Mit Tarnkappe Kandidat Moser im Stich gelassen
FUSSBALL: René C. Jäggi vertagt die Antwort in der Trainerfrage - Aufarbeitung einer Blamage - Praxis für Jurgen Gjasula
KAISERSLAUTERN (zkk). Der Vorsatz: Der FCK will die Meisterfeier der Bayern vertagen. Die Realität: Der FCK steht fast kollektiv versagend Spalier beim Spaziergang der Bayern zum Meistertitel. Der Nachsatz: So wie beim 0:4 (0:2) bei der Meisterkür des FC Bayern München verliert der 1. FC Kaiserslautern auch seine letzten drei Saisonspiele. Merksatz: Die FCK-Elf hat die Bewerbung ihres Trainers, von der Übergangs- zur Dauerlösung zu werden, konterkariert, Moser böse im Stich gelassen.
„Die Mannschaft hat mich heute zum ersten Mal sehr negativ überrascht", gab Hans Werner Moser nach der Vorführung durch den Rekordmeister zu Protokoll. „Ich bin ein bisschen beschämt", gestand der 39-Jährige nach der herzlosen Blamage vor ausverkauftem Haus. Moser: „Wir brauchen jeden Euro und haben versäumt, für den Dauerkartenverkauf der neuen Saison Werbung zu betreiben."
„Trotz meiner Bilanz von 1:2 hatte ich das bisher positiv für mich bewertet", sagte der Interimstrainer. Er sortierte seine Gedanken nachdem sich seine persönliche Bilanz auf 1:3 verschlechtert hatte, ließ „seine" Spiele Revue passieren, wurde nicht müde die guten Ansätze hervorzukehren - und fand so gar keine Erklärung für den erbärmlichen Auftritt gegen die Bayern. Oder doch? „Wir haben diese Woche viel gemacht. Vielleicht ein paar Prozent zu viel ..."
„Nach solch einem Spiel kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen", sagte der Coach am Tag eins der Aufarbeitung. Verlieren ist erlaubt, aber nicht so! Da wurde Alleskönner Michael Ballack das Revier fast kampflos überlassen, da zeigte Marco Engelhardt im Duell mit dem Kapitän der Nationalelf nur anfangs schneidiges Zweikampfverhalten. Ciriaco Sforza begann resolut, war fortan nicht mal mehr Mitläufer, nicht mehr existent. Der Regisseur spielte mit Tarnkappe! Zweikämpfe wurden von den Lauterern kaum gewonnen - und noch schlimmer - erst gar nicht geführt! Was Kamil Kosowski „leistete" war entweder schludrig oder oft auch nur teuer bezahltes Alibi. „Thomas Ernst und mit Abstrichen Altintop, Amanatidis, Blank und Riedl", bestätigte der Trainer wenigstens die richtige Einstellung. Er sieht Rede- und Handlungsbedarf: „Einige werden erklären müssen, wie sie sich ihre Zukunft beim FCK vorstellen, wie sie sich weiterentwickeln wollen."
Diese Zukunft würde Moser gerne als Cheftrainer bestreiten. Nach einem Sieg und drei Niederlagen in seiner Amtszeit sind die Karten des Amateurtrainers allerdings nicht mehr die besten, den Zuschlag zu erhalten. „Ich will eine Entscheidung treffen, die für jeden nachvollziehbar sein soll. Das Auswärtsspiel in Freiburg will ich auf jeden Fall noch abwarten", sagte René C. Jäggi. Die offene Antwort der Trainerfrage legt ihm bei den Neuverpflichtungen Fesseln an: „Das soll der neue Trainer mit entscheiden."
Den Frust der peinlichen Vorführung gegen die Bayern versuchte Jäggi gestern beim Autowaschen wegzuspülen. „Deprimierend", nannte er den Auftritt der Mannschaft, die er Gefahr laufen sieht, den prestigeträchtigen Platz als Nummer 1 in Rheinland-Pfalz Mainz 05 zu schenken. „Man sieht die Schwächen in der Verteidigung und auf Außen", nannte Jäggi Fingerzeige für den Transfermarkt. Begeistert aber war der FCK-Chef von den Zuschauern, die den neuen Meister stilvoll feierten: „Großes Kompliment, das war große Klasse!"
„Ich weiß, was geändert werden muss. Aber das kann ich nicht vier Wochen vor Saisonschluss tun, dazu brauche ich mindestens eine Saison-Vorbereitung", behauptete der Interimscoach. „Körperliche Defizite", machte er am Samstag aus. „ Bayern war spritziger", gestand Moser nach der Packung. „Es geht nur über Arbeit. Klappe halten und arbeiten, arbeiten", empfiehlt Moser seinen entzauberten Helden. „Ich hab" ihnen nicht gesagt, den Freistoß auszuführen, bevor der Mitspieler anläuft, ich habe ihnen nicht gesagt, einen Scherenschlag im Strafraum am Mann oder beim Stand von 0:3 einen Fallrückzieher im Strafraum zu machen", rügte Moser den indisponierten Engelhardt und die Flugkünstler Lembi und Tchato. Auf eine dritte Einwechslung verzichtete der Coach dennoch: „Es wäre mehr Bestrafung als Belohnung gewesen."
Dass Mittelfeldmann Jurgen Gjasula (19) morgen (18.45 Uhr) im FCK-Oberliga-Team im Nachholspiel beim TuS Mechtersheim zum Einsatz kommt, sieht Moser als Chance, nicht als Bestrafung: „Je besser er unten spielt, desto größer ist die Chance, dass er oben zum Einsatz kommt." Nach der Partie will Moser entscheiden, ob Matthias Henn und Daniel Damm oder ein anderer aus dem Talentschuppen bei den Profis mittrainieren: „Es ist nach einem Spiel wie dem gegen die Bayern erlaubt, dass der ein oder andere in Frage gestellt wird."
Quelle:
Publikation: DIE RHEINPFALZ