Nicklas Shipnoski hofft auf Spielzeit im Saarland
Möchte wieder auf dem Platz stehen und jubeln – wie hier nach dem Zweitliga-Aufstieg mit dem SV Wehen Wiesbaden:
der Nordpfälzer Nicklas Shipnoski.
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Martin Hoffmann / Sebastian Stollhof
Der Nordpfälzer Nicklas Shipnoski blickt auf eine schwierige Saison bei Zweitligist SV Wehen Wiesbaden zurück. Den Abstieg konnte er nur als Zuschauer verfolgen. Nun sucht der 22-Jährige bei Drittliga-Aufsteiger 1. FC Saarbrücken eine neue Herausforderung. Auch zu seinem Ex-Verein 1. FC Kaiserslautern gab es wieder Kontakt.
Am Abend nach der Bekanntgabe seines Wechsels zum 1. FC Saarbrücken will Nicklas Shipnoski beim Italiener im nordpfälzischen Kirchheimbolanden vor allen Dingen eines: nach vorne schauen. „Ich brauche meine Spielzeit, brauche Vorlagen, brauche Tore“, sagt der 22-Jährigen. Momente, Erlebnisse, die er im vergangenen halben Jahr schmerzlich vermisst hatte. Gerne hätte er beim SV Wehen Wiesbaden mitgeholfen, den Abstieg zu vermeiden. Doch Trainer Rüdiger Rehm setzte auf andere. Seit geraumer Zeit war der aus Bischheim im Donnersbergkreis stammende Flügelspieler nicht mal mehr im Kader. Mittrainieren durfte er, wenn sein Team am Wochenende auf dem Platz stand, saß Shipnoski dann aber vor dem Fernseher. Keine einfache Zeit.
„Ich hätte es gerne bewiesen, dass ich es kann. Der Trainer hat mich auch für meine Fähigkeiten gelobt, aber gesagt, ich sei nicht konstant genug“, erzählt Shipnoski. Dabei ließ es sich in Wiesbaden zunächst so gut an. Er hatte mit sechs Toren und sechs Vorlagen seinen Anteil, dass dem SV Wehen Wiesbaden in der Saison 2018/19 die Rückkehr in die Zweite Liga gelang, erhielt in der Kicker-Rangliste der Dritten Liga das Prädikat „herausragend“.
Erst verletzt, dann nur noch Kurzeinsätze
Anfangs bekam er auch in der folgenden Saison seine Spielzeiten. Doch nach dem 0:5 am fünften Spieltag im Heimspiel gegen Jahn Regensburg war Shipnoski zunächst verletzt, dann gab es – wenn überhaupt – nur Kurzeinsätze. Letztmals stand er am 15. Februar ein paar Minuten auf dem Platz – beim 0:1 wieder gegen Regensburg. Der Trainer setzte auf Routinier Stefan Aigner. „Er hat das auch gut gemacht. Ich weiß aber auch, was ich kann und dass ich der Mannschaft in der Saison zuvor helfen konnte“, sagt Shipnoski.
Sein Vertrag in Wehen lief Ende Juni aus. Missen möchte er die Zeit trotz der zum Schluss enttäuschenden Phase nicht. „Es ist ein toller Verein, ein tolles Team. Es sind Freundschaften entstanden, die bleiben werden“, erzählt der 22-Jährige. Der Aufstieg bleibt unvergessen. Nach seinem ersten Jahr klopfte Bundesligist FC Augsburg an, wollte den talentierten Nordpfälzer. Die Verhandlungen waren sehr weit, doch Wehen Wiesbaden ließ ihn nicht ziehen. Nun, nach dem zweiten Jahr, habe es wieder Gespräche gegeben, berichtet Shipnoski. Doch die Situation ist eine andere. Dem Bundesligist fehlen aktuelle Eindrücke, hinzu kommt Corona. Der Kader soll kleiner werden.
Rat in der Heimat
Der 22-Jährige hat sich in dieser Phase viele Gedanken gemacht, immer wieder auch Rat in der Heimat gesucht, bei den Eltern, bei Bruder Christopher. Der spielt selbst bei Bezirksligist SG Kirchheimbolanden/Orbis – musste beruflich aber kürzertreten. Auf dem Schillerhain in Kirchheimbolanden hatte auch Nicklas Shipnoski mit dem Fußball begonnen, wechselte dann 2014 zum Nachwuchs des 1. FC Kaiserslautern, wo er den Sprung zu den Profis schaffte – einmalige Erlebnisse. „2018 dann von Trainer Michael Frontzeck gesagt zu bekommen, ich solle mir besser einen anderen Verein suchen, war schon hart für mich. Zumal es davor immer hieß, ich sei ein großes Talent, sei wichtig für den FCK“, erzählt Shipnoski.
Nun gab es wieder Kontakt zu seinem Herzensverein. Er sprach mit FCK-Sportdirektor Boris Notzon. „Es blieb aber bei einer losen Anfrage.“ Gerade in dieser besonderen Corona-Situation, in dieser Phase der Unsicherheit für viele Profifußballer, wollte der 22-Jährige eine Perspektive. „Ich bin jemand, der Vertrauen braucht.“ Und dieses spürte er in den Gesprächen mit dem Saarbrücker Trainer Lukas Kwasniok, auch mit dem mittlerweile zur TSG Hoffenheim gewechselten Sportdirektor Marcus Mann. „Lukas Kwasniok hat gesagt, dass sie einen Spieler wie mich brauchen, einen der jung ist und schnell.“
Die sportliche Perspektive wichtig
Der ehemalige Junioren-Nationalspieler plauderte auch mit FCS-Angreifer Sebastian Jacob, den er noch aus seiner Lauterer Zeit kennt, redete mit dem Saarbrücker Abwehrspieler Jayson Breitenbach. Und entschied sich schließlich nach Gesprächen mit seinem Berater für den saarländischen Klub. Damit gegen andere Angebote. So hatte auch Zweitligist Karlsruher SC Interesse bekundet. „Am Ende habe ich auch auf Geld verzichtet. Aber mir ist eine sportliche Perspektive wichtig. Die Philosophie des Vereins gefällt mir, es ist nach dem Aufstieg und dem Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale Euphorie da, die Mannschaft ist eingespielt. Ich denke, wir können was bewegen.“
Von vielen Freunden bekam er am Donnerstag Nachrichten, die ihm zu diesem Entschluss gratulierten. Kritik habe es in sozialen Netzwerken vom einen oder anderen FCK-Fan gegeben, der ihn lieber wieder auf dem Betzenberg gesehen hätte. „Mit solchen Leuten würde ich mich gerne einmal austauschen. Es geht hier ums Sportliche, um meine Karriere. Da kann man nicht immer auf alles Rücksicht nehmen. Im Fußball ist es ein Auf und Ab. Das ist das Spezielle an dem Geschäft, aber auch das Schöne.“ Auf seine neue Aufgabe freut sich Shipnoski. Nach einer Woche in Köln mit einem Fitnesstrainer geht er heute in der Nordpfalz noch einmal laufen. Und am Montag geht es dann schon los – Trainingsauftakt beim 1. FC Saarbrücken.
https://www.rheinpfalz.de/sport_art...-auf-spielzeit-im-saarland-_arid,5088371.html
Notzon Raus !!