Heute bleibt die Hölle kalt - heut' spielen wir im Pfälzer Wald
Beitrag von JochenG am 28.11.2011, 19:47
Heute bleibt die Hölle kalt - heut' spielen wir im Pfälzer Wald
So oder so ähnlich dürften sich in den jüngsten Vergangenheit Mannschaften gefühlt haben, die zu einem Spieltag auf den Betzenberg gefahren sind.
Lange habe ich überlegt, ob ich diesen Thread aufmachen soll und eine der, wie im letzten Jahr häufiger, sinnlosen und nervtötenden Endlosdebatten vom Zaun breche und damit wieder dazu beitrage, dass persönliche Beleidigungen und Diffamierungen bei "Der Betze brennt" zur Tagesordnung werden.
Vorab schon einmal eine kurze Zusammenfassung, worum es in diesem Thread gehen wird. Auch für diejenigen, die lange und zusammenhängende Texte grundsätzlich verabscheuen. Jetzt besser diesen Thread verlassen...
Es geht mir darum, einen Versuch zu unternehmen die Energien im Stadion wieder dahin zu lenken wo sie hingehören. Auf das Spielfeld.
Irgendwie bekomme ich den Eindruck, dass seit geraumer Zeit daran gearbeitet wird - ja ich bin teilweise Paranoiker - einen Keil zwischen die verschiedenen Fangruppierungen zu treiben. Welche Intention dahinter steckt vermag ich noch nicht zu erkennen, aber es wird für mich deutlich, dass offenbar der "Normalo" dem "Ultra" gegenüber mehr und mehr aggressiv wird, wie auch umgekehrt. Dann kommen noch die "Old-Schooler" hinzu und schon haben wir ein Sammelsurium an Gruppen, die mehr damit beschäftigt sind sich gegenseitig Vorwürfe zu machen, als die Mannschaft anzufeuern.
Wenn nun auch noch die Mannschaft "blutleer" spielt, bricht alles zusammen, was einst der 12. Mann war. Es gibt nur noch Vorwürfe innerhalb der Blöcke und keinen interessiert mehr, was auf dem Spielfeld passiert.
Mit diesem Thread versuche ich, einen Dialog in Gang zu setzen der zu einer Art "Waffenstillstand" zwischen den verschiedenen Blöcken/Gruppen führt, um unser aller Ziel wieder in den Fokus zu richten - den Klassenerhalt.
Vor etwas mehr als einem Jahr - genau am 18. Oktober 2010 - hat sich nach einem katastrophalen Spiel gegen die Gummiadler aus Krankfurt ein jeder beschwert, dass die West "tot" sei. Als Resultat zogen einige aus und sammelten sich im Block 6.1 und nannten sich fortan "Old School" Block. Die ersten Spiele waren von Erfolg gekrönt und man beschloss, für diese Saison mehr Mitglieder in diesen Block zu bekommen.
Ganz ehrlich, was dort in diesem 6.1er Block am Freitag beim Spiel gegen Leverkusen in der zweiten Halbzeit "angestimmt" wurde beschämt mich.
Mit "Wir sind Lautrer und ihr nicht" oder "Ultras raus" kann ich mich nicht identifizieren. Darüber hinaus ist die Stimmung in diesem Block zwischenzeitlich nicht mehr wirklich "spielbezogen". Als letzter Sargnagel, aus meiner Sicht, ist die Megafonanlage zu nennen. Seit dem Ausbau wird jeder noch so geringe Versuch eine "eigene Stimmung" zu erzeugen, gnadenlos niedergemetzelt. Null Chance ...
Betrachtet man das gesamte Verhalten bei Heimspielen und setzt dieses in Relation zu Auswärtsspielen geht es vielen, mir bekannten Anhängern des FCK so wie mir, Auswärts macht mittlerweile mehr Spaß.
Warum ist das so?
Was sollte unternommen werden, um auch bei Heimspielen wieder Stimmung zu machen?
Zunächst einmal versuche ich die häufigsten Punkte aufzuführen, die hier und im Stadion immer wieder zu hören bzw. zu lesen sind.
Fahnenschwenker
Singsang
Megafonanlage
"Nur dumm rumstehen"
Singen nichts mit
"Die Alten"
"Die Ultras"
Sicherlich lässt sich diese Liste extrem verlängern. Ich hätte da noch "Die Mannschaft" in die Waagschale zu werfen.
So, nun gilt es, das Ganze hier einmal ein wenig "aufzudröseln" und daraus eine verständliche und für viele hier und im Stadion begreifliche Grundlage für eine Diskussion zu bilden. Vorab möchte ich noch den Hinweis anbringen, dass ich mir diese Form der Diskussion bzw. die Initiative dazu, eigentlich von unseren Fanvertretern gewünscht hätte. Denn es geht hier eindeutig in den gruppenübergreifenden Zusammenhalt der Anhänger.
Bewusst habe ich bisher das Wort "Fan" - vermieden. Fan bedeutet für mich die Abkürzung von Fanatisch, aber genau das möchten viele, auch wenn sie sich als Fan bezeichnen, eben nicht sein. Keine Pyroshow, keine Aktionen wie in Hoppelhausen. Also nicht verübeln, wenn ich hier das Wort "Fan" selten bis gar nicht benutze.
Nun denn, dann will ich mal beginnen.
Fahnenschwenker
Ein ständiger Streitpunkt gegenüber "den Ultras" - auch das im Grunde so eine Pauschalierung, die ich nur ungern stehen lassen möchte. Letztlich würde das aber doch zu weit führen, auch noch den Gedanken- und Wertekontext der Ultras hier zu erläutern. Hier mal ein Beispiel aus meiner Zeit auf der Süd. Dort stand ein kleiner Junge - ca. 6 oder 7 Jahre alt - mit seiner FCK Fahne vor uns direkt an der Glasscheibe zwischen 4.2 und 4.1. Als er begann, während dem Spiel die Fahne zu schwenken wurde er beinahe "geschlachtet". War er jetzt ein "Ultra"?
OK, ich verstehe das Problem und jeder, der mal hinter so einer Fahne stand weiß, dass man innerlich kocht weil die spannenden Szenen hinter der Fahne passieren. Lediglich der Fahnenschwenker selbst sieht die Szene, die Menschen oberhalb von ihm definitiv nicht. Hier muss eine Lösung gefunden werden, wie man die Situation entschärft. Vorsichtig behauptet meine ich, dass es dem Fahnenschwenker womöglich nicht einmal bewusst ist, dass er jemand anderem die Sicht auf das Spielfeld verwehrt. Manchmal mag er (der Fahnenschwenker) es ja schlichtweg vergessen haben. Ihn dann aber gleich niederzuprügeln halte ich für den falschen Weg und zeigt eigentlich nur, dass die Energie, die im Grunde der Mannschaft zugeführt werden soll, an falscher Stelle zum Einsatz kommt.
Singsang
Auch eines der üblichen Themen. Die einen mögen mehrstrophige Lieder, die anderen eher ein knackiges "EF EF EF CE KA". Es wird niemals eine einheitliche Lösung geben. Schlimm ist es aber wohl, dass bei einem Rückstand und noch genügend verbleibender Spielzeit mehr das Singsang-Liedgut, als das "anfeuernde", "aufrührende", "aggressive" und "stimmgewaltige" Potential der Kurve abgerufen wird. Hier greift die "spielbezogene" Unterstützung einfach nicht. Genauso Singsang wird dann auf dem Platz auch gespielt. Mag man meinen. Das Auswärtsspiel vergangene Saison in Nürnberg ist so ein Beispiel. Da lagen wir vorne und der Ultra-Block der Nürnberger schwenkte die Fahnen und sang ihr Liedgut. Von "Anfeuern" konnte da nicht die Rede sein.
Megafonanlage
Nach dem Ausbau gab es, mit Ausnahme des Spiels gegen den Club aus der politischen Landeshauptstadt, nur Beschwerden. Diese neue Stufe der Anlage ist ... grausam ...
So zumindest die Meinung vieler. Gerade auch derer, die mal etwas andere Anfeuerungsrufe lostreten wollen. Es wird nicht mehr möglich sein. Gerade nun auch im Block 6.1. Durch die neuen, großen Schwenkfahnen der FY kann der Mensch im Korb nicht mehr gesehen werden. Er bekommt somit auch nicht mehr mit, was eventuell in diesem Teil der Kurve so abgeht. Dann wird lieber ein, aus meiner Sicht der Kapitulation gleichkommende "Olé rot weiß" angestimmt und die Schals, quasi als weiße Flagge, nach oben gestreckt. Schließlich kam die Aufforderung dazu ja aus Block 8.2.
Nur dumm rumstehen
Ist ein gerne genommenes Schlagwort, um darauf hinzuweisen, dass man eben nicht ständig wie ein HB-Männchen herumspringt. Muss ich wirklich immer alles mitmachen und zu jedem Mist auch noch klatschen und springen?
Ich denke, Nein. Stimmung ist nichts, was diktiert werden kann und schon gar nicht, bei einem Rückstand. Stimmung ist ein Selbstläufer, wenn wir führen. Das "dumm rumstehen" ist sicherlich nicht gerade die Ausgeburt an Emotionen, aber man sollte es respektieren. Wer nicht will, der hat schon.
Singen nichts mit
Siehe "dumm rumstehen". Muss ich wirklich jedes Lied mitsingen. Ich meine Nein. Jeder Stimmungskern hat andere Schwerpunkte. Die einen hüpfen und singen ständig - OK, die andern maulen und meckern - auch OK. Warum muss immer jeder meinen, dem jeweils anderen seine Meinung und sein Verhalten diktieren zu müssen.
Die Alten
Das ist die "früher war alles besser"-Fraktion. Die Generation, die noch das Barcelona Spiel live erlebt hat und weiß, dass jedes Tor mit einer Bierdusche begossen werden muss. Das sind aber auch diejenigen, die gerne mal durch die Gegend "prollen" und junge Menschen "dumm anmachen", wenn sie gerade da stehen, wo sie selbst schon immer gestanden haben. Oder meinen "Eh Jüngelche nimm mol den Labbe do runner - sunschd gibbs Backenfutter". Ja ja - die Alte Generation.
Sie hat ihre Berechtigung, kritisiert derzeit aber wohl mehr, da der Mannschaft der Biss fehlt. Das waren noch Zeiten, als Koch und Konsorten "nur glatte Brüche" meldeten. Heute, ja heute, sind das ja alles Memmen.