Drei rote Koffer unterm Hammer
Hintergrund: Der Nachlass der Fußball-Legende Fritz Walter wird am 16. Februar in Heidelberg versteigert – Ein Blick auf die Stücke
VON ANDREAS SEBALD
Am 16. Februar wird der Nachlass von Fritz Walter, Ehrenspielführer der Deutschen Fußballnationalmannschaft und FCK-Legende, in Heidelberg versteigert. Gestern präsentierte das zuständige Auktionshaus „K & K Auktionen in Heidelberg“ den Nachlass der Öffentlichkeit. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass mehr als die geschätzten 200.000 Euro erlöst werden.
Die einst begehrteste Fußballertrophäe der Welt, der Pokal Jules Rimet, der dem Fußball-Weltmeister überreicht wurde, ist gar nicht so groß. Gerade mal gut 30 Zentimeter ist er hoch, was in etwa der langen Seite eines DIN-A 4-Blattes entspricht. Fritz Walter bekam den Pokal nach dem Sieg im WM-Endspiel 1954 überreicht. Natürlich durfte er das gute Stück nicht behalten, bekam aber eine Nachbildung. Diese liegt nun im Safe in Heidelberg und ist eines der Prunkstücke Fritz-Walter-Nachlass, der am Samstag in einer Woche, am 16. Februar, versteigert wird.Wie berichtet, haben die Erben Fritz Walters, die Familie Lutzi, sich dazu entschlossen, den Nachlass versteigern zu lassen. Experten haben den Gesamtwert der Stücke auf rund 200.000 Euro geschätzt. Die Bandbreite ist groß: Da finden sich ein knallorangener Saba-Fernseher neben dem Ehrenring des Deutschen Fußball-Bundes, drei rote Koffer samt Reisetasche neben dem Silbernen Lorbeerblatt, der höchsten Auszeichnung für Sportler in der Bundesrepublik Deutschland. Dazu kommen die besagte Nachbildung des Weltmeisterpokals, zahllose Urkunden und Ehrennadeln, Bücher, teilweise mit Widmung, und recht skurrile Erinnerungsstücke, wie etwa ein aufklappbarer Aschenbecher in Form eines altmodischen Lederfußballs aus den 1950er Jahren.
Egal ob Ehrenring oder Buch, Fifa-Orden oder Handtuch: Das Startgebot für jedes Stück liegt bei 20 Euro – laut Thomas Nörling, Mitinhaber des Auktionshauses, eine bewusste Entscheidung. „Wir wollten niemanden vom Bieten ausgrenzen“, sagt der 62-Jährige. Bisher gebe es bereits 40 Anmeldungen für die Auktion, sagt Nörlings Geschäftspartner Jürgen Hecht-Doerzbacher, dazu kämen etwa 90 Meldungen von Online-Bietern. Bis zu 150 Bieter können im Auktionshaus live dabei sein und mitbieten, laut Nörling allerdings nur mit Voranmeldung.
Den Wert der Erinnerungsstücke zu taxieren sei schwierig, sagt Nörling. Viele Stücke hätten einen an sich geringen materiellen Wert, dafür sei der ideelle umso größer. „Die Versteigerung wird eine besondere Dynamik haben“, sagt Nörling mit der Erfahrung aus 30 Jahren Auktionen voraus. Was passiert mit den Stücken, die keiner haben will? Nörling winkt ab, „Es geht alles weg.“ Mehr noch: Der Auktionator geht davon aus, dass die Summe von 200.000 Euro sogar überschritten wird.
Das Unternehmen „K & K Auktionen in Heidelberg“, auch bekannt als „Kunst & Kuriosa“, gibt es seit 1986, laut Bettina Müller vom Auktionshaus werden bei im Schnitt vier Auktionen pro Jahr hauptsächlich Kunst und Antiquitäten versteigert. Dass nun der Nachlass der FCK-Ikone Fritz Walter in Heidelberg unter den Hammer kommt, ist Zufall. Im vergangenen Herbst war Nörling in Enkenbach-Alsenborn, Walters Wohnort, wegen eines Kunstnachlasses. Die Verbindung zur Familie Lutzi erfolgte über einen gemeinsamen Bekannten. „Die Chemie hat gestimmt.“
Wenn am 16. Februar die ersten Gebote ab 14 Uhr durch die Halle in Heidelberg gerufen werden, wird in Karlsruhe das Drittliga-Derby zwischen dem Karlsruher SC und dem 1. FC Kaiserslautern angepfiffen. 290 Positionen führt der 36-seitige Katalog zur Auktion auf, unter einigen Nummern sind auch mehrere Gegenstände zusammengefasst, etwa Bildbände zu großen Sportereignissen. Die Nachbildung des WM-Pokals trägt die Nummer 38 im Katalog.
Info
www.kunst-und-kuriosa.de
Quelle Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 24 Dienstag, den 29. Januar 2019