Der Vorbericht zum Spiel gegen den SV Wehen Wiesbaden:
Auf den gefeierten Sieg im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den 1. FC Köln (3:2) folgte für den 1. FCK im Ligabetrieb daraufhin ein weniger erfreulicher Samstagnachmittag. Die roten Teufel mussten sich vor rund 40.300 anwesenden Zuschauern im heimischen Fritz-Walter-Stadion mit einem 0:2 (0:1) gegen die Gäste der SpVgg Greuther Fürth geschlagen geben. Nicht nur die zweite Heimniederlage der Saison schmerzte die Mannschaft von Cheftrainer Dirk Schuster empfindlich. Abwehrspieler Boris Tomiak erwies seiner Mannschaft nach einer Tätlichkeit gegen Branimir Hrgota den berühmten Bärendienst und wurde in der 69. Spielminute mit einer glatt roten Karte des Feldes verwiesen. Nach seiner gelbroten Karte im Spiel gegen Schalke 04 vom zweiten Spieltag, war es bereits der zweite Platzverweis für den 25-jährigen Abwehrspieler, dem oft der Ruf vorauseilt seine Nerven während der neunzig Spielminuten nicht immer im Griff zu haben. In den Schlussminuten verletzten sich zudem der eingewechselte Aaron Opoku (Schlag auf die Patellasehne) und Innenverteidiger Kevin Kraus (Gehirnerschütterung), der in einer der letzten Spielsituationen nach einem Standard vom herauslaufenden Fürth-Torhüter Jonas Urbig im gegnerischen Strafraum unsanft im Luftzweikampf abgeräumt wurde. Da zu diesem Zeitpunkt schon alle Wechsel auf Seiten der Lautrer ausgeschöpft waren, musste der FCK die Partie am Ende sogar mit nur noch acht Feldspielern beenden – Die Grunddefinition eines „gebrauchten Tages“ in der Fußballpfalz.
Die Roten Teufel haben nun erstmal ein paar Tage Pause, um ihre Wunden zu lecken, ehe am bevorstehenden Wochenende die nächste Partie ansteht. Der Gegner vom 13. Spieltag ist am Sonntag der SV Wehen Wiesbaden. Anpfiff in der Brita-Arena ist um 13.30 Uhr.
Der kommende Gegner aus der hessischen Landeshauptstadt liegt aktuell punktgleich mit dem 1. FCK (18 Punkte) auf Rang acht der Tabelle. Wo die Mannschaft von Dirk Schuster ein aktuelles Torverhältnis (24:23) vorzuweisen hat, steht auch der SVW derzeitig bei einer positiven Torbilanz von +1 (13:12). Ebenso wie bei den kommenden Gäste aus der Pfalz, hat man in Wiesbaden im bisherigen Saisonverlauf fünf Siege, drei Remis u. vier Niederlagen gesammelt. Rein tabellarisch gesehen, also ein Duell auf absoluter Augenhöhe.
Dabei ringt die Leistung der Wehener, die nun ziemlich genau seit zwei Jahren vom erfahrenen Chefcoach Markus Kauczinski trainiert werden, insbesondere in den letzten Wochen gehörigen Respekt ab. Die Wiesbadener befinden sich ganz klar im Aufwärtstrend – am vergangenen Freitagabend entführte man mit einem überraschenden aber zeitgleich auch absolut verdienten 3:1-Auswärtssieg drei Punkte aus der Merkur Spiel-Arena in Düsseldorf und spielte bei der ambitionierten Mannschaft vom Rhein den Partycrasher. Die beiden Sommer-Neuzugänge Lee Hyun-ju (dritter Saisontreffer) und Amar Catic sowie Mittelstürmer John Iredale (per Elfmeter) erzielten die Treffer für die Gäste, Yannick Engelhardt konnte den Spielstand auf Seiten von F95 in der 79. Spielminute noch einmal verkürzen, sein zweites Saisontor kam allerdings zu spät, um die dritte Saisonniederlage für den aktuellen Tabellenvierten am Ende noch verhindern zu können.
Bewundernswerter wird die momentane Bilanz aus Wiesbaden auch vor dem Hintergrund, wenn man registriert, dass es sich beim SVW nach wie vor um einen aktuellen Drittligaaufsteiger handelt. Die vergangene Saison schloss man eine Liga tiefer zwar „nur“ als Tabellenvierter ab, da allerdings dem SC Freiburg II, als Zweitvertretung der Bundesliga-Profimannschaft als damaliger Tabellenzweiter ein direkter Aufstieg ins Fußball-Unterhaus verwehrt blieb, durfte sich Wiesbaden in zwei Relegationsspielen sportlich gegen den einstigen Tabellensechszehnten der 2. Liga messen. Nach einem 4:0-Hinspielerfolg in der Brita-Arena und einem 2:1-Auswärtserfolg auf der berühmten 'Alm' gegen den DSC Arminia Bielefeld, gab es am Ende aus sportlicher Sicht allerdings keine Zweifel mehr über den hochverdienten Ligentausch beider Mannschaften.
Dabei erkennt man bei einem Blick auf die aktuelle Formtabelle, recht deutlich, dass die aktuelle Hochform der Hessen alles andere als die berühmte Eintagsfliege ist. Seit vier Spielen ist die Elf von Trainer Kauczinski ungeschlagen, u.a. trotzte man bereits dem Hamburger SV am 9. Spieltag zu Hause ein Remis (1:1) ab, gegen Hertha BSC gab es am 2. Spieltag sogar einen 1:0-Auswärtserfolg im Berliner Olympiastadion u. auch gegen ein kriselndes Schalke 04, zog man sich Anfang September zu Hause mit einem 1:1 für einen Aufsteiger mehr als achtsam aus der Affäre. Die letzten drei Spiele konnte der SVW sogar durch die Bank für sich entschieden (2:0 gg. VFL Osnabrück, 1:0 gg. Hansa Rostock, 3:1 gg. Fortuna Düsseldorf), was die Hessen in der Formtabelle der letzten fünf Spiele auf einen fünften Tabellenplatz hievt (zehn von fünfzehn möglichen Punkten, Torverhältnis 7:4). Wenn es in der aktuell starken Phase der Wiesbadener überhaupt so etwas wie einen leichten Kritikpunkt oder Schönheitsfehler gibt, ist es höchstwahrscheinlich der Minimalismus im eigenen Angriff. Mit nur dreizehn erzielten Treffern stellt man die viertschlechteste Offensive aller Zweitligateams, nur das Tabellenschlusslicht aus Braunschweig (7 Tore), sowie die Offensivreihen vom FC Hansa Rostock (11 Tore) und dem VFL Osnabrück (12 Tore) haben noch weniger Tore erzielt.
Zur Historie und der Ligaerfahrung aus Wiesbaden ist u.a. zu sagen dass man bereits in den Spielzeiten 07/08 und 08/09 Zweitligaluft schnuppern durfte. Zuletzt nahm man in der Saison 19/20 an der 2. Bundesliga teil, musste am Ende allerdings unter dem damaligen Chefcoach Rüdiger Rehm als Tabellenvorletzter nur ein Jahr später den erneuten Abstieg in die 3. Liga verkraften, die anschließend für drei Jahre das neue sportliche Wohnzimmer der Rot-Schwarzen darstellen sollte, bevor nun im vergangenen Jahr erstmals wieder die Rückkehr in die zweithöchste, deutsche Spielklasse gelang. Seit der Einführung der Auf-/Abstiegsrelegation in der aktuell bekannten Form aus der Saison 2008/2009 ist der SV Wehen
der zwölftbeste Aufsteiger nach dem 12. Spieltag, was verdeutlicht welch gute Arbeit beim kleinen Club von der nördlichen Rheinseite geleistet wird, der seit seinem Bestehen im deutschen Profifußball insbesondere von den umliegenden Landesnachbarn und etablierten Bundesligisten wie Mainz 05 und Eintracht Frankfurt oft nur etwas müde belächelt wird. Hypothetisch ist es aber ggf. genau dieses vermeintlich „ruhige Fahrwasser“, dass dem nur 657-Mitgliederstarken Club auf sportlicher Ebene eine gewisse Unaufgeregtheit u. Konzentration auf das Notwendige beschert, um die vorzeigbaren Resultate zu erzielen und die derzeitige, positive Leistungskurve Woche für Woche aufs Neue zu bestätigen.
In der zurückliegenden Sommertransferperiode investierte man nach dem Aufstieg insbesondere in ablösefreie Neuzugänge und Leihspieler, die den Wehener-Geldbeutel nicht drastisch belasteten. Die wichtigsten Akteure hier sicherlich Abwehrakteur Marcus Mathisen (ablösefrei IK Sirius), der sich nahtlos in seinen neuen Kader einfügte und mit 1.073 Pflichtspielminuten bereits nach knapp einem Drittel der Saison nicht mehr aus der Hintermannschaft des SVW wegzudenken ist. Ebenfalls ordentlich schlug FC Bayern-Leihgabe Lee Hyun-ju ein, der 20-jährige Südkoreaner hat sich mittlerweile im offensiven Mittelfeld der Hessen festgespielt und sich mit drei Saisontreffern mittlerweile sogar hinter Top-Stürmer Ivan Prtajin (fünf Tore) zum zweitbesten Torschützen des SVW gemausert. Weitere Neuzugänge sind u.a. Nick Bätzner (KV Ostende), der im zurückliegenden Transferfenster auch beim 1. FC Kaiserslautern als möglicher Neuzugang gehandelt wurde, oder der Ex-Lautrer Antonio Jonjic (Erzgebirge Aue).
Ersetzen mussten die Wiesbadener hingegen insbesondere den zum 1. FC Union Berlin abgewanderten Benedict Hollerbach – Der Abgang des torgefährlichen 22-jährigen Lockenschopfs, der in der Vorsaison noch satte 24 Torbeteiligungen in 41 Pflichtspieleinsätzen für die Wiesbadener beisteuerte und mit drei Toren in den beiden Relegationsspielen gegen Arminia Bielefeld maßgeblichen Anteil an der Rückkehr in die 2. Bundesliga hatte, wurde allerdings mit einer Ablöse von ca. 2,0 Mio. finanziell auch entsprechend kompensiert. Ebenfalls verließen die ehemaligen Stammkräfte Brooklyn Ezeh (LV – Hannover 96), Abwehrspieler Ahmet Gürleyen (1. FC Nürnberg) und Offensivmittelfeldspieler Johannes Wurtz (FC Honka) den Verein vor der neuen Saison.
Der erfahrene Chefcoach Markus Kauczinski, der u.a. mit seinen Ex-Vereinen vom Karlsruher SC, dem FC St. Pauli und Dynamo Dresden auf eine Erfahrung von insgesamt fasst zweihundert Zweitligaspielen zurückgreifen kann, bevorzugte mit seiner Mannschaft kürzlich in den letzten fünf Pflichtspielen stets ein 3-4-2-1-System. Beim Auswärtserfolg in Düsseldorf hielt Stammkeeper Florian Stritzel den Kasten nahezu sauber, davor agierte eine Dreierkette in der Abwehr um Führungsspieler und Mannschaftskapitän Marcus Mathisen, Martin Angha und Aleksandar Vukotic. Auch Ex-FCK-Spieler Sascha Mockenhaupt stand in dieser Saison bereits elfmal für die Wehener auf dem Rasen, nahm allerdings zuletzt vermehrt die Rolle des Reservisten ein. Im defensiven Mittelfeld spielten mit Robin Heußer und Gino Fechner zwei Akteure auf der Doppelsechs. Als Schienenspieler liefen der Niederländer Thijmen Goppel (rechts) und der zwischenzeitliche Torschütze zum 2:0, Amar Catic auf der linken Spielfeldseite auf. Die Rollen im offensiven Mittelfeld teilen sick aktuell Lee Hyun-ju und Nick Bätzner, während als alleinige Sturmspitze John Iredale das Vertrauen erhielt.
Für das Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern wird Kauczinski allerdings zumindest eine der beiden Sechserpositionen vor der Abwehr personell umbauen müssen – Gino Fechner sah in Düsseldorf seine fünfte, gelbe Karte und fehlt damit ausgerechnet im Spiel gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber aus der Pfalz, für den Fechner zwischen den Jahren 2017-2020 insgesamt 70 Pflichtspiele bestritten hat, gesperrt. Ihn könnten im Spiel gegen die Betzebuwe Bjarke Jacobsen oder Julius Kade im zentralen Mittelfeld ersetzen. Ein weiterer Personalausfall auf Seiten des Gastgebers ist aktuell Mittelfeldspieler Emanuel Taffertshofer, der 28-jährige laboriert schon seit Mitte September an hartnäckigen Leistenproblemen. Der Top-Torschütze aus Wiesbaden, Ivan Prtajin, zog sich am achten Spieltag in der Partie gegen Hannover 96 einen Muskelfaserriss zu, worauf der 27-jährige die kommenden beiden Spiele gegen den Hamburger SV und den VFL Osnabrück verpasste. An den zurückliegenden beiden Spieltagen gegen Hansa Rostock (25 Minuten) und Fortuna Düsseldorf (34 Minuten) sammelte der kroatische Angreifer aber schon wieder die ersten Einsatzminuten. Obwohl ihn sein australischer Mannschaftskollege John Iredale in Düsseldorf optimal vertrat und durch einen Strafstoß das vorentscheidende 3:0 für den SVW erzielte, dürfte Prtajin mit jeder weiteren Trainingswoche wieder näher an die Anfangself heranrücken und wohlmöglich schon im Spiel gegen den 1. FCK sein Comeback in der Startelf der Hessen feiern.
Auf Seiten der kommenden Gäste aus der Pfalz spielten nach der Niederlage gegen das Kleeblatt insbesondere die Schlagworte „Belastungssteuerung“ und Rotation eine erhebliche Rolle. FCK-Chefcoach Dirk Schuster wechselte im Vergleich zum Pokalspiel gegen Köln nur auf einer Position durch (der wieder genesene Tymotheuz Puchacz ersetzte Kenny Prince Redondo auf dem linken Flügel), ansonsten schenkte der 55-jährige Chefcoach der gleichen Elf das Vertrauen, die auch in der Partie gegen den Geißbock auf dem Rasen stand. Nach den neunzig Spielminuten und einer latenten Müdigkeit/Kraftlosigkeit, die der gesamten Schuster-Elf über die gesamte Spielzeit innewohnte und unterschwellig über das Fritz-Walter-Stadion schwebte, musste sich der Cheftrainer unmittelbar nach der Partie allerdings die Frage der Medienschaffenden gefallen lassen, ob seiner Mannschaft nach der englischen Woche nicht einige neue Gesichter in der Startelf besser zu Gesicht gestanden hätten. Schuster allerdings wollte die Doppelbelastung und eine damit einhergehende Müdigkeit nicht als Erklärung für die Niederlage gelten lassen: „
Wir müssen aufhören, über Belastung und Müdigkeit zu reden. Fürth hat auch am Dienstag gespielt, musste danach noch nach Hause fahren und ist gestern wieder mit dem Bus angereist. Wenn, dann hätten die die größere Belastung gehabt. Deswegen will ich davon nichts hören. Trotz des Pokalspiels am Dienstag war bei uns jeder in der Verfassung, um heute 90 oder 95 Minuten geistig und körperlich fit zu sein.“
Vielmehr noch, nahm der FCK-Trainer deshalb seine Mannschaft in die Pflicht und monierte, dass der gedankliche Schritt weg von den „Highlight-Spielen“ gegen Gegner wie Fortuna Düsseldorf, den Hamburger SV und den 1. FC Köln zu einer vermeintlich „grauen Maus“ wie der SpVgg, auf welchen Schuster schon Tage vor dem Anpfiff gebetsmühlenartig sowohl sein Team wie auch das Umfeld immer wieder versuchte hinzusensibilisieren, nicht geglückt sei. Eine ähnliche Wiederholung am kommenden Sonntagnachmittag bei sich aktuell im absoluten Hoch befindenden Wiesbadenern dürfte da aus aktueller Sicht der roten Teufel aktuell nur eins sein - absolut unerwünscht.
Die Ergebnisbilanz in der Britta-Arena ist ausgeglichen. In sieben Spielen ging sowohl der SVW wie auch der 1. FCK je dreimal als Sieger vom Platz, einmal trennten sich beide Mannschaften mit einem Remis. (Torverhältnis 15:15). Im letzten Auftritt 21/22 unterlagen die Lautrer am viertletzten Spieltag bei den Hessen mit 1:2 und leiteten so eine Negativserie von drei Spielen ein, die den Pfälzer-Traditionsverein am Ende sogar den direkten Aufstieg in die 2. Liga kosteten - bevor Dirk Schuster das Traineramt in der Pfalz für Marco Antwerpen übernahm und über den Umweg der Relegation gegen Dynamo Dresden doch noch die langersehnte Rückkehr in die 2. Bundesliga für die Pfälzer klarmachte.
So könnten sie spielen:
SV Wehen Wiesbaden: Stritzel – Mathisen (C), Angha, Vukotic (Mockenhaupt), – Heußer, Jacobsen (Kade), Goppel, Catic, Bätzner, Lee Hyun-ju, – Iredale (Prtajin)
1. FC Kaiserslautern: Krahl – Elvedi, Kraus, Soldo, – Niehues, Raschl (Klement), Zimmer (C), Puchacz, Ritter, – Tachie, Boyd
Sperren & Ausfälle:
SV Wehen Wiesbaden: Gino Fechner (DMF - Gelbsperre), Emanuel Taffertshofer (DM - Leistenprobleme)
1. FC Kaiserslautern: Boris Tomiak (IV - Rotsperre), Afeez Aremu (DM - Oberschenkelverletzung), Ragnar Ache (MS - Sprunggelenksverletzung), Aaron Opoku (LA - Schlag auf die Patellasehne, Einsatz fraglich), Kevin Kraus (IV - Gehirnerschütterung, Einsatz fraglich)