Kampf gegen die Uhr und gegen den Wind
Mit einer echten Standortbestimmung beginnt am Samstag die 92. Tour de France: Das 19 Kilometer lange Zeitfahren bietet den Spezialisten die Möglichkeit, sich schon ein gehöriges Polster von einigen Sekunden herauszufahren. Vor allem, weil der Parcours entlang der Atlantikküste auf die Insel Noirmoutier führt. Da werden die Fahrer nicht nur gegen die Uhr kämpfen müssen, sondern auch gegen den Wind.
"Ich will gleich voll angreifen“, versichert die deutsche Tourhoffnung Jan Ullrich, "ich muss endlich mit Vorsprung in die Berge kommen, das ist besser für meine Taktik.“ So werden die Tourfavoriten also schon beim Prolog 'voll reinhalten’ und nicht wie bei den kürzeren Prologen der vergangenen Jahre einen Außenseiter ins Gelbe Trikot fahren lassen. Ullrich benötigt Vorsprung aus dem Prolog, denn beim Mannschaftszeitfahren konnte sein T-Mobile-Team noch nie gegen Lance Armstrongs Discovery Channel gewinnen. Will er also mit Vorsprung auf Armstrong in die Berge, dann muss er am Samstag schon alles geben.
Heißer Favorit auf Gelb für die ersten Tage ist der Kolumbianer Santiago Botero. Er gilt als exzellenter Zeitfahrer und fährt für die Schweizer Mannschaft Phonak, die zu den Favoriten für das Teamzeitfahren zählt. Die großen Sieganwärter gaben sich einen Tag vor Beginn der 'Grande Boucle’ locker und entspannt. Armstrong sprach bei der Pressekonferenz davon, die "Herzen der Zuschauer gewinnen“ zu wollen. Ausgerechnet Armstrong, der bei den Franzosen unbeliebte Amerikaner, schlägt zum Ende seiner Karriere versöhnliche Töne an. Nach der Tour wird der sechsmalige Champion seine Karriere beenden. "Ich will jeden Moment genießen, fühle mich aber stark genug, die Tour zu gewinnen“, sagte er, "jeder Tag wird ein besonderer Tag, das weiß ich.“
Ullrich und sein Team fühlen sich ebenfalls gewappnet für die Tour. Sie schauten sich noch einmal genau die Strecke des Prologs an und trainierten das Mannschaftszeitfahren auf der Originalstrecke. "Für alle ist es eine große Motivation, den großen Lance zu schlagen - insbesondere für mich. Ich werde alles versuchen, um das zu schaffen. Er ist der große Favorit, aber auch der Gejagte“, sagte Ullrich. Am Samstag wissen wir schon etwas mehr.
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