Heimatluft als Balsam für die Seele
PORTRÄT: Dominique Heintz arbeitet fürs Comeback
VON HORST KONZOK
Heimaturlaub ist anders. Aber wenn schon verletzt, dann sind die Tage in der Pfalz, dann ist die Zeit daheim in Kirrweiler, Balsam auf der wunden Seele: Dominique Heintz, verlässliche Größe in der Abwehr des Fußball-Bundesliga-Letzten 1. FC Köln, absolviert diese Woche sein Aufbauprogramm bei MS-Sport-Reha in Herxheim.
Mike Steverding, der Medizinmann seines Vertrauens, genießt auch in Österreich als Physiotherapeut der Nationalmannschaft höchste Wertschätzung. Und auch bei Peter Stöger, dem Coach des 1. FC Köln. Er ermunterte Heintz, eine Woche in der Heimat zu arbeiten, auch um den Kopf frei zu bekommen, Abstand zu gewinnen. „Es macht keinen Spaß, wenn die anderen raus zum Training gehen und du musst individuell arbeiten“, erklärt Heintz. „Wir haben auch im Verein in Köln sehr gute Physios. Die haben aber ihr Tagesgeschäft, müssen sich um die ganze Mannschaft kümmern. Hier bei Mike habe ich mein Ganz-Tagesprogramm, Reha, Pflege“, sagt Heintz, der einen Sehneneinriss im linken Oberschenkel erlitten hat. Passiert ist’s im Training. Nicht weiter schlimm, dachten der Verteidiger und sein Trainer. Ein Tag Pause. Dann der Neustart: Probleme, Schmerzen bei einfachen Pässen. Die Diagnose: ein Schock in schwerer Zeit. Die Vorrunde ist für Heintz beendet.
„Davon muss man erst einmal ausgehen. Aber vielleicht kann ich doch noch ein, zwei Spiele machen“, sagt der 24-Jährige, der einer der wenigen FC-Profis neben Torhüter Timo Horn ist, der trotz der Negativserie gute Kritiken bekam. „Für mich persönlich ist es solide bis gut gelaufen“, sagt Heintz, dessen Mannschaft meist gut auftrat, aber an ihrer Torflaute im Jahr eins nach Anthony Modeste zu leiden hatte und hat, dumme Fehler machte, auch Pech mit Schiedsrichterentscheidungen beklagte. „Es tut mir leid, dass ich der Mannschaft nicht helfen kann“, bedauert Heintz, der sich riesig auf die Spiele in der Europa League freute, vor Rundenbeginn sicher war, dass der FC, 2016/17 sensationell Bundesliga-Fünfter, das Saisonziel einstelliger Tabellenplatz erreichen würde. Er hoffte, dass der aus Mainz geholte Jhón Cordoba die Lücke schließen hilft, die Modestes Abgang riss. „Cordoba hatte Pech, war dann verletzt, da ist alles zusammen gekommen. Typisch für unsere Situation, dass sich Claudio Pizarro vor dem Spiel gegen Bremen beim Warmlaufen verletzt hat“, sagt Heintz. „Jetzt geht es darum, den Anschluss bis zur Winterpause wieder herzustellen. Es geht nur um den Klassenerhalt“, betont der Abwehrspieler, dessen Vertrag bis 30. Juni 2021 läuft.
Ein Trainerwechsel ist auch für Heintz absolut kein Thema. „Peter Stöger ist ein Top-Mann – menschlich wie fachlich. Er stellt uns immer top ein. Was uns fehlt, sind Tore!“ Vielleicht fallen die ja heute (15.30 Uhr) beim Kölner Gastspiel in Mainz. Heintz, der morgen Studiogast bei „Flutlicht“ sein wird, drückt seiner Mannschaft natürlich die Daumen. Wenn es der Reha-Plan zulässt, live in der Opel Arena, notfalls am Fernseher. Nächste Woche setzt Heintz, der Linksfuß, der für eine gute Spieleröffnung steht, sein Programm in Köln fort. Dort genießt der Pfälzer Respekt ob seiner Leistung. Und viel viel Sympathie als Mensch.
Quelle
Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 267
Samstag, den 18. November 2017