Thomas Hengen Jugend-Koordinator bei Alemannia Aachen
Für moralische Sieger gibt es keine Lorbeerkränze
Aachen. Neuanfang an der Endstation: Thomas Hengen, der zwei Jahre bei Alemannia Aachen unter Vertrag stand, ohne auch nur eine Zweitliga-Minute gespielt zu haben, arbeitet ab 1. Juli als Jugend-Koordinator für den Fußball-Bundesliga-Aufsteiger. Der Vertrag läuft bis 30. Juni 2007.
Abpfiff mit 31, Schluss aber war eigentlich schon vor zwei Jahren, als der Pfälzer mit hehren Zielen auf dem Tivoli anheuerte. Er träumte vom Bundesliga-Aufstieg, den er aber nur als Dauer-Patient erlebte: mit dabei und doch außen vor. Eine Hüftgelenk-Arthrose setzte ihn schachmatt. Die Krankheit peinigte den Defensiv-Allrounder, mehrere Anläufe zum Comeback scheiterten. „Immer wieder wenn ich aus der Reha kam, glaubte, den Anschluss zu schaffen, waren die Probleme wieder da. Immer wieder Entzündungen. Es machte keinen Sinn mehr", berichtet der Ex-Profi ernüchtert vom Ende seiner Laufbahn. Es war ein schmerzhafter Abschied auf Raten. Leise ist die Karriere des einstigen Jugend-und Junioren-Nationalspielers zu Ende gegangen.
„Nun beginnt was Neues, was Reizvolles. Ich freu" mich drauf, bin voller Tatendrang", versichert „Tommy" Hengen. „Natürlich tut es weh, man würde gerne noch spielen ...", sagt er, hat aber längst die Grundsteine für sein neues Tun gelegt. „Letztes Jahr hab" ich den Trainer-B-Schein gemacht, dieses Jahr den A-Schein. Nächstes Jahr will ich den Fußball-Lehrer machen", skizziert der Ex-Lauterer seine Pläne. So schafft er die Voraussetzungen, das Jugend-Leistungszentrum der Alemannia zu leiten. „Als Jugend-Koordinator werde ich für alle Mannschaften von der U18 bis zu U8 verantwortlich sein. Das heißt Organisationsarbeit, Sichtung, Talente suchen, Spielerverpflichtungen", skizziert Hengen sein Arbeitsfeld.
„Dass ich diese Chance bei Alemannia Aachen bekomme, obwohl ich dem Verein sportlich nicht helfen konnte, das ist eine tolle Anerkennung meiner Person. Das zeigt, dass wir eine gemeinsame Wellenlänge haben. Mit Trainer, Co-Trainer und Manager hat es hier von Anfang an gepasst", betont Hengen. Mit seiner Lebensgefährtin fühlt er sich in der wunderschönen Dom-und Universitätsstadt sehr wohl. „Eine tolle Stadt, offene Leute", schwärmt Hengen, der 224 Bundesligaspiele für den FCK, Karlsruher SC, Borussia Dortmund und den VfL Wolfsburg bestritten hat.
Der Blick zurück in die Heimat aber ist auch zweieinhalb Jahre nach seiner Suspendierung beim 1. FC Kaiserslautern ein bitterer. „Es war schon eine große Enttäuschung bei seinem eigenen Verein, für den das Herz schlug, für den man zehn Jahre spielte, solch einen Abgang zu bekommen. Ich habe ein reines Gewissen", grollt der im Januar 2004 von Trainer Erik Gerets kaltgestellte Profi. Gründe wurden nie genannt - auch nicht vor dem Arbeitsgericht. Der Rauswurf - Aktionismus, ein Willkürakt. Für moralische Sieger gibt es keine Lorbeerkränze.
„Meine Freunde, FCK-Fans, tun mir leid. Sie haben so gelitten", bedauert der aus Rülzheim stammende Alemanne den Abstieg der „Roten Teufel". „Aber bei mir, da ist vor zwei Jahren emotional was zerbrochen", gesteht Thomas Hengen. Der Blick zurück - getrübt. Der Blick voraus - voll Zuversicht. Horst Konzok
KAMMC / KAMMC
Quelle:
Publikation: Sonntag Aktuell