Gesellschaftlich stehe ich auf deiner Seite.
Aber Fußball ist - vielleicht erst seit Beginn der Trikotwerbung, vielleicht schon früher - grundsätzlich ein Spiel in einem höchst kompetitiven Setting nach kapitalistischen Spielregeln.
Und es ist pervers viel Geld im Spiel, was aber nur in die "Spitzenprodukte" fließt. Ich bin inzwischen der Meinung, dass es nur einen rein unkommerziellen Profifußball geben sollte oder einen rein kommerziellen. Diese Mischform in Deutschland, mit grundsätzlicher Vereinsstruktur, die aber rechtlich umstritten ist und den Ausnahmen wie Konzernvereinen (Bayer, VW), langjähren Mäzenen (Hopp, Kind...) und was zum Teufel die Ausrede zur Legalisierung von RB ist, führt doch letztlich nur dazu, dass diese Ausnahmen mit Geld-Cheat spielen und dass die Top-Vereine aufgrund der jährlichen CL-Millionen niemals wieder eingeholt werden können.
Da sollte in Deutschland jeden Verein entscheiden dürfen, ob und wie er ausgliedert und an Eigenkapital über Investoren kommen möchte.
Natürlich ist im englischen Fußball längst nicht allss tutti (Eintrittspreise, Stehplätze), aber würde dort irgendjemand Chelsea, City oder United, Liverpool, Tottenham oder Arsenal die Tradition absprechen? Oder die Möglichkeit der emotionalen Identifizierung?
Ich glaube fest daran, dass selbst mit einem russischen Privatmann, einem chinesischen Staatsfonds und einer arabischen Fluglinie als Investoren der Betze noch der Betze wäre - mit den 54ern, dem 7:4 gegen Bayern, dem 5:0 gegen Real, der bitteren Barca-Pleite und der Aufsteigermeisterschaft.
Und klar garantiert die Einflussnahme eines Investors, der sein Geld möglichst gut eingesetzt wissen will, keinen Erfolg (Ismaik!). Aber es kann doch nicht sein, dass ein Fußballunternehmen mit einem mittleren zweistelligen Millionenumsatz in der 2. Bundesliga einzig davon abhängt, ob ich als Mitglied auf Basis eines Interviews bei dbb und ein, zwei Berichten in SWR und Rheinpfalz die richtige pfälzer Nase in den Aufsichtsrat wähle?
Wenn da jemand ankommt und seine satzungsmäßigen 50 Millionen latzt, dann hoffe ich, dass er zwei Leute in den Beirat setzt, von denen einer dem Finanz-Geschäftsführer kritisch auf die Finger schaut und dabei mit Rat und Tat beisteht und der andere das selbe bei dem Sport-Geschäftsführer macht. Die drei Leutchen aus dem Aufsichtsrat des Vereins können dabei hoffentlich etwas lernen und den beiden anderen bei der richtigen Außendarstellung (wobei... lol) und der Ansprache der Fans unter die Arme greifen.
In meinen Augen ist ein Ponomarew, dem keine unmittelbaren Wirtschaftsskandale oder -gerüchte anzuhaften scheinen und der als Fußballinvestor mehrere Aufstiege vorweisen kann, das absolute Optimum für uns und es sollte viel getan werden, um ihn den Uerdingern abzuwerben. Das heißt nicht, dass er für 12 Millionen 100% unserer Anteile erwirbt. Das sollte auch nicht heißen, dass wir uns von ihm als Kreditgeber abhängig machen sollten oder von ihm erwarten, dass er nach jeder Saison das Minus egalisiert. Aber wenn er dann beispielsweise findet, dass der Trainer kacke ist und ein anderer mehr Erfolg haben könnte, dann sollte man sich zweimal überlegen, ob man wirklich an dem aktuellen Trainer festhält (als Beispiel wegen seines baldigen Trainerwechsels zu Kramer, der dann furios den Aufstieg eingefahren hat).
Mal sehen, was der morgige Tag bringt. Hoffentlich kracht es ordentlich, damit danach wieder (oder endlich mal wieder) ruhig und akribisch gearbeitet werden kann. Derzeit scheint der AR/BR ja eher keine große Hilfe für Geschäftsführung und Gesamtverein zu sein.