FeindeslandTeufel schrieb:
Vorab möchte eins sagen, um Mißverständnissen vorzubeugen: Nein, ich habe NICHT AFD gewählt!
Allerdings wundere ich mich immer wieder über die doch recht schwachen Ursachenanalysen derer, die es sich offentsichtlich so einfach machen wollen wie möglich um diese Entwicklung zu erklären und dabei auch gleichzeitig die wahren Ursachen so weit wie möglich zu umschiffen.
Wenn ich höre, dass der Aufstieg der AFD darin begründet liegen soll, dass es ach so viele Abgehängte gibt, denen es sozial schlecht geht und generell die Situation in Deutschland einer linken Lösung bedarf, da kann ich nur den Kopf schütteln.
Da frage ich mich nicht, ob die CDU nix kapiert hat, sondern die Linken im Land.
Wenn dem denn so wäre, dass soooo viele sozialschwache AFD wählen, dann erklär mir doch mal einer,
.... warum die Linke schwächste Partei geworden ist.
... die SPD die meisten Wähler an die AFD verloren hat und nicht an die LInke oder die Grünen.
Es ist einfach das Falsche Thema "sozial ungerechtes Deutschland" als Kernproblem zu setzen, sonst wären die Linken Parteien einfach wesentlich stärker gelandet.
Dies gesagt, bleiben als Gründe für die AFD:
- die Eurorettungspolitik und
- die Flüchtlingspolitik
Die Union hat beides selbst zu verantworten und ist hier wohl die falsche Wahl, wenn man eine Veränderung wünscht, und die linken Parteien sind meist auf diesem Kurs eigentlich einig mit der Union, außer dass sie in beidem ein MEHR fordern.
Was macht nun ein Wähler, der ein WENIGER will? Wenn ihm die eine Partei sagt "Alternativlos" und die anderen "noch nicht genug"?
Gäbe es zumindest eine Diskussion unter diesen angestammten Parteien, wäre die AFD schwächer geworden. Wer aber vorhin die Kanzerlin gehört hat, die sich genau wie jeder linker Politiker dies auch getan hätte, der "Wasserwerfer an der Grenze"-Rethorik bedient, der weiß das an dieser Stelle keine Diskussionskultur über Lösungen mehr erfolgt. Es wird mit extremen Szenarien eine Diskussion im Keim erstickt und dies führt dazu, dass selbst sozial nicht benachteiligte und ggf. gut situierte Bürger sich entäuscht und nicht ernstgenommen fühlen und von den etablierten Parteien abwenden.
Wie gut, dass Politik keine Mathematik ist
Im Ernst: Die AfD hat den Linken doch sauviele Stimmen "weggenommen". Das deutet schon mal auf "Sozial schwache" Wähler hin.
Zudem: Warum haben die Menschen - vor allem im Osten - etwas gegen Flüchtlinge und wählen deshalb AfD? Weil die ihnen GEFÜHLT noch etwas vom schon kleiner werdenden Kuchen wegnehmen. Das ist doch gar nicht zu trennen. Und GENAU hier sind die strunzdummen Talkshows wirklich mal zu kritisieren. Ständig über "die Flüchtlinge" und "die Flüchtlingspolitik" reden (und dabei nicht erwähnen, das Merkel schon lange AfD-Politik macht und die Menschen im Mittelmeer und in der Sahara verrecken), aber nicht über die Ursachen hinter der Angst vor Flüchtlingen.
Hätte Merkel mit dem 20 Milliarden Paket für die Flüchtlinge auch eine Ausgleichspolitik für "sozial Abgehängte" oder jene gemacht, die Angst haben, abzurtuschen, dann stünde die CDU sicher noch bei 36-38%.
Zudem verkennen diese ganzen neunmal klugen Analysen, dass sich viele Wähler einfach von oben bis unten verarscht fühlen: Diesel-Skandal (wer zahlt?), CETA und TTIP, Atom-Subventionen (wer zahlt?), Monsanto-Deal ... das bekommt auch der jetzt als "dumme Ossi" abgestempelte Wähler alles mit. Macht seine Entscheidung für die AfD keinen Deut besser, aber ganz unschuldig ist Merkel nun auch mal nicht an diesem Debakel.
Ich sag es noch mal: Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt. Hier müsste keiner Flaschen sammeln, wir könnten locker 1 Mio Flüchtlinge integrieren und keine Eltern müssten ihre Kinder in marode Schulen schicken. Aber der dumpfe Glaube an die schwarze Null und die Bösheit von Schulden (beim gleichzeitigen Verkennen, dass den Schulden auch Vermögen (= Infrastruktur, Bildung, Potenziale der Kinder -> was sich zukünftig alles in höheren Steuereinnahmen auszahlen würde) entgegenstehen), bei einem gleichzeitigen Absinken der Beteiligung der normalen Bevölkerung am wirtschaftlichen Fortschritt (Lohnquote sinkt gegenüber Kapitalerträgen / Anteil am BIP) zerstört unser Gemeinwesen und säht Hass.
Soweit erst mal meine wilden Gedanken zu der Sache. Entschuldigt, dass sie so unsortiert sind.