Für mich ist das, mit Verlaub, eine Phantom-Diskussion. Man sucht etwas, an dem man sich hochzieht und das ist eben der "fehlende" Sportdirektor. Wenn der dann ist, wird die nächste Sau durchs Dorf getrieben, vielleicht der fehlendy Psychologe oder die fehlende Praktikanten-Stelle für Videobeobachtung in der Scouting-Abteilung.
Ich bin auch nicht unbedingt guter Dinge, dass es mit einem Sportdirektor besser werden kann. Wieso auch? Die finanziellen Rahmenbedingungen bleiben unverändert. Die Situation in der 2. Liga bleibt auch unverändert, wodurch überzeugende Spieler - siehe Baumjohann der uns dieses Jahr doch mehr fehlt als ich dachte - nicht immer langfristig gehalten werden können. Und die besondere Situation bei uns trägt ihr übriges dazu bei. Wir neigen unheimlich schnell dazu, von einem extremen Stimmungshoch in ein extremes Tief zu verfallen. Eine kontinuierliche Arbeit über eine längere Zeit ist doch bei uns kaum möglich. Selbst ein unglückliches Aus in der Relegation, vor ein paar Jahren wären wir mit der Leistung direkt aufgestiegen, reicht, um den Trainer - man mag zu Foda stehen wie man will - schon vor Beginn der folgenden Saison anzuzählen. Das ist nicht wirklich förderlich, wenn man nicht jedes Jahr den großen Umbruch will, denn der große Umbruch hängt weniger mit wechselnden Spielern, als vielmehr mit wechselnden Trainern und somit mit wechselnden Systemen zusammen. Die Qualität im Kader hat in der Zeit von Kuntz in meinen Augen nur in einem Jahr nicht gestimmt und das war die Saison die im Abstieg aus der 1. Liga endete.
Man muss sich mal vor Augen halten, welche Mannschaften vorne stehen oder letztes Jahr aufgestiegen sind. Hertha hat sich den Aufstieg letztlich über den Kader erkauft, Braunschweig hat es über eine eingespielte Mannschaft erreicht, wir hatten letztlich das Pech, dass Dortmund den Sack nicht zugemacht hat. Man kann sich ja leicht die Pfote verbrennen aber ich würde die Hand dafür zumindest kurz auf die heiße Platte legen, dass wir gegen Düsseldorf letztes Jahr die Relegation gepackt hätten. Union, Paderborn, Karlsruhe sind eingespielt und sie haben keinen Druck. Keiner erwartet etwas von ihnen, schon gar nicht den Aufstieg. Das macht eben vielleicht auch nochmal einen kleinen aber entscheidenden Unterschied.
Das soll jetzt keine Rechtfertigung für die Leistungen der letzten drei Spiele sein aber man muss eben auch versuchen zu ergründen warum manche Dinge so laufen, wie sie laufen. Nur wenn ich diese Gründe kenne, kann ich auch entsprechend gegensteuern. Ich bin auch kein Gegner eines Sportdirektors, es müsste mir nur jemand mal einen bezahlbaren Namen nennen und es müsste mir jemand erklären, wie wir mit einem Sportdirektor arbeiten wollen. Denn eines muss auch klar sein, ein Sportdirektor ist eigentlich keine Institution für einen kurzfristigen Erfolg. Er muss sich mittelfristig orientieren, muss eine Idee leben und den Verein nach dieser Idee ausrichten. Normalerweise gemeinsam mit dem Trainer, was wiederum bedeutet, dass man auch in schwachen Phasen an selbigem festhalten muss. Wie das bei uns alles zusammenwirken soll ist mir dann aber doch noch ein größeres Rätsel...
Und nur um die Wünsche der Masse zu befriedigen ist mir das Geld eigentlich zu schade. Sind wir mal ehrlich: Wenn Kuntz davon überzeugt wäre und ein geeigneter Kandidat vorhanden wäre, dann wäre das doch seine erste Maßnahme. Was könnte ihm im Sinne des eigenen "Machterhalts" besseres passieren, als die Verantwortung für den sportlichen Bereich abzudrücken?! Wenn es um Macht gehen würde, würde er die Macht im sportlichen Bereich doch sicher liebend gerne abgeben, um so seine Stelle auf Dauer zu sichern.