schnokes
Active Member
„Erst einmal den Durchbruch beim 1. <strong>FCK </strong>schaffen"
ROCKENHAUSEN: Mario Diehls Weg vom FVR-Nachwuchs zur Jugend-Nationalmannschaft - Traumclub FC Barcelona
Von unserenm Mitarbeiter
Rüdiger Ofenloch
Um 7.30 Uhr geht Mario, das sechzehnjährige Fußballtalent, aus dem Haus. Mit Jungs in seinem Alter besucht er die Berufsschule Kaiserslautern. Den praktischen Teil gibt es dann in Mehlingen, bei der Firma Becker wird Mario zum Bürokaufmann ausgebildet. Am Fröhnerhof aber, der Talentschmiede des 1. FC Kaiserslautern, winkt Mario die Welt des Profi-Fußballs.
An seinem zehnten Geburtstag kam „der eine Anruf". Patrick Tessié war am Apparat und redete nicht lange um den heißen Brei. Er wolle Mario für die <strong>FCK </strong>-Jugend gewinnen. Unbedingt. Als Marios Mutter zurückhaltend reagierte, auf ihren Job als damals Alleinerziehende verwies, gab sich Tessié hilfsbereit. Das werde man schon regeln können.
Patrick Tessié ist als „Sichter" für den 1.FC Kaiserslautern tätig und damit so etwas wie ein Lieferant im Dauereinsatz. Vor allem Jugendturniere, wenn denkbar viele Spieler an einem Ort zusammentreffen, sind sein Arbeitsfeld. Mario Diehl entdeckte der erfahrene Talentspäher mit französischen Vorfahren bei den Bezirksmeisterschaften. Damals stürmte der gerade neunjährige Mario für die Jugend des FV Rockenhausen und bereitete im Finale ausgerechnet dem „Betze-Nachwuchs" die größten Schwierigkeiten. 1:2 verlor Mario das Endspiel mit dem FVR. Dass er aber doch gewonnen hatte, sollte die Familie Diehl schon wenig später erfahren.
Jetzt ist Mario bereits im sechsten Jahr Teil der so oft beschworenen <strong>FCK </strong>-Basis. Und nicht irgendeiner. Als Michael Henke zu Beginn der Spielzeit bei den A-Junioren auftauchte, stand Marios Name kurz darauf neben dem von Daniel Halfar auf der „Merkliste" des Cheftrainers. Dann kam die Gehirnerschütterung, die Krise der Bundesliga-Mannschaft, der Trainerwechsel. Für Mario kein Grund zur Sorge: In der aktuellen Torjägerliste der A-Junioren steht er auf Platz eins, obwohl er noch ein Jahr bei der B-Jugend kicken könnte. Seit der U15 trägt er regelmäßig das Nationalmannschaftstrikot und gilt auch auf DFB-Ebene als großes Talent. Schon 2003, beim Deutschland-Cup um die Qualifikation zum Pokalfinale, wurde er zum besten Spieler des Turniers gekürt. Wenn das keine Referenzen sind.
Da dürfte es nicht verwundern, dass Mario, abgesehen von der Lehre, ein nicht ganz durchschnittliches Leben führt. Die Zeit vom 2. bis zum 11. Januar beispielsweise verbrachte er in einem Land, das ihm bisher nur im Atlas oder auf Bildern begegnet war. Wenn bei uns Winter ist, brennt im Königreich Katar die Luft: 40 Grad im Schatten herrschen zu Jahresbeginn über dem Scheichtum, dessen Ölreserven zu den größten der Welt zu zählen sind. Hier ging es für Mario morgens und mittags zum Training. Den Rest des Tages hatten die U17-Schüler Freigang, glich das DFB-Winterlager eher einem Sommeraufenthalt. „Das Land ist schon der Hammer. Vor allem die Safaritour - Wahnsinn", ist Mario noch ganz beeindruckt. Und doch schon wieder ganz bei der Sache.
Sein nächstes Ziel: Sich mit der U17-Nationalelf für die EM in Luxemburg qualifizieren. Dafür müssen Finnland, Nordirland und die Niederlande geschlagen werden. Und Mutter Diehl in der Küche schwitzen: Zwei Stunden braucht sie pro Tag alleine dafür, um Marios Ernährungsplan abzuarbeiten. Vorwiegend Kohlenhydrate und Vitamine, vor allem frisch muss es sein. Und dann gibt es noch das Geheimrezept vor jedem großen Spiel: Malzbier, Apfelsaft und Wasser - der Diehlsche Spezialmix. Klingt vielleicht nicht besonders schmackhaft. Aber wer Profi sein will, muss eben leiden. Der eine mehr, der andere weniger.
Als Mario zu seinem ersten Geburtstag einen Fußball geschenkt bekam, war bald nichts mehr vor ihm sicher: Scheiben und Lampen gingen zu Bruch, nichts, das Mario in seiner Spielwut ausließ. Und als es den Eltern dann zu bunt wurde, sie ihn ins Fußballtraining schickten, war Mario noch aufgedrehter. Kaum vom Training zurück, schnappte er sich wieder Schuhe und Ball: Ab auf den Bolzplatz. „Das ist bei ihm wie eine Sucht", meint die Mutter, und das nicht ohne Stolz. Wer so besessen ist und gleichzeitig so talentiert, der kann es wirklich schaffen. Und durchgebissen hat sich Mario schon jetzt.
Ein Blick ins Fotoalbum verrät: Mario war früher keineswegs einer der körperlich Stärksten. Im Gegenteil. Zwischen den anderen Bambini und F-Jugendlichen des FV Rockenhausen nahm er sich gar zierlich aus. Und heute? Da steht er zwischen den älteren Jahrgängen beim <strong>FCK </strong>als Torjäger und gefürchteter Ballverteiler da - als einer der jetzt auch körperlich Größten. Da darf man ruhig einmal träumen. Von was eigentlich, wenn daheim ständig das Telefon geht und sich die großen Klubs aus dem In- und Ausland melden? Von Mailand, Juve, Real Madrid? „Ich will erst einmal den Durchbruch beim FCK schaffen, dort in der Bundesliga-Mannschaft spielen." Klingt vernünftig. Der Traum aber des jungen Mario, er geht dann schon ein wenig weiter. „FC Barcelona, das ist mein Traumverein."
Spätestens dann dürfte das ruhige Leben dahin sein. Momentan reicht ihm die Zeit, die er mit seinen Freunden verbringen kann. „Fußball steht natürlich an erster Stelle. Aber die Freunde kommen dabei auf keinen Fall zu kurz", kennt, schätzt und trifft man sich meistens über den Fußballplatz. Ohne die Konkurrenz ins Private ausufern zu lassen. Da könne man schon klar trennen, meint Mario. Bis zum 30. Juni 2008 läuft sein Engagement beim 1. <strong>FCK </strong>als Vertragsamateur.
Dann wird es wohl an den Herren in der Führungsetage liegen, ein neues großes Talent an den Betzenberg zu binden. Vorerst. (rüo)
BEHNKET / BEHNKET
Quelle:
Publikation: DIE RHEINPFALZ
Regionalausgabe: Donnersberger Rundschau
Datum: Nr.76
Datum: Donnerstag, den 30. März 2006
Seite: Nr.18
ROCKENHAUSEN: Mario Diehls Weg vom FVR-Nachwuchs zur Jugend-Nationalmannschaft - Traumclub FC Barcelona
Von unserenm Mitarbeiter
Rüdiger Ofenloch
Um 7.30 Uhr geht Mario, das sechzehnjährige Fußballtalent, aus dem Haus. Mit Jungs in seinem Alter besucht er die Berufsschule Kaiserslautern. Den praktischen Teil gibt es dann in Mehlingen, bei der Firma Becker wird Mario zum Bürokaufmann ausgebildet. Am Fröhnerhof aber, der Talentschmiede des 1. FC Kaiserslautern, winkt Mario die Welt des Profi-Fußballs.
An seinem zehnten Geburtstag kam „der eine Anruf". Patrick Tessié war am Apparat und redete nicht lange um den heißen Brei. Er wolle Mario für die <strong>FCK </strong>-Jugend gewinnen. Unbedingt. Als Marios Mutter zurückhaltend reagierte, auf ihren Job als damals Alleinerziehende verwies, gab sich Tessié hilfsbereit. Das werde man schon regeln können.
Patrick Tessié ist als „Sichter" für den 1.FC Kaiserslautern tätig und damit so etwas wie ein Lieferant im Dauereinsatz. Vor allem Jugendturniere, wenn denkbar viele Spieler an einem Ort zusammentreffen, sind sein Arbeitsfeld. Mario Diehl entdeckte der erfahrene Talentspäher mit französischen Vorfahren bei den Bezirksmeisterschaften. Damals stürmte der gerade neunjährige Mario für die Jugend des FV Rockenhausen und bereitete im Finale ausgerechnet dem „Betze-Nachwuchs" die größten Schwierigkeiten. 1:2 verlor Mario das Endspiel mit dem FVR. Dass er aber doch gewonnen hatte, sollte die Familie Diehl schon wenig später erfahren.
Jetzt ist Mario bereits im sechsten Jahr Teil der so oft beschworenen <strong>FCK </strong>-Basis. Und nicht irgendeiner. Als Michael Henke zu Beginn der Spielzeit bei den A-Junioren auftauchte, stand Marios Name kurz darauf neben dem von Daniel Halfar auf der „Merkliste" des Cheftrainers. Dann kam die Gehirnerschütterung, die Krise der Bundesliga-Mannschaft, der Trainerwechsel. Für Mario kein Grund zur Sorge: In der aktuellen Torjägerliste der A-Junioren steht er auf Platz eins, obwohl er noch ein Jahr bei der B-Jugend kicken könnte. Seit der U15 trägt er regelmäßig das Nationalmannschaftstrikot und gilt auch auf DFB-Ebene als großes Talent. Schon 2003, beim Deutschland-Cup um die Qualifikation zum Pokalfinale, wurde er zum besten Spieler des Turniers gekürt. Wenn das keine Referenzen sind.
Da dürfte es nicht verwundern, dass Mario, abgesehen von der Lehre, ein nicht ganz durchschnittliches Leben führt. Die Zeit vom 2. bis zum 11. Januar beispielsweise verbrachte er in einem Land, das ihm bisher nur im Atlas oder auf Bildern begegnet war. Wenn bei uns Winter ist, brennt im Königreich Katar die Luft: 40 Grad im Schatten herrschen zu Jahresbeginn über dem Scheichtum, dessen Ölreserven zu den größten der Welt zu zählen sind. Hier ging es für Mario morgens und mittags zum Training. Den Rest des Tages hatten die U17-Schüler Freigang, glich das DFB-Winterlager eher einem Sommeraufenthalt. „Das Land ist schon der Hammer. Vor allem die Safaritour - Wahnsinn", ist Mario noch ganz beeindruckt. Und doch schon wieder ganz bei der Sache.
Sein nächstes Ziel: Sich mit der U17-Nationalelf für die EM in Luxemburg qualifizieren. Dafür müssen Finnland, Nordirland und die Niederlande geschlagen werden. Und Mutter Diehl in der Küche schwitzen: Zwei Stunden braucht sie pro Tag alleine dafür, um Marios Ernährungsplan abzuarbeiten. Vorwiegend Kohlenhydrate und Vitamine, vor allem frisch muss es sein. Und dann gibt es noch das Geheimrezept vor jedem großen Spiel: Malzbier, Apfelsaft und Wasser - der Diehlsche Spezialmix. Klingt vielleicht nicht besonders schmackhaft. Aber wer Profi sein will, muss eben leiden. Der eine mehr, der andere weniger.
Als Mario zu seinem ersten Geburtstag einen Fußball geschenkt bekam, war bald nichts mehr vor ihm sicher: Scheiben und Lampen gingen zu Bruch, nichts, das Mario in seiner Spielwut ausließ. Und als es den Eltern dann zu bunt wurde, sie ihn ins Fußballtraining schickten, war Mario noch aufgedrehter. Kaum vom Training zurück, schnappte er sich wieder Schuhe und Ball: Ab auf den Bolzplatz. „Das ist bei ihm wie eine Sucht", meint die Mutter, und das nicht ohne Stolz. Wer so besessen ist und gleichzeitig so talentiert, der kann es wirklich schaffen. Und durchgebissen hat sich Mario schon jetzt.
Ein Blick ins Fotoalbum verrät: Mario war früher keineswegs einer der körperlich Stärksten. Im Gegenteil. Zwischen den anderen Bambini und F-Jugendlichen des FV Rockenhausen nahm er sich gar zierlich aus. Und heute? Da steht er zwischen den älteren Jahrgängen beim <strong>FCK </strong>als Torjäger und gefürchteter Ballverteiler da - als einer der jetzt auch körperlich Größten. Da darf man ruhig einmal träumen. Von was eigentlich, wenn daheim ständig das Telefon geht und sich die großen Klubs aus dem In- und Ausland melden? Von Mailand, Juve, Real Madrid? „Ich will erst einmal den Durchbruch beim FCK schaffen, dort in der Bundesliga-Mannschaft spielen." Klingt vernünftig. Der Traum aber des jungen Mario, er geht dann schon ein wenig weiter. „FC Barcelona, das ist mein Traumverein."
Spätestens dann dürfte das ruhige Leben dahin sein. Momentan reicht ihm die Zeit, die er mit seinen Freunden verbringen kann. „Fußball steht natürlich an erster Stelle. Aber die Freunde kommen dabei auf keinen Fall zu kurz", kennt, schätzt und trifft man sich meistens über den Fußballplatz. Ohne die Konkurrenz ins Private ausufern zu lassen. Da könne man schon klar trennen, meint Mario. Bis zum 30. Juni 2008 läuft sein Engagement beim 1. <strong>FCK </strong>als Vertragsamateur.
Dann wird es wohl an den Herren in der Führungsetage liegen, ein neues großes Talent an den Betzenberg zu binden. Vorerst. (rüo)
BEHNKET / BEHNKET
Quelle:
Publikation: DIE RHEINPFALZ
Regionalausgabe: Donnersberger Rundschau
Datum: Nr.76
Datum: Donnerstag, den 30. März 2006
Seite: Nr.18