Mosel_Mephisto
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Sie spart keine Energie, sagt der Präsident des Umweltbundesamts. Sie könnte gesundheitsschädlich sein, sagen Wissenschaftler. Sie ist unbeliebt, sagen die Meinungsforscher. Heute Nacht endet die Sommerzeit, werden Deutschlands Uhren wieder zurückgedreht. Vielleicht zum letzten oder vorletzten Mal.
Okay, Langschläfer und Nachtschwärmer werden sich freuen. Denn diese Samstagnacht wird genau eine Stunde länger als sonst dauern. Ach ja, die Sommerzeit ist zu Ende: Um 3.00 Uhr werden Deutschlands Uhren um eine Stunde zurückgedreht. Wie jedes Jahr am letzten Sonntag im Oktober.
DPA
Sommerzeit: Heute Nacht endet sie - vielleicht für immer?
Seit 1980 geht das so. Seit damals gilt in Deutschland und Europa das Motto carpe diem. Die Einführung der Mitteleuropäischen Sommerzeit (MESZ) sollte zu einer besseren Nutzung des Tageslichts führen. Nicht um Depressionen vorzubeugen oder gar um heiße und vielleicht zu exzessive Sommernächte zu verkürzen - Energie wollte man sparen. Zu tief saß noch der Schock der 1973er-Ölkrise, als die Saudis dem Westen den Sprit abgedreht hatten. Und so wird jedes Jahr am ersten Sonntag im März den Deutschen eine Stunde geklaut und am letzten Sonntag im Oktober wieder zurückgegeben.
Einen wirklich stichhaltigen Grund für die Zeigerdreherei gibt es nicht. Energieeinsparung? Mitnichten. "Durch das Vor- und Zurückstellen der Uhren wird keine Energie eingespart", gibt Umweltbundesamt-Präsident Andreas Troge in der "Frankfurter Rundschau" zu. Offenbar wird der Einspareffekt durch die verringerte Lampen-Benutzung durch das verstärkte Heizen in den frühjährlichen Morgenstunden aufgewogen. Von den bürokratischen und technischen Kosten der Uhrumstellung mal abgesehen.
54 Prozent wollen für immer Sommer
Seit 27 Jahren drehen die Bürger die Zeiger ihrer Uhren mit stetig abnehmender Begeisterung vor- und wieder zurück. Im Jahr 2004 zitierte das "Hamburger Abendblatt" eine Forsa-Umfrage, die nur noch 53 Prozent der Deutschen ausmachen konnte, die die Zeitregelung für sinnvoll halten. Stattdessen gibt es immer mehr Befürworter eines quasi ganzjährigen Sommers, die MESZ kurzerhand für immer zur MEZ umerklären wollen. Im Jahr 2006 hatte der SPIEGEL dazu das Meinungsforschungsinstitut TNS Forschung 1000 Bürger fragen lassen: "Soll das ganze Jahr die Sommerzeit gelten?". Ja, sagten 54 Prozent.
Vielleicht wäre das sogar eine medizinisch sinnvolle Maßnahme. Kürzlich veröffentlichten deutsche und niederländische Wissenschaftler eine Studie (mehr...), die ergab, dass die Sommerzeitumstellung die innere Uhr des Menschen durcheinander bringt. Dazu hatten die Wissenschaftler Schlafmuster von 55.000 Menschen in ganz Mitteleuropa untersucht. Ihr Fazit: Die innere Uhr des Menschen passt sich an die saisonalen Änderungen des Sonnenaufgangs an. Denn Taktgeber der inneren Uhr des Menschen ist nicht die elektronische Uhr, sondern der Sonnenaufgang. Thomas Kantermann, einer der Autoren der Studie, sagte zu SPIEGEL ONLINE: "Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Sommerzeitumstellung diese natürliche Anpassung der inneren Uhr verhindert."
Kippt die Sommerzeit?
Die Wissenschaftler vermuten sogar, dass die Zeitumstellung auf lange Sicht gesundheitsschädlich sein könnte. Obwohl sie nur eine Stunde betrage, habe sie weitaus drastischere Effekte als man zunächst vermute. Denn da sich die natürlichen Sonnenaufgangszeiten über das Jahr hinweg änderten, so Kantermann, werfe die Sommerzeitumstellung im Frühjahr die Menschen um vier Wochen in ihrer natürlichen Anpassung zurück. "Es ist, als ob man wieder im Februar ist", sagte Kantermann. Und im Herbst, wo sich die Sonnenaufgangszeiten langsamer ändern als im Frühjahr, wirft die erneute Zeitumstellung die Menschen in ihrer natürlichen Anpassung nochmals um sechs Wochen zurück.
Doch möglicherweise könnte es heute ohnehin zum letzten Mal sein, dass wir die Uhren umstellen müssen: Ende 2007 will die Europäische Union einen Bericht zu den Auswirkungen der Sommerzeit vorlegen. Die erwiesenen nicht vorhandenen ökonomischen Vorteile und der bürokratische Aufwand lassen vermuten, dass die Sommerzeit tatsächlich kippen könnte. Die Frage ist nur: Wohin kippt der Zeiger auf dem Zifferblatt? Für immer vor oder für immer zurück?
Okay, Langschläfer und Nachtschwärmer werden sich freuen. Denn diese Samstagnacht wird genau eine Stunde länger als sonst dauern. Ach ja, die Sommerzeit ist zu Ende: Um 3.00 Uhr werden Deutschlands Uhren um eine Stunde zurückgedreht. Wie jedes Jahr am letzten Sonntag im Oktober.
DPA
Sommerzeit: Heute Nacht endet sie - vielleicht für immer?
Seit 1980 geht das so. Seit damals gilt in Deutschland und Europa das Motto carpe diem. Die Einführung der Mitteleuropäischen Sommerzeit (MESZ) sollte zu einer besseren Nutzung des Tageslichts führen. Nicht um Depressionen vorzubeugen oder gar um heiße und vielleicht zu exzessive Sommernächte zu verkürzen - Energie wollte man sparen. Zu tief saß noch der Schock der 1973er-Ölkrise, als die Saudis dem Westen den Sprit abgedreht hatten. Und so wird jedes Jahr am ersten Sonntag im März den Deutschen eine Stunde geklaut und am letzten Sonntag im Oktober wieder zurückgegeben.
Einen wirklich stichhaltigen Grund für die Zeigerdreherei gibt es nicht. Energieeinsparung? Mitnichten. "Durch das Vor- und Zurückstellen der Uhren wird keine Energie eingespart", gibt Umweltbundesamt-Präsident Andreas Troge in der "Frankfurter Rundschau" zu. Offenbar wird der Einspareffekt durch die verringerte Lampen-Benutzung durch das verstärkte Heizen in den frühjährlichen Morgenstunden aufgewogen. Von den bürokratischen und technischen Kosten der Uhrumstellung mal abgesehen.
54 Prozent wollen für immer Sommer
Seit 27 Jahren drehen die Bürger die Zeiger ihrer Uhren mit stetig abnehmender Begeisterung vor- und wieder zurück. Im Jahr 2004 zitierte das "Hamburger Abendblatt" eine Forsa-Umfrage, die nur noch 53 Prozent der Deutschen ausmachen konnte, die die Zeitregelung für sinnvoll halten. Stattdessen gibt es immer mehr Befürworter eines quasi ganzjährigen Sommers, die MESZ kurzerhand für immer zur MEZ umerklären wollen. Im Jahr 2006 hatte der SPIEGEL dazu das Meinungsforschungsinstitut TNS Forschung 1000 Bürger fragen lassen: "Soll das ganze Jahr die Sommerzeit gelten?". Ja, sagten 54 Prozent.
Vielleicht wäre das sogar eine medizinisch sinnvolle Maßnahme. Kürzlich veröffentlichten deutsche und niederländische Wissenschaftler eine Studie (mehr...), die ergab, dass die Sommerzeitumstellung die innere Uhr des Menschen durcheinander bringt. Dazu hatten die Wissenschaftler Schlafmuster von 55.000 Menschen in ganz Mitteleuropa untersucht. Ihr Fazit: Die innere Uhr des Menschen passt sich an die saisonalen Änderungen des Sonnenaufgangs an. Denn Taktgeber der inneren Uhr des Menschen ist nicht die elektronische Uhr, sondern der Sonnenaufgang. Thomas Kantermann, einer der Autoren der Studie, sagte zu SPIEGEL ONLINE: "Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Sommerzeitumstellung diese natürliche Anpassung der inneren Uhr verhindert."
Kippt die Sommerzeit?
Die Wissenschaftler vermuten sogar, dass die Zeitumstellung auf lange Sicht gesundheitsschädlich sein könnte. Obwohl sie nur eine Stunde betrage, habe sie weitaus drastischere Effekte als man zunächst vermute. Denn da sich die natürlichen Sonnenaufgangszeiten über das Jahr hinweg änderten, so Kantermann, werfe die Sommerzeitumstellung im Frühjahr die Menschen um vier Wochen in ihrer natürlichen Anpassung zurück. "Es ist, als ob man wieder im Februar ist", sagte Kantermann. Und im Herbst, wo sich die Sonnenaufgangszeiten langsamer ändern als im Frühjahr, wirft die erneute Zeitumstellung die Menschen in ihrer natürlichen Anpassung nochmals um sechs Wochen zurück.
Doch möglicherweise könnte es heute ohnehin zum letzten Mal sein, dass wir die Uhren umstellen müssen: Ende 2007 will die Europäische Union einen Bericht zu den Auswirkungen der Sommerzeit vorlegen. Die erwiesenen nicht vorhandenen ökonomischen Vorteile und der bürokratische Aufwand lassen vermuten, dass die Sommerzeit tatsächlich kippen könnte. Die Frage ist nur: Wohin kippt der Zeiger auf dem Zifferblatt? Für immer vor oder für immer zurück?