Das sehe ich nicht so. Wer den für sich "richtigen Weg" derart beschreitet, soll auch für die finanziellen Konsequenzen einstehen und diese nicht auf andere abwälzen.
Nein, ich muss die finanziellen Konsequenzen meines Handelns nicht tragen. Im Übrigen halte ich es nach wie vor für falsch, wenn Vereine die Strafen der Verbände auf einzelne Zuschauer umlegen. Besser gesagt, ich halte es juristisch nach wie vor für eine riesige Sauerei, für eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit.
Letzlich wird der Verein für das Fehlverhalten der Zuschauer bestraft. Eigentlich eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit, denn die Mehrheit der Vereine wird alles in ihrer Macht stehende tuen, um die Sicherheit im Stadion möglichst hochzuhalten. Eine permanente Kontrolle der Zuschauer ist aber schlicht und ergreifend nicht möglich. Es stellt sich also zuerst einmal die Frage, ob die Vereine überhaupt eine Schuld trifft.
Mein Lieblings-Beispiel:
"Der VfB Stuttgart ist vom Sportgericht des DFB zu einer Geldstrafe in Höhe von 5000 Euro verurteilt worden. Der Grund: mangelnder Schutz des Schiedsrichters.
Konkret wurde beim Gang in die Halbzeitpause im Liga-Spiel zwischen dem VfB und dem Hamburger SV (1:3) am 13. Februar 2010 ein Stadionheft von der Haupttribüne in Richtung des Referees geworfen, das diesen nur knapp verfehlte."
Ist das ein grobes Fehlverhalten des Zuschauers? Trifft den Verein eine Schuld? Oder möchte der größte Sportverband der Welt lieber auf einfache Weise seine Kasse zum Wohl der Funktionäre aufbessern? Anders gefragt: Konnte der Zuschauer, der sicher aus einer emotionalen Situation heraus das Stadionheft geworfen hat, überhaupt die Tragweite seines Handelns einschätzen?
Wie würdest du reagieren, wenn du innerhalb einer Ortschaft mit 10 km/h zu schnell angehalten wirst und der Polizist teilt dir mit, dass er deine Strafe jetzt auswürfeln geht, weil es gar keinen festgelegten Strafrahmen gibt? Oder noch treffender: Du fährst mit 3 km/h zu schnell, was nicht bestraft werden würde und der Polizist teilt dir mit, dass er dir deinen Führerschein entziehen wird - weil er gerade Lust danach hat. Nichts anderes verdeutlicht das Beispiel. Der Wurf eines Heftes in die Richtung einer Person würde, das traue ich mich zu behaupten, bei keinem Deutschen Gericht zur Klage zugelassen werden - wenn das Heft nicht gerade der Fischer Weltalmanach oder die Bibel ist und der Gegenüber nicht mit "Ich schlag dich tot du A....." seinen Wurf beginnt.
Das ist der eine Punkt. Der Andere:
Es gibt in Deutschland Gesetze, an diese Gesetze muss ich mich halten. Einverstanden und in Ordnung. Gesetze können aber nur dann funktionieren, wenn sie von allen gelebt werden. Niemand darf sich über Gesetze hinwegsetzen, nicht in die eine und nicht in die andere Richtung.
Wenn also in Deutschland ein Gesetz das Abbrennen von Wunderkerzen erlaubt, der Hausherr das Abbrennen erlaubt und die Ordnungsbehörden keine Einwände haben, dann habe ich als Verband die Gott verdammte Pflicht, mich dieser Sachlage zu unterwerfen. Dann kann und darf ich nicht mit willkürlich verhängten Strafen drohen und diese im Ernstfall auch noch auf den Zuschauer umlegen wollen.
Als Verein, ich bin ehrlich, würde ich weder die Zustimmung zur Sportgerichtsbarkeit noch zu den aktuellen Regelungen bzgl. der Stadionverbote erteilen. Ein Verein alleine kann das nicht. Wenn der DFB sein Spiel aber so weiter treibt, dann hoffe ich inständig, dass sich mal einige Vereine finden und diesen Passus nicht mehr ohne weiteres mittragen. Ich wäre gespannt zu sehen, ob der DFB den A*sch in der Hose hat, wegen dieser Lapalie mehreren Vereinen die Lizenz zu verweigern.
Noch eines zum Abschluss:
Der DFB ist mit annähernd 7 Millionen Mitgliedern der größte Sportverband der Welt. Er ist in der Lage nationale und internationale Sportveranstaltungen aller Größenordnungen zu organisieren. Aber er kriegt es nicht auf Rille sich mit den Menschen ernsthaft auseinander zu setzen, die diesen Sport überhaupt erst zu dem machen, was er ist. Stattdessen geht man auch gut organisierten Gesprächen und Diskussionveranstaltungen (siehe bspw. Mainzer Fantage) permanent aus dem Weg, belügt aktive Fangruppen ohne mit der Wimper zu zucken (siehe Initiative "Pyrotechnik legalisieren"), verteilt weiter willkürliche Strafen und lehnt, entgegen angeblich ernst gemeinter Aussagen, einen Dialog auch mit den wichtigen Beteiligten (Fanbeauftragte, Fanprojekte, etc.) ab.
Dieser Verband ist in der Frage des Umgangs mit einem großen, bzw. wichtigen Teil der Zuschauer schlicht und ergreifend inkompetent. Und letztlich ist das verstärkte Aufkommen von Pyrotechnik aus meiner Sicht auch auf das dämliche Verhalten des DFB zurückzuführen.
Eine wirkliche Hoffnung, dass sich daran zeitnah etwas ändert habe ich nicht und ich glaube auch nicht, dass irgendjemand aus dieser Sache als Sieger hervorgehen wird.