Mika
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Klar: Die Comics von Asterix und Obelix sind oft sehr lustig. Aber die Geschichten aus der kleinen, völkischen Dorfgemeinschaft nehmen in trivialisierter Form jenes Ideal von der reinen Rasse auf, das einst nicht nur in Deutschland verbreitet war und nicht erst durch die Nazis in die Welt gekommen ist. Von Richard Herzinger
Nirgendwo war man in jüngster Zeit vor dem sattsam bekannten Anblick des kleinen, knollennasigen Galliers mit dem Flügelhelm und seines gemütlichen dicken Spießgesellen sicher. Zum 50. Geburtstag der Comic-Helden zeigte sich, dass das Publikum von den fröhlichen Streichen dieser qua Zaubertrank unbesiegbaren Römerfeinde offenbar einfach niemals genug kriegen kann. Nun gut, dass die Geschichten von Asterix und Obelix oft sehr lustig sind, kann wohl niemand ernsthaft bestreiten. Bei näherer Betrachtung stellt sich jedoch die Frage, ob die Recken des kleinen gallischen Dorfs allein dadurch zu regelrechten Ikonen europäischer Kultur geworden sind. Einiges spricht dafür, dass ihr Erfolg auch deshalb so nachhaltig ist, weil ihre Botschaft in spielerischer Form alte Sehnsüchte wachruft, die in tiefsten Schichten des europäischen kollektiven Bewusstseins vergraben zu sein schienen. In seiner Studie "Der arische Mythos" hat der französische Kulturhistoriker Léon Poliakov darauf hingewiesen, dass die Asterix-Comics in trivialisierter Form jenes Ideal von der reinen, unverbildeten Rasse aufnehmen, das einst keineswegs nur in Deutschland verbreitet war und nicht erst durch den Nationalsozialismus in die Welt gekommen ist. In ganz Europa, nicht zuletzt in Frankreich, waren im späten 19. Jahrhundert weite Teile der akademischen und intellektuellen Öffentlichkeit von der Idee eines Ariertums besessen, das seine Überlegenheit seiner Nicht-Vermischung mit fremden "Rassen" und seiner Bodenverwurzelung verdanke. Vorformen dieser Ideologie waren schon im Vorfeld der Französischen Revolution im Umlauf – durch die Vorstellung, es handele sich bei der herrschenden Aristokratie um eine fremde, dekadente Rasse, die das unverbildete französische – "gallische" – Volk einst überfallen und versklavt habe. Ganz in diesem Sinne leistet das kleine gallische Dorf um Asterix und Obelix den Okkupationsgelüsten des römischen Reiches Widerstand, dessen Repräsentanten freilich durchweg als ebenso schwächliche und feige wie hinterhältige Trottel erscheinen. Trotzig verschanzen sich Asterix & Co. gegen jeden "zersetzenden" Zivilisationseinfluss von außen. Starr hält die ethnisch homogene Dorfgemeinschaft an ihren archaischen Stammesstrukturen fest: "Wissenschaft" ist dort allein dem Druiden Miraculix vorbehalten, der seine magischen Köcheleien vor der Dorfgemeinschaft streng geheim hält. Handel und Wandel sind auf den Verkauf meist schon unangenehm riechender Fische beschränkt, und als technologisches Spitzenprodukt hat die Stammesgemeinschaft den grob behauenen Hinkelstein zu bieten, von denen sich Obelix zwanghaft niemals trennt. Klar, dass das Hohelied der antizivilisatorischen Trutzgemeinschaft auch eine aktuelle antiamerikanische Spitze hat. Das kleine gallische Dorf wirkt wie der diametrale Gegenentwurf zu der kosmopolitischen US-Metropole Entenhausen, wo frei laufende, individualisierte Enten mit Auto fahrenden Mäusen und dem Landleben entfremdeten Hühnern und Kühen in bunter ethnischer Vielfalt zusammenleben – vom nimmermüden Erfinder Daniel Düsentrieb auf den neuesten technologischen Stand gebracht und durch die von Dagobert Duck gesteuerte Geldherrschaft in Trab gehalten. "Asterix" feiert hingegen das putzige Idyll der kleinen Einheit, die sich den Geißeln von Konsum und Fortschritt verweigert – und kam deshalb bei den Ökopax-Fundamentalisten der 70er- und 80er-Jahre bestens an. Heute wärmt der Gallier-Comic der Anti-Globalisierungsbewegung das Herz, die das Heil in der Abkoppelung autarker Volkswirtschaften vom bösen "Empire" des Kapitalismus und der Hochtechnologie sehen. Wenn man daran denkt, kann einem das Lachen freilich schon vergehen.
Quelle: http://m.welt.de/article.do?id=kultur/article5037128/Schluss-mit-dem-Kult-um-die-Asterix-Comicshttp://m.welt.de/article.do?id=kultur%2Farticle5037128%2FSchluss-mit-dem-Kult-um-die-Asterix-Comics
Oh mein Gott is das lächerlich...!!!
Man kann auch wirklich überall eine Nazi-Ideeologie oder sonstiges hinein interpretieren, wenn man lange genug sucht!!
Nirgendwo war man in jüngster Zeit vor dem sattsam bekannten Anblick des kleinen, knollennasigen Galliers mit dem Flügelhelm und seines gemütlichen dicken Spießgesellen sicher. Zum 50. Geburtstag der Comic-Helden zeigte sich, dass das Publikum von den fröhlichen Streichen dieser qua Zaubertrank unbesiegbaren Römerfeinde offenbar einfach niemals genug kriegen kann. Nun gut, dass die Geschichten von Asterix und Obelix oft sehr lustig sind, kann wohl niemand ernsthaft bestreiten. Bei näherer Betrachtung stellt sich jedoch die Frage, ob die Recken des kleinen gallischen Dorfs allein dadurch zu regelrechten Ikonen europäischer Kultur geworden sind. Einiges spricht dafür, dass ihr Erfolg auch deshalb so nachhaltig ist, weil ihre Botschaft in spielerischer Form alte Sehnsüchte wachruft, die in tiefsten Schichten des europäischen kollektiven Bewusstseins vergraben zu sein schienen. In seiner Studie "Der arische Mythos" hat der französische Kulturhistoriker Léon Poliakov darauf hingewiesen, dass die Asterix-Comics in trivialisierter Form jenes Ideal von der reinen, unverbildeten Rasse aufnehmen, das einst keineswegs nur in Deutschland verbreitet war und nicht erst durch den Nationalsozialismus in die Welt gekommen ist. In ganz Europa, nicht zuletzt in Frankreich, waren im späten 19. Jahrhundert weite Teile der akademischen und intellektuellen Öffentlichkeit von der Idee eines Ariertums besessen, das seine Überlegenheit seiner Nicht-Vermischung mit fremden "Rassen" und seiner Bodenverwurzelung verdanke. Vorformen dieser Ideologie waren schon im Vorfeld der Französischen Revolution im Umlauf – durch die Vorstellung, es handele sich bei der herrschenden Aristokratie um eine fremde, dekadente Rasse, die das unverbildete französische – "gallische" – Volk einst überfallen und versklavt habe. Ganz in diesem Sinne leistet das kleine gallische Dorf um Asterix und Obelix den Okkupationsgelüsten des römischen Reiches Widerstand, dessen Repräsentanten freilich durchweg als ebenso schwächliche und feige wie hinterhältige Trottel erscheinen. Trotzig verschanzen sich Asterix & Co. gegen jeden "zersetzenden" Zivilisationseinfluss von außen. Starr hält die ethnisch homogene Dorfgemeinschaft an ihren archaischen Stammesstrukturen fest: "Wissenschaft" ist dort allein dem Druiden Miraculix vorbehalten, der seine magischen Köcheleien vor der Dorfgemeinschaft streng geheim hält. Handel und Wandel sind auf den Verkauf meist schon unangenehm riechender Fische beschränkt, und als technologisches Spitzenprodukt hat die Stammesgemeinschaft den grob behauenen Hinkelstein zu bieten, von denen sich Obelix zwanghaft niemals trennt. Klar, dass das Hohelied der antizivilisatorischen Trutzgemeinschaft auch eine aktuelle antiamerikanische Spitze hat. Das kleine gallische Dorf wirkt wie der diametrale Gegenentwurf zu der kosmopolitischen US-Metropole Entenhausen, wo frei laufende, individualisierte Enten mit Auto fahrenden Mäusen und dem Landleben entfremdeten Hühnern und Kühen in bunter ethnischer Vielfalt zusammenleben – vom nimmermüden Erfinder Daniel Düsentrieb auf den neuesten technologischen Stand gebracht und durch die von Dagobert Duck gesteuerte Geldherrschaft in Trab gehalten. "Asterix" feiert hingegen das putzige Idyll der kleinen Einheit, die sich den Geißeln von Konsum und Fortschritt verweigert – und kam deshalb bei den Ökopax-Fundamentalisten der 70er- und 80er-Jahre bestens an. Heute wärmt der Gallier-Comic der Anti-Globalisierungsbewegung das Herz, die das Heil in der Abkoppelung autarker Volkswirtschaften vom bösen "Empire" des Kapitalismus und der Hochtechnologie sehen. Wenn man daran denkt, kann einem das Lachen freilich schon vergehen.
Quelle: http://m.welt.de/article.do?id=kultur/article5037128/Schluss-mit-dem-Kult-um-die-Asterix-Comicshttp://m.welt.de/article.do?id=kultur%2Farticle5037128%2FSchluss-mit-dem-Kult-um-die-Asterix-Comics
Oh mein Gott is das lächerlich...!!!