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„Quit fuckin' around man and give her the shot!“
Im Film „Pulp Fiction“ von Kultregisseur Quentin Tarantino, gibt es sicherlich nicht nur eine denkwürdige Szene. Einer der prägnantesten Momente auf dem Bildschirm aber sicherlich der Ausschnitt, in dem Hauptakteurin Mia Wallace (Uma Thurman) nach einer unabsichtlichen Überdosis Heroin einen Herzstillstand erleidet. In völlige Panik und Hilflosigkeit versetzt, bringt ihre Abendbegleitung Vincent Vega (John Travolta) Mia zurück ins Haus des Drogendealers Lance (Eric Stoltz), um ihr dort unter seiner Anleitung eine Adrenalinspritze direkt ins Herz zu injizieren und sie so wieder zurück ins Leben zu holen.
Ähnlich dürften sich auch die Fans des 1. FC Kaiserslautern am gestrigen Dienstagabend im DFB-Pokalviertelfinalspiel gegen den 1. FC Nürnberg gefühlt haben. Nur dass es im Falle der Pfälzer nicht eine Adrenalinspritze gewesen war, der den roten Teufel neues Leben einhauchte – sondern der von einer Sprunggelenksverletzung wiedergenesene Mittelstürmer Ragnar Ache, der nach 64. Spielminuten für Terrence Boyd eingewechselt wurde und nach seiner Hereinnahme einen Impact auf die gesamte Mannschaftsleistung des Traditionsverein aus der Pfalz ausübte, der an eine pure Naturgewalt erinnerte.
Egalisierten sich beide Mannschaften in der ersten Spielstunde noch weitestgehend und suchte man gefährliche Torraumszenen hüben wie drüben zum Großteil noch vergeblich, bliesen die Betzebuwe nach der Einwechslung von Ache zum Sturmlauf auf das Gehäuse von Gästekeeper Christian Mathenia. Über einen Tor-Doppelschlag innerhalb von drei Minuten zwischen der 75-78. Spielminute durch Sturmkollege Richmond Tachie, der eine Hereingabe von FCK-Mannschaftskapitän Jean Zimmer mit dem Knie auf Höhe der Fünfmeterlinie zum 1:0 vollendete, ließ Ache keine fünf Spielminuten später dann selbst seinen ersten Treffer nach sechswöchiger, verletzungsbedingter Spielpause folgen.
Nach einem von Ache selbst eroberten Ballgewinn in der Mittelfeldzentrale, suchte der sprungstarke Mittelstürmer den Doppelpass mit dem mitgelaufenen Tachie am rechten Strafraumrand und wurde von seinem Mannschaftskollegen auch prompt wieder im Nürnberger-Strafraum bedient. Im Fallen bugsierte der 25-jährige Angreifer die Kugel mit seinem linken Fuß vorbei an Mathenia zum 2:0 über die Linie, bevor er mit seinem Signature Move bzw. dem auf dem Betze mittlerweile bestens bekannten „Katana-Jubel“ seinen Treffer vor einer frenetisch-jubelnden Westkurve zusammen mit seinen Teamkollegen feiern durfte.
Nach neunzig Minuten war es somit der erste langersehnte Dreier für die roten Teufel nach zuletzt vier Liganiederlagen in Folge und einem Absturz aus den einstelligen Tabellenrängen zurück auf Platz dreizehn. Auch für Neutrainer Dimmitrios Grammozis, der das Cheftraineramt in Kaiserslautern erst vor wenigen Tagen für Ex-Coach Dirk Schuster übernahm, war es am Ende ein Auftakt nach Maß und ein gelungenes Debut an der Seitenlinie im Fritz-Walter-Stadion, aus dem es nun neues Selbstvertrauen zu schöpfen gilt, wie der neue FCK-Übungsleiter nach Abpfiff der Partie selbst in der anschließenden Pressekonferenz zu Protokoll gab.
Die Gelegenheit für die roten Teufel bietet sich dazu am kommenden Samstagmittag. Im letzten Heimspiel des aktuellen Kalenderjahres empfangen die roten Teufel die Berliner Hertha (Anstoß 13:00 Uhr) am heimischen Betzenberg.
Die „alte Dame“ aus der Landeshauptstadt rangiert in der 2. Bundesliga aktuell auf Tabellenplatz acht (21 Punkte). Nach dem schmerzhaften Bundesligaabstieg im vergangenen Sommer, den es in Berlin eigentlich unter allen Umständen zu vermeiden galt, sollte am Ende eine Gesamtpunktzahl von 29 Zählern zu wenig sein um auch in der aktuellen Spielzeit Bundesligaspiele in Berlin erleben zu dürfen. Pünktlich zum zehnjährigen Jubiläum der letzten Zweitligazugehörigkeit der Berliner aus der Saison 2012/2013, spielen die Herthaner zum aktuellen Zeitpunkt mindestens eine weitere Saison in Liga zwei.
Dabei hat der aktuelle Rückschritt ins Fußball-Unterhaus aus der Ferne betrachtet für den „Big-City-Club“ sogar so etwas wie System u. stellt lediglich die logische Entwicklung da, die auch schon dem 1. FC Kaiserslautern durch den dreimaligen Abstieg in die 2. Liga zuteilwurde. Immer wiederkehrende Grabenkämpfe auf Funktionärsebene, ein erdrückender und stetig anwachsender Schuldenberg in drakonischer Höhe im dreistelligen Bereich, Machtstreitigkeiten unter den Club-Investoren und nahezu halbjährliche Personalrochaden auf den signifikantesten Positionen der Clubverantwortlichen, verhinderten in den letzten Jahren immer wieder eine wirtschaftliche Gesundung des Vereins aus dem Stadtbezirk Charlottenburg.
Auch auf sportlicher Ebene kam es zum Anfang der neuen Saison zu einem erheblichen Störfall, der sicherlich ebenfalls am durchwachsenen „Reset“ der Herthaner (fünf Niederlagen in Folge zum Saisonauftakt in Liga zwei) zumindest eine gewisse Teilschuld trug. Im Mittelpunkt der Ereignisse: Torhüter Marius Gersbeck (29). Der vor dieser Saison für 300.000 Euro Ablöse vom Karlsruher SC zu seinem Heimat- und Herzensklub zurückgekehrte Torhüter hatte während des Trainingslagers im österreichischen Zell am See Mitte Juli nachts unerlaubt das Teamhotel verlassen und nach einem Streit einen Einheimischen schwer verletzt.
Das Opfer hatte eine Orbitabodenfraktur (Bruch des Bodens der Augenhöhle), eine Kieferhöhlenwandfraktur und ein Lidhämatom davongetragen. Gersbeck hatte sich mit dem Österreicher zivilrechtlich auf eine Entschädigungszahlung - dem Vernehmen nach in sechsstelliger Höhe - geeinigt. Das Landesgericht Salzburg hatte das Strafverfahren nach Gersbecks Schuldeingeständnis auf der Grundlage einer Diversion, in deren Rahmen der Profi 40.000 Euro an die österreichische Staatskasse zahlte, Ende September eingestellt.
Nein, zu beneiden ist der aktuelle Hertha-Chefcoach Pál Dárdai vor dem Hintergrund solcher unschönen Personalschlagzeilen seines Profikaders sicherlich nicht. Bereits zum dritten Mal in seiner Trainerkarriere ist der 47-jährige Fußballlehrer aus Ungarn der starke Mann an der Seitenlinie in der Hauptstadt. Zwischen 2015-2019 coachte das Herthaner-Urgestein (297 Pflichtspiele für Hertha BSC) den Verein noch in der Bundesliga, bevor er sich danach auf eigenem Wunsch für ein halbes Jahr in die Nachwuchsabteilung zurückversetzen ließ und dort u.a. als Koordinator Talentförderung oder Trainer der U16-Auswahl tätig wurde.
Eine gewisse Kontinuität sucht man in Berlin bei den Blau-Weißen auch aufgrund der ständig lodernden Nebenkriegsschauplätze bis heute vergeblich. Mit Start der Saison 2020/2021 bis zum heutigen Tag, wurden beim rund 50.000-Mitgliederstarken Verein von der Spree ganze sieben Cheftrainer verschlissen. Ante Covic, Jürgen Klinsmann, Alexander Nouri, Bruno Labbadia, Tayfun Korkut, Felix Magath und Sandro Schwarz versuchten sich in Berlin bereits am Dasein des „Feuerwehrmanns“, eine längerfristige Lösung sollte allerdings keiner der Genannten auf dem Cheftrainerposten darstellen, der oftmals wie bei sonst nur wenig anderen Proficlubs an einen Schleudersitz erinnert.
Seit April diesen Jahres ist Dárdai nun also wieder der designierte Übungsleiter auf der Hertha-Bank, der den Bundesligaabstieg im vergangenen Sommer allerdings auch nicht mehr verhindern konnte. Der nach dem Abstieg verordnete „Sparkurs“ bei den Berlinern traf den neuen/alten Headcoach empfindlich, weshalb Dárdai auf Nachfragen der lokalen Presse, ob man intern die klare Zielsetzung auf einen sofortigen Wiederaufstieg ausgegeben hatte, stets reserviert und verhalten reagierte und die Konsolidierung der alten Dame in den Vordergrund moderierte.
Während der Sommer-Transferperiode war der finanziell angeschlagene Verein schon alleine aus Kostengründen der bisherigen Top-Verdiener zu einem extrem ausufernden Kaderumbruch angehalten. Insgesamt verlor man ehemalige Hertha-Akteure mit einem Gesamtkaderwert von 77,60 Mio. € u. generierte isoliert im Bereich von Transferablösen eine Summe von ca. 30,00 Mio €, während man für Neuzugänge eine übersichtliche Summe von nur ca. 5,0 Mio € in die Hand nahm und die aktuelle Mannschaft auch zum Großteil aus ablösefreien Akteuren oder Spielern der eigenen zweiten Mannschaft, sowie aus der U19-Auswahl zusammensetzte. Aktuell stellt die Hertha mit 32 gemeldeten Spielern dennoch die größte Anzahl an spielberechtigten Zweitligaspielern im aktuellen Profikader.
Nach mittlerweile fast einer gesamten Saisonhälfte lässt sich aus personeller Hinsicht festhalten, dass auf Seiten der Neuzugänge insbesondere die beiden Neuzugänge Haris Tabakovic (9 Tore, 3 Vorlagen) und Fabian Reese (5 Tore, 9 Torvorlagen) zu überzeugen wissen. Reese ist auch zeitgleich aktuell der Herthaner mit den meisten Pflichtspielminuten (1.486') und so etwas wie das Gesicht des neuen Aufschwungs in der Hauptstadt. Ebenfalls stehen im neuen Hertha-Kader gleich drei Söhne des Cheftrainers unter Vertrag, was ebenfalls ein noch nie dagewesenes Novum im Profifußballbereich darstellt. Mit Innenverteidiger Márton Dárdai (21), Rechtsaußen Palkó Dárdai (24) und Jungspund Bence Dárdai (17), der üblicherweise im offensiven Mittelfeld beheimatet ist, tummelt sich derzeitig eine komplette Großfamilie auf dem Berliner Rasen wobei Palkó (Bänderverletzung) und Bence (Sprunggelenksverletzung) ihrem Herrn Papa aktuell verletzungsbedingt nicht zur Verfügung stehen.
Aus sportlicher Hinsicht hat sich die Mannschaft nach 15. Spieltagen mittlerweile in der Liga immer mehr stabilisiert und nach den o.g. anfänglichen Startschwierigkeiten eine ansehnliche Entwicklung genommen. Die Hertha klettert aktuell in der Tabelle nach oben und ist mit zwei Siegen und drei Unentschieden (Torverhältnis 12:6) in der Formtabelle aus den letzten fünf Spielen, aktuell Tabellenfünfter. Am vergangenen Sonntag besiegte man den Überraschungsaufsteiger der SV Elversberg im heimischen Olympiastadion vor knapp 33.000 Zuschauern klar und deutlich mit einem 5:1, bei dem Angreifer Florian Niederlechner einen Hattrick erzielte. Innenverteidiger Linus Gechter und Rechtsverteiger Jonjoe Kenny schraubten das Ergebnis für die Berliner weiter in die Höhe.
Die Zielsetzung aus Hertha-Sicht, dürfte dahingehend auch im anstehenden Auswärtsspiel in Kaiserslautern die Bestätigung dieses Aufwärtstrends auf Deutschlands höchsten Fußballberg sein, bevor man kurz vor dem Weihnachtsfest zum Abschluss des Kalenderjahres den VFL Osnabrück zum letzten Pflichtspiel des Jahres im heimischen Olympiastadion empfängt. Auch im DFB-Pokalviertelfinale ist der Verein aus der Hauptstadt noch vertreten und trifft dort am heutigen Abend (Anstoß 20:45 Uhr) auf den Hamburger SV. Ein Spiel, dass aus Sicht des kommenden Gastgebers aus der Pfalz sicherlich gerne in die Verlängerung und in das Elfmeterschießen gehen dürfte – bedenkt man die kürzere Regenerationszeit, die den Berlinern durch die eintägige Verspätung der heutigen Spielansetzung im Vergleich zum gestrigen Auftritt der Lautrer gegen den 1. FC Nürnberg dann bliebe.
Bei den roten Teufeln dürfte am kommenden Samstag in erster Linie erneut die Hauptaufgabenstellung lauten, die zuletzt wackelige Defensive weiter zu stabilisieren. Der 2:0-Pokalerfolg gegen Nürnberg war das erste Spiel "zu null" seit über einem halben Jahr, klammert man den 5:0-Auswärtssieg beim Regionalligisten der RW Koblenz aus der ersten Pokalrunde einmal aus. Auch wenn schwache Nürnberger den Lautrer-Defensivverbund gestern Abend über weite Strecken nicht zwingend vor unlösbare Aufgaben stellten, überzeugte die Defensive der roten Teufel im Gegensatz zu den Spielen aus den letzten Wochen durch eine stabile und konzentrierte Vorstellung, auf die es nun im Spiel gegen die Hertha weiter aufzubauen gilt.
Vorbehaltlich keiner weiteren Verletzungen im heutigen Pokalspiel gegen den HSV fehlen auf Seiten der Gäste am kommenden Samstag voraussichtlich Innenverteidiger Agustín Rogel (Knie-OP), das Brüderpaar Palkó und Bence Dárdei (Bänderverletzung u. Sprunggelenksverletzung), Mittelfeldspieler Jeremy Dudziak (Fußprellung) und Mittelstürmer Ibrahim Maza (Meniskusverletzung). Auf Seiten des 1. FCK laborierte Flügelstürmer Aaron Opoku zuletzt an einer Reizung der Patellasehne, sein Einsatz gegen den Hauptstadtclub ist aktuell noch fraglich. Mittelfeldspieler Julian Niehues hingegen fehlte im Pokalspiel gegen Nürnberg aufgrund eines Magen-Darm-Infekts. Der aktuell erst aus einer Verletzung kommende Mittelstürmer Ragnar Ache musste kurz vor Abpfiff nach seinem Treffer zum 2:0 den Rasen im Fritz-Walter-Stadion schon wieder vorzeitig verlassen und sorgte so für eine kleine Schrecksekunde auf den Rängen - wie er allerdings im Anschluss in der Mixed-Zone selbst erklärte, hätte nur seine Wade "zugemacht", ein möglicher Einsatz gegen Berlin scheint aktuell nicht gravierender gefährdet zu sein.
So könnten sie spielen:
1. FC Kaiserslautern: Krahl - Elvedi, Soldo, Touré, Zimmer, Puchacz,- Tomiak, Raschl, Ritter, - Tachie, Boyd (Ache)
Hertha BSC Berlin: Ernst - Gechter (Leistner), Kempf, Kenny, Karbownik (Zeefuik),- M. Dárdai, Klemens, Scherhant (Winkler), Reese (C), Niederlechner - Tabakovic
Sperren & Ausfälle:
1. FC Kaiserslautern: Julian Niehues (DMF - Margen-Darm-Infekt, Einsatz fraglich), Aaron Opoku (LA - Reizung der Patellasehne, Einsatz fraglich)
Hertha BSC Berlin: Agustín Rogel (IV - Knie-OP), Palkó Dárdai (RA - Bänderverletzung), Bence Dárdai (OM - Sprunggelenksverletzung), Jeremy Dudziak (ZM - Fußprellung), Ibrahim Maza (MS - Meniskusverletzung)
Im Film „Pulp Fiction“ von Kultregisseur Quentin Tarantino, gibt es sicherlich nicht nur eine denkwürdige Szene. Einer der prägnantesten Momente auf dem Bildschirm aber sicherlich der Ausschnitt, in dem Hauptakteurin Mia Wallace (Uma Thurman) nach einer unabsichtlichen Überdosis Heroin einen Herzstillstand erleidet. In völlige Panik und Hilflosigkeit versetzt, bringt ihre Abendbegleitung Vincent Vega (John Travolta) Mia zurück ins Haus des Drogendealers Lance (Eric Stoltz), um ihr dort unter seiner Anleitung eine Adrenalinspritze direkt ins Herz zu injizieren und sie so wieder zurück ins Leben zu holen.
Ähnlich dürften sich auch die Fans des 1. FC Kaiserslautern am gestrigen Dienstagabend im DFB-Pokalviertelfinalspiel gegen den 1. FC Nürnberg gefühlt haben. Nur dass es im Falle der Pfälzer nicht eine Adrenalinspritze gewesen war, der den roten Teufel neues Leben einhauchte – sondern der von einer Sprunggelenksverletzung wiedergenesene Mittelstürmer Ragnar Ache, der nach 64. Spielminuten für Terrence Boyd eingewechselt wurde und nach seiner Hereinnahme einen Impact auf die gesamte Mannschaftsleistung des Traditionsverein aus der Pfalz ausübte, der an eine pure Naturgewalt erinnerte.
Egalisierten sich beide Mannschaften in der ersten Spielstunde noch weitestgehend und suchte man gefährliche Torraumszenen hüben wie drüben zum Großteil noch vergeblich, bliesen die Betzebuwe nach der Einwechslung von Ache zum Sturmlauf auf das Gehäuse von Gästekeeper Christian Mathenia. Über einen Tor-Doppelschlag innerhalb von drei Minuten zwischen der 75-78. Spielminute durch Sturmkollege Richmond Tachie, der eine Hereingabe von FCK-Mannschaftskapitän Jean Zimmer mit dem Knie auf Höhe der Fünfmeterlinie zum 1:0 vollendete, ließ Ache keine fünf Spielminuten später dann selbst seinen ersten Treffer nach sechswöchiger, verletzungsbedingter Spielpause folgen.
Nach einem von Ache selbst eroberten Ballgewinn in der Mittelfeldzentrale, suchte der sprungstarke Mittelstürmer den Doppelpass mit dem mitgelaufenen Tachie am rechten Strafraumrand und wurde von seinem Mannschaftskollegen auch prompt wieder im Nürnberger-Strafraum bedient. Im Fallen bugsierte der 25-jährige Angreifer die Kugel mit seinem linken Fuß vorbei an Mathenia zum 2:0 über die Linie, bevor er mit seinem Signature Move bzw. dem auf dem Betze mittlerweile bestens bekannten „Katana-Jubel“ seinen Treffer vor einer frenetisch-jubelnden Westkurve zusammen mit seinen Teamkollegen feiern durfte.
Nach neunzig Minuten war es somit der erste langersehnte Dreier für die roten Teufel nach zuletzt vier Liganiederlagen in Folge und einem Absturz aus den einstelligen Tabellenrängen zurück auf Platz dreizehn. Auch für Neutrainer Dimmitrios Grammozis, der das Cheftraineramt in Kaiserslautern erst vor wenigen Tagen für Ex-Coach Dirk Schuster übernahm, war es am Ende ein Auftakt nach Maß und ein gelungenes Debut an der Seitenlinie im Fritz-Walter-Stadion, aus dem es nun neues Selbstvertrauen zu schöpfen gilt, wie der neue FCK-Übungsleiter nach Abpfiff der Partie selbst in der anschließenden Pressekonferenz zu Protokoll gab.
Die Gelegenheit für die roten Teufel bietet sich dazu am kommenden Samstagmittag. Im letzten Heimspiel des aktuellen Kalenderjahres empfangen die roten Teufel die Berliner Hertha (Anstoß 13:00 Uhr) am heimischen Betzenberg.
Die „alte Dame“ aus der Landeshauptstadt rangiert in der 2. Bundesliga aktuell auf Tabellenplatz acht (21 Punkte). Nach dem schmerzhaften Bundesligaabstieg im vergangenen Sommer, den es in Berlin eigentlich unter allen Umständen zu vermeiden galt, sollte am Ende eine Gesamtpunktzahl von 29 Zählern zu wenig sein um auch in der aktuellen Spielzeit Bundesligaspiele in Berlin erleben zu dürfen. Pünktlich zum zehnjährigen Jubiläum der letzten Zweitligazugehörigkeit der Berliner aus der Saison 2012/2013, spielen die Herthaner zum aktuellen Zeitpunkt mindestens eine weitere Saison in Liga zwei.
Dabei hat der aktuelle Rückschritt ins Fußball-Unterhaus aus der Ferne betrachtet für den „Big-City-Club“ sogar so etwas wie System u. stellt lediglich die logische Entwicklung da, die auch schon dem 1. FC Kaiserslautern durch den dreimaligen Abstieg in die 2. Liga zuteilwurde. Immer wiederkehrende Grabenkämpfe auf Funktionärsebene, ein erdrückender und stetig anwachsender Schuldenberg in drakonischer Höhe im dreistelligen Bereich, Machtstreitigkeiten unter den Club-Investoren und nahezu halbjährliche Personalrochaden auf den signifikantesten Positionen der Clubverantwortlichen, verhinderten in den letzten Jahren immer wieder eine wirtschaftliche Gesundung des Vereins aus dem Stadtbezirk Charlottenburg.
Auch auf sportlicher Ebene kam es zum Anfang der neuen Saison zu einem erheblichen Störfall, der sicherlich ebenfalls am durchwachsenen „Reset“ der Herthaner (fünf Niederlagen in Folge zum Saisonauftakt in Liga zwei) zumindest eine gewisse Teilschuld trug. Im Mittelpunkt der Ereignisse: Torhüter Marius Gersbeck (29). Der vor dieser Saison für 300.000 Euro Ablöse vom Karlsruher SC zu seinem Heimat- und Herzensklub zurückgekehrte Torhüter hatte während des Trainingslagers im österreichischen Zell am See Mitte Juli nachts unerlaubt das Teamhotel verlassen und nach einem Streit einen Einheimischen schwer verletzt.
Das Opfer hatte eine Orbitabodenfraktur (Bruch des Bodens der Augenhöhle), eine Kieferhöhlenwandfraktur und ein Lidhämatom davongetragen. Gersbeck hatte sich mit dem Österreicher zivilrechtlich auf eine Entschädigungszahlung - dem Vernehmen nach in sechsstelliger Höhe - geeinigt. Das Landesgericht Salzburg hatte das Strafverfahren nach Gersbecks Schuldeingeständnis auf der Grundlage einer Diversion, in deren Rahmen der Profi 40.000 Euro an die österreichische Staatskasse zahlte, Ende September eingestellt.
Nein, zu beneiden ist der aktuelle Hertha-Chefcoach Pál Dárdai vor dem Hintergrund solcher unschönen Personalschlagzeilen seines Profikaders sicherlich nicht. Bereits zum dritten Mal in seiner Trainerkarriere ist der 47-jährige Fußballlehrer aus Ungarn der starke Mann an der Seitenlinie in der Hauptstadt. Zwischen 2015-2019 coachte das Herthaner-Urgestein (297 Pflichtspiele für Hertha BSC) den Verein noch in der Bundesliga, bevor er sich danach auf eigenem Wunsch für ein halbes Jahr in die Nachwuchsabteilung zurückversetzen ließ und dort u.a. als Koordinator Talentförderung oder Trainer der U16-Auswahl tätig wurde.
Eine gewisse Kontinuität sucht man in Berlin bei den Blau-Weißen auch aufgrund der ständig lodernden Nebenkriegsschauplätze bis heute vergeblich. Mit Start der Saison 2020/2021 bis zum heutigen Tag, wurden beim rund 50.000-Mitgliederstarken Verein von der Spree ganze sieben Cheftrainer verschlissen. Ante Covic, Jürgen Klinsmann, Alexander Nouri, Bruno Labbadia, Tayfun Korkut, Felix Magath und Sandro Schwarz versuchten sich in Berlin bereits am Dasein des „Feuerwehrmanns“, eine längerfristige Lösung sollte allerdings keiner der Genannten auf dem Cheftrainerposten darstellen, der oftmals wie bei sonst nur wenig anderen Proficlubs an einen Schleudersitz erinnert.
Seit April diesen Jahres ist Dárdai nun also wieder der designierte Übungsleiter auf der Hertha-Bank, der den Bundesligaabstieg im vergangenen Sommer allerdings auch nicht mehr verhindern konnte. Der nach dem Abstieg verordnete „Sparkurs“ bei den Berlinern traf den neuen/alten Headcoach empfindlich, weshalb Dárdai auf Nachfragen der lokalen Presse, ob man intern die klare Zielsetzung auf einen sofortigen Wiederaufstieg ausgegeben hatte, stets reserviert und verhalten reagierte und die Konsolidierung der alten Dame in den Vordergrund moderierte.
Während der Sommer-Transferperiode war der finanziell angeschlagene Verein schon alleine aus Kostengründen der bisherigen Top-Verdiener zu einem extrem ausufernden Kaderumbruch angehalten. Insgesamt verlor man ehemalige Hertha-Akteure mit einem Gesamtkaderwert von 77,60 Mio. € u. generierte isoliert im Bereich von Transferablösen eine Summe von ca. 30,00 Mio €, während man für Neuzugänge eine übersichtliche Summe von nur ca. 5,0 Mio € in die Hand nahm und die aktuelle Mannschaft auch zum Großteil aus ablösefreien Akteuren oder Spielern der eigenen zweiten Mannschaft, sowie aus der U19-Auswahl zusammensetzte. Aktuell stellt die Hertha mit 32 gemeldeten Spielern dennoch die größte Anzahl an spielberechtigten Zweitligaspielern im aktuellen Profikader.
Nach mittlerweile fast einer gesamten Saisonhälfte lässt sich aus personeller Hinsicht festhalten, dass auf Seiten der Neuzugänge insbesondere die beiden Neuzugänge Haris Tabakovic (9 Tore, 3 Vorlagen) und Fabian Reese (5 Tore, 9 Torvorlagen) zu überzeugen wissen. Reese ist auch zeitgleich aktuell der Herthaner mit den meisten Pflichtspielminuten (1.486') und so etwas wie das Gesicht des neuen Aufschwungs in der Hauptstadt. Ebenfalls stehen im neuen Hertha-Kader gleich drei Söhne des Cheftrainers unter Vertrag, was ebenfalls ein noch nie dagewesenes Novum im Profifußballbereich darstellt. Mit Innenverteidiger Márton Dárdai (21), Rechtsaußen Palkó Dárdai (24) und Jungspund Bence Dárdai (17), der üblicherweise im offensiven Mittelfeld beheimatet ist, tummelt sich derzeitig eine komplette Großfamilie auf dem Berliner Rasen wobei Palkó (Bänderverletzung) und Bence (Sprunggelenksverletzung) ihrem Herrn Papa aktuell verletzungsbedingt nicht zur Verfügung stehen.
Aus sportlicher Hinsicht hat sich die Mannschaft nach 15. Spieltagen mittlerweile in der Liga immer mehr stabilisiert und nach den o.g. anfänglichen Startschwierigkeiten eine ansehnliche Entwicklung genommen. Die Hertha klettert aktuell in der Tabelle nach oben und ist mit zwei Siegen und drei Unentschieden (Torverhältnis 12:6) in der Formtabelle aus den letzten fünf Spielen, aktuell Tabellenfünfter. Am vergangenen Sonntag besiegte man den Überraschungsaufsteiger der SV Elversberg im heimischen Olympiastadion vor knapp 33.000 Zuschauern klar und deutlich mit einem 5:1, bei dem Angreifer Florian Niederlechner einen Hattrick erzielte. Innenverteidiger Linus Gechter und Rechtsverteiger Jonjoe Kenny schraubten das Ergebnis für die Berliner weiter in die Höhe.
Die Zielsetzung aus Hertha-Sicht, dürfte dahingehend auch im anstehenden Auswärtsspiel in Kaiserslautern die Bestätigung dieses Aufwärtstrends auf Deutschlands höchsten Fußballberg sein, bevor man kurz vor dem Weihnachtsfest zum Abschluss des Kalenderjahres den VFL Osnabrück zum letzten Pflichtspiel des Jahres im heimischen Olympiastadion empfängt. Auch im DFB-Pokalviertelfinale ist der Verein aus der Hauptstadt noch vertreten und trifft dort am heutigen Abend (Anstoß 20:45 Uhr) auf den Hamburger SV. Ein Spiel, dass aus Sicht des kommenden Gastgebers aus der Pfalz sicherlich gerne in die Verlängerung und in das Elfmeterschießen gehen dürfte – bedenkt man die kürzere Regenerationszeit, die den Berlinern durch die eintägige Verspätung der heutigen Spielansetzung im Vergleich zum gestrigen Auftritt der Lautrer gegen den 1. FC Nürnberg dann bliebe.
Bei den roten Teufeln dürfte am kommenden Samstag in erster Linie erneut die Hauptaufgabenstellung lauten, die zuletzt wackelige Defensive weiter zu stabilisieren. Der 2:0-Pokalerfolg gegen Nürnberg war das erste Spiel "zu null" seit über einem halben Jahr, klammert man den 5:0-Auswärtssieg beim Regionalligisten der RW Koblenz aus der ersten Pokalrunde einmal aus. Auch wenn schwache Nürnberger den Lautrer-Defensivverbund gestern Abend über weite Strecken nicht zwingend vor unlösbare Aufgaben stellten, überzeugte die Defensive der roten Teufel im Gegensatz zu den Spielen aus den letzten Wochen durch eine stabile und konzentrierte Vorstellung, auf die es nun im Spiel gegen die Hertha weiter aufzubauen gilt.
Vorbehaltlich keiner weiteren Verletzungen im heutigen Pokalspiel gegen den HSV fehlen auf Seiten der Gäste am kommenden Samstag voraussichtlich Innenverteidiger Agustín Rogel (Knie-OP), das Brüderpaar Palkó und Bence Dárdei (Bänderverletzung u. Sprunggelenksverletzung), Mittelfeldspieler Jeremy Dudziak (Fußprellung) und Mittelstürmer Ibrahim Maza (Meniskusverletzung). Auf Seiten des 1. FCK laborierte Flügelstürmer Aaron Opoku zuletzt an einer Reizung der Patellasehne, sein Einsatz gegen den Hauptstadtclub ist aktuell noch fraglich. Mittelfeldspieler Julian Niehues hingegen fehlte im Pokalspiel gegen Nürnberg aufgrund eines Magen-Darm-Infekts. Der aktuell erst aus einer Verletzung kommende Mittelstürmer Ragnar Ache musste kurz vor Abpfiff nach seinem Treffer zum 2:0 den Rasen im Fritz-Walter-Stadion schon wieder vorzeitig verlassen und sorgte so für eine kleine Schrecksekunde auf den Rängen - wie er allerdings im Anschluss in der Mixed-Zone selbst erklärte, hätte nur seine Wade "zugemacht", ein möglicher Einsatz gegen Berlin scheint aktuell nicht gravierender gefährdet zu sein.
So könnten sie spielen:
1. FC Kaiserslautern: Krahl - Elvedi, Soldo, Touré, Zimmer, Puchacz,- Tomiak, Raschl, Ritter, - Tachie, Boyd (Ache)
Hertha BSC Berlin: Ernst - Gechter (Leistner), Kempf, Kenny, Karbownik (Zeefuik),- M. Dárdai, Klemens, Scherhant (Winkler), Reese (C), Niederlechner - Tabakovic
Sperren & Ausfälle:
1. FC Kaiserslautern: Julian Niehues (DMF - Margen-Darm-Infekt, Einsatz fraglich), Aaron Opoku (LA - Reizung der Patellasehne, Einsatz fraglich)
Hertha BSC Berlin: Agustín Rogel (IV - Knie-OP), Palkó Dárdai (RA - Bänderverletzung), Bence Dárdai (OM - Sprunggelenksverletzung), Jeremy Dudziak (ZM - Fußprellung), Ibrahim Maza (MS - Meniskusverletzung)
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