen blockierten Freistoß im Mittelfeld ausgesprochen. Kurze Zeit später rasselten Mittelstürmer Terrence Boyd und Abwehrspieler Patric Pfeiffer im Kopfballduell auf Höhe der Trainerbänke zusammen, beide konnten jedoch nach kurzer Behandlung weiterspielen.
Kurz vor dem Halbzeitpfiff, verschob sich die vertikale Angriffslinie aus Darmstadt dann etwas weiter nach vorne – augenscheinlich war es eine Anweisung von Chefcoach Lieberknecht, die Hausherren vom 1. FCK zum psychologisch-wichtigen Zeitpunkt kurz vor der Pause nochmal in der eigenen Defensive unter Druck zu setzen, was aus Sicht der Gäste und zum Leidwesen der Lautrer auch kurze Zeit später perfekt gelingen sollte.
Eine Minute vor dem Halbzeitpfiff erhielt Darmstadt aus der unteren, rechten Halbraumposition noch einmal einen Freistoß. Der geschlagene Diagonalball von Kempe flog eigentlich in einen gefahrlosen Raum irgendwo zwischen Elfmeterpunkt und Begrenzung des Fünfmeterraums, bevor ihn Rechtsverteidiger Jean Zimmer noch einmal scharfmachte. Der FCK-Kapitän wollte den Ball per Brust zurück zu Torhüter Luthe klären, vergaß aber den in seinem Rücken davongelaufenen Holland. Der Ball tropfte zu kurz von Zimmers Brust ab, Holland lief dazwischen und konnte trotz des Rettungsversuchs von Luthe in letzter Sekunde nur noch mit einem Foulspiel des FCK-Keepers am Einschuss gehindert werden. Schiedsrichter Marco Fritz blieb keine andere Wahl als auf Strafstoß zu entscheiden. Luthe erhielt für sein Foul gegen Holland zusätzlich eine gelbe Karte und Kempe vollendete den Elfmeter zentral zum 0:1 vor einer sichtlich geschockten Westkurve, während Luthe geschlagen in die falsche Ecke abtauchte.
Ein Tor zum ungünstigsten Zeitpunkt gegen die Mannschaft der roten Teufel, die spätestens jetzt den vergebenen Gelegenheiten von Ritter und Hercher sowie der Tatsache hinterhertrauerten dass man den Aufstiegsfavoriten aus Darmstadt in der ersten halben Stunde eigentlich gut im Griff hatte und sogar zum Großteil die etwas aktivere Mannschaft in der ersten Spielhälfte gewesen war.