Es gibt einige Argumente die eine Entlassung rechtfertigen. Die Entwicklung stagniert. Die Probleme in der Defensive sind seit Wochen und Monaten erkennbar und es wird einfach nicht besser, egal was DS versucht hat. Wir bewegen uns seit DS unser Trainer ist eigtl. immer in Wellen. Längere Phasen unbesiegt wechseln sich mit längeren Phasen ohne Sieg immer wieder ab. Das wirft die gute Ausgangslage nach einer positiven Serie natürlich immer wieder über den Haufen und zeigt die Stagnation noch deutlicher auf.
Aber es gibt halt auch einiges was gegen eine Entlassung spricht. Die Kaderplanung ist unausgewogen und das war auch länger voraussehbar bzw. erkennbar. Vor dem Hintergrund, dass Hengen eine 3er Kette bevorzugt ist es wie
@jimjones richtig sagt noch unverständlicher warum vor allem die Defensive so zusammengestellt ist wie sie es ist... und auch wenn DS die Planung mitgetragen und vorangetrieben hat, ist Hengen daran nicht unschuldig wenn nicht sogar der bedeutendere Faktor. Darüber hinaus ist die personelle Situation aktuell - zusätzlich verschärft durch die unausgewogene Kaderplanung - absolut nicht einfach. Ohne Tomiak, ohne Ache, dazu mit einigen formschwachen Leistungsträgern ist die aktuelle Negativserie fast schon erwartbar. Darüber hinaus sind die Neuverpflichtungen, die für die Verbesserung der Situation geholt worden sind (Aremu und Toure) noch gar nicht wirklich nutzbar gewesen. Nur ein kleines Beispiel... Ich könnte mir auch eine 4er Kette mit Tomiak und Toure als IV und Aremu als zerstörenden 6er davor sehr gut vorstellen. Aber diese Konstellation konnte DS noch gar nicht testen.
Das ist mit eine der besten Analysen die ich in dieser Saison in diesem Forum lesen durfte, wirklich top
@Pattelinho!
Ich glaube die berühmte Wahrheit liegt wie bei so vielem in der Mitte.
@jimjones hat die Unausgewogenheit in der Kaderzusammenstellung ja schon sehr passend beschrieben, auch wenn man sowohl Schuster wie auch Hengen zugutehalten muss, dass längerfristige Ausfälle u. Verletzungen für kein Team der Welt in irgendeiner Art und Weise einzukalkulieren sind.
Ich empfand dahingehend allerdings auch die kürzlichen Aussagen von Sascha Franz („
Wir haben die Qualität jeden einzelnen Spieler von der Bank qualitativ gleichwertig zu ersetzen“) sehr befremdlich. Ich weiß nicht, ob er damit die Mannschaft und insbesondere unsere Bankdrücker damit starkreden wollte, aber ich denke, dass es für uns (gerade nach den letzten drei Pflichtspielen) mehr als offensichtlich geworden ist, dass wir gewisse Säulen im Kader (Tomiak, Ritter, Ache) nicht adäquat ersetzen können.
Die "Weiterentwicklung" in unserer Spielanlage wurde von uns ja schon seit der vergangenen Rückrunde eingeläutet. Spätestens da hat man in diversen Spielen allerdings bereits registriert, dass diese neue Spielweise nicht unbedingt zur Philosophie von DS passt und dahingehende Lösungsansätze eher überschaubar ausgefallen sind – höchstwahrscheinlich hat er aus diesen Gründen auch in diversen Spielen oft rotiert, verschiedene Grundformationen getestet u. aus seinem eigenen Selbstverständnis heraus versucht, die ihm auferlegte „Agenda“ wunschgemäß umzusetzen. Dass die Mannschaft nach dem schon erreichten vorzeitigen Klassenerhalt und der absoluten Überperformance aus der Hinrunde dann allerdings auch nur noch zu großen Teilen auf Sparflamme gelaufen ist, ist m.E. auch ein mentales Individualthema der Spieler, auf das ein Trainer dann nur noch einen bedingten Zugriff hat. Ebenso wie der Punkt, dass es dann im Anschluss nach einigen Negativerlebnissen u. Punktverlusten nicht mehr so einfach ist, wieder zu dem stabilen u. vertrauten Grundsystem zurückzukehren, das uns in der Hinrunde der Vorsaison so viel Spaß u. Freude bereitet hat. Eine Mannschaft aus 25-30 Einzelspielern ist ein komplexer Organismus, der sich stetig immer wieder und wieder verändert – da ist es aus Trainersicht eine riesige Herausforderung diese Bewegungen immer richtig zu deuten und in positive/erfolgreiche Bahnen zu lenken.
Man kann oder muss vielleicht auch deshalb darüber sinnieren, ob sich Hengen im letzten Sommer bei der Kaderzusammenstellung vergaloppiert hat und bei seinem vorgegebenen Leitkurs hin zu einer spielerischen Weiterentwicklung der Mannschaft in der Kaderstruktur Fehler gemacht hat. Mir persönlich stellt sich dahingehend da allerdings auch die Frage, inwieweit die Fäden tatsächlich vollumfänglich in seiner Hand lagen. Ich hatte eigentlich sehr gehofft, dass man nach unserer jahrelangen Talfahrt in Liga drei und dem darauffolgenden langersehnten Aufstieg die sportliche Expertise wieder den offiziell bekannten Handlungsbevollmächtigen überlässt, aber gerade bei solchen Zeilen wie bspw. gestern im Kicker: „
Nur Investorengelder sorgen dafür, dass sich der Traditionsverein in den schwarzen Zahlen hält“, bin ich mir nicht sicher ob/wie die üblichen Strippenzieher da im Hintergrund nach wie vor noch am Berg vertreten sind und einen gravierenden Einfluss auf die sportlichen/wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ausüben. Vor diesem Hintergrund bekommt auch die gestrige Entlassung von Dirk Schuster für mich dabei noch einmal ein gewisses „Geschmäckle“, ohne jetzt bitte als Verschwörungstheoretiker verstanden werden zu wollen.
Rein aus menschlicher Sicht ist der Verlust von Dirk Schuster für mich sehr bedauernswert da ich mir (endlich einmal) so etwas wie Kontinuität auf unserem Trainerposten gewünscht hätte und ich DS auch in der Außenwahrnehmung als absolut professionellen Trainer wahrgenommen habe, dem wir den Großteil unseres wiedererlangten Rufs zu verdanken haben. Die Fehler die im letzten halben/dreiviertel Jahr gemacht wurden, lagen allerdings wie du auch schon richtig gesagt hast, auch meiner Auffassung nach nicht nur in seinem Wirkungskreis, sondern mindestens auch eine Ebene in der Hierarchieebene weiter oben.