Das Fritz-Walter-Stadion ist ein enormer Kostenfaktor – für den 1. FC Kaiserslautern sowie die Stadt. Die Kommune hat klare Vorstellungen, was mit dem Stadiongelände und der Arena geschehen soll. Oder zieht der Verein eine exklusive Option?
Der Betzenberg gehört zu den bekanntesten Fußball-Stadien in Deutschland. Die Arena thront in exklusiver Lage über der Stadt. Das fast 50.000 Zuschauer fassende Stadion schwebt aber auch wie ein Damoklesschwert über Verein und Kommune.
Stefan Weiler, Geschäftsführer der Stadiongesellschaft, skizziert im RHEINPFALZ-Gespräch Pläne für die zukünftige Nutzung des Stadions und umliegenden Areals. Die Stadiongesellschaft muss nämlich Einnahmen generieren. Seit 2003 gehört der Stadiongesellschaft das Stadion. Damals war der FCK in einer finanzielle Schieflage geraten und musste das Stadion verkaufen. Die Stadt Kaiserslautern gründete eigens dafür die Stadiongesellschaft. Diese kaufte das Fritz-Walter-Stadion für 60 Millionen Euro. Damit sollte der FCK entschuldet werden.
Es wurde ein Pachtvertrag vereinbart. 3,2 Millionen Euro zahlte der Verein fortan an Pacht. Diese Summe orientierte sich am festgeschriebenen Zinsdienst für die Stadionkredite. Weil der Klub die Pacht irgendwann nicht mehr stemmen konnte, wurde diese reduziert. Die Lücke muss seitdem die Stadt mit Steuergeldern schließen. Allerdings hat die Stadt auch Verpflichtungen. Sie muss 2036 65 Millionen Euro tilgen. Dafür wurde ein Tilgungsfond auferlegt. In diesen fließt die Pacht.
Weihnachtssingen auf dem Betzenberg.Foto: VIEW
Das ist aber auf Dauer zu wenig. Daher will die Stadt das Areal und das Stadion künftig gewinnbringend vermarkten. Derzeit geht das nicht, weil der FCK das komplette Stadion samt Areal gepachtet hat. Aktuell aber verhandeln Stadt und FCK an einem neuen Pachtvertrag, weil der derzeitige bald endet. „Wir wollen die Leerstände im Stadion aus dem Vertrag nehmen und in Eigenregie vermarkten“, sagt Weiler. Er habe als Verantwortlicher für städtische Immobilien die Wünsche und Bedürfnisse potenzieller Interessenten im Blick. „Ich weiß, dass Start-ups und Unternehmen gerne ins Stadion ziehen würden. Das ist für uns leichter zu entwickeln als für den FCK“, betont Weiler. Mit diesen Mieteinnahmen könnte ein Teil der Lücke, die durch die verminderte Pachtzahlung des FCK entsteht, geschlossen werden.
Der Stadt schweben schon weitere Ideen vor. So soll auf dem Dach der Osttribüne eine Photovoltaik-Anlage installiert werden. Alle anderen Tribünendächer sind laut Weiler zugepflastert mit Photovoltaik-Anlagen. „Damit könnten wir zum Stromerzeuger werden“, sagt Weiler: „Über das konkrete Modell ist aber noch nicht entschieden worden.“
Popstar Mark Forster gab ein Konzert im Fritz-Walter-Stadion.Foto: KUNZ
Fest steht, dass die Stadiongesellschaft den Belag in den Treppenhäusern erneuern wird. Der ist in den 20 Jahren ziemlich abgenutzt. „Es besteht Rutschgefahr“, sagt Weiler: „Die Sicherheit der Besucher hat oberste Priorität.“ Finanziert wird dies aus dem Tilgungsfond, in den die 2,4 Millionen Euro Pacht des FCK fließen.
Das Königsprojekt der Stadt ist aber die Weiterentwicklung des brachliegenden Stadiongeländes. Dazu gab es schon mit den Anwohnern Infoveranstaltungen. Dieses Projekt existiert seit Jahren. Nun soll es konkretisiert werden. Die neue Oberbürgermeisterin der Stadt Kaiserslautern, Beate Kimmel (SPD), will in zwei bis drei Jahren beginnen, heißt es. Es geht konkret um Wohnbebauung, einen Nahversorger sowie ein bis zwei Parkhäuser. Das Stadion soll so mehr in die Bevölkerung, mehr ins Stadtgeschehen integriert werden. Erste Anfänge sind schon gemacht. Es finden mehrere Veranstaltungen im Stadion statt – das Mark-Forster-Konzert, das Weihnachtssingen, nun die Mallorca-Party.
Zieht der FCK das Vorkaufsrecht für 49 Millionen?
Das alleine reicht nicht. Denn das Stadion ist ein Millionengrab. In einem RHEINPFALZ-Interview nahmen die beiden FCK-Investoren Giuseppe Nardi und Axel Kemmler Abstand von einem Kauf der Arena. Nach RHEINPFALZ-Informationen hat der FCK bis 2025 ein Vorkaufsrecht für geschätzte 49 Millionen Euro. Diese Summe hat der Verein nicht. Er ist auf die Unterstützung der Investorengruppe angewiesen. Doch die winkt aufgrund der notwendigen Sanierungen ab. Denn die gehen in die Millionen. Zumindest plant die Stadiongesellschaft, eine neue Heizungsanlage einzubauen.
Das ist aber nur der Tropfen auf den berühmten heißen Stein. Es bröckelt an vielen Stellen. Schon jetzt muss der FCK geschätzte sechs bis acht Millionen im Etat für den laufenden Stadionbetrieb zurücklegen. Geld, das fehlt, um in die Mannschaft oder ins Nachwuchsleistungszentrum zu investieren. Das Fritz-Walter-Stadion – ein Millionengrab? „Ideal wäre ein Bundesliga-Aufstieg“, sagt daher Weiler. Auch die Investoren haben den Bundesliga-Aufstieg in einem Zeitfenster von drei bis fünf Jahren angepeilt.
Auf das Dach der Osttribüne (links) könnte eine Photovoltaik-Anlage installiert werden.Foto: SWR
Ein Aufstieg würde nach den aktuellen Vereinbarungen bedeuten, dass sich die Stadionpacht des FCK von der derzeit 2,4 auf 3,2 Millionen Euro erhöht. Ob es dabei bleibt beim neuen Vertrag, lässt sich Weiler nicht entlocken. Er sagt nur: „Die Verhandlungen sind bislang konstruktiv.“ Am Tisch sitzen die Stadt auf der einen und Vertreter des FCK e.V sowie der FCK KGaA auf der anderen Seite.
Ein Aspekt der Gespräche sind die Digitalisierung und die Nachhaltigkeit. Das sind zwischenzeitlich Punkte, die Vereine erfüllen müssen, um die Lizenz von der DFL zu bekommen. Ein Aspekt: der Verkehr. Mit der Digitalisierung könnten die Verkehrsströme gelenkt werden, sagt Weiler. Sprich: weniger Autos, mehr Bahn und Park & Ride. Schon eines sagt Weiler voraus: „Künftig wird der Weg zum Stadion nur noch für wenige Zuschauer mit dem Auto möglich sein.“ In den nächsten zwei bis drei Jahren sollen die Pläne verwirklicht werden. „Wir haben Bock drauf, wir wollen das Stadion sorgsam weiterentwickeln und das Gelände drumherum, und zwar im Sinne der Bürger“, sagt Weiler.
Pinkeln für den FCK
Ob da eine Idee des Chefs der Stadiongesellschaft ins Bild passt? Weiler schwebt vor, den Urin der Fans zu verkaufen. Mittlerweile könne das Phosphor aus dem Urin getrennt werden. Dafür gibt es dann Geld. Weiler würde dann Toilettenhäuschen um das Stadion aufstellen lassen. Pinkeln für den FCK sozusagen.