Hier mal der ganze Artikel, auf den sich Knocki bezieht:
Aufbruch-Stimmung ergreift den Betzenberg
Fans stehen voll hinter der jungen Mannschaft/Wolf: Ich bleibe Trainer
Vom 16.05.2006
Von
Bardo Rudolf
KAISERSLAUTERN Der Frust über den Abstieg in die Zweite Fußball-Bundesliga ist bei den Fans des 1. FC Kaiserslautern weiterhin groß, macht aber langsam anderen Gefühlen Platz. Rund um den Betzenberg herrscht inzwischen eine richtige Aufbruchstimmung, ein Jetzt-Erst-Recht-Effekt wie schon nach dem ersten Abstieg 1996. Angedeutet hat sich diese Entwicklung schon unmittelbar nach dem Abpfiff der entscheidenden Partie in Wolfsburg, als die Fans ihre Mannschaft mit viel Applaus verabschiedeten und sie den Teambus nicht abfahren ließen, ohne noch einmal persönlich die Mannschaft trotz des Abstiegs zu feiern. Ein Verhalten, das auch Trainer Wolfgang Wolf tief beeindruckte. "Die FCK-Fans haben nach dem Abpfiff mehr gefeiert als die Wolfsburger den Nichtabstieg", meinte der Coach.
Der Trainer gilt für viele Kaiserslauterer Anhänger als großer Hoffnungsträger beim Aufbau einer neuen Mannschaft um die großen Talente. Um so erschrockener waren viele Fans über Wolfs Rücktrittsdrohungen nach dem Spiel in Wolfsburg. Inzwischen hat der Coach diese Aussagen aber relativiert. "Ich bleibe Trainer", sagte er nach einem Gespräch mit dem Vorstand, in dem dem auch als Sportdirektor agierenden Wolf wohl eine ordentliche finanzielle Basis in Aussicht gestellt worden ist. Dazu passt auch die Aussage des Aufsichtsrats-Vorsitzenden Dieter Buchholz: "Es kann nur ein Ziel geben: den sofortigen Wiederaufstieg. Dafür müssen jetzt alle verfügbaren Mittel konzentriert und notwendiges Geld besorgt werden." Die großen Talente, betont Wolf, sollen aber nicht verkauft werden. "Wenn wir unser Tafelsilber verkaufen, bin ich sofort weg." Neben Schönheim, Halfar, Reinert, Bellinghausen und Fromlowitz erhalten auch Marcel Ziemer und Steffen Bohl einen Profivertrag.
Gerade wegen dieser jungen Spieler glauben viele Anhänger wieder an ihre Mannschaft, sind Fans und Spieler wieder eng zusammengerückt. So stapeln sich die Dauerkarten-Bestellungen und die Aufnahme-Anträge für die Vereins-Mitgliedschaft in der Geschäftsstelle. Ein Szenario, dass vor wenigen Monaten noch undenkbar war. Damals dümpelte der Klub im Bundesliga-Keller herum, stand eine leblose Mannschaft auf dem Platz. Trainer Michael Henke gelang es nicht, das eh schon geringe Potenzial des Kaders auszuschöpfen. Für viele Experten stand die Mannschaft schon als erster Absteiger fest.
Es kam zu den üblichen Mechanismen des Geschäfts. Der Vorstandsvorsitzende René C. Jäggi entließ Henke und gab seinen eigenen Rücktritt gleich mit bekannt. Auf Drängen des Aufsichstrats, aber weil er seinen Posten beim WM-Organisationskomitee Kaiserslautern nicht verlieren wollte, setzt er dieses Vorhaben aber erst in den kommenden Monaten um. Als letzte Hoffnung verpflichtete Jäggi den Ur-Pfälzer Wolf als neuen Trainer, der die großen Erwartungen gleich dämpfte. "Man darf nicht erwarten, dass hier ein Pfälzer auf der Trainerbank sitzt und alles auf einmal von alleine läuft", meinte der Coach, der gleich in seiner ersten Partie in seiner Meinung bestätigt wurde. Mit einer 1:5-Niederlage bei Hannover 96 nahm er seine Arbeit auf. Zwei weitere Schlappen folgten, ehe im letzten Heimspiel gegen Wolfsburg der erste Sieg unter Wolf gelang. Doch mit nur zwölf Punkten ging es in die Winterpause.
"Mir kumme widder"Als die Mannschaft dann auch noch nur zwei Punkte aus den wichtigen Duellen gegen die direkten Mitkonkurrenten MSV Duisburg und 1. FC Köln holte, schien der Abstieg schon nach 20 Spieltagen besiegelt. Doch mit einem 2:0-Sensations-Sieg beim SV Werder Bremen meldete sich die Mannschaft eindrucksvoll zurück, spielte sich in der Folge immer wieder an die Konkurrenten heran, ohne sie aber überholen zu können. Immer mehr Talente schafften den Sprung ins Team und halfen gemeinsam mit einer sich immer besser einspielenden Stammelf und dem überragenden Torjäger Halil Altintop (20 Saisontreffer), das "Abstiegsendspiel" in Wolfsburg zu erreichen. Dort blieb das Happy End, die Krönung der Aufholjagd aber aus. Der FCK kam über ein 2:2 nicht hinaus und muss deshalb die Erste Bundesliga verlassen. Doch stellvertretend für alle Kaiserslauterer gab sich Torwart-Trainer Gerry Ehrmann schon bald nach dem Abpfiff kämpferisch. In tiefstem Pfälzisch sagte er voller Überzeugung: "Mir kumme widder."
Quelle:
www.allgemeine-zeitung.de