Tibet und die olympischen Sommerspiele 2008

bist du für einen boykott der olympischen spiele in peking (china)?

  • ja

    Stimmen: 15 60,0%
  • nein

    Stimmen: 10 40,0%

  • Umfrageteilnehmer
    25
die zeit über die gründe, weshalb man die spiele nicht boykottieren darf - auch wenn man es gerne würde.



das thema ist wirklich verdammt schwierig. ich hab gerade am wochenende mit meinem vater, der 72 in münchen und 76 in montreal dabei war, diskutiert, was das richtige wäre. aus sicht der sportler wäre der boykott logischerweise zum kotzen. und selbst wenn man sich dazu durchringen könnte, zu boykottieren, dann müßten es in jedem fall alle machen. so eine farce wie 80 oder 84 wäre eine katastrophe.
 
Ich bin für Boykott -> das könnte die chinesische Propaganda nicht mehr landesintern "verschleiern".

Ansonsten hat der chinesische Staat mit den Olympischen Spielen eine Propagandaplattform um "Heile-Welt" vorzugaukeln.
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Schade nur das das IOC nur so wenig "Eier" in der Hose hat. Der Rubel muß halt rollen, koste es was es wolle.
 
@satani

mir gehts hier hauptsächlich darum, ob man olympia als land

boykottieren sollte, also die sportler eines landes nicht daran teilnehmen sollen.
 
für alle die etwas zeit und muse haben, ein intressanter bericht über die vergabe der olympischen spiele für das jahr 2000. damals sollte china schon ausrichter sein...



Beijing 2000

28. März 2008 - 19:54





Nein, nein, das ist kein Flüchtigkeitsfehler. Hier steht tatsächlich: Beijing 2000. Ich möchte nur mal daran erinnern, dass die Olympischen Spiele eigentlich schon im Jahr 2000 in Peking stattfinden sollten. Wenn nicht, ja wenn nicht die Australier in der Nacht der Nächte, also jener zum 23. September 1993, rasch noch zwei Afrikaner bestochen hätten. Samaranchs Leute wollten die Spiele in Peking schon Anfang der neunziger Jahre - nur kurz nach dem Massaker auf dem Tiananmen. Hier also die Geschichte, warum die Spiele dennoch nach Sydney kamen. Es ist eine Geschichte aus einer Zeit, als IOC-Mitglieder in China noch als “Ratten” und “Diebe” bezeichnet wurden. Vorsicht, es ist ein sehr langer Text, aber es ist ja Wochenende:

Die Nacht der Nächte



bearbeitetes Kapitel aus Der olympische Sumpf



Eins muß man ihm lassen, dem Roderick McGeoch. Er ist ein ziemlich cooler Typ. Diesen Eindruck vermittelt er jedenfalls in seinem Büchlein The bid, seinen Memoiren über die Olympiabewerbung Sydneys, die er mit angeführt hat. Die Welt schaute Ende September 1993 gebannt nach Monte Carlo, wo sich der Gigant China, das bevölkerungsreichste Land der Erde, mit dem demographischen Winzling Australien duellierte.



Peking gegen Sydney, das war ein Politikum. Hatten nicht eben noch der US-Senat und Großbritanniens Außenminister Douglas Hurd gemahnt, das IOC dürfe die Olympischen Sommerspiele 2000 wegen der Menschenrechtssituation nicht nach China vergeben? Hatte es nicht schon diplomatische Verwicklungen auf höchster Ebene gegeben? Hatten die Chinesen nicht versprochen, im Falle ihres Sieges die Antlitze der IOC-Mitglieder in die Große Mauer zu meißeln? Und im Falle einer Niederlage die Spiele 1996 in Atlanta zu boykottieren? Botschafter und Minister waren wochen-, ja monatelang auf Tour gewesen in den Ländern der dritten Welt. Wenn wir in ein afrikanisches Land kamen, hatte einer von McGeochs Mitarbeitern mal gesagt, war die Straße vom Flughafen in die City frisch geteert, und ein neues Stadion war auch gebaucht – daran konnten wir sehen, daß der chinesische Sportminister vor uns da war.



weiter gehts hier
 
Irgendwie bin ich mittlerweile gespannt, ob sich bei den Spielen Parallelen zu unserer Hitler-Olympiade ziehen lassen...


http://www.zeit.de/2008/14/Westen-und-Chinahttp://www.zeit.de/2008/14/Westen-und-China



Hab schon einige Artikel mit diesem Einschlag gelesen. Natürlich ist es für uns Otto-Normal-Westler unmöglich zu sagen, wie es in China wirklich aussieht, sprich: Sind sie auf einem guten oder auf einem schlechten Weg? Gibt es Fortschritte oder Stillstand bzw Rückschritte in Fragen der Menschenrechte, einer fairen Justiz etc...
 
sehr lesenswerter beitrag aus der heutigen süddeutschen, glücklicherweise auch online unter: http://www.sueddeutsche.de/sport/weitere/artikel/953/170455/http://www.sueddeutsche.de/sport/weitere/artikel/953/170455/



IOC-Vize Bach und die Siemens-Connection



Siemens staffiert Peking-Spiele aus, IOC-Vize Bach berät den Konzern und sagt, er trenne Sport und Geschäft.

Von Thomas Kistner und Klaus Ott



Welche Verheißung: Wer nach Peking zu den Olympischen Sommerspielen reist, ob als Sportler oder Zuschauer, wird sich dort vom ersten bis zum letzten Moment in einer Welt voller Siemens-Technik bewegen. Für den neuen, drachenförmigen Flughafen des Stararchitekten Norman Foster liefert der Technologiekonzern ein mehr als 50 Kilometer langes Gepäcktransportsystem. In den U-Bahnen werden Steuer-, Signal- und Sicherheitsanlagen eingesetzt. Und an mehreren Wettkampfstätten stellt das Unternehmen die Stadion-Infrastruktur, in Hotels die Gebäudetechnik. "Die Olympischen Spiele sind für uns ein sehr wichtiges Projekt", sagt Richard Hausmann, Siemens-Chef in China, "wir rechnen mit einer Reihe weiterer Aufträge."



So kraftvoll beschrieb der Weltkonzern bereits im Herbst 2006 sein Engagement in China, nachzulesen unter siemens.com. Dort steht auch, für das Wassersportzentrum biete das Unternehmen ein "Rundum-Sorglos-Paket". Der Sport in China ist offenbar in besten Händen, Siemens kümmert sich um alles. Ob der Konzern selbst neuerdings noch so rundum sorglos ist, sei dahingestellt.



Vom Fechter zum Funktionär





Am Wochenende wurde bekannt, dass der Konzern einen der mächtigsten Männer im Weltsport seit langem als Berater unter Vertrag hat: Thomas Bach, einst Weltmeister und Olympiasieger im Fechten, seit 2000 (mit einer kurzen, turnusmäßigen Unterbrechung von Sommer 2004 bis Winter 2006) Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees, seit Mai 2006 erster Präsident des damals gegründeten Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Das Beraterhonorar soll anfangs 400 000 Mark betragen haben, über die heutige Höhe schweigen sich die Vertragspartnern aus.



Im Hauptberuf agiert Bach als Wirtschaftsanwalt. Als solcher, sagt er, berate er Siemens bei der "Gestaltung geschäftlicher Beziehungen im Ausland". Die Vermittlung von Aufträgen zähle nicht dazu. Er trenne strikt zwischen Sport und Beruf, beteuert der 54-jährige. Neuerdings gibt es allerdings, wegen des Engagements bei Siemens, Anlass zu der Frage, ob das immer und in jedem Fall so war oder ist. An der Anbahnung des fruchtbaren Kontakts zwischen dem Konzern und dem Sportfunktionär Bach war ein Nürnberger Geschäftsmann und langjähriger Siemens-Partner beteiligt, der Unternehmensberater Wilhelm Schelsky. Der war auch ein großer Förderer des Sports.



Heute sitzt er wegen mutmaßlicher Finanzdelikte, die nichts mit Bach, aber viel mit Siemens zu tun haben, in Untersuchungshaft, seit 14 Monaten schon. Schelsky hat über fast zwei Jahrzehnte hinweg mit Millionen des Konzerns die Betriebsräteorganisation AUB als Kampftruppe gegen die IG Metall aufgebaut und betrieben.Daneben fand Schelsky auch Zeit, den ihm bekannten Thomas Bach bei Siemens einzuführen. Nach Angaben des Magazins Spiegel bereitete der Nürnberger Geschäftsmann im September 1999 den damaligen Konzernvorstand Volker Jung mit folgender Notiz auf ein Essen mit Bach vor: "Seit Jahren konnte ich beobachten, dass er glänzenden Zugang zu fast allen Regierungen dieser Welt hat, da Besuche immer eine Mischung aus ehrenamtlicher Tätigkeit (IOC) und Interessenvertretung sind." Bach war damals schon Vorstandsmitglied des IOC, im Jahr darauf wurde er zum Vizepräsidenten berufen.



"Langjährige internationale geschäftlichen Erfahrungen"





Schelskys Notiz erweckt den Eindruck, Bach vermenge doch Sport und Geschäft, entgegen seinen Beteuerungen, das nicht zu tun. Der DOSB-Chef und IOC-Vize widerspricht heftig: "Ich achte auf eine strikte Trennung." Er habe mit Siemens auch keine Gespräche über die Projekte des Konzerns für die Sommerspiele in China geführt.



Für den Konzern sei er weder als IOC-Vizepräsident noch als DOSB-Präsident tätig. Der Beratervertrag sei aufgrund der "langjährigen internationalen geschäftlichen Erfahrungen" seiner Anwaltskanzlei in Tauberbischofsheim zustande gekommen, lässt Bach mitteilen. Dort hat der gebürtige Würzburger als Fechter große Erfolge gehabt, dort ist er jetzt als Wirtschaftsanwalt erfolgreich, mit vielen Mandanten, die gut zahlen.



Bach sagt, er habe seine Mandate und Funktionen schon vor seiner Kür zum DOSB-Chef gegenüber der damaligen Findungskommission des deutschen Sports offengelegt. Die wurde von Theo Zwanziger geleitet, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Zwanziger bestätigt den Vorgang generell: "Herr Bach hat von sich aus gesagt, dass er selbständig tätig sei, und er wolle seine Funktionen offenlegen." Dabei habe er auch "die Tätigkeit für Siemens und in anderen Geschäftsfeldern" benannt. Details aber muss sich Zwanziger erst noch aus den Akten besorgen.



Auch der Ethik-Kommission des IOC, lässt Bach mitteilen, habe er seine Beratertätigkeit für Siemens "nicht nur allgemein und frühzeitig" offen gelegt, sondern auch "im Einzelfall dafür Sorge getragen, auch nur den Anschein eines Interessenkonflikts zu vermeiden". So habe er bei einer IOC-Exekutivsitzung im Februar 2003, als ein Mitglied eine Frage zum Thema Sicherheit bei den Athener Spielen aufwarf, "auf seine Beratertätigkeit für Siemens hingewiesen und deutlich gemacht, dass er auch nur den Anschein oder die Konstruktion eines Interessenskonflikts vermeiden möchte".



Dann habe er "den Sitzungssaal verlassen" - und anderntags den Chef der IOC-Ethikkommission darüber unterrichtet. Dazu gibt es einen Brief vom 24. Februar 2003 an den damaligen Kommissionschef Keba Mbaye, der mittlerweile verstorben ist.



Ein Mal hatte Bach bei Siemens direkt mit Aktivitäten für die Athener Spiele 2004 zu tun - und dies an höchster Stelle. Auf die Frage nach etwaigen Mitwirkungen an dem Sicherheitsprojekt C4I für die Spiele in Athen, räumte Bach via Anwalt ein: "Herr Dr. Bach hat in diesem Zusammenhang neben anderen Themen für die Siemens AG ein Gespräch mit einem Vertreter des Bundeskanzleramtes geführt."





(SZ vom 22.04.2008/mb)
 
Ich hab die folgenden Bücher (noch) nicht gelesen, aber sie wurden uns in der Uni empfohlen:



Shirk, Susan. 2007. China: Fragile Superpower, NY: Oxford University Press.



Brownell, Susan, 2008. Beijing’s Games: What the Olympics Mean for China, Rowman & Littlefield: New York.




Close, Paul, David Askew and Xu Xin, 2007. The Beijing Olympiad: The Political Economy of a Sporting Mega-Event, Routledge: UK.




Vielleicht gibt es hier ja wen, der sich ein bisschen in die Materie einlesen möchte. In wieweit diese Bücher wertneutral sind oder überhaupt sein können, kann ich leider nicht sagen.
 
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