Nein, so war das nicht gemeint. Aber ich nehme nichts mehr für bare Münze, was einer in ein Mikro brabbelt.
Kurz hat gegen Wolfsburg eine hervorragende Leistung in die Zettel notiert, mehr sag ich dazu nicht.
Das ist doch albern. Möchtest du im Umkehrschluss behaupten, dass Kurz der Mannschaft befohlen habe, ja kein Tor zu erzielen, weil ein Unentschieden genügen würde?
Du fragst in deinem vorletzten Post, was die Mannschaft am Erfolg gehindert hat. Gehst du echt von einer solchen Linearität im Fußball aus?
- Trainer sagt: Spielt gut und gewinnt!
- Spieler verstehen Trainer und gewinnen
Es gibt reichlich Gründe, warum eine Mannschaft in einem Spiel nicht das umsetzen kann, was der Trainer erwartet oder was sich die einzelnen Spieler selbst vorgenommen haben. Sonst würde doch immer die Mannschaft mit der besseren Ansammlung von Einzelspielern und dem motivierenderen Trainer das Spiel gewinnen.
Glaubst du ein van Gaal oder ein Magath sagen ihren Mannschaften, sie sollen so spielen, wie sie es diese Saison oftmals taten? Was hätte die denn daran hindern sollen? Außer Busfahrer, Masseuse und Wetter können die doch noch weniger behaupten, dass der Gegner die besseren Einzelspieler aufbieten konnte als man selbst, oder?
Das Spiel in Pauli war furchtbar! Ich habe schon höherklassige Zweitligaspiele gesehen und hab oft während des Spiels an "schönere" Dinge gedacht, wie den nächsten Zahnarztbesuch oder die nächste Uni-Klausur...
Aber das ändert nichts an meiner Einstellung zum Trainer. Er hat oft genug gesagt, wie seine Philosophie vom Fußball aussieht. Die Mannschaft kann schönen und schnellen Offensivfußball spielen. Ich schätze unseren Kader als unteres Bundesligadrittel ein und innerhalb dieser Vergleichsgruppe haben wir sehr ordentliche Leistungen gezeigt.
Wenn wir mal nicht so spielen, wie sich Trainer und Spieler das vorstellen (was übrigens im Fußball normal ist und vielen Mannschaften im Laufe einer Saison passiert), dann kann das eine Menge Ursachen haben. Das kann mentale Ursachen der Spieler beinhalten (Unter- oder Überschätzung des Gegners, fehlendes Selbstvertrauen -> zuviel Kopf, zuwenig Intuiton/Automatismen, Überheblichkeit -> mangelnde Konzentration, oder einfach Abgelenkteit -> Krankheit des Kindes, o.ä.), das kann an einer Formschwäche von einem oder mehreren wichtigen Spielern einer Mannschaft liegen (Gefühl des "schlechten Tages"), das kann ein ungünstiger Spielverlauf sein, der eine nicht gefestigte Mannschaft aus der Bahn wirft, das kann ein starker Gegner sein (der taktisch super spielt, dessen Spieler eine super Tagesform haben, der durch individuelle Leistungen eines "Stars" überlegen ist), es können selbstverständlich auch äußere Umstände (Wetter, Fans, Schiedsrichter, brutaler Masseur) schon vorhandene Tendenzen verstärken.
Meine Interpretation des Pauli-Spiels ist folgende:
Kurz dürfte nach dem Sieg über Schalke darauf bedacht gewesen sein, die Konzentration der Spieler auf den aktuellen Gegner zu richten. Er wird deren Stärken und deren Schwächen erläutert haben und Vorgaben gemacht haben, wie die Mannschaft darauf reagieren sollte. Mir kamen nach dem Spiel zwei Sachen in den Sinn - die Spieler haben den Gegner einerseits unterschätzt und andererseits hatten sie Angst. Das mag auf den ersten Blick ein Widerspruch sein, ist aber in meinen Augen dennoch wahrscheinlich. Einerseits wussten die Spieler, dass Pauli diese Saison beim Torabschluss recht ungefährlich ist und andererseits hinten unter Druck sehr anfällig für Gegentreffer ist. Andererseits ist Pauli die konterstärkste Mannschaft (die meisten Tore nach schnellen Gegenstößen) der Liga. Wahrscheinlich haben unsere Spieler (ob bewusst oder unbewusst) gedacht, dass sie hinten konzentriert stehen müssten und das sie aus Spielsituationen heraus eigentlich kein Gegentor einfangen dürften, dass sie vorne schon irgendwie treffen würden und dass sie sich auf keinen Fall auskontern lassen dürften. Diese Kombination, dass sie vorne auf jeden Fall irgendwie treffen können und dabei auf keinen Fall einen Ballverlust in der Vorwärtsbewegung riskieren dürfen, könnte zu dem geführt haben, was wir gesehen haben.
Die Mannschaft hat wie mit einer mentalen Handbremse nach vorne gespielt - da war nichts plötzliches, nichts überraschendes. Dadurch gab es nur sehr wenige Ballverluste, aber dieses lahme Offensivspiel konnte Pauli nicht gefährlich werden, die wie wir defensiv sehr gut geordnet und konzentriert agiert haben.
Jetzt kann man tatsächlich Kurz kritisieren, dass er diesen "Zustand" der Mannschaft nicht vorhergesehen hat und während des Spiels nicht beheben konnte. Man kann auch jeden einzelnen Spieler kritisieren, dass er derart agiert hat.
Aber ich sehe nicht ein, wie man Kurz Feigheit oder taktisches Fehlverhalten vorwerfen kann.
(Seine Wechsel verstehe ich auch so gut wie nie (Zeitpunkt, Art), aber es kam oft genug etwas sinnvolles dabei heraus. Hier kann ich mich auch mal zurücknehmen und dem Trainer zugestehen, dass ich als Fan nicht jede seiner Aktionen verstehen muss - mit seiner sonstigen Arbeit bin ich nämlich (soweit ich das beurteilen kann) sehr zufrieden.)