Wieso sollte das Duo Tiffert/Moravek nicht wieder funktionieren? Was Du ansprichst, ist sehr interessant: Wieso ost man überhaupt vom letztjährigen (funktionierenden) System abgerückt? Da hat man viel Geld für Shechter ausgegeben (Stoßstürmer ist er keiner und wird auch nie einer werden) und muss zusätzlich noch investieren, um Personal für ein 4-4-2 zu bekommen? Das kann wohl auch keine durchdachte Strategie gewesen sein.
Ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr, aber haben Tiffert und Moravek gemeinsam als 8er im 4-4-2 gespielt letztes Jahr? Vor der Saison hieß es, dass Kurz auf ein 4-4-2 setzen würde. Vorne drin waren Nemec und Shechter als Stürmer geplant, wobei Nemec ja auch gut als 10er im 4-2-3-1 spielen könnte. Auf Außen war Ivo als Torgefährlicher Linksaußen gesetzt, als Back-Up für ihn wurde Sahan verpflichtet. Für Rechtsaußen wurden mit Vermouth, Fortounis und Sukuta-Pasu drei Wundertüten verpflichtet, dazu hatte man mit Walch und Tiffert zwei weitere Spieler für diese Position in der Hinterhand. Durch Nemec' Ausfall musste kurzfristig Kouemaha geholt werden - aber Ivos Weggang konnte nicht kompensiert werden, ohne ihn fehlt es an Torgefahr aus dem Mittelfeld, während Shechter offenbar mehr Anlaufzeit brauchte als erhofft. Hierbei kritisiere ich ganz klar, dass auf den sich abzeichnenden Weggang von Ivo nicht reagiert wurde, Sahan wurde zugetraut ihn sofort zu ersetzen, von Fortounis konnte man sich nicht so viel erhoffen, wie er dann zeigte, also wurde scheinbar Vermouth zumindest für ab Mitte der Hinrunde als erste Wahl für das rechte Mittelfeld betrachtet. Soweit meine Spekulation - sollte es so gewesen sein, dann lagen Kurz und Kuntz leider mit einigen Einschätzungen daneben, vor allem was die beiden Israelis anbelangt, die ja die sogenannten "Königstransfers" des Sommers waren.
Das Versäumnis im Fall Ilicevic wird nun mit Jörgensen korrigiert, der zudem als bewegliche Spitze eine weitere Option im 4-4-2 ist, entweder mit Shechter oder Nemec/Kouemaha. Swierczok ist ein Vorgriff auf die Zukunft.
Ich weigere mich einfach den FCK als Sonderfall einzustaufen. Du sagst wir bekommen keine gestandenen Spieler. Wie machen andere Vereine der Low-Budget-Kategorie das denn? Augsburg, Nürnberg, Freiburg, Mainz, Berlin? Sie alle dürften nicht viel besser aufgestellt sein als wir. Gerade wenn man nicht viel Geld zur Verfügung hat, muss man sich überlegen, für wen man wieviel ausgibt. 3,5 Millionen für Shechter und Vermouth (der ja den Rivic machen soll) ist ne Menge Asche und ich bin sicher, es hätte Alternativen gegeben.
Nürnberg, Berlin und Mainz sehe ich vom wirtschaftlichen Umfeld her noch eine ganze dicke Ecke vor uns. Die Vereine hatten in den letzten 10 Jahren mehr Erstligajahre als wir, Nürnberg und Mainz sind schon so weit, dass sie ihre Besten zwar auch verlieren, aber gegen Ablöse (was ja das nächste erklärte Ziel ist, was Kuntz anvisiert) und Berlin hat mit Werbung, Vermarktung und ihrer super Jugendarbeit sehr viel mehr Möglichkeiten als wir. Wenn sie nicht so blöd wären und regelmäßig top Spieler verscherbeln würden (beide Boatengs, zu unserem Glück Rodnei, usw.), dann stünden die ganz woanders.
Ich sehe uns auf Augenhöhe mit Augsburg und Freiburg, wobei wir strukturelle Vorteile vor Freiburg haben dürften (Merchandise und Ticketing), die aber mehr TV-Gelder erhalten. Augsburg ist noch im Aufbau, hat momentan einen ziemlichen Boom und einen spendierfreudigen Gönner in der Hinterhand. Schau dir mal an, was diese beiden Vereine für Transfers getätigt haben:
http://transfermarkt.de/de/statistiken/wettbewerbe/transfers.htmlhttp://transfermarkt.de/de/statistiken/wettbewerbe/transfers.html
Mölders hätten wir uns leisten können, ob er sich in der Bundesliga etabliert, muss man aber genauso abwarten wie bei unseren neuen Stürmern. Über Moravek haben wir ja bereits kurz diskutiert.
Dembele (Freiburg) und Ujah (Mainz) bewegen sich in Shechters Preisklasse - sind die so viel besser? Dazu hat Mainz uns Stieber und Müller für insgesamt 3,3 Millionen weggeschnappt. Das können wir uns für Perspektivspieler einfach noch nicht erlauben.
Man hat sich diese Saison verkalkuliert und sollte jetzt die Fehler analysieren und die richtigen Entscheidungen treffen. Ich habe aber das Gefühl, dass man nicht mehr nach kühlem Kopf handelt, sondern in Hektik. Du wirst mir doch nicht sagen wollen, dass man Kagelmacher seit längerer Zeit beobachtet hat und ihn jetzt gezielt holen will? Warum dann ein Probetraining? Einen Spieler der nur durch Zufall in der Nähe unseres Trainingslagers verweilt? Hier wird kurzfristig improvisiert. Man weiß, doch dass die Wintertrainingslager ein großer Basar sind.
Ist doch auch vollkommen normal, oder? Dem Kuntz werden garantiert von eigenen Scouts, Trainern, Spielerberatern und Bekannten tagtäglich irgendwelche Spieler vorgestellt. Hier scheint gerade das Potential des Spielers mit der wirtschaftlichen Machbarkeit übereinzustimmen, also versucht man ihn zu bekommen. Finde ich nicht schlimm, sondern im Gegenteil ganz normal.
Ich bin der Meinung, dass wenn es so ist, dass wir uns keine "besseren" Spieler leisten können, wir uns das Geld für die zweite Liga sparen und dann nächste Saison für diese Liga qualitativ hochwertige Spieler holen. Diese Schnellschüsse (man sollte aus dem Fall Ivo gelernt haben) bringen uns doch keinen Zentimeter weiter.
Könnte man so machen, allerdings sehe ich unseren Kader jetzt schon sehr gut gerüstet für die zweite Liga. Wir haben halt im Sommer stark perspektivisch eingekauft - jetzt hoffe ich darauf, dass sich die neuen Spieler besser eingewöhnt haben (und mehr leisten) und dass sich die jungen Spieler verbessert präsentieren (und mehr leisten). Dazu kommen die beiden neuen Jungspieler, von denen Jörgensen als punktuelle Verstärkung des Stammkaders geplant ist.
Riskant ist dieses Vorgehen auf alle Fälle, aber es kann auch aufgehen. Wenn es klappt, dann stehen wir nächste Saison top da, haben einen jungen Kader, kaum (ablösefreie) Abgänge, mehr Geld für weitere Verstärkungen. Wenn wir absteigen, dann hätte Kuntz besser versuchen sollen, ein bis zwei erfahrene Leute zu bekommen und muss sich berechtigte Kritik gefallen lassen.