Was ich nicht nachvollziehen kann:
Meier sprach (angesprochen auf den Andersson-Transfer) in der Pressekonferenz vor dem Spiel sinngemäß davon, dass trotz die Torflaute nicht nur von den Stürmern zu beheben sei. Dass das Mittelfeld auch gerne Tore vorbereiten oder schießen dürfte. Und dann bringt er Ziegler?! Das ist Meiers Antwort auf seinen eigenen Wunsch (und Albaeks Verletzung)?!
Ziegler fertigzumachen ist mir auch zu einfach. Der arme Kerl war bereits nach Bekanntwerden seiner Ablösesumme hier schon verbrannt. Trotzdem hat er in seinen vergangenen Spielen nicht ansatzweise unter Beweis gestellt, wie er unser Offensivspiel heute beleben sollte. Und im Gegenzug bremst man einen Fechner, der vor allem angesichts seines Alters, in jedem Spiel überzeugen konnte, unnötig aus.
Und wenn man doch schon richtigerweise erkannt hat, dass der Fehler vorrangig im Mittelfeld zu finden ist: Wieso stellt man es nicht einfach kompakter auf?
Andersson wird so oder so ins kalte Wasser geschmissen. Dann bring ihn doch als alleinige Spitze. Im Gegensatz zu Osawe kann er sich da behaupten.
Ich ging beim Bekanntwerden der Aufstellung auch eigentlich von folgender Formation aus:
-------------Müller--------------
Kessel---Vucur--Correia-----Guwara
--------Ziegler---Halfar--------
Osawe------Atik-------Manni--
--------Andersson--------------
Deswegen auch meine angebrachte Sorge, dass Osawe nach hinten nicht genug absichern würde.
Diese wurde zwar durch die letztendliche Formation nicht bestätigt, dafür tat sich aber eine andere (bereits bekannte) auf: Das Loch zwischen Mittelfeld und Angriff. Du kannst auch 5 Stürmer vorne hinstellen. Wenn das Mittelfeld den Ball nicht anständig nach vorne trägt, bringt es dir gar nichts.
Und diese Planlosigkeit im Mittelfeld, kombiniert mit den ständigen Systemänderungen, lässt sich am ehesten an Atik festmachen. Der Junge ist wirklich talentiert. Aber er findet in unserem System Null Zugriff aufs Spiel. Es gibt keine Anspielstationen und diejenigen, die er findet, kennen die Laufwege nicht. Wenn du den Kerl einfach mal fest auf die zehn setzt und ihm zwei kompetente Mitspieler links und rechts (z.B. Mwene, Kastaneer oder Manni), zwei hinter ihm (Fechner und Albaek) und einen vor ihm (Andersson, Spalvis) zur Verfügung stellst, dann wird er mit dieser Konstellation etwas Brauchbares anstellen können. Momentan hat er nur eines: Einen Arsch voll Gegenspieler, weil keiner nachrückt.
Und das ist seit dem ersten Spieltag schon so. Wir bekommen im Mittelfeld keinen Zugriff, keinen Druck und somit kaum einen Angriff zustande, der nicht auf Zufall basiert. Und genau dadurch verliert man solche Spiele wie heute. Nicht durch Pech. Wenn du Kiel am eigenen 16er festtackerst oder zumindest mit geordneten Angriffen konstant unter Druck setzt, dann kommt so ein Scheißball wie in der 93. auch nicht mehr zustande. Weil wir dann führen. Oder Kiel zumindest froh ist, wenn se das 1:1 über die Bühne bekommen und den Ball hinten rausdreschen.
Aber was machen wir? Bekommen einen Freistoß in der 91. Minute. Und Halfar befördert diesen Freistoß von links mit links mit einem uninspirierten Longline-Slice geschmeidig in die Arme des Keepers. Kurz vorher holt sich Ziegler fast die Gelb-Rote ab, weil ihm unbedrängt der Ball verspringt. Und dieser Platzverweis hätte uns wahrscheinlich sogar noch den Punkt gerettet, da er derjenige ist, der mit seinem Fehler den Kieler Angriff einleitete. Genauso vor dem 0:1 : Holstein spielt einen Fehlpass, den wir wunderbar zu einem Gegenangriff hätten können. Aber was passiert? Wir vertendeln den Ball, Gegenangriff, Gegentor. Weil wir einfach nicht wissen, WAS WIR VORNE MIT DIESER VERFICKTEN KUGEL ANSTELLEN SOLLEN!
Und das ist für mich das Hauptärgernis nach fünf Spielen: Wir haben nichts gelernt. Wir entwickeln uns nicht weiter. Dieses Argument, dass die Mannschaft sich noch finden oder einspielen muss, nützt dir nichts, wenn sie es nicht tut. Wenn die Zeit nicht genutzt wird.
Was für Erkenntnisse hat die sportliche Leitung aus dem Saisonbeginn denn gezogen?
1. Spiel in Nürnberg. Viererkette war noch nicht eingespielt. Müller verunsichert. Offensivkonzept noch nicht gefunden. Kann passieren.
2. Spiel gegen Darmstadt. Umstellung auf 5er Kette. Müller den Rücken stärken. Moritz raus. Sicher stehen, vorne mit ner Dreierkette aggresiv auf den Ball gehen. Gute Rückschlüsse, hätte fast zum Sieg gereicht.
3. Spiel in Düsseldorf. Konzept konsequent durchgezogen. Früh Druck gemacht. Gute erste Hälfte, unglücklich in Rückstand gegangen. Danach konnten wir das Spiel nicht aktiv gestalten, da wir keine Marschroute für den Umgang mit einem Rückstand hatten.
4. Spiel gegen Braunschweig. Die erste Hälfte gegen die Eintracht, knüpfte nahtlos an die zweite Hälfte in Düsseldorf an. Sogar ohne Rückstand. Als dieser eintrat, Umstellung auf Viererkette. Dadurch offensiv agiler. Verdientes Unentschieden.
5. Spiel in Kiel. Beibehaltung der Formation der zweiten Halbzeit des 4. Spieltages. Ohne jedoch nur ansatzweise den gleichen Druck entwickeln zu können. Jedoch mit der Parallele, dass ein Tor aus dem Nichts generiert wurde (leider heute auch noch eins für den Gegner).
So: Was ist denn nun die Entwicklung aus den ersten fünf Spielen? Worauf können wir aufbauen? Was sagt und das für die Spiele 6 - 10? Welche Rückschlüsse zieht die sportliche Leitung daraus?
Kastaneer kommt in der zweiten Liga klar. Genauso wie Manni, Albaek, Atik, Fechner und offenbar auch Andersson. Kessel und Correia beweisen, dass sie überdurchschnittliche Zweitligakicker sind. Vucur, dass er tatsächlich ein ordentlicher Rückhalt sein kann. Müller, dass ihm das Jahr ohne Praxis nicht geschadet hat. Das sind in der Tat und ganz ironiefrei positive Erkenntnisse - dass man offenbar auf dem Transfermarkt nicht ganz falsch gelegen hat.
Das sind schöne Erkenntnisse. Aber wo ist die Entwicklung, der kollektive Fortschritt? Dahingehend haben uns die ersten fünf Wochen absolut nichts gebracht. Wir spielen die gleiche Formation wie am ersten Spieltag. Die andere Formation aus Woche 2,3 und 4 wurde wieder verworfen. Worauf sollen wir was aufbauen?!