Der aktuelle Spieltags-Torrekord aus der 2. Liga wurde am vergangenen Wochenende nur denkbar knapp verpasst. Am Ende fehlte ein mickriges Törchen, um mit dem bisherigen Rekord von 46. Treffern vom 32. Spieltag 2020/21 gleichzuziehen – mit 45. erzielten Toren platziert sich der vergangene 10. Spieltag aber in diesem historischen Tableau nun direkt dahinter, zusammen mit dem 34. Spieltag 1996/97, an dem ebenso viele Treffer in der 2. Bundesliga fielen.
Auch der Traditionsverein aus der Pfalz wollte sich in diesem Torreigen nicht lumpen lassen – dass es am Ende im Auswärtsspiel beim aktuellen Spitzenreiter aus Düsseldorf aber gleich sieben Treffer werden sollten und die roten Teufel in der Partie gegen den gegenwärtigen Tabellenführer den Rasen sogar als umjubelter 4:3-Sieger verlassen durfte, hätten sich die rund 7.500 Betze-Fans, die ihre Mannschaft mit zum Spiel an den Rhein begleiteten, aber sicherlich auch nicht erträumen lassen.
FCK-Chefcoach Markus Anfang wechselte im Vergleich zum 3:0-Heimerfolg gegen den SC Paderborn aus der Vorwoche seine Startelf auf nur einer Position – Für den überraschend schnell wieder genesenen Boris Tomiak, der sich im Spiel gegen die SV Elversberg am 08. Spieltag einen mehrfachen Bänderriss im Sprunggelenk zugezogen hatte, aber offenbar eine „Blitzheilung“ hinlegte, musste Mannschaftskollege Filip Kaloč zunächst auf die FCK-Bank weichen.
Eingeläutet wurde die Partie nach einer anfänglichen Abtastphase von rund einer Viertelstunde. FCK-Innenverteidiger Jan Elvedi erkämpfte den Ball im gegnerischen Mittelfeld und setzte daraufhin Neuzugang Daisuke Yokota auf dem rechten Flügel ein. Der japanische Wirbelwind vernaschte seinen Gegenspieler mit einem Übersteiger und legte den Ball von der Grundlinie scharf an den ersten Pfosten, wo der eingelaufene Daniel Hanslik nur noch die Fußspitze hinhalten musste – 1:0-Führung für die Betzebuwe (14‘)
Die Hausherren aus Düsseldorf traten im Spielverlauf dominant auf, konnten in den ersten dreißig Spielminuten aber nicht die letzte Konsequenz vor dem Tor von FCK-Keeper Julian Krahl entwickeln. Dies änderte sich allerdings rund zehn Minuten vor der Halbzeitpause – Nach einer Flanke der Fortunen räumte der FCK-Schlussmann F95-Mittelstürmer Dawid Kownacki im Strafraum so unsanft beim Faustversuch ab, dass Schiedsrichter Frank Willenborg keine andere Wahl blieb, als auf Strafstoß für Düsseldorf zu entscheiden. Den fälligen Elfmeter verwandelte Mittelfeldspieler Ísak Jóhannesson souverän zum Halbzeitstand von 1:1 (35‘).
Nach dem Seitenwechsel waren es erneut die Gastgeber, die besser in die Partie starteten. Flügelstürmer Myron van Brederode bekam im Lautrer Strafraum zu viel Platz, tanzte Gegenspieler Jean Zimmer mit einer schnellen Körpertäuschung aus und vollzog unhaltbar für Krahl, mit einem perfekten Schlenzer in die rechte, untere Torecke (49‘). Nun waren die Fortunen zum ersten Mal in Front und wollten den Rückenwind gleich nutzen, um den berühmten Deckel auf die Partie zu machen.
Keine zehn Minuten später verlor Daniel Hanslik im FCK-Mittelfeld einen entscheidenden Ball, der den Fortunen eine 5-/3-Umschaltsituation eröffnete. F95-Mittelfeldspieler Giovianni Haag machte noch einige Meter auf dem Rasen und suchte freistehend den Abschluss von der zentralen Strafraumkante gegen die unsortierte Hintermannschaft der Lautrer, die allerdings offenbar erneut das Glück in dieser Situation für sich gepachtet hatten.
Haags Ball klatschte nur an den rechten Torpfosten u. wurde wieder ins Spielfeld zurückbefördert, wo sich der FCK jetzt selbst in Ballbesitz befand und über Jean Zimmer sofort durch das offene Mittelfeld der aufgerückten Düsseldorfer getragen wurde. Kurz vor dem gegnerischen Strafraum wählte Zimmer dann einen überlegten Pass auf den völlig offenstehenden Yokota auf dem rechten Flügel, der sich als goldrichtige Entscheidung entpuppen sollte. In unnachahmlicher Arjen Robben-Manier zog Yokota diagonal an zwei Gegenspielern zentral nach innen und suchte unmittelbar vor der Strafraumgrenze mit seinem starken, linken Fuß den Abschluss. Der Ball schlug unhaltbar für F95-Torwart Kastenmeier im linken oberen Dreieck ein – Für dieses Premierentor in der 2. Liga des japanischen Sommerneuzugangs aus Lautern, hätte sich Yokota wahrlich keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können.
Doch damit noch nicht genug – nur drei Minuten später zappelte der Ball schon wieder im Netz der Düsseldorfer. Diesmal war es Ragnar Ache der einen groben Patzer im Mittelfeld der Fortunen ausnutze, wo Haag die Kugel im Aufbauspiel gegen den nachsetzenden Daniel Hanslik verloren hatte. Ache schnappte sich das Spielgerät und suchte aus rund 30 Meter einfach mal den Abschluss. Torhüter Kastenmeier, der mit diesem Ballverlust seines Mannschaftskollegen offenbar nicht gerechnet hatte u. aus hoher Entfernung im Rückwärtslaufen in seinen Kasten zurückeilte, wollte den flatternden Ball noch mit dem rechten Fuß parieren, verfehlte allerdings das Spielgerät u. und konnte dein Tor-Einschlag zur abermaligen FCK-Führung nicht mehr verhindern.
Nur sechs Zeigerumdrehungen später jubelten die roten Teufel dann sogar zum vierten Mal. Eine scharfe Ecke von Linksverteidiger Florian Kleinhansl fand im Zentrum erneut Daniel Hanslik, der sich geschickt von seinem direkten Gegenspieler Emmanuel Iyoha davongestohlen hatte und die unsortierte Abwehr aus Düsseldorf ein zweites Mal an diesem Tag in Verlegenheit brachte. Mit einem Aufsetzer per Kopf auf Höhe der Fünfmeterlinie ließ der 28-jährige Angreifer aus der Pfalz dem gegnerischen Torwart erneut keine Abwehrchance – Somit hieß es aus Sicht der Betzebuwe nun 4:2 - ein Ergebnis, dass sicherlich die wenigsten FCK-Fans vor dem Anpfiff der Partie gegen den aktuellen Tabellenführer überhaupt für möglich gehalten hätten.
Aber so entwickelte sich der FCK im Spielverlauf gegen die favorisierten Rheinländer zum Partycrasher, die auch bei den vielen Fans im Stadion und zuhause vor den Empfangsgeräten eine kleine, innerliche Genugtuung herbeigeführt haben dürfte. In der vergangenen Saison verloren die Lautrer nach zwischenzeitlicher 3:0-Führung in der Merkur-Spiel-Arena am Ende noch mit 3:4 und mussten darüber hinaus einen schmerzhaften Verlust ihres besten Torjägers Ragnar Ache verkraften, der beim Jubel zum letzten Lautrer-Treffer von einem Fan mit einer Flasche am Kopf getroffen wurde und sich im späteren Spielverlauf eine Bänderverletzung zuzog, die den Unterschiedsspieler aus der Pfalz satte sechs Wochen aus dem sportlichen Verkehr ziehen sollte.
Die letzten zwanzig Spielminuten wurden aus Sicht der Gäste am verganegnen Samstag nun aber konzentriert und aufmerksam herunterverteidigt – Düsseldorf wechselte mit Shinta Appelkampf, Felix Klaus oder Dzenan Pejcinovic nahezu alle verfügbaren Offensivkräfte ein, hochkarätige Torchancen sollten sich aber bis in die Schlussphase der Partie nicht mehr wirklich für die Hausherren herstellen lassen.
Es dauerte bis zur 89. Minute, ehe eine Unkonzentriertheit von Kleinhansl erneut eine dicke Möglichkeit für F95-Vincent Vermeji ermöglichte. Der Linksverteidiger der roten Teufel wurde beim Herunterpflücken eines hohen Balls vom Niederländer unter Druck gesetzt – Im direkten Duell verlor Kleinhansl sowohl Ball wie Gegner aus den Augen, Vermeji hingegen lief frei auf das Gehäuse von Julian Krahl zu, suchte allerdings etwas zu überhastet den Abschluss und traf nur das Außennetz - Glück für die Pfälzer.
Besser machte es Vermeijs Mannschaftskollege Felix Klaus rund vier Minuten später - Mit einem letzten, langen Verzweiflungsschlag aus dem F95-Mittelfeld fand Johannesson den in den Strafraum durchgestarteten Klaus, der den Ball direkt per Volleyabnahme zum 3:4-Endstand im FCK-Tor unterbringen konnte, dabei allerdings auch vom falsch-stehenden FCK-Keeper Krahl kräftig unterstützt wurde.
Dem anschließenden Jubel im rot-weißen Rund, sollte allerdings auch dieser Treffer keinen Abbruch mehr tun – der 1. FC Kaiserslautern gewann ein verrücktes Spiel beim Spitzenreiter aus Düsseldorf und drehte einen zwischenzeitlichen Ein-Tore-Rückstand mit drei Treffern innerhalb von neun Minuten. Nach dem 3:0-Heimerfolg gegen den SC Paderborn auf dem heimischen Betzenberg eine Woche zuvor, haben die Lautrer nun zwei Siege in Folge gesammelt und können mit breiter Brust den Tabellennachbarn des 1. FC Magdeburg erwarten, der am kommenden Sonntag (Anstoß: 13:30 Uhr) im Fritz-Walter-Stadion gastiert. Für Fortuna Düsseldorf, die auch nach der Niederlage gegen die Pfälzer weiter auf Tabellenplatz eins rangieren und dabei von Punktverlusten der nachfolgenden Teams des Hamburger SV (2:4 gegen Elversberg) und des Karlsruher SC (1:3 gegen Hertha BSC Berlin) profitierten, geht es bereits am kommenden Freitagabend (Anstoß: 18:30 Uhr) zum Auswärtsspiel beim SC Preußen Münster weiter.